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Gedenkseite für Erhard Schneider
Erhard Schneider wurde im Sommer am 30. Juni 1955 in Weifenbach/Hessen geboren.
Mit Eltern, Großeltern und den beiden jüngeren Geschwistern wuchs Erhard in Weifenbach auf.
Nach dem Abitur war Erhard einige Jahre Berufssoldat. Es folgten Studium, Heirat, Ausbildung zum Steuerberater, später ein Studium in Birmingham (englisches Recht).
Zwei Töchter und ein Sohn wurden geboren.
Erhard war sehr intelligent und belesen - er hat sein Leben lang nicht aufgehört zu lernen. Wir, die Familie, erlebten ihn niemals ohne Buch, später nicht ohne Computer und E-book-reader.
Schon als Jugendlicher sammelte Erhard die Perry Rhodan Hefte. Er mochte diese Geschichten sehr.
Viele andere Bücher begleiteten ihn in seinem Leben. Fachbücher, Lexika, Gesetzbücher, Romane, Biographien, usw. Manche Romane (Jugendbücher), las er oft...immer wieder... wenn er in Weifenbach war - einige davon vielleicht, weil es in ihnen ein Leben, eine Jugend gab, die er nicht hatte... die er gern erlebt hätte? Diese Bücher fanden sich auch als E-books auf seinem Laptop. Bücher öffnen Welten...
Erhard wohnte später nie länger als ein paar Jahre im selben Ort, hier nur einige davon:
Weifenbach, Mengeringhausen, Celle, Nidda, Wetter, Erbstadt, Arnstadt, Prenzlau, Leimen, Ludwigshütte...
In einigen dieser Orte hat Erhard Freunde gefunden, der Kontakt hielt auch viele Jahre über weite Entfernung und Ländergrenzen.
In der Kinderzeit gab es einen Freund, mit dem Erhard immer verbunden blieb, einen Schulkameraden aus Weifenbach, der leider schon vor einigen Jahren bei einem Motorradunfall verstarb.
Es gab auch ein paar Schulfreunde aus der Zeit im Gymnasium, mit denen er bis ins Jahr 2014 hinein Kontakt hielt.
Immer wieder kam Erhard nach Hause zurück, freute sich auf die Feiern mit der Männergesellschaft Ludwigshütte und den Grenzgang in Biedenkopf.
Erhard traf sich - wenn er sich in Deutschland aufhielt - mit seinen Kindern, den Geschwistern, Freunden zu verschiedenen Anlässen. Sei es zu konkreten Terminen, Geburtstagen, Feiertagen oder um nach Leimen zu fahren, wo er hin und wieder einen Freund besuchte und arbeitete.
Als unsere Mutter noch lebte - vor dem 29. April 2002 - kam Erhard öfter nach Weifenbach. Ich glaube, sie war für Erhard der einzige Mensch, der ihn bedingungslos angenommen hat. Nach dem Tod unserer Mutter kam Erhard weiterhin nach Hause, allerdings hatten er und unser Vater nie ein besonders gutes Verhältnis, sie konnten nicht miteinander reden... über die wirklich wichtigen Dinge.
Als unser Vater im Mai 2010 starb, kam Erhard zu seiner Beerdigung, und wir verbrachten einen Abend in der Familie, den ich als sehr intensiv und harmonisch in Erinnerung habe.
Die Silberhochzeit unseres Bruders und seiner Frau feierten wir 2012 in Weifenbach, die Hochzeit seiner ältesten Tochter in 2012 in Siegen, die Hochzeit des Sohnes im Jahr 2013 in Weifenbach. Die Feiern hat Erhard genossen, es hat ihm Freude bereitet, dabei sein zu können.
Über sich, sein Erleben der Kindheit und Jugend, sein Leben, all das, was ihn prägte, hat Erhard selten gesprochen. Manche Erlebnisse/Begegnungen haben ihn verletzt, so stand er z.B. religiösen Institutionen und Inhalten kritisch gegenüber. Wir sprachen einmal über seine Kinder- und Jugendzeit im Zusammenhang mit dem damaligen Pfarrer - er reagierte sehr hart und ziemlich emotional, wollte jedoch nicht erzählen, was damals passiert war.
Über private Anliegen, Wünsche und Gedanken konnte Erhard nur mit wenigen Menschen oder gar nicht reden. So war er seit langer Zeit schon ein eher einsamer Mensch, der seine Wege ging und dabei verschiedenste Weggenossen traf.
Den einen oder anderen Weg teilte er mit Freunden, Familie oder Bekannten, viele ging er allein.
Erhard führte ein Leben, an dem wir wenig Anteil hatten - wenn wir telefonierten oder uns per Skype unterhielten, erzählte er von seinen aktuellen Vorhaben oder wie er wohnte... was er unternehmen wollte, welche E-Books er gerade las. Er sprach selten von Menschen, die er kannte, mit denen er vielleicht sogar befreundet war. In Barrow-in-Furness hat er sich für Rugby interessiert und war als Fan der Mannschaft oft bei Spielen dabei.
In den letzten Jahren reiste Erhard mit einem Koffer und einer Tasche. Alle persönlichen und für ihn wichtigen Dinge waren dort enthalten. In einem Koffer und einer Tasche...
Purple Schulz singt seinem Lied "Der letzte Koffer":
"Ich werde nun auf die Reise gehn
mein letzter Koffer der bleibt hier stehn
denn da ist mein ganzes Leben drin
ich lass es hier dann macht es Sinn"
Unter anderem enthielten diese Tasche und der Koffer die Einladungen zu den Feiern innerhalb der Familie in den letzten Jahren. Im Speicher seines Telefons Fotos... seiner Kinder, der Familie, seines Heimatortes, unseres Elternhauses... Er hatte Erinnerungen an uns immer dabei...
Erhard unternahm viele Reisen in die Schweiz und in andere europäische Länder.
Nach einigen Jahren, die er in England (Barrow-in-Furness), Irland (Waterford City), Deutschland und Spanien (Malaga) verbrachte, lebte er zuletzt in Belize (San Ignacio), dort wollte er noch einmal neu anfangen.
Im Oktober 2014 kam Erhard nach Deutschland, um bis zu seinem 60. Geburtstag am 30. Juni 2015 zu bleiben. Er freute sich auf ein Enkelkind, das im Frühjahr 2015 geboren wird.
Am 23. November 2014 starb Erhard mit 59 Jahren in Ludwigshafen.
Eines Morgens wachst Du nicht mehr auf.
Die Vögel singen, wie sie gestern sangen.
Nichts ändert diesen neuen Tageslauf.
Nur Du bist fortgegangen.
Du bist nun frei und unsere Tränen wünschen Dir Glück.
Goethe
Als ich von Dir Abschied genommen habe, sahst Du so friedlich aus.
So, wie ich Dich schon lange nicht mehr gesehen habe...
Du bist nach Hause gekommen.
...und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Offenbarung 21, 4
