Eugen Wehbeck

Eugen
Wehbeck

02.02.1898
Schaffhausen
-
30.08.1951
Berlin

stimmungsbild

Gedenkseite für Eugen Wehbeck

„Meine Liebe, deine Liebe, die sind beide gleich.
Jeder Mensch hat nur ein Herz und nur ein Himmelreich.
Meine Liebe, deine Liebe hat denselben Sinn:
Ich liebe dich, und du liebst mich und da liegt alles drin.“


Mein über alles geliebter Papa,

es ist so unendlich lange her, dass wir beide dieses Duett gesungen haben! Der Sou-Chong in der Operette „Das Land des Lächelns“ war eine Deiner liebsten Rollen, aber dieses Duett singen Gustl und die Prinzessin Mi…
Nun, ich war Deine kleine Prinzessin, ich war ein sehr musikalisches Kind, Deine Tochter eben!
Du wolltest mit mir zum Rundfunk gehen, wir hätten damals gewiss Furore machen können, aber leider ist es nicht mehr dazu gekommen, denn Gott hatte AMEN gesagt: Du musstest uns plötzlich und unerwartet verlassen, als ich nur vier Jahre alt war. Ich war danach wie gelähmt, ich hatte von heute auf morgen nicht nur meinen Papa verloren, sondern meine Persönlichkeit, meine Fröhlichkeit, und meine Lust am Singen. Ich habe mich in mein Schneckenhaus zurückgezogen, mit mir selbst geredet; ich konnte nicht einmal mehr weinen.

Einige Jahre später bin ich dann doch zum Rundfunk gekommen - vielleicht, weil Du mir diesen Wunsch von „da oben“ ins Herz gesetzt hattest? Ich habe bei den RIAS-Kindern vorgesungen, wurde in den Chor aufgenommen, war dort bald Solistin, aber ich war eben nicht mehr die, die ich vorher war, selbst dann nicht, als ich, im Alter von 12 Jahren, ausgesucht wurde, im Berliner Hebbel-Theater die Amy Lawrence in „Tom Sawyers Abenteuer“ zu spielen; wenn Du noch bei mir gewesen wärst, hätte mein Selbstbewusstsein ganz sicher für die Becky Thatcher gereicht…

Mein Musiklehrer hat später meine Stimme und meine Begabung erkannt, mich gefördert; ich habe bereits mit 15 Jahren Konzerte gesungen, das Gebet der Agathe aus „Der Freischütz“, das „Ave Maria“ von Franz Schubert; der große Erfolg war ausschlaggebend für meine Entscheidung, Gesang studieren zu wollen. Ich wurde aufgenommen, habe schon während des Studiums Stückverträge am Berliner Schiller-und Schlosspark-Theater bekommen, dort, wo Du auch gespielt hattest, vor dem 2.Weltkrieg; ich durfte also ebenda in Deine „Fußstapfen“ treten.

Gleich nach der Abschlussprüfung bekam ich Verträge am Berliner „Theater des Westens“, und was habe ich dort u.a. gesungen? Die Prinzessin Mi in der Operette „Das Land des Lächelns“! Diese Rolle ist mir in meiner Karriere immer wieder begegnet; ich habe sie am Opernhaus in Essen gesungen, bei einer Tournee, und schließlich sogar im ZDF, in der großen Franz-Léhar-Show „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“ – ich denke, Du warst zufrieden mit mir!

Ich bin überzeugt, dass Du oft an meiner Seite warst, wenngleich ich Dich weder hören noch sehen konnte – damals noch nicht…

Dieser schmerzliche Verlust, den ich in frühester Kindheit erlitten hatte, war - und ist – mein ständiger Wegbegleiter. Mein Leben wäre anders verlaufen, wenn Du mich hättest beraten können, wenn es uns möglich gewesen wäre, zurück nach Schaffhausen zu gehen, in Deine Heimatstadt; das war aber damals aus politischen Gründen leider noch nicht möglich…

Ich habe viele falsche Entscheidungen getroffen, das weiß ich heute, aber ich habe gelernt, nichts zu bereuen: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“… Die Fledermaus ! Hast Du mich gehört, in der Berliner Philharmonie, als der Tenor eine halbe Seite gesprungen ist, und von mir mit einem kräftigen Stoß in die Rippen unsanft „geweckt“ wurde? Ja, ich denke, Du hast, Du warst immer da, und Du bist immer noch da, wenn ich Dich brauche; ich hoffe sehr, dass viele Besucher dieser Seite die folgende Geschichte lesen, sich mit mir freuen, und daraufhin vielleicht ihr eigenes Leben ein wenig überdenken werden…

Du weißt, dass ich dem Theater ziemlich bald den Rücken gekehrt hatte – wie Du seinerzeit auch – dass ich aber als Fernseh-Moderatorin, und später als Drehbuch-Autorin, eine tolle Karriere hinlegen konnte; dennoch lassen einen die Musik und das Theater nie mehr ganz los, wenn man eben ein echtes „Zirkuspferd“ ist; für einen Neuanfang als Sängerin braucht man allerdings seine Stimme…

Während einer Hormonbehandlung, die ich mir selbst „verordnet“ hatte, stellte ich eines Tages fest, dass meine Sprechstimme immer tiefer wurde; ich sprach morgens wie ein alter Mann! Jeder Versuch, zu singen, scheiterte allerdings kläglich – das war kein Sopran mehr, das war höchstens noch das Krächzen eines halbverhungerten Raben! Zum Glück musste ich mit dieser Stimme nicht mehr vor ein Publikum treten, aber ich war dennoch traurig, geschockt, habe die Hormonbehandlung abgebrochen, und so, nach einiger Zeit, meine normale Sprechstimme wiedererlangt; die Gesangstimme hingegen war kaputt…

Ende 2007 bin ich nach Frankreich ausgewandert, der Liebe wegen – ich denke, Du hättest mir davon abgeraten, aber ich konnte Dich damals nicht fragen.

Die Liebe scheiterte, meine Pläne waren zunächst nicht umzusetzen, aber mein Wille, in diesem Lande zu leben, blieb ungebrochen.
Meine Finanzen waren mehr als bescheiden, und daher war ich froh, in einem uralten Hause – Baujahr 1698 - wohnen zu können. Eines Nachts machte sich dort ein Geist bemerkbar…

Dass sich Geräte von allein ein–und ausschalteten, dass jemand neben mir schnarchte, obwohl niemand zu sehen war, damit konnte ich gerade noch umgehen, aber dass mein Kater mitten in der Nacht aus dem Wandschrank stürzte, und ein zerbrochener Bügel hinter ihm her flog, dass plötzlich eine bedrohlich klingende Männerstimme in einer , mir unbekannten, Sprache, offenbar irgendwelche Flüche ausstieß - vielleicht weil das Mauzen des Katers als störend empfunden worden war - das wurde mir dann doch zu viel!

Ich versprach diesem Geist, für ihn zu beten, damit seine, offenbar verirrte, Seele ins Licht finden könnte. Eine Freundin schenkte mir ein Pendel, ich begann mit Channeling, ohne das jemals erlernt zu haben – aber es funktionierte!
Was ich damit erlebte, würde dicke Bücher füllen, ist jetzt und hier aber kein Thema, nur so viel: Der Geist war nach einiger Zeit weg…
Das Wichtigste für mich war, und ist, dass sich die Seelen mir nahestehender Verstorbener meldeten, und vor allem, dass ich in der Nacht vom 1. zum 2. April 2009 Kontakt mit Dir haben durfte, mein geliebter Papa!

„Ja, dein Papa ist zu Dir gekommen“… war das erste, was ich damals las. Ich war so erfüllt von dem Glück, das mir da zuteilwurde, dass mir die Tränen über das Gesicht liefen. Ich habe Dich dann gefragt, ob Du Dich erinnern könntest, was wir beide immer gesungen haben, und da kam dann - zu meiner Überraschung - zuerst „Liebe kleine Schaffnerin“ ; daran hatte ich mich nicht mehr wirklich erinnert. Als ich dann aber las „Meine Liebe, deine Liebe“, begann ich zu singen, für Dich, Papa, und ich erschrak, weil meine Stimme plötzlich wieder da war, ganz klar und frei, wie eine Glocke! Ich las dann „Jesus hat dir deine Stimme wieder gegeben, weil er unendlich gerührt ist von der Tatsache, dass du dein ganzes Leben lang um deinen Vater geweint hast. Du musst nun regelmäßig üben“ –
Dein „Besuch“ bei mir dauerte genau eine Stunde, ich weinte und weinte, und als Du gehen musstest, war nichts mehr so, wie vorher. (Interessant zu wissen übrigens, dass die Schwingungen in meinem kleinen Appartement plötzlich im kosmischen Bereich waren, und es bis heute noch sind!)

Vom nächsten Tage an habe ich regelmäßig geübt, aber nichtmehr nach der alten Technik, sondern ich machte Übungen, die irgendwie „vom Himmel fielen“. Muss ich Dir sagen, dass meine Stimme innerhalb kürzester Zeit einfach wundervoll geworden ist? Nein, ich denke, Du weißt es, und Du wirst an meiner Seite sein, wenn ich wieder öffentlich auftrete, mit französischen Chansons, hier in Frankreich – Du wirst sehr stolz auf mich sein!

Ich verspreche Dir, künftig weniger zu weinen, aber ich bitte Dich schon jetzt um Nachsicht, falls das nicht immer so ganz klappen sollte. Du weißt, dass ich keine Familie mehr habe, seit Mama nun auch bei Dir ist, und was Menschen, für die ich immer da war, mir angetan haben. Ich nehme das so, wie es ist, als „die Schule des Lebens“.

„Auf Wiedersehen im Himmel“ hast Du damals zu mir gesagt, als die Stunde um war.

Ja, mein geliebter Papa! Ruhe in Frieden!
In ewiger Liebe,
Deine Angelika