Amalie Hollenrieder

Amalie
Hollenrieder

27.03.1933
Augsburg
-
13.02.1990
Augsburg

stimmungsbild
ZurückEine brennende Kerze: Kerze flieder klein
Für deine Engel

Von Max Sealtiel 06.09.2025 um 18:50 Uhr | melden

Solange die Augen traurig glänzen,
das Leben ganz aufgewühlt
in dir wie ein Geschenk
zu einer sanften Erinnerung werden möchte,
ist der Himmel ganz nah.

Erst wenn wir durch die letzte
Einsamkeit gegangen sind,
spüren wir den Hauch der Ewigkeit.

Monika Minder


Gesang der Todten

Du Wandrer, der im Lichte
Ob unsern Häuptern geht,
Auf dessen Angesichte
Das rothe Leben steht,
O wolle nicht vergessen
In deinem Sonnenschein
Der Todten, die indessen
Bedeckt ein kalter Stein!



Wir haben auch dort oben
Vereinst wie du gelebt,
Von all dem Drang umwoben,
Gelitten und gestrebt.
Wir haben unsre Hände
Zu deinem Heil geregt,
Eh man in diese Wände,
Die engen, uns gelegt.


Die Wege, die du wandelst,
Die haben wir geweiht;
Die Stätte, wo du handelst,
Die haben wir befreit.
Wir sind in Nacht gestiegen,
Damit dir werde Licht,
Drum du bei deinen Siegen
Vergiß der Todten nicht!



Und hat, wie Königsleichen,
Der Tod uns schön geschmückt;
Den Herrscherstab, den reichen
Uns in die Hand gedrückt,
Die hohe Lorbeergabe
Uns auf das Haupt gesetzt —
So lasse unsre Habe,
Du Neidscher, unverletzt!



Und wenn, was wir errungen,
Dir klein und dürftig ist,
Nachdem du fortgedrungen
Auf unsern Schultern bist —
Bald werden Andre kommen,
Die auf die deinen stehn,
Den Berg, den du erklommen,
Nur noch als Hügel sehn!



Drum lass den Kranz der Ehre
Uns unversehrt und ganz,
Damit dir nicht versehre
Die Nachwelt deinen Kranz.
Und wandelst du dort oben,
So denk, wer dich zum Licht,
Zum Leben dich gehoben —
Vergiß der Todten nicht!


Ludwig Pfau

Siehe,
ich sende einen Engel vor dir her,
der dich behüte auf dem Wege
und dich bringe an den Ort,
den ich bestimmt habe.
(2. Mose 23, 20)


Mein Leben ist wie leise See
Wohnt in den Uferhäusern das Weh,
wagt sich nicht aus den Höfen.
Nur manchmal zittert ein Nahen und Fliehen:
aufgestörte Wünsche ziehn
darüber wie silberne Möwen.

Und dann ist alles wieder still...
Und weißt du, was mein Leben will,
hast du es schon verstanden?
Wie eine Welle im Morgenmeer
will es, rauschend und muschelschwer,
an deiner Seele landen.

Rainer Maria Rilke

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