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Für mein Patenkind Leonie
Von Joachim Beine 21.04.2021 um 20:19 Uhr | melden
Völlig unfassbar stehe ich nun hier und wie all den anderen Freunden, die hier eine letzte Botschaft hinterlassen haben, fällt es mir schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen und überhaupt die richtigen Worte zu finden.
Die Überschrift in der Traueranzeige hätte es nicht trefflicher ausdrücken können: „Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist“.
Ich hatte das Glück, Dich, liebe Leonie, von der Geburt an begleiten zu dürfen. Die Freude über den Zuwachs in unserer Familie bei Deiner Geburt, Deine Zeit im Kindergarten, in der Grundschule, der Wechsel aufs Gymnasium und der Übergang ins Studium. Fast 24 Jahre lang, wofür ich sehr dankbar bin.
Eine sorgenfreie Frohnatur, legendär unsere Tiergeschichte von den Gnarzen. Bis dann im frühen jugendlichen Alter die heimtückische Krankheit kam und Dir eine nahezu unerträgliche Bürde auferlegte. Und dennoch nahmst Du die Herausforderungen der Krankheit an und stelltest sich ihr mit Courage und einer Zuversicht, die ich nur schwer begreifen konnte und kann. Wo jedem anderen der Lebensmut ausgeht, ging es für Leonie immer weiter. Ohne Ablenkungen, immer nur geradeaus, immer tapfer. Jede Frage nach Deinem Gesundheitszustand beantwortetest Du stets mit den Worten „Och, eigentlich so ganz gut“. Das wurde schließlich für uns in der Familie ein geflügeltes Wort bzw. Satz. Und dabei warst Du immer positiv gestimmt, hattest immer ein Lächeln in der Stimme und immer neue Pläne und Ziele.
Und mit diesem Wort fällt mir ein Spruch von Christian Morgenstern ein, den ich neulich gelesen habe und der bei mir hängen geblieben ist: „Wer vom Ziel nichts weiß, kann den Weg nicht haben.“ Ziele hattest Du gewiss genug, da besteht nicht der geringste Zweifel. Vor allem die Zuversicht, diese zu erreichen. Aber das Schicksal hat Dir den Weg dahin versperrt, nicht nur einmal. Aber immer wieder fandst Du Umleitungen und hast wieder neue Wege zu Deinen Zielen gefunden. Aufgeben war nie eine Option, selbst von den wenigen, die noch blieben. Diesmal war aber der Stein, der im Weg lag und Dir den Weg versperrte, einfach zu groß. Selbst für mein Patenkind Leonie. Aber dafür hat der Liebe Gott Dir jetzt einen anderen Weg freigemacht, der Dir Deine letzte Reise ohne Hindernisse ermöglicht.
Und so hast Du uns durch Dein Wesen und Deine Art ein Geschenk von unendlichem Wert hinterlassen: Dein Vermächtnis der Zuversicht und des Humors in allen Lebenslagen. Ein Geschenk, das ich immer bei mir haben werde. Ich werde mich immer fragen, woher ein kranker und so geschundener Mensch trotz aller Widrigkeiten viele Jahre die Kraft und Stärke her genommen hat, uns allen ein solches Licht und Vorbild zu sein. Immer selbstlos und immer zuerst um das Wohl der Anderen besorgt. Wir alle sollten ermutigt sein, diese Fackel weiter zu tragen und das Licht, das Du uns geschenkt hast, nie erlöschen zu lassen.
Und so werde ich mein kleines Bärenmädchen auch in Erinnerung behalten.
Dein Patenonkel Achi
