Alyssa
Baumann

Von Regina 01.05.2016 um 13:45 Uhr | melden

Liebe Alyssa,

es lässt mir heute keine Ruhe, ich muss noch einmal etwas schreiben. An alle die sich mit dem Gedanken quälen, warum kein Spaziergänger vorbei kam, der hätte helfen können. Was hätten die meisten Menschen ausrichten können? Wer stellt sich unbewaffnet gegen eine rasende Bestie?Alyssas Freund hat es versucht und ist selbst verletzt worden. Es blieb ihm nur die Option Hilfe zu holen und das hat er gemacht. Mehr hätte jeder von uns auch nicht tun können. Da muss man dann schon denken, warum ist nicht zufällig eine bewaffneter Mensch vorbeigekommen oder ein Arzt, der vielleicht noch irgendeine Blutung hätte stoppen können, bis die Rettungskräfte eingetroffen sind.Sowas passiert meist nur im Fernsehen, soviel Glück hat man im richtigen Leben wohl selten.Wir alle hätten uns gewünscht, das es so gewesen wäre. Hätte sie noch weglaufen können? Ich denke nicht. Sie wird mit ihm gesprochen haben und niemals mit so einer Möglichkeit gerechnet haben, das er sie angreift. Nach dem ersten Stich war sie vielleicht schon nicht mehr in der Lage, verletzt, geschockt. Soviele quälende Gedanken, die einen nicht wirklich weiterbringen, sondern nur noch trauriger machen. Für "hätte" gibt es nichts, hat mein verstorbener Papa immer gesagt und damit hat er Recht.Das bringt Alyssa leider nicht zurück.

Liebe Jeannette, das ihr euch diesem Individium nun wieder vor Gericht stellen müsst (wollt) ist einfach nur unglaublich. Vollkommen weltfremd was in Deutschland so möglich ist.

Aus den Prozeßberichten hat sich bei mir eine Aussage im Kopf verankert, die "es" angesichts des sich hinschleppenden Prozesses gemacht hat. "Ich hoffe, das das bald vorbei ist, denn es nimmt mir soviel Lebenszeit" Das macht mich heute noch unglaublich wütend! Er hat Alyssa alle Lebenszeit genommen und sagt sowas! Was für eine unglaubliche Frechheit euch gegenüber!

In Gedanken werden wir euch auch diesmal begleiten. Ja, wir kannten Alyssa nicht, aber sie hat tatsächlich einen Platz in unseren Herzen. Keine Ahnung warum? Vielleicht weil wir selbst Mütter sind? Oder weil ihr Schicksal einfach nur entsetzlich ist und mit dem gesunden Menschenverstand kaum nachzuvollziehen? Letztendlich ist es auch nicht wichtig warum.
Ich wünsche euch alle Kräfte die ihr braucht um das wieder durchzustehen und gute Freunde, die für euch da sind.

Mit tiefem Mitgefühl
Regina