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Von Karin Kersten 10.09.2020 um 06:46 Uhr | melden
Ist der Mensch nicht wie die Schwalbe?
Mit dem Lenze fliegt er an
Und verjubelt einen Frühling;
Heißer Sommer quält den Mann.
Wie die Schwalbe an dem Neste,
Baut er flink an seinem Glück,
Muss um seine Reiser, Blätter
Ringen mit dem Missgeschick.
Leise kommt der Herbst geschlichen;
Von des Lebens reifem Baum
Reißt der Sturm die Frucht des Schaffens,
Und der Mensch erwacht vom Traum.
Sieh, am Scheitel seines Hauptes
Wird es weiß — der erste Schnee;
Matt und düster blickt das Auge,
Ach, es friert der klare See. —
Und er fühlt ein eigen Heimweh,
Fremd wird ihm die Bruderhand; —
Wie im Herbst die Schwalbe, zieht er
Heim ins ewige Frühlingsland.
- Peter Rosegger -
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