Günter Eggers

Günter
Eggers

11.10.1942
Bassum
-
28.04.2016
Schleswig

stimmungsbild

In Gedenken an Günter Eggers

Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies steht kein Gesetz. Galater 5:22-23

Ich schreibe diese Dinge hier, an diesem Ort, damit es hoffentlich lange Zeiten überdauern mag. Ich bin das einzige Kind meines Vaters, sein Sohn. Das eigentlich mit Liebe umhüllte Kind, um das zusammen mit meiner Mutter Ingrid, sich so gesehnt worden war, so wie mein Vater und meine Mutter es sich versprochen haben. Ich bin der Einzige, der die ganze Geschichte kennt. So ist es meine Aufgabe, über ihn zu berichten: Zu zeigen, wie gut er war – und gleichzeitig die Dinge zu beklagen, die das Schicksal ihm (damit verbunden leider auch mir) in den Weg gestellt haben. Es existierte eine vorige Version dieses Texts, jedoch war er von mir hier auf die Schnelle eingestellt worden: Um etwas zu haben, was im Kontrapunkt zu diesem Grab steht, mehr sagt, als Stein, Erde und Schweigen. Er hat es verdient, dass ich hier sehr viel Gutes über ihn schreibe – und über alles andere werde ich schweigen.

Mein Vater wurde am 11.Oktober 1942 in einer kleineren Stadt in der Nähe von Bremen geboren. Er war Sohn von Heinrich und Elfriede. Sie lebten in bescheidenen Umständen, und sie waren wunderbare Menschen. Elfriede war die großherzige Hüterin des Hauses. Heinrich, von Vielen Heini genannt, war eine Seele von Mann, gutartig bis in die tiefste Seele. Aus seinen Marinezeiten erzählte er öfter, aber eine ist mir tief in das Gedächtnis geschnitten: Er erzählte immer wieder, dass er, als Elfriede meinen Vater gebar, um sein Leben gekämpft hatte. Denn er war im Ärmelkanal mit seinem Schiff versenkt worden. Mein Großvater drückte immer wieder seinen Schauder über die Situation aus, aber noch mehr tiefe Dankbarkeit dafür, dass er das Glück besessen hatte, meinen Vater trotz aller Lebensgefahr aufwachsen zu sehen. Dieser elterliche Haushalt hatte einen bodenständigen, fast bäuerlichen, Kern und gleichzeitig einen hohen Anspruch an Rechtschaffenheit und Disziplin.
Günter wuchs in diesem Umfeld mit zunächst einer, dann deutlich später zwei Schwestern auf. Mit beiden ihn viel verband. Ich erinnere mich immer wieder daran, dass er über seine Kinderzeit erzählte, was für ein strenges, aber auch beschützendes Regiment seine Mutter führte, und dass die beiden immer alles in Ordnung haben mussten. Die ältere Schwester erzählte mir jüngst, dass die beiden im Winter mit einem Schlitten über eiskalte Felder zogen, dass sie sich in der Nähe durch Zeitung austragen etwas Geld hinzuverdienten. Mein Vater hatte manche ihm zugetane Jugendfreunde in seinem geliebten Heimatort und der Umgebung.

Von seiner Schulzeit weiß ich nicht viel, nur dass sie erfolgreich war. Auch seine Lehre in Bremen zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel scheint ihn sehr geprägt zu haben, denn er erzählte mir später immer wieder gerne, welche Tricks man anwenden kann um kaufmännisch schnell zu rechnen. Er hatte aber auch demgegenüber widersprechende Züge in sich: So erzählte er mir eines Tages, dass er sich ursprünglich danach gesehnt hatte, Förster zu werden, dass er die Stille und die Natur liebte. Ich habe ihn häufig dabei erlebt, wie erdverbunden er sein konnte, auch wenn das heute niemand mehr erzählen mag.

Den Grundwehrdienst erlebte er unter großer Strenge, denn Drill und manchmal Schikane war damals durchaus üblich. Erst danach sollte es meinen Vater über die Bundeswehr nach Schleswig-Holstein verschlagen. Für seine Familie war das tragisch. Aber so wie viele junge Männer ging man natürlich auch am Standort aus, und so lernte er meine Mutter Ingrid kennen.

Zwischen den beiden entbrannte eine große Liebe füreinander, die sich sehr bald immer mehr vertiefte. Das war der Grund, warum mein Vater an seinem neuen Wohnort bleiben wollte, denn die Familie meiner Mutter hatte einen Zooladen am Kornmarkt, in dem meine Mutter des Öfteren hinter dem Tresen stand. Das Fortbleiben war für die verbleibende Familie Eggers im Geburtsort schwer zu akzeptieren. Das Bleiben vor Ort war eine selbstlose Entscheidung, beschränkte er doch Vaters beruflichen Chancen damit auf weniger, als er im Bremer Raum hätte erwarten können. Es war aber auch eine Entscheidung in voller Konsequenz.

Mein Vater suchte darauf sehr mühsam nach einer Anstellung. Immer wieder hatte er Bewerbungen geschrieben, jedoch war ihm nichts gelungen. Aus einer glücklichen Fügung heraus konnte er dann aber in der KFZ-Branche Fuß zu fassen. Mit der Zeit wurde ihm mehr Verantwortung zu teil, sodass er schließlich Prokura erhielt.

1966 heirateten mein Vater und meine Mutter. Zunächst wohnte man über der Arbeitsstätte. Trotz mancher Unannehmlichkeiten, wie die Angst um nächtliche Einbrecher, war es, wie er mir berichtete, eine sehr schöne Zeit. Man beschäftigte sich Nächte mit dem gemeinsamen Zusammensein, wie Brettspielen und vor allem dem Lösen von Puzzeln. Wie er sagte, waren sie sehr glücklich. Traurig waren die beiden darüber, dass der starke Wunsch nach Kindern so schwierig blieb, obwohl man Gott darum so inständig gebeten hatte. Umso dankbarer waren die beiden, als ich mich gegen alle Erwartungen und Komplikationen ins Leben rang. Ich kam nun doch so unerwartet. Die beiden waren von Glück erfüllt. Dennoch blieb der weitere Kinderwunsch unerfüllt.

Ich erinnere meinen Vater wie er mit mir auf den Schultern durch die Gegend lief. Im Winter zog man mich auf langen Spaziergängen auf dem Schlitten hinter sich her. Auf dem Sofa kuschelte ich mich hinter ihn, während die Formel 1-Rennwagen über den Bildschirm heulten. Und wenn ich krank war: Es war war einfach wunderbar meinen Vater nach Hause zu kommen zu erleben. Ich erinnere mich an das Gefühl, welches dabei für meinen Vater stand: so geborgen und getragen. Da machte es auch nichts, dass er einmal mit mir, ich immer noch auf seinen Schultern, oben am Türbogen hängen blieb. Er war so wichtig für mich.

Obwohl Bremen weit weg war besuchte mein Vater damals auch seine alte Heimat, zu der er nie ganz seine Verbindung verlor. Gerne wählte er bei der Zulassung von Dienstfahr-zeugen KFZ-Kennzeichen, in denen das alte KFZ-Kennzeichen seines Geburtsorts vorkam. Für meinen Opa war er immer sein „Goldjunge“. Wenn man seinen Vater, meinen Opa, sah, dann war es unvermeidlich zu erkennen, wie ähnlich sich die beiden waren. Diese Ähnlichkeit setzt sich ohne Zutun ebenso in meiner Person fort, was mich manchmal zutiefst erschüttert hat.

Über die Familie meiner Mutter fand man zum Dauercamping an der Ostsee. Mit den Campingkollegen und der Familie standen wir in der ersten Reihe am Wasser, und der Kontakt war sehr lebhaft. Mein Vater genoss dies und guckte mit mir zusammen durch ein großes Fernglas nach in der Ferne fahrenden Schiffen. Wir schwammen morgens in der Ostsee und duschten eiskalt unter der selbst gebauten Dusche. Ich erinnere mich an das gemeinsame Frühstück, an Kaffee- und Toastgeruch, und den gemeinsamen Blick vom Wohnwagen aus auf eine aufgehende Sonne über einem glitzernden Wasserspiegel. Für uns alle war das eine wunderschöne Zeit, obwohl mein Vater manchmal erst spät auf den Campingplatz hinterherkam, da er immer viel arbeitete.

Mein Vater hat sich selbst vorgeworfen, sich nicht genug um mich gekümmert zu haben. Ich möchte hier aber für immer festhalten, dass ich im Hinblick auf jene Zeit dem deutlichst widerspreche. Er hat sich viel, soweit er irgendwie konnte, zwischen Beruf und Familie zerrissen, vor Allem, wenn ich darauf blicke, was er alles in Kauf genommen hat, um uns später in strapaziösen Autofahrten nach Österreich in den Urlaub zu bringen.

Obwohl mein Vater über die Zeit zum Geschäftsmann geworden war, gab es immer eine gutartige, großzügige, rechtschaffene und ruhige Seite an ihm, für die ihn manche geliebt haben. Er versuchte immer über die Familien zu wachen, für die er da war, (und es waren dann doch mehr als eine über die Zeit seines Lebens) , und das auf eine vorausschauende Weise.

Mein Vater war kein aalglatt-dynamischer Unternehmer. Vielmehr war er ein Kümmerer, der durchaus nicht elegante, gemütliche Seiten hatte. Ich habe das Gefühl, dass er nie das Höher-Weiter-Schneller dieser modernen Welt solitär vertrat, sondern vielmehr in den wenigen Augenblicken, die das tägliche Arbeiten an Freiraum bot, das absolute Optimum an persönlichem Wohlfühlen anstreben konnte. Das zeigte sich in Qualität und Art der Speisen, seines Hauses, aber früher auch in Gartenbeetarbeit oder im geselligen Beisammensein. Er verband diese Dinge, wie das Essen von Grünkohl nach Bremer Art mit seiner Herkunft und seine Sicht auf Identität. Andererseits war er dazu in der Lage die berufliche Arbeit komplett davon getrennt mit einem Maximum an Energie voranzutreiben. Es ist diese Fähigkeit der Trennung ohne jegliches Nachlassen, die ich als phänomenal an ihm bezeichnen möchte.

Anfang der 80er Jahre wurde mein Vater Geschäftsführer und Gesellschafter und es wurde zusammen mit einem später langjährigen befreundeten Unternehmer eine neue Existenz im Bereich KFZ, Reifen und LKW aufgebaut. Es waren lange Arbeitsstunden, die auch dazu führten, dass der Lebensmittelpunkt ein großes Stück noch mehr Richtung „die Firma“ rückte. Es war für alles weniger Zeit, aber ich habe dort gespielt und auf meinen Vater gewartet, wenn er mich von der Schule abgeholt hatte und noch etwas zu erledigen war. Irgendwie habe ich dann immer irgendetwas in die Hand gedrückt bekommen, sei es eine Limonade mit Strohhalm darin, Papier zum Malen, oder ein Modellauto. Für mich war es normal, dass mein Vater immer viel zu tun hatte und dass ich mich zwischen den Angestellten bewegte; mein Vater konnte sich darauf verlassen, dass ich Geduld mit ihm hatte. Und wenn mein Vater dann zu mir kam, war es für mich herrlich. Ich habe immer nur das Beste über meinen Vater von seinen Arbeitskollegen und Mitarbeitern gehört.

Anfang der 80er baute mein Vater auch zusammen mit meinen Großeltern unser neues Eigenheim. Der Druck auf die Familie und vor allem meinen Vater und meine Mutter nahm zu. Es gab noch mehr zu tun. Und gleichzeitig erkrankte mein Opa sowie bald darauf meine Oma, sodass Sorge bestand, die beiden allein zu lassen. Ich kam in der Zeit auf die weiterführende Schule. Für so viele Menschen war zu sorgen und so viele waren zu beschützen. Es war von allem zu viel.
Das Umsorgen und der Schutz schlugen schließlich fehl, denn nicht wir Menschen allein sind Bestimmer des Schicksals. Als es meinen Großeltern immer schlechter ging, mein Opa verstarb, war mein Vater da – und dennoch wurde dabei nicht alles wieder gut. Als meine Oma Pflegefall wurde, half er, aber auch hier war es nicht möglich es jedem Recht zu machen. Mein Opa verstarb 1984. Meine Oma 1990. Irgendwann dazwischen rang sich mein Vater durch mir verständlich zu machen, dass meine Mutter Krebs hatte und sie sterben könne. Ich kann mir heute nur ausmalen, wie verzweifelt er gewesen sein muss. Ich war nicht in der Lage, das Ganze zu begreifen, während wir im Auto saßen und der Regen prasselte. Ich erinnere mich daran, wie sehr ich jedenfalls versuchte ihn zu beruhigen, unwissend wie schlimm das werden konnte. Die nächsten Jahre rangen wir um die Gesundheit meiner Mutter. Es waren etliche Operationen nötig, und, nachdem meine Mutter noch vor Freude die Ärzte nach Hause eingeladen hatte, weil der der Krebs besiegt schien, kam er wieder. Mein Vater wirkte wie betäubt.

Im Sommer 1988 machten wir einen letzten Urlaub nach Dänemark, an den ich mich so erinnere, dass mein Vater, obwohl er furchtbar verzweifelt gewesen sein muss, mit uns die verrückte Idee hatte eine Art Hausschuhweitschießen zu machen und uns den herrlichsten Fisch briet, den ich jemals gegessen habe. Ich erinnere mich, wie wir mittels einer Leiter den Hausschuh vom Dachfirst holten. Ich erinnere mich an das wunderschöne Wetter, an verrückte Urlaubskarten auf Französisch nach Hause, aber auch an meine ausgemergelte todesnahe Mutter, die kaum noch in der Lage war die Dünenkette zu besteigen. Wir waren alle so ahnungslos. Ich könnte jetzt schreiben, dass beeindruckend ist, wie mein Vater das alles ertragen hat. Aber das ist nicht wahr. Er litt, und ich wünschte ich wäre dazu in der Lage gewesen ihm diesen Schmerz zu nehmen.

Im April 1989 starb meine Mutter. Wir blieben in den nächsten Jahren voller Schmerz, ich ging teilweise nachts hinüber in das Schlafzimmer zu meinem Vater um ihn zu umarmen, weil er wie ein Schlosshund weinte. Es war für uns alles ein Strudel aus Schmerz und Selbstvorwürfen. Ich habe nie erfahren, wie es ihm damals wirklich gegangen war. Er schloss Vieles weg und biss die Zähne zusammen. Er blieb mein starker Vater, der aushielt und für mich das war, was ich brauchte um meinen Weg zu gehen. Irgendwie schweißte uns das noch mehr zusammen, denn wir schmissen den Laden allein. Allein und aus eigener Kraft wurde unser Prinzip. Aus eigener Kraft hielt mein Vater durch und ich erreichte aus eigener Kraft unter seiner Fürsorge meinen Schulabschluss.
Mein Vater war seit Mutters Tod orientierungslos gewesen. Dennoch sorgte er für mich. Es waren Tage und Monate ohne Farbe und Form die wir lebten, während ich in Trauer versuchte meine ersten winzigen Schritte in das Erwachsenenleben zu gehen. Wir hatten keine Ahnung wie groß unsere Verwundungen waren, aber er hielt durch. Insofern war es für meinen Vater ein Glücksfall, dass er bereits 1992 eine Frau fand, die bereit war in dieser verwundeten Familie die Rolle der Partnerin meines Vaters zu übernehmen, denn das war einen riesige Aufgabe.
In diesem Umfeld gelang es für das Paar, und ich bin nicht dazu in der Lage zu beurteilen, mit wie viel Mühe das möglich wurde, eine gemeinsame Zukunft zu erbauen. Dies brachte meinem Vater den notwendigen Halt und die Unterstützung, und die Liebe, die seine Einsamkeit beenden sollte. Es trafen zwei Menschen zusammen, die die nächsten Jahre in großer Zuneigung vereinen sollte. Der Beginn eines neuen Fundaments und bald der zweiten Ehe. Mein Vater fand eine Frau , die ihn liebte, die ihn umsorgte, und die er umsorgen durfte. Er durfte endlich wieder glücklich sein. Er bekam zwei Töchter dazu, die seinen Blick auf die schönen Dinge des Lebens lenkten. Ich sah, wie sehr ihm das guttat, und das freute mich sehr.

Aufkommende lebensgefährliche Krankheiten schüttelte er einfach ab. Mit der Unterstützung seiner Ehefrau ging er auch relativ unbeschadet durch solche Zeiten – und würde es danach folgend in Zukunft auch des Öfteren getan haben.
Mein Vater entdeckte außerdem das Reisen noch einmal neu und ließ es sich mit seiner Frau gutgehen. Man bewegte sich nun auf gesellschaftlichem Parkett und genoss das Feiern mit der Schützengilde. Er baute ein neues Leben um seine Ehe herum auf.
Dennoch: Es muss nicht schön gewesen sein, zu beobachten, in welcher Unordnung ich mich damals befand. Ich war aus den Fugen, halb in Trauer, halb verwirrt darüber, dass eine neue Frau sich an der Seite meines Vaters befand. Trotzdem hat mein Vater nie etwas Wesentliches dazu gesagt. Er hat einfach versucht, ganz viel Verständnis und Geduld mit mir zu haben. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, und kann es ihm doch jetzt nicht mehr sagen. Das ist der Kern seiner Wesensart in Bezug auf mich gewesen. Zu vieles hatte sich seit dem Tod meiner Mutter verändert, auch die familiären Bindungen. Jedoch dieser Kern blieb, sei es auch, dass man aus Rücksicht diese Themen nicht auf die Tagesordnung setzte.

Die Veränderung von Familie ist meines Erachtens eine der tückischten Schäden der Situation, die wir erlebten. Man kann die Ursachen für Konflikte gerne auf Einzelpersonen zurückführen. Das halte ich aber für falsch. Vielmehr ist jene familiäre Bindung nicht nur der Grund für Freude, sondern auch der für Leid, angelegt über einen langen Zeitraum.

Alles das führte zu der Entscheidung meinerseits mit meiner Ehefrau fortzuziehen. Befürchtungen wurden wahr: Er kam mich nie besuchen. Oft beklagte ich mich darüber, dass ich ihn zu verlieren drohte. Wir hörten kaum noch voneinander. Oft hatte ich Angst, dass er sich gar nicht mehr melden würde. Als aber meine Ehe scheiterte, war der erste, der mir anbot zurückzukehren, mein Vater. Er war da.

Ich weiß, dass er sich sehr gefreut hat, dass sich in meinem Leben dann alles zum Besseren wendete. Meine zweite Ehefrau und mein Sohn haben ihn sehr lieb gehabt, einfach, weil er so gut war, wie er war. Er hat sich immer für mich gefreut, mehr als mir bewusst war. Unterstützt hat er immer, und das in einer Großzügigkeit, die eigentlich schon gar nicht mehr so recht zu seiner körperlichen Fitness passte. Aber er hat Vieles im Hintergrund geregelt und gerne Freude bereitet, wenn wir am Wenigsten damit rechneten. Schlechte Nachrichten allerdings fielen ihm schwer, und allzu gutes Wort genauso. Stets hatte er das Große Ganze im Blick – und nicht die verletzenden kleinen Konflikte und Worte. Leider hatte das auch den Nachteil, dass er sich über wichtige Dinge nicht rechtzeitig auseinandersetzen konnte und wollte.

Über die Ausmaße seiner Herzkrankheit hat er nämlich nie mit mir reden können. Da das auch sonst niemand tat, verstand ich erst gar nicht, dass er so krank war. Auch nicht, als er mit mir über Themen reden wollte, die seinen Tod betrafen, und die mich komplett überforderten. Ich konnte nicht begreifen, dass die Zeit so schnell zu Ende sein würde.

Wir haben uns zu seinen Lebzeiten viel zu wenig über unsere Trauer unterhalten. In einem Gespräch aber drückte er aus, wie wenig er gleichzeitig meine Mutter vergessen würde und wie viel ihm aber auch seine zweite Ehefrau bedeutete. Er machte sich Vorwürfe, dass er sich nach Mutters Tod so wenig um mich gekümmert hatte. Ich entgegnete, dass er damals nicht anders konnte, weil er voller Trauer war, und dass ich ihm nicht Gram deswegen bin. Ich bin froh, dass er in diesem Wissen gehen konnte.

Auf den Bildern meiner zweiten Hochzeit, ein halbes Jahr vor seinem Tod, habe ich entdeckt, wie glücklich er über mein Glück war. Das zu sehen macht mich glücklich, stolz, und traurig zugleich. In einem letzten Telefonat drückte er aus, wie stolz er darauf sei, dass ich so eine wunderbare Familie und Existenz aufgebaut habe. Das bedeutet mir sehr viel. Er hat mir damit ein Geschenk gemacht.
Ich konnte mich nicht verabschieden. Er starb in einer Nacht, in einem Krankenzimmer, ohne dass jemand bei ihm war. Vermutlich im tiefsten Schlaf wurde er vom Tod sanft geholt, so hoffe ich es jedenfalls für ihn, weil Gott nämlich über uns alle wacht. Angst, Schmerz und Leid sind das totale Gegenteil von dem, was ich ihm zuletzt noch gewünscht hätte. Er hat sich sein Stückchen Glück im Himmel verdient und die Gerechtigkeit des Allmächtigen für alles andere. Denn aus meinem Herzen betrachtet hat er genug gerungen. Seine Todesanzeige fällt mit dem gleichen Monatsdatum wie der Tod meiner Mutter zusamment. Ich wünsche ihm, dass er dort, wo er jetzt ist, mit einer großen Umarmung begrüßt worden ist.

Geschenk Am 03.01.2020 von Björn(in Deinem Büro) angelegt.
Geschenk Am 25.08.2016 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 07.05.2016 von Gedenkseiten.de angelegt.
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