Anke Mizera

Anke
Mizera

02.04.1969
 
-
26.11.2015
 

Stimmungsbild-Anke-Mizera-2

Danke,

für ein stilles Gebet;
für das tröstende Wort, gesprochen oder geschrieben;
für einen Händedruck, wenn Worte fehlten;
für alle Zeichen der Liebe und Freundschaft;
für Blumen, Kränze und Zuwendungen;
allen Verwandten, Freunden, Kollegen und Bekannten,
die Anke in ihrem Leben und
auf ihrem letzten Weg begleitet haben



==================================================================


„Hätte ich doch…“
Wer so anfängt, weiß, dass er eine Chance verpasst oder einen Fehler gemacht hat. Wer so redet, weiß jetzt mehr als vorher, hat eine Erkenntnis, eine Einsicht gewonnen.
„Hättest du doch …“
Wer so zu einem anderen spricht, macht ihm entweder Vorwürfe oder teilt die Einschätzung, dass es jetzt eben zu spät ist.
„Hättest du doch auf meine Gebote geachtet!“ So spricht Gott heute in der Lesung zu seinem Volk. Ja, da schwingt ein Vorwurf mit, ein Tadel am Verhalten des Volkes. Aber auch Enttäuschung und Traurigkeit, dass dieses Volk nicht entdeckt hat, wie seine Gebote zu einem guten Leben helfen und den Glauben an ihn stärken wollen.
Aber es gibt keine Spur von Schadenfreude und keine Zeichen, dass es jetzt verspielt sei. Denn nach wie vor gilt, was er zu Anfang sagt: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was Nutzen bringt, und der dich auf den Weg führt, den du gehen sollst.“

Wer von einem lieben Menschen Abschied nehmen muss, wie ihr und wir von Anke Mizera, sagt manches Mal auch: „Hätte ich doch …“ Wenn ein Leben so schnell zu Ende geht, spüren wir besonders schmerzlich, was jetzt alles nicht mehr möglich ist. Wir fragen, was wir noch alles hätten machen, sagen, klären, unternehmen können. Diese Möglichkeiten sind in der Tat endgültig vorbei. Doch – da tröstet uns unser Glaube – die Beziehung ist nicht zu Ende. In der Erinnerung, im Gebet, auch hier in der Eucharistie finden sich neue Wege, miteinander verbunden zu sein und zu bleiben. Der zweite Trost ist für mich, dass Gott uns an- und aufnimmt so, wie wir geworden sind, mit dem, was uns möglich war und dem, was unvollendet und offen bleibt. Unsere „Hätte ich doch …“ werden in seiner Fülle verflogen sein, weil das Glück, ihn zu haben, keinen Zweifel mehr zulässt.
Ich wünsche auch euch solchen Trost und diese Zuversicht.

(Text von Pfarrer Kempter, 11.12.2015 Eucharistiefeier zum Wochenausklang & Requiem für Anke)


==================================================================


Ansprache:
Liebe Familie Mizera, liebe Familie Schäfer, lieber Herr Steinle, liebe Freunde, Nachbarn und Weggefährten der Verstorbenen,
Wenn ein Mensch von uns geht, der noch relativ jung war, spüren wir ganz besonders die Macht des Todes. Wir sind ihm ausgeliefert, hilflos, können nichts tun.
Anke erlag ihrer Krankheit. Sie wusste wie es um sie steht. Vor wenigen Wochen noch sagte sie: „Ich schaffe das!“ - Ich schaffe es diesmal auch wieder wie schon einmal vor drei Jahren. Es kam anders. Sie war stark. Der Tod aber ist immer stärker.
Anke Mizera war 1969 in Essen geboren. Ein echtes Kind des Ruhrpotts. Der Beruf des Vaters ließ die Familie mit vier Kindern sich schließlich in Hohenlohe ansiedeln.
Sie machte nach der Schule eine Ausbildung zur Gartenbaufachwerkerin. Ihre leichte Behinderung ließ sie schließlich den erlernten Beruf aufgeben und bei der Firma Lederer als Kontrolleurin anfangen, bei der sie bis zum Schluss 25 Jahre lang gearbeitet hat.
Die Halbseitige Lähmung, unter der sie von Geburt an litt, hat ihr Leben beeinträchtigt. Aber sie ließ sich nicht unterkriegen, sie hat das Beste für sich daraus gemacht.
Manche Menschen, so hat man den Eindruck, bekommen vom Leben viel geschenkt, Gesundheit, Erfolg, Wohlstand und Wohlergehen. Anke musste um vieles in ihrem Leben kämpfen.
Sie war ein unheimlich starker Mensch. Was sie wollte, das konnte sie in den meisten Fällen auch verwirklichen. Sie hatte selbst dann noch Kraft, wenn viele andere längst aufgegeben hatten oder ein Pause brauchten.
Ihre Fähigkeit lange durchzuhalten und dabei zu bleiben hat sie in vielfältiger Weise eingesetzt. Sie hat z. B. sich für den Tierschutz engagiert durch Unterschriftenlisten und auch Einsatz in der Pflege der Tiere in der Tierauffangstation.
Anke Mizera war sehr sozial und kontaktfreudig. Sie kümmerte sich ehrenamtlich um eine Frau im Altenheim, besuchte sie oft, sprach lange mit ihr.
Energie und Ausdauer hatte sie auch im geistigen Sinn. Das wird deutlich, wenn man sieht, mit welcher Intensität und Langmut sie Beziehungen zu ihren Freunden über viele Jahre hinweg aufrecht erhielt.
Für die Ihren, mit denen sie verbunden war, hat sie alles getan. Sie hat immer eine Kleinigkeit mitgebracht, wenn sie in Heilbronn war. Kleine Gaben der Liebe.
Sie war ein lebensfroher Mensch, hat mit ihrer Gehbehinderung gelebt und ihr Leben genossen. Man konnte über die Energie, die sie an den Tag legte, nur staunen.
Der Psalm, den sie für die heutige Feier ausgesucht haben spricht uns an mit der Frage: Wer lässt uns Gutes erleben? Und gibt gleich darauf die Antwort: Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten.
Anke hat ihre Beziehung zu Gott intensiv gepflegt. Der Glaube war ein wichtige Quelle in ihrem Leben. Besonders die Beziehung zur Gottesmutter war für sie wichtig und tragend. Sie gehörte fest zur Gottesdienstgemeinde und war ein aktives Mitglied unserer Kirche. Wer sie kannte, konnte erleben, woher sie ihre Kraft, ihre Zuversicht und ihre Ausdauer bezog.

Der Text aus der Heiligen Schrift, den wir in der Lesung gehört haben, spricht von einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Gott macht alles neu und schenkt uns einen Platz bei ihm in der himmlischen Stadt, wie der Prophet es ausdrückt.
Dann wird kein Tod und keine Klage mehr sein, keine Trauer und keine Mühsal.
Das ist es, was wir Menschen uns alle wünschen und herbeisehnen. Jeder von uns versucht in seinem Leben solche Zustände selbst herzustellen. Manchmal gelingt es uns auch ein bißchen.
Anke Mizera hat viele Menschen in ihrem Leben reich gemacht. Sie wurde im Leben von Gott mit vielen Gaben beschenkt, war stark und belastbar, immer im Mittelpunkt, immer ganz dabei.
Jetzt wird sie von Gott mit dem ewigen Leben beschenkt. Das ist nichts was man sich verdienen, oder mit einer Leistung erringen kann. Gott beschenkt uns, weil er uns liebt.
Der Psalm drückt dies in den Worten aus: In Frieden leg ich mich nieder und schlafe ein, denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen.
Anke Mizera ist bei Gott aufgehoben und jetzt am Ziel ihres Weges. Alles was war, das Gute und das Belastende wird gewürdigt und darf sein.
auf ausdrücklichen Wunsch der Angehörigen, darf ich betonen: Wir sind dankbar, dass sie bei uns war, dass wir sie kennen und lieben durften.
Sie ist beim Herrn und wird dennoch immer einen Platz in unserem Herzen haben.
Es ist gut so.

(Text von Gemeindereferent Roman Ecker, 7.12.2015 Trauerfeier für Anke)