Uwe Seeler

Uwe
Seeler

05.11.1936
Hamburg
-
21.07.2022
Norderstedt Deutschland BRD

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ZurückAus dem Kondolenzbuch: Uwe Seeler Erfolge mit der Nationalmannschaft

von Rolf Becker am 22.07.2022 - 16:39 Uhr | melden

Karriere im Verein

Seit 1946 spielte der junge Uwe in der Jugendabteilung des HSV, des größten Sportvereins der Hansestadt. Am 1. Juli 1946 wurde er offiziell Vereinsmitglied (Mitgliedsnummer 1725).[5] Er wurde dort von Trainer Günter Mahlmann gefördert.[6] Dort lief er am 5. August 1953 mit nur 16 Jahren zum ersten Mal für die Seniorenmannschaft in einem Freundschaftsspiel gegen Göttingen 05 auf.[7] Ab Juli 1954 war er dank einer Sondergenehmigung des DFB dauerhaft in der Ligamannschaft (Oberliga Nord) spielberechtigt. In seinem ersten Pflichtspieleinsatz am 1. August 1954 erzielte er im NHV-Pokalspiel gegen den Oberligarivalen Holstein Kiel (Endstand 8:2) vier Tore.[8] Sein erstes Oberligator gelang dem kampfstarken Mittelstürmer ebenfalls gleich bei seinem ersten Einsatz am 29. August 1954 zum zwischenzeitlichen 2:0 im Spiel gegen den VfB Oldenburg (Endstand 3:0). Seeler war damit auf Anhieb unangefochtener Stammspieler im Sturmzentrum der Hanseaten und aus der Mannschaft bald nicht mehr wegzudenken. Seine Trefferquote war phänomenal, und als regelmäßiger Torschützenkönig der Oberliga Nord (1956: 32 Tore; 1957: 31 Tore; 1959: 29 Tore; 1960: 36 Tore; 1961: 29 Tore; 1962: 28 Tore) untermauerte er seinen Ruf als bester Mittelstürmer Deutschlands. Der HSV dominierte seinen Regionalverband und wurde von 1955 bis 1963 neunmal in Folge norddeutscher Oberligameister. 1957 und 1958 stand er mit seiner Mannschaft jeweils im Finale um die deutsche Meisterschaft, musste sich aber zweimal geschlagen geben und sich mit dem Titel als Vizemeister begnügen. Den einzigen Platzverweis seiner Laufbahn erhielt Seeler am 1. Dezember 1957, als er sich in einem Spiel im Stadion am Rothenbaum gegen Bremerhaven 93 für ein Foul eines Gegenspielers rächte.[9] Ende der Saison 1959/60 erreichte der Hamburger SV wiederum das Endspiel um die deutsche Meisterschaft und traf dort auf den 1. FC Köln. Nach zwei Treffern von Seeler feierte der HSV mit 3:2 den dritten Titelgewinn in seiner Vereinsgeschichte und Seeler selbst hatte endlich einen bedeutenden Titel gewonnen. Im selben Jahr wurde er erstmals zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt und galt auch gemeinhin als einer der besten Stürmer Europas.

1961 erhielt Seeler ein lukratives Angebot von Italiens Spitzenverein Inter Mailand, das ihm 1,2 Millionen D-Mark bot – damals eine der höchsten gebotenen Transfersummen überhaupt – und versetzte die Fans in Aufruhr. Sein langjähriger Freund Adi Dassler bot Seeler an, die Adidas-Vertretung für Norddeutschland zu übernehmen, um ihn zu überreden, in Hamburg zu bleiben.[10] Seeler verzichtete auf den Wechsel und blieb in seiner Heimatstadt, wo seine Anhänger den Entschluss bejubelten. Gemeinsam mit seiner Frau Ilka habe er lange über das Angebot aus Mailand nachgedacht, sich eigener Aussage nach aber für „unser Häuschen, unsere Familien und unsere sichere Zukunft“ entschieden. Da er ein realistischer Mensch sei und Sicherheit brauche, sei der Entschluss gefällt worden, in Hamburg zu bleiben, so Seeler später.[11] 1961 erhielt Seeler seinen Spitznamen „Uns Uwe“ im Anschluss an ein Pokalspiel gegen den FC Burnley, welches, für diese Zeit ungewöhnlich, in voller Länge im Fernsehen übertragen wurde. Der HSV hatte das Hinspiel mit 1:3 verloren, konnte jedoch das Rückspiel in Hamburg mit 4:1 gewinnen, was ein nationales Echo auslöste. Der Frankfurter Journalist Richard Kirn schrieb, dass Seeler nun für ganz Deutschland „unser“ Uwe sei. Die daraufhin ins Plattdeutsche übersetzte und abgekürzte Form entwickelte sich in den Folgejahren zu Seelers Spitznamen.[12] Anhänger des HSV-Stadtrivalen FC St. Pauli machten daraus „Euch Uwe“.[13] Im Kreise seiner Mannschaftskameraden trug Seeler auch den Spitznamen „Der Dicke“.[14] 1963 gewann er mit dem HSV den DFB-Pokal. Beim 3:0-Sieg im Finale über Borussia Dortmund erzielte Seeler alle Tore, womit ihm als erstem Spieler drei Tore im Pokalfinale gelangen.

In der Saison 1963/64 wurde der HSV in die neu gegründete Bundesliga aufgenommen und wurde nach den letzten Erfolgen auch als Mitfavorit um die Meisterschaft gehandelt. Während die Mannschaft jedoch am Ende einen enttäuschenden sechsten Platz belegte, war Stürmerstar Seeler nicht zu stoppen und sicherte sich mit 30 Toren den Titel des ersten Bundesliga-Torschützenkönigs. Als Ausdruck seiner starken Leistungen wurde Seeler 1964 zum zweiten Mal Deutschlands Fußballer des Jahres. Im Februar 1965 schien Seelers Karriere beendet, als er sich im Bundesligaspiel in Frankfurt einen Achillessehnenriss zuzog. Doch sechs Monate später stand er wieder auf dem Platz, mit einem von Adi Dassler in Handarbeit gefertigten Spezialschuh, der hinten geschnürt wurde,[10] und fand bald zu alter Leistungsstärke zurück. Doch der HSV durchlebte in diesen Jahren sportlich keine Glanzzeit und landete regelmäßig im Mittelfeld der Liga. Seeler aber hielt dem Verein die Treue und wurde in der Saison 1968/69 mit 23 Treffern Zweiter in der Torschützenliste hinter Gerd Müller. International sorgten die Rothosen allerdings für mehr Aufsehen, als sie 1968 das Finale um den Europapokal der Pokalsieger erreichten (der HSV, als DFB-Pokal-Finalist von 1967, spielte in diesem Wettbewerb mit, weil Finalgegner FC Bayern München als Titelverteidiger des Europapokals ebenfalls noch einmal teilnahm), dort aber gegen den AC Mailand chancenlos mit 0:2 unterlagen. Es sollte Seelers letztes Endspiel sein. Im Mai 1972 trat „Uns Uwe“ mit einem Spiel des HSV gegen eine Weltauswahl vom aktiven Sport zurück. Den Zeitpunkt des Abschieds vom Leistungssport schätzte Seeler auch Jahre später als „genau richtig“ ein. Diesen Schritt habe er langfristig vorbereitet, die Doppelbelastung mit Fußball und Beruf habe ihn „sehr beansprucht“, der Abschied vom Fußball sei ihm „verhältnismäßig leichtgefallen“, so Seeler im Jahr 1986 gegenüber dem Hamburger Abendblatt.[15]

Diesen Rücktritt unterbrach er noch ein Mal, als er auf Bitten des Sportartikelherstellers Adidas, mit dem er beruflich in Verbindung stand, am 23. April 1978 ein Gastspiel beim Cork Celtic in der ersten irischen Liga bestritt. Seeler war nach eigenen Angaben nicht bewusst, dass es sich dabei um ein Punktspiel gehandelt hat, weil ihm nicht bekannt war, dass in der irischen Liga auch für Punktspiele Gastspieler angemeldet werden konnten. Bei der 2:6-Niederlage gegen die Shamrock Rovers erzielte er beide Tore

Erfolge mit der Nationalmannschaft

Vize-Weltmeister 1966 in England
WM-Dritter 1970 in Mexiko
WM-Vierter 1958 in Schweden

Erfolge mit dem HSV

Finalist im Europapokal der Pokalsieger: 1968
Deutscher Meister: 1960
Vize-Meister 1957, 1958
Deutscher Pokalsieger: 1963
Pokalfinalist: 1956, 1967
Neunmal in Folge Norddeutscher Meister (1955–1963)

Persönliche Erfolge

Torschützenkönig der Oberliga Nord 1954/55, 1955/56, 1956/57, 1958/59, 1959/60, 1960/61, 1961/62
Erster Torschützenkönig der Bundesliga 1963/64 mit 30 Toren
Torschützenkönig des Europapokals der Pokalsieger 1967/68
Einstufung als Weltklasse in der Rangliste des deutschen Fußballs: 14-mal zwischen 1959 und 1970
DFB-Pokal-Torschützenkönig: 1956, 1963

Auszeichnungen
Uwe Seeler 2008 als 16. Ehrenkapitän der Rickmer Rickmers im Kreise weiterer Ehrenkapitäne

1960, 1964 und 1970: Deutscher Fußballer des Jahres (1960 wurde er erster Träger dieses Titels),
Berufung in Welt- und Europaauswahlmannschaften
1966: Silbernes Lorbeerblatt, als Mannschaftskapitän stellvertretend für die deutsche Fußballnationalmannschaft
1970: Großes Bundesverdienstkreuz (als erster Sportler)
1971: Bambi
1972: Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft (zweiter so ausgezeichneter Spieler)
1982: Ehren-Schleusenwärter in Hamburg
1986: Ehrenkapitän des Hamburger Hafens[43]
2001: Goldene Ehrennadel des DFB
2003: Hamburger Ehrenbürger (Seeler erhielt diese höchste Auszeichnung, die Hamburg vergibt, als bislang einziger Sportler)
2006: Hall of Fame des deutschen Sports
2006: Mall of Fame
2006: Ehrenkommissar der Polizei Hamburg
2006: Goldener Rathausmann der Stadt Wien
2008: Ehrenkapitän der Rickmer Rickmers
2012: Walther-Bensemann-Preis der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur
2013: Uwe Seeler lehnt die Ehrenpräsidentschaft des HSV ab[44]
2013: Legende des Sports[45]
2016: Sport-Bild-Award für das Lebenswerk[46]
2018: Aufnahme in die erste Elf der „Hall of Fame des deutschen Fußballs“ des Deutschen Fußballmuseums

Quelle Wikipedia

Rolf Becker