Udo Wenzel

Udo
Wenzel

30.05.1972
Offenbach am Main
-
22.12.2019
Frankfurt am Main

Stimmungsbild-Udo-Wenzel-1

Gedenkseite für Udo Wenzel

Udo Wenzel wurde im Frühling am 30. Mai 1972 in Offenbach am Main geboren und starb am 22. Dezember 2019 mit 47 Jahren in Frankfurt am Main. Er wurde im Tierkreiszeichen Zwillinge geboren.

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Er fragte mich: "Was ist nur aus mir geworden?"
Ich sagte: "Du bist der gleiche Udo geblieben."

Er hat nicht gekämpft, er wollte nie kämpfen.
Er wollte leben. Er hat gelebt.

Nun ist unsere gemeinsame Reise vorüber:
Eine Reise, auf der wir uns geliebt, gehasst, verflucht, versöhnt, verziehen haben.
Schicksale, untrennbar miteinander verknüpft.
Über zwanzig Jahre waren wir Gefährten. Seltsame Gefährten.

Udos letztes Kapitel hat sich nun geschlossen. Aber das Buch seines Lebens trage ich für immer in mir.

Ich werde diesen ewigen Nörgler schrecklich vermissen.
Ich vermisse ihn seit dem Tag seiner Diagnose.
Eine Diagnose, die eigentlich alles hätte verändern können. Aber selbst sie änderte einen Udo nicht... Er blieb Udo. Bis zum Ende.

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TRAUERREDE
Beisetzung am 16. Januar 2020 in Offenbach am Main

Wenn ein Mensch an Krebs stirbt, neigen wir dazu, mit Phrasen um uns zu werfen, die uns wohl trösten sollen.
Es heißt dann: Er hat gekämpft.
Und leider viel zu oft: Er hat verloren.
Aber nichts davon trifft auf Udo Wenzel zu.
Udo hat nicht gekämpft, er wollte nie kämpfen.
Udo hat gelebt, denn er wollte all die Jahre nur das: LEBEN.
Da sein Ende so schockierend war, so verwirrend und all das viel zu früh geschah, könnte man dazu neigen, nur seinen Tod sehen zu wollen.
Aber da war so viel mehr. Da waren 47 Jahre. Da war ein Leben voller Abenteuer. Da war ein Mann, der sich niemals verbiegen ließ. Krebs ist eine Diagnose, die alles hätte verändern können – nur einen Udo nicht.
Im Mai 1972 begann seine Reise, die hier und heute enden wird. Geboren in Offenbach am Main – oder „am Meer“, wie er immer sagte – , in das er nun für immer zurückgekehrt ist. Sicher hätte er daran irgendetwas auszusetzen gehabt. Denn so war er. So kannten wir ihn. So wird er uns – bei aller Trauer – in Erinnerung bleiben.
Als das Ende nicht mehr fern war, saß er auf seinem Krankenbett. Von Schmerz gekrümmt, schwer atmend. Er fragte: „Was ist nur aus mir geworden?“
Was er nicht sehen konnte, nicht verstehen wollte:
Er war der Gleiche geblieben.
Es gab nur diesen einen Udo. Und das macht den Abschied so unsagbar schwer, denn eben dieser, dieses Unikat in einer Welt voller Gleichförmigkeit, es hat uns verlassen. Unwiederbringlich.
Ein ganzes Universum an Wissen ist mit ihm verloren gegangen. Sein Kumpel Ralf würde jetzt sagen, dass das meiste davon unnütz war, aber das hätte Udo nur ein müdes Lächeln abgerungen. Denn was er tat, tat er hundertprozentig.
Unbeeindruckt ging er seinen Weg.
Der führte ihn von Offenbach-Waldhof mit 30 Jahren nach Bamberg, von dem er Freunden grinsend erzählte, es sei „gebirgig“. Udo hatte eben seine eigene Sicht auf die Dinge und hielt daran fest – unverrückbar.
Jeder Restaurant-Besuch mit ihm wurde zum Spektakel. Etwas von der Karte bestellen? Ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst als er in Italien war, gab er dem Kellner mit Händen und Füßen zu verstehen, dass auf die Thunfisch-Pizza unbedingt Ananas und Mais drauf müssen. Ihr seht es sicher vor Euch, wie der Italiener schmerzerfüllt seine Augen verdrehte. Aber am Ende stand da eine Pizza mit Thunfisch, Ananas und Mais vor Udo. So wie er sie haben wollte.
Er tat alles auf seine Weise, in seinem Tempo. Socken auf die Wäscheleine zu hängen, wurde bei ihm zum Projekt. Seine Hemden sortierte er nicht nur nach Farben, sondern auch nach Material. Um einen Koffer zu packen, benötigte er zwei Tage. Selbst seine Krankheit verwaltete er wie ein Buchhalter: in Excel-Listen und Word-Dokumenten.
Diese Rede hat Tanja geschrieben. Über zwanzig Jahre waren Udo und sie Gefährten. Seltsame Gefährten auf einer Reise, die das Zeug für einen Hollywood-Film gehabt hätte. Oder eher zu einer Seifenoper: Sie haben sich geliebt, gehasst, ignoriert und wieder angenähert.
So war sie es, die er am 11. September 2014 zuerst kontaktierte. In der Mail stand: „Es ist ein Tumor.“ Mit diesem Satz wurde das letzte Kapitel in Udos Geschichte aufgeschlagen und doch – so würde es sicher auch Udo sehen – das beste überhaupt.
Ich weiß, das klingt widersprüchlich, aber jeder geht mit so einer Krankheit anders um.
Udo ging gar nicht damit um.
Er ließ es überhaupt nicht an sich heran.
Als er nach der Entfernung seines Tumors im Krankenhaus saß und eine Broschüre mit dem Titel „Krebs“ entdeckte, fragte er: „Habe ich das etwa? Krebs?“ Später sagte er dazu: „Ich wusste das alles nicht. Ich wollte mich mit so etwas einfach nicht beschäftigen.“
Udo wollte nie das Schlechte sehen, denn hätte er es getan, hätte er das Unvermeidliche akzeptieren müssen.
Er konzentrierte sich auf die positiven Dinge oder auf das, worauf er sich konzentrieren wollte.
Er war stolz darauf, dass er vom leitenden Chirurgen operiert worden war. „Da fühlte ich mich schon wie jemand Besonderes“, sagte er einmal.
Als ihm genau dieser Chirurg die eine Niere komplett entfernen musste, sagte Udo schulterzuckend: "Ich habe ja noch die andere. Und die ist doch gesund."
Er nutzte seine lange Krankschreibung nach der Operation, um sich weiterzubilden. Über ein Jahr lang verschlang er Bücher, um autodidaktisch das Programmieren zu erlernen. Und was zunächst kaum denkbar war: Trotz seiner unheilbaren Erkrankung kehrte er ins Berufsleben zurück und durfte das machen, was ihn begeisterte.
Natürlich war nicht alles nach seinem Geschmack, aber für seine Begriffe blühte er auf. Er nutzte die Freiheiten, die ihm dadurch geschenkt wurden.
Was Udo sich vornahm, erreichte er auch fast immer. Und er hatte einiges in seinem Leben erreicht, selbst wenn er nie den direkten Weg gegangen war.
Nach seinem Hauptschulabschluss begann er seine Kfz-Lehre, weil sein Vater in einem solchen Betrieb arbeitete. Aber er wollte sich die Finger nicht schmutzig machen und erzählte immer wieder schelmisch davon, dass er die meiste Zeit im Lager verbracht hätte und nicht in der Werkstatt.
Nach Feierabend besuchte er die Abendschule. Er wollte mehr. Er wollte die mittlere Reife. Und als er sie hatte, wollte er noch mehr: das Abitur.
Natürlich erreichte er auch das. Vier Jahre und viele Nachtschichten bei Neckermann später hatte er es geschafft.
Aber so stolz er darauf auch war, über keine Zeit in seinem Leben erzählte er so begeistert und so wehmütig, wie von den Jahren als Filmvorführer.
Kino… das war Udos wahre Leidenschaft. Ein Tag mit ihm im Vorführraum war wie ein Marathonlauf. Filme einlegen, Werbung schneiden, Rollen austauschen, Ton überprüfen, Besucher schimpfen, die ihre Füße auf die Vordersitze legten...das war sein Ding!
Als er einmal eine Führung durch den Vorführraum machte, kam er vor lauter Begeisterung über seine eigene Arbeit regelrecht ins Schwitzen. Der Mann, der sonst nur wenig sagte, redete plötzlich wie ein Wasserfall.
Wenn er etwas tat, was er wirklich tun wollte, wenn alles so lief, wie er es sich vorstellte, war er glücklich. Kritisierte man ihn, zog er sich zurück. Jeder Mensch hat mehrere Gesichter, jeder Mensch hat Fehler, aber Udo hatte aus seiner eigenen Sicht keine Fehler, er lebte schlicht nach seinen eigenen Regeln.
Und eine davon war, niemals pünktlich zu sein.
Denn es gab immer etwas Wichtigeres zu tun, es gab immer etwas, das noch erledigt werden musste. Es war aber auch Udos Verständnis von Freiheit, sich von niemandem etwas vorschreiben zu lassen. Seine Unpünktlichkeit war legendär. So legendär, dass Tanjas Bruder nach Udos Abschied schrieb: „Hoffentlich ist er im Himmel pünktlich angekommen.“
Vermutlich warten sie dort bis heute auf ihn, weil Udo noch etwas Wichtigeres zu erledigen hat.
Und es stimmt: Es hätte so viel Wichtigeres gegeben, als zu sterben.
In Star Trek, das Udo so sehr geprägt hat, sagte Commander Riker: "Ich habe vor, ewig zu leben." So hat auch Udo gedacht.
Und er wird ewig leben. In unseren Erinnerungen, Gedanken und in unseren Herzen.


Geschenk Am 27.12.2019 von Gedenkseiten.de angelegt.
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