Elisabeth
Habeck

von Rico Herbert Huber am 27.06.2015 - 06:08 Uhr | melden

Es lohnt sich zu leben für den Moment der Einsicht,
wo getrenntes zusammenfindet und sich eine Tür öffnet,
wo vorher alles verschlossen war.
Es kommt der Moment, in dem die Welt ein Stück deutlicher sichtbar wird und Du Deinen Platz in ihr erkennst.
Du siehst was Du beizutragen hast und was Du noch lernen kannst.
Es lohnt sich zu leben, für den Moment der Dein Leben verändert
und es Dir schenkt, wie Du es nie hattest.

Lieber Herr Pfarrer Schipke, liebe Gemeindemitglieder,
wo ist der Glaube verankert? Was gibt dem Menschen Halt? Was macht das Christsein aus?

Diese Fragen haben Leonardo und ich uns in der letzten Zeit immer öfter gestellt. Mit ein ausschlaggebender Punkt waren im letzten Jahr die Vorbereitungen und die Feier zu meinem 50. Geburtstag, den ich in Ihrer Gemeinde erleben durfte.

Die Herzlichkeit mit der wir empfangen wurden, war für uns etwas Neues und sehr Ungewöhnliches. Hatten wir doch mit unserem bisherigen Glauben, als gleichgeschlechtliches Paar, durchaus Probleme mit der Kirche und deren Wertvorstellung.

Wir wollten mehr erfahren über das evangelische Christsein.
Ja, wir hatten viele Fragen, war doch unser ganzes bisheriges Leben katholisch geprägt.

Wir machten uns auf die Suche. Dank Internet, fanden wir viele Infos zur evangelischen Kirche und für Leonardo stand sehr schnell fest, er wolle einen Wechsel seiner christlichen Glaubenszugehörigkeit.

Für mich war es sehr viel schwieriger, ich war sehr verunsichert.
Was werde ich verlieren – aber auch - was werde ich hinzugewinnen.

Da kam mir unser Lebensmotto in den Sinn:

Es stimmt, dass wir nicht schätzen was wir haben, bis wir es verlieren.
Es stimmt aber auch, dass wir nicht wissen was wir vermissen, bis wir ihm begegnen.

Und genau das war es. Es war die Begegnung. Die Begegnung mit Euch allen.

Dann kam Ostern 2015, mein erstes Abendmahl, hier in dieser Kirche. Es hat mich sehr beeindruckt und berührt. Mein Gedanke war, da möchte ich gerne dazu gehören und der Entschluss stand fest.

Lieber Herr Pfarrer Schipke,

wir danken Ihnen, dass Sie uns in unserem Tun gestärkt haben. Wir haben den Schritt gewagt und sind zum evangelischen Glauben übergetreten. Wir freuen uns auf noch viele Begegnungen und Gespräche mit Menschen, für die ein gleichgeschlechtliches Paar kein Problem darstellt, nur weil wir so sind – wie wir sind.

Wege aus der Vergangenheit in die Gegenwart sind oft durch hohe Hürden blockiert.
Wege in der Gegenwart sind vielfach Umwege, weshalb das Ziel oft zu spät erreicht wird.
Wege in die Zukunft führen meist geradeaus, erst später stellt man fest, ob man auch dort angekommen ist, wohin man gehen wollte.

Leonardo und ich stehen heute hier und dürfen sagen,
ja wir sind angekommen.
Wir möchten keinen unserer Tage einfach nur so hinter uns bringen, sondern sehen jeden Tag als ein Geschenk, auch wenn uns das, was an ihm geschieht, manchmal schwer und unverständlich erscheint.

Denn,
nichts ist leer, nichts ist vergebens.
Nichts ist nichts --- Alles ist etwas.

Unser Dank geht an Euch alle.

Danke für die starken Hände, die ihr helfend uns gereicht,
dass ihr auch in schweren Zeiten nicht von unsrer Seite weicht.
Danke für das warme Lächeln, das uns hier Willkommen heißt,
für Gottes Wahrheit, die den rechten Weg uns weist.
Danke für so viele Dinge, die ich kaum benennen kann,
für den Frohsinn und das Lachen auch für Tränen – dann und wann.

Danke, sagen wir auch Herrn Prof. Cornelius-Bundschuh, Landesbischof der ev. Kirche in Baden, für die Glückwünsche zu unserem Kircheneintritt.

Den beiden Familien
zur Heiligen Taufe herzlichen Glückwunsch. Kinder sind ein Geschenk des Himmels! Wir gratulieren recht herzlich und wünschen alles Liebe und Gute sowie Gottes Segen.

Am Kircheneingang, haben wir kleine Gastgeschenke ausgelegt. Wer möchte, darf sich dort gerne etwas mitnehmen. Vielleicht besteht dabei auch die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Zum Schluss hätte ich noch eine Bitte. Unsere Freundin Anne, die sehr schwer erkrankt ist, kann heute leider nicht bei uns sein. Sie hatte sich auf diesen Tag so sehr gefreut.
Schließen wir Sie in unser Gebet mit ein und senden herzliche Grüße nach Karlsruhe.

Rico und Leonardo