Leon Alexander Krause

Leon Alexander
Krause

21.05.2015
Berlin Lichtenberg
-
21.05.2015
im Mutterleib

stimmungsbild

Für unseren kleinen Sohn Leon Alexander Krause

Ich fühle nur noch Leere in mir, hat sich doch jeder Gedanke in der letzten Zeit um dich gedreht...
Wir vermissen dich so sehr... :-(
Wir werden dich immer lieben u du hast einen festen Platz in unserem Herzen!

Dies ist unsere traurige Geschichte :

Als ich am 19.02.2015 einen positiven Schwangerschaftstest in meinen Händen hielt, veränderte sich alles. Ich hatte bereits einige Tage zuvor gespürt, dass etwas in meinem Bauch sich anders anfühlt, der Besuch beim Gynäkologen bestätigte dann: schwanger in Woche 3+6. Zuerst konnte ich es nicht fassen u Ängste kamen in mir hoch: schaffen wir das? Wir sind doch erst so kurz ein Paar und ich in Berlin und er in München? Wird alles gut gehen, ich bin ja schon 35! Aber dann überkam uns die Freude u wir wussten, wir werden Eltern u eine glückliche Familie werden.
Die Ultraschallbilder gaben nie Anlass zur Sorge, alles entwickelte sich prächtig. Mein Bauch wuchs u als die erste Feindiagnostik in Woche 13+6 keinerlei Probleme zeigte, dachten wir, jetzt kann nix mehr passieren.

Doch es kam anders...

Am Dienstag, den 19.05.2015, hatte ich meinen nächsten Termin beim Gynäkologen. Er stellte fest, dass der Termin sehr unglücklich gewählt wurde, da er erst ab Woche 18+0 das zweite große Screening machen durfte und ich war erst in Woche 17+4. Trotzdem hat er mich untersucht u wollte mit dem Ultraschallkopf mal kurz drauf schauen. Als er jedoch nix sagte u regelrecht etwas suchte u sein Gesicht immer ernster wurde, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmt: Er suchte den Herzschlag... Ich konnte ihn nicht erkennen, hoffte aber, dass ich als Laie vielleicht nur nicht dazu in der Lage wäre, ihn zu finden. Doch nach einigen Minuten fiel der schlimmste Satz, den ich in meinem Leben je gehört habe: " Ich kann leider keine Herzaktivität mehr feststellen. Sie müssen sofort ins Krankenhaus. "

Ich war wie betäubt... Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen...

Mein Arzt setzte mich in eine ruhige Ecke, erklärte mir den weiteren Ablauf u ließ mich dann kurz allein. In dem Moment überkam mich die unendliche Trauer u die Tränen liefen...

Als ich meine Papiere erhalten habe, fuhr ich mit dem Fahrrad nach Hause, packte meine Tasche fürs Krankenhaus und informierte meine Freunde. Dann ging ich mit einer Freundin ins Krankenhaus - mit einem kleinen Hoffnungsschimmer: vielleicht hat der Gyn ja doch nicht richtig geguckt oder er hat sich geirrt? Doch die Ärztin konnte es leider nur bestätigen...
Kopfumfang, Bauchumfang, Oberschenkelknochen-länge u Scheitel-Steiß-Länge waren zeitgemäß, es muss also erst ganz frisch passiert sein...?
Aber was war die Ursache? Es war doch alles in Ordnung? Auch die Ärztin konnte es nicht erklären... Obduktion? Niemals!

Ich bekam die klassische Abtreibungspille und konnte dann erstmal für zwei Tage nach Hause. Dann sollte ich mein Baby auf natürlichem Wege still zur Welt bringen. Waaaaasss???? Ich dachte, wie kann man einer Mutter DAS antun???? Gibts da keine OP???? Die Vorstellung war Horror!!!! Angst kam in mir hoch.
Dann ging ich am Donnerstag, den 21.05.2015, wieder ins Krankenhaus. Ich wusste, ich muss da jetzt durch. Gegen Mittag hat mir die Ärztin ein Cetagam Zäpfchen tief in die Scheide eingeführt, um die Wehen auszulösen - u nun hieß es warten. Sie sagte mir, dass ich wahrscheinlich mehrere Zäpfchen brauchen werde u diese würden im Abstand von 4-6 Stunden verabreicht werden. Damit war meine Hoffnung, die Geburt an diesem Tag noch hinter mich zu bringen, gen null...
Nach einer Stunde setzten die ersten Bauchschmerzen ein, die denen einer starken Regelblutung glichen. Ich bat um eine Schmerztablette, bekam Ibuprofen 600 und hatte dann das dringende Bedürfnis mich zu bewegen u ging mit einer Freundin spazieren. Irgendwann bemerkte ich, dass die Schmerzen eher ziehend wurden u in Wellen kamen. Ich begab mich aufs Zimmer u legte mich hin.
Dann besuchte mich ein Psychologe. Wir redeten eine Stunde, ich schilderte meine Ängste und stellte Fragen. Als er ging, spazierte ich einige Runden über die Station, stets in Begleitung einer lieben Freundin. Dann ging ich wieder aufs Zimmer und legte mich hin. Ich bekam dann mein Abendbrot und eine Infusion (Paracetamol) gegen die Schmerzen.
So langsam wurden die Wehen schmerzhafter ( beide Schmerzmittel hatten also nicht geholfen) u die Abstände kürzer - alle anderthalb Minuten. Ich musste mich hinsetzen, versuchte, die Wehen wegzuatmen. Ich wusste zwar nicht, wie, schließlich hatte ich noch keinen Geburtsvorbereitungskurs begonnen, aber ich merkte, was mir gut tat. Dann kam eine sehr starke Wehe und ich musste mich hinstellen und schon platzte meine Fruchtblase. War das ein Schreck!!! Damit hatte ich gar nicht mehr gerechnet! Das war eine riesen Pfütze unter mir. Ich hatte das Gefühl, es kam gleich alles auf einmal raus und mein Baby wäre mir schon in die Hose gerutscht!!!! Aber es war wirklich nur klares Fruchtwasser.
Die Wehen ließen etwas nach u nun sollte ich mich nur noch hinlegen.
Meine Freundin musste nun leider los, aber die Ablösung war schon da.
Der Druck nach unten wurde immer größer u ich fragte mich nun langsam, wann der richtige Zeitpunkt wäre, eine Ärztin dazu zu rufen. Ich hatte doch keine Erfahrungen! Als die Blutung einsetzte, klingelte ich u dann ging es recht schnell. Ich wurde zum Glück entgegen meinen Erwartungen im Zimmer belassen u nicht in den Kreißsaal gefahren ( Die Vorstellung, dass nebenan eine andere Mutter entbindet u ich ein Baby schreien höre, diese Situation bei mir jedoch nicht eintreten würde, war schrecklich) Ich sollte einmal ordentlich pressen u schon steckte mein kleines Wunder in der Scheide. Die Schwester verabreichte mir währenddessen eine Schmerzspritze in den Oberschenkel u plötzlich waren die Wehen weg!!! Was nun????? Mein Baby war doch noch gar nicht draußen???? Wir warteten und nach einer gefühlten Viertelstunde - es war totenstill im Zimmer - griff die Ärztin ein, zog von unten u drückte von oben u schon war mein kleiner Engel geboren. Es war bereits 20:20 Uhr.
Nun war noch wichtig, dass sich die Placenta möglichst vollständig ablöst, sodass mir eine Ausschabung erspart bleiben würde. Zum Glück war dies bei mir der Fall!
Die Ärztin fragte mich, ob ich mein Baby sehen möchte, aber ich konnte es in diesem Moment nicht. Sie sagte, es wäre ein kleiner Mensch, alles sei dran u sie hätte auch schon die Ursache für den Tod gefunden: ein echter Nabelschnurknoten ca 5 cm vom Bauch entfernt. Mir stockte der Atem!!!!! Bei den Ultraschalluntersuchungen habe ich immer gescherzt, dass mein kleines Wunder so aktiv turnen würde - ganz die Mutter - aber dass es sich beim Purzelbäume schlagen so " verpurzeln " würde, hätte ich nie gedacht!

Die Nabelschnur ist einfach zu lang! Kann Mutter Natur das nicht mal ändern? Es ist doch sooo oft diese verdammte Nabelschnur!!!!!!!

Die Ärztin nahm mein Baby erstmal mit und ich sagte ihr, dass ich es mir später gerne noch angucken und Abschied nehmen würde. Ich musste erstmal raus und meine Freundin, die mir während der Geburt die ganze Zeit zur Seite stand, und ich gingen einige Zeit spazieren. Wir redeten über das Erlebte und ich fragte mich, was es denn nun eigentlich ist? Ein Junge oder ein Mädchen? Die Ärztin hatte nicht darauf geachtet u überließ mir die Entscheidung, später eventuell selbst danach zu schauen.
Als wir wieder hoch kamen, brachte mir die Schwester ein kleines Körbchen und eine brennende Kerze in mein abgedunkeltes Zimmer u ließ mir die Zeit, mein Baby willkommen zu heißen, es zu betrachten und mich zu verabschieden.
Ich konnte meine Augen nicht von ihm lassen! Es war ein Junge, mein kleiner Sohn war 22 cm groß, wog 146 g und sollte Leon Alexander heißen.

Niemals hätte ich gedacht, dass ich mir mein viel zu früh geborenes Baby anschauen kann, aber aus der Situation heraus habe ich so entschieden (meine Freundin übrigens auch) u wir bereuen es auf keinen Fall! So schwer das alles auch war, immernoch ist, und auch einige Zeit bleiben wird, kann ich nur sagen, dass es für den körperlichen als auch seelischen Genesungsprozess gut ist, natürlich zu entbinden u persönlich Abschied nehmen zu können. Schwangerschaft u Geburt sind Prozesse, die von der Natur geregelt werden u möglichst wenig von außen beeinflusst werden sollten.

Ich konnte nach den Anstrengungen erstaunlicherweise recht gut schlafen, aber mein erster Gedanke beim Aufwachen war: bitte mach, dass das alles nur ein böser Traum war! Leider holte die Realität mich schnell wieder ein - ich lag ja im Krankenhaus...
Ich durfte meinen Sohn noch einmal sehen, bevor ich das Krankenhaus verließ. Keine Frage, dass ich das auch in Anspruch nahm. Auch der Psychologe besuchte mich nochmal, um zu schauen, wie es mir geht u mir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich bekam noch eine kleine Urkunde mit einem Spruch u Hand- u Fußabdrücken von Leon Alexander, die die Schwestern am Abend zuvor gemacht hatten.

Am 27.05.2015 hatte ich irgendwie das Bedürfnis, etwas persönliches kreatives für Leons Gedenkecke Zuhause zu gestalten u bin in einen Laden namens "Paint your style" an der Schönhauser Allee gefahren, um eine kleine Vase zu bemalen, sodass ich ihm immer schöne Blumen hinstellen kann. Aus einer wurden dann zwei, weil mir das Malen sehr gut getan hat u auch weil Ina, die Inhaberin, mit mir ins Gespräch gekommen ist u interessiert u liebevoll an meiner Geschichte Anteil nahm. Am Abend habe ich dann eine Gesprächsrunde für Sternenkindereltern im Sanaklinikum besucht. Ich wollte jedenfalls nichts unversucht lassen, um meinen Schmerz zu lindern. Leider waren zu dem Termin keine weiteren verwaisten Eltern erschienen, aber die Gruppenleiterin hat selber zwei Verluste erlitten, und somit haben wir uns nur zu zweit unterhalten. Sie meinte, ich wäre auf einem sehr guten Weg u wüsste ganz genau, was mir gut tut. Mir hat es jedenfalls geholfen, mal ganz offen mit jemandem zu reden, der selbst betroffen ist.
Zudem werde ich einen Rückbildungskurs machen, denn zu einer richtigen Geburt gehört neben dem Wochenbett (an das man sich auch halten sollte, denn der Körper braucht nun auch seine Ruhe u Zeit sich zu erholen) auch eine ordentliche Rückbildung!

Am 06.06.2015 habe ich mich mit betroffenen Eltern zur Besprechung für die Sammelbestattung getroffen, die mir von der Krankenhausseelsorge des Sanaklinikums kostenlos angeboten wurde. Wir durften persönliche Sachen u Musik oder Gedichte mitbringen u konnten somit der Trauerfeier eine persönliche Note geben. Ich hatte ein Kissen u eine kleine Decke für Leon Alexander genäht u ein Gedicht von Karin Köferstein ausgedruckt, das Pfarrer Göbel auf der Beerdigung vorlesen sollte. Ein Erkennungszeichen für den Stein wurde ausgemacht, wodurch wir die Grabstelle hinterher besser wiederfinden können - eine Taube.

Am 23.06.2015 haben wir dann den Pfarrer für ein persönliches Gespräch besucht u die Gelegenheit bekommen, den kleinen blauen Kindersarg, den das Bestattungshaus Lundi sponserte u den sich unser Leon mit neun anderen Kindern teilt, an der Stelle, wo er eingebettet werden soll, nach unserem Belieben zu gestalten. Die Atmosphäre im Dachgeschoss des Sanaklinikums war sehr angenehm. Klavierstücke von Ludovico Einaudi begleiteten uns. Wir haben einen Sonnenuntergang u eine Kerze gemalt, einen kleinen Spruch u die persönlichen Daten unseres kleinen Wunders draufgeschrieben. Das war überraschenderweise sehr befreiend u man konnte dabei seinen Gedanken freien Lauf lassen. Da habe ich bemerkt, dass kreative Tätigkeiten mir helfen nachzudenken und zu verarbeiten u somit entschied ich mich dann Zuhause auch die Bänder für die weißen Rosen, die ich für die Beerdigung bestellt hatte, selbst zu gestalten.
Ich wollte auch noch etwas bei mir tragen, was mich immer an meinen kleinen Sohn erinnert. So kam mir die Idee, ein Schmuckstück für meinen Freund u mich auszusuchen u gravieren zu lassen. Nun tragen wir Leon Alexander nicht nur in unserem Herzen, sondern auch symbolisch nach außen sichtbar immer bei uns. Diese Stücke sind uns beiden sehr heilig geworden.

Am 25.06.2015 hat die Beerdigung dann stattgefunden. Zwanzig Kinder wurden in drei Särgen beerdigt. Ein Blumenhaus spendete für jedes Kind eine Rose u eine Kerze, die in der Friedhofskapelle vor den Särgen aufgereiht wurden. Die persönlichen Wünsche der Eltern wie z.B. Gedichte u Lieder, auch selbst geschriebene, wurden in die Trauerfeier mit eingebaut. Pfarrer Göbel hat es sehr schön gemacht.
Einige Väter trugen die Särge zur Grabstelle. Nach dem Herablassen der kleinen Särge haben wir uns nacheinander am Grab verabschiedet u danach weiße Tauben als Symbol der Hoffnung in den Himmel aufsteigen lassen. Ein gemeinsames Kaffeetrinken im Gasthaus rundete den Tag ab u gab allen nochmal die Gelegenheit gemeinsam in Kontakt zu treten. Die Räumlichkeit, Wasser u Kaffee sponserte das Gasthaus, für Kuchen haben wir Eltern selbst gesorgt.

So schwer das alles auch war, nun heißt es nach vorne gucken. Es wird natürlich immer Zeiten u Orte geben, an denen wir an unseren kleinen Sohn Leon Alexander denken und ihn sehr vermissen werden. Er wird nie vergessen u immer in unserem Herzen sein.


Wir danken allen, die diese Art des Verabschiedens möglich gemacht haben, vor allem dem Sanaklinikum Berlin Lichtenberg für die liebevolle Betreuung während der Geburt u die Nachbetreuung durch die Krankenhausseelsorge u Pfarrer Göbel sowie allen Sponsoren für die Sammelbestattung.

Geschenk Am 25.08.2016 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 13.12.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 12.07.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 25.05.2015 von Gedenkseiten.de angelegt.
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