Matthis Kratzer

Matthis
Kratzer

03.10.2015
Strochennest Marburg
-
03.10.2015
 

stimmungsbild

Gedenkseite für Matthis Kratzer

Matthis Kratzer wurde im Herbst am 03. Oktober 2015 in Strochennest Marburg geboren und starb am 03. Oktober 2015 mit 0 Jahren. Er wurde im Tierkreiszeichen Waage geboren.

Es ist Anfang Oktober, noch einige Tage Zeit bis zum Geburtstermin und der beste Mann der Welt und ich sind ziemlich entspannt. Er fährt sogar 2 Tage zu seiner Familie nach ba-wü. Nach geburtsvorbereitender Akupunktur und nochmal Herztöne hören gehe ich nicht von einem baldigen Start aus und nutze die Zeit Zuhause. Am 2. Oktober watschel ich mit meiner Kugel noch zum Kinderarzt eine Unterschrift abholen und erledige Einkäufe fürs lange Wochenende. Mittags mümmel ich mich dann auf die Couch und plane den restlichen Tag zu entspannen.
Kurze Zeit später kommt mir die Sache komisch vor. Wehen? Kurz vor 1 mittags schreibe ich meinem Mann das ich rumwehe und es mich nervt. Mal abwarten und beobachten.
Zunächst Abstände von 6-8min, tw auch mehr wie 20. Nix regelmäßiges und ich erwarte eigentlich auch nicht mehr. Trotzdem notiere ich zur Kaffeezeit nochmal die Abstände: alle 4 min. Huch. Um 16.30h halte ich zur Sicherheit kurz Rücksprache mit Hebamme V. Alles kann, nichts muss. Ich bin also entspannt und gehe gegen 19 Uhr mit meinen Eltern essen. Gegen 21 Uhr bin ich daheim und teile dem Mann mit er solle sich nun doch lieber auf den Weg machen, da die Wehen nicht weniger werden.

Ich wehe weiter vor mich hin, veratme, achte auf Länge und Abstände. Nebenher läuft der Fernseher. Nachdem ich mich auf die Doku die ich gerade schaue nicht mehr konzentrieren kann wird mir bewusst das es nun wohl doch ernst wird. Passend dazu ist gegen Mitternacht mein Schatz auch Zuhause. Etwa eine Stunde wechsle ich zwischen Wehen verarmten und mit dem Mann quatschen. Wir diskutieren ab wann man wohl die Hebamme nochmal anrufen sollte. Ich beschließe nochmals auf Toilette zu wandern – das Platzen der Fruchtblase war nicht zu überhören, auch nicht für den Mann zwei Räume weiter. „Okay jetzt solltest du definitiv die Hebamme anrufen“ ist meine Erkenntnis kurz nach 1 Uhr nachts. Und wir sind noch gar nicht so richtig vorbereitet. Was tun wenn das Fruchtwasser rausläuft? Lösung: gelbe Säcke und alte Handtücher.
Um halb 2 kommt also V. und checkt mich kurz. Geburtsreif, alles weich, Gebärmutterhals fast weg, Herztöne gecheckt. Ich soll in den Wehenpausen schlafen bzw mich ausruhen und so zwischen 8 und 9 Uhr morgens dann ins Geburtshaus kommen oder anrufen.

Schnell stelle ich fest das ich Wehen im stehen besser veratme als auf der Couch. Zwischen 2 Uhr nachts und 7 Uhr morgens liege ich also auf dem Sofa, dämmere so vor mich hin und quäle mich hoch bei jeder Wehe. Zwischenzeitlich denke ich mir wie lang das noch so gehen soll, die Zeit scheint nicht zu vergehen. Glücklicherweise gelingt es aber dem Mann trotz meiner Stöhnerei irgendwie auf seiner Couchecke zu schlafen. Und ich entschuldige mich sogar bei unserer Katze das ich sie mitten in der Nacht durch mein Tönen wecke. Gegen halb 8 schleppe ich mich nochmal zur Toilette, der Druck nimmt zu. Pressen? V. meldet sich und sagt T. erwartet uns im Geburtshaus. Der Mann bringt unsere Sachen ins Auto und los geht’s ins Storchennest.

An der Tür werden wir herzlich empfangen und umarmt. Wir ziehen ins Geburtszimmer und ich mache weiter mit meinem Programm. Anfangs ist die Sprossenwand hilfreich. T. versucht ctg zu schreiben, Herztöne findet sie aber nur mit dem kleinen Gerät. Es dauert etwas bis sie mich untersuchen kann wegen der stetigen Presswehen, aber Muttermund ist quasi offen, da habe ich in der Nacht wohl gute Arbeit geleistet.

Weiter geht’s. Ich wechsle auf den Boden und knie mich vor das Bett. Das geht gut, atmen, Wehe, 2x pressen, atmen. Zwischendurch Rückmeldung von der Hebamme. Außerdem ist auch A. mittlerweile gekommen. Eine Stunde, zwei Stunden. Scheisse wie lang geht das noch?
Ich wechsle aufs Bett und in die Seitenlage. Das ist gleichzeitig erholsam und anstrengender. Mann ist immer da, obwohl ich keine Hände zum festhalten möchte, Kissen, Bettwand oder Luft geht besser. Dann laufen wir ein Stück, Toilettengang (was ein Druck!), dann nehme ich wieder die kniende Position vor dem Bett ein. Kurz vor 12, sollte doch nicht mehr lange dauern… Presswehen veratmen um Kraft zu sparen ist auch nicht meins.

Mein Mann ist mutig und sitzt neben mir, er kann also sehen wie das Köpfchen kommt. Ich höre wie sich die drei unterhalten, Witze machen, es ist eine gute Stimmung. Ich bekomme immer wieder süssen Tee, Wasser, Traubenzucker, vor allem Zuspruch und liebe Worte und immer wieder Motivation. Zwischendurch denke ich „ja genau so wollte ich das“. Ich ärgere mich wenn mir die Luft ausgeht und ich nicht so „arbeiten“ kann wie ich eigentlich will. Der Kreislauf meldet sich auch. Aber es geht, immer ein Stückchen weiter.

Plötzlich – Hektik. Ich soll sofort aufs Bett. Ich höre „Rtw“. Trotzdem sind die Hebammen ruhig und konzentriert. Sie erklären mir alles was sie machen, jeden Handgriff. Schließlich muss doch ein Dammschnitt gemacht werden, zig mal entschuldigt sich vorher A. dafür. „Egal, holt nur das Kind raus“ denke ich. Schmerzen. Ich schreie, nein brülle was meine Lunge hergibt. Die Hebamme muss hineingreifen und mithelfen, obwohl der Kopf schon da ist. Draussen im Flur höre ich schon die Leute vom Rtw. Und dann – Kind draußen und – Stille. 12.42 Uhr und die Zeit steht still.

Bis zu diesem Zeitpunkt lief alles in meinen Augen perfekt ab und dann…

… stürmen die Sanitäter rein. Mein kleiner Schatz liegt da, wird wiederbelebt. Ein Junge. Mein Matthis. Unser Matthis!
Ich hoffe, gleich gleich holt er tief Luft. 20min vergehen. Niemand gibt auf. Ich rolle mich auf dem Bett neben A. zusammen, halte das leblose Händchen von meinem Kind und weiß nicht was ich denken soll.

Kurze Zeit später ist der Spuk vorbei. Die Menschen vom Rettungsdienst sind weg, dafür steht direkt die Kripo vor der Tür. Nun ist auch klar: der Traum wird zum Alptraum, es gibt keine Hoffnung mehr für meinen kleinen Engel.
T. kümmert sich, macht Fotos für uns, spendet Trost. Auch A. ist für uns da. Später kommt auch S. Ein wunderschöner Moment als S. zu uns herein kommt und unseren Matthis ganz liebevoll begrüßt. Wir verbringen einige Stunden mit unserem Schatz, verabschieden uns, saugen jede noch so kleine Erinnerung auf. Die Schnute vom Papa hat er, und die Finger. Süsse blonde Löckchen und eine Stupsnase, von der Mama sagt der beste Mann der Welt. Er ist so perfekt, so wunderschön. Unser Matthis.

Unterbrochen werden wir nur kurz, Leichenbeschau, von Amts wegen. Erst viel später wird der kleine Mann vom Bestatter mitgenommen. Viel später und doch viel zu wenig Zeit.

Gegen 17.30 Uhr sind wir wieder daheim. Nur nicht, wie ich der Katze morgens noch versprochen habe, zu dritt sondern zu zweit und mit ganz viel Leere und noch viel mehr Liebe.

Lange müssen wir warten, fast eine Woche. Und dann ist endlich endlich Freitag. Morgens kommt noch die Hebamme und dann ist schon 12 Uhr. Wir schauen ständig aus dem Fenster und dann, dann kommt er wirklich! Matthis kommt nach Hause! Da haben wir drauf bestanden, ich wollte das mein kleiner Junge "nach Hause" kommen darf. Zwei Autos halten vor dem Haus und die 2 Männer kommen mit ihrer kostbaren Fracht an die Haustür. Man wünscht uns Beileid und der kleine weiße Sarg wird schließlich ins Kinderzimmer getragen. Ich weiß das ich eigentlich total traurig aussehen müsste, muss man als Mutter eines toten Kindes nicht verweinte Augen haben? Aber in diesem Moment bin ich glücklich und froh das er da ist. Unser Matthis ist zu Hause!
Wir besprechen noch kurz alle Formalitäten und bekommen den Tipp das wir wenn uns danach ist den Sarg ruhig öffnen können, dann sind wir zu dritt. Fast so wie es sein soll (nur fast, denn der kleine Sarg sollte ja nun wirklich nicht sein), nur zu still. Wir stehen am Bettchen und heißen unseren kleinen Sohn willkommen, reden ein bißchen, spielen seine Spieluhr ab, lauschen auf den Regen der draussen fällt. Es fühlt sich gut an. Dann gehen wir leise ins Wohnzimmer und geniessen das Gefühl komplett zu sein.
Irgendwann trauen wir uns wieder nach hinten und beschliessen das es nun Zeit ist nochmal einen Blick auf unseren Engel zu werfen. Natürlich sind wir unsicher, wer weiß wie er nach fast einer Woche nun aussieht? Doch schon nach wenigen Sekunden ist unsere Sorge wie weggeblasen. Hach ❤ Unser Matthis. Immer noch. Wir stehen da und sind einfach nur glücklich und so stolz wie man nur sein kann. Er ist so perfekt ❤
Gegen 17 Uhr kommen meine Eltern. Wir hatten also vorher schon sehr viel Zeit – für reden und schweigen, Willkommen heißen und Abschied nehmen, nochmal Fotos machen, zum Glücklich und Traurig sein, zum lachen und weinen. Alles zusammen. Gleichzeitig. Auch sie dürfen jetzt ihren Enkel kennen lernen. „Was ein süßes Kerlchen!“ sagt meine Mutter.
Gegen 18 Uhr kommt die Pfarrerin. Auch hier nochmal viel Zeit für Gespräche. Dann ist es Zeit für die Aussegnung, das war mir wichtig. Nachmittags war es trocken, doch genau im richtigen Moment beginnt auch der Himmel zu weinen. Und Matthis weiß das ich das Geräusch vom Regen mag. Wir beten einen Psalm, das Vater Unser, unser kleiner Schatz wird gesegnet und darf sich dann endgültig auf die Reise machen. Tatsächlich hört in dem Moment auch schlagartig der Regen wieder auf. Er ist weg. Und doch immer da. ❤ Unser Matthis!
Anschliessend legen wir etwas in den Sarg (Matthis bekommt das extra für ihn hergestellte Entchen mit auf den Weg) und danach warten wir auf den Abholdienst. Meine Eltern gehen. Die Pfarrerin nimmt Matthis mit zur Kirche, wo er am nächsten Tag beerdigt werden soll. Kurze Zeit später läutet für ihn allein die Glocke und wir stehen draussen auf der Terasse, umarmen uns und denken an ihn.

Samstag 15 Uhr ist Beerdigung. Der letzte schwere Gang. Gerade noch rechtzeitig ist uns eingefallen das ein Bild von Matthis am Sarg schön wäre und so düst Männe nochmal los. Kurz vor 3 machen wir uns auf den Weg zur Kirche. Nur wenige durften kommen und so es nur insgesamt 12 Leute im Gottesdienstraum. Wir, meine Eltern, Onkel, Tante, ein Nachbarehepaar und meine liebe Cousine. Küsterin, Organistin, Pfarrerin. Und Matthis!
Die Pfarrerin hält einen ganz kleinen sehr intimen Gottesdienst. Die Orgel spielt „Guten Abend, Gute Nacht“ (unser Spieluhr-Lied) und „Ins Wasser fällt ein Stein“. Matthis bekommt eine Taufkerze (auch wenn er nicht getauft ist, er wurde ja gesegnet) und jeder von uns zündet eine Lebenskerze an der Osterkerze an. Dann begleiten wir Matthis zum Grab. Sehen zu wie der kleine weiße Sarg hinunter gelassen wird (fast sah es aus wie eine Schaukel, extra für unseren kleinen Mann). Wir werfen ihm Blumen hinterher, weinen und nehmen ein letztes Mal Abschied. Dann ist es endgültig.
Abends kehren wir nochmal zum Friedhof zurück. Das Grab ist mittlerweile fertig, mit Gesteck und Blumenschale, unserem Engelchen. Wir stellen noch eine Kerze dazu und ein weiteres Engelchen (danke Katharina!) und schauen uns genau an wo sein Platz nun ist. Ein schönes kleines Grab, an einem schönen Platz – gefällt uns. Trotzdem ist es noch unwirklich das er nun wirklich dort liegt und nicht bei uns ist wo er eigentlich hin gehört. Aber im Herzen wird er immer bei uns sein. Unser Matthis ❤

Geschenk Am 27.04.2017 von Gedenkseiten.de angelegt.
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