Arnfried
Krebs

von Peter Feige am 05.05.2014 - 10:09 Uhr | melden

Wahre Liebe stiebt nie!
Erinnerungen bleiben.( Das ist für Chris )
Musik in voller Lautstärke in ihren Ohren.Ein Lied, was sie normalerweise auf andere Gedanken bringt.Und doch kann sie sich heute nicht darauf einlassen, kann den Song nicht spüren.Es regnet in Strömen, als sie sich auf den viel befahrenen Straßen bewegt und den Heimweg antritt, aber sie spürt den Regen genauso wenig, wie diesen besonderen Song.Vielleicht, weil sie eins ist, mit dem Regen.Weil der Regen das tut, was sie nicht kann.Weil der Regen, ihre Tränen weint.Wieder einmal öffnet sie den Briefkasten.In der Hoffnung auf einen Brief.Hoffnung auf diesen endlich erlösenden Brief.Doch wieder ist er nicht dabei.Nicht in der hintersten Ecke.Und auch nicht zwischen den Werbeblättchen.Traurig setzt sie sich schließlich in ihre Wohnung.Nimmt ein Fotoalbum aus dem Regal und sucht nach den Fotos, der Person, die ihr so wichtig ist und die sich doch nicht meldet.Sie streicht über die Fotos und erinnert sich an die Zeit, an das, was sie verbunden hat.Erst letztens sagte sie einer Freundin, dass es ihr egal wäre, wenn die Person sich nicht mehr meldet.Aber ist es wirklich egal? Wenn es doch egal ist, wieso hofft sie auf den Brief, der ihr zeigt, dass alles beim Alten ist? Wieso wartet sie, dass das Telefon klingelt und sie endlich wieder diese eine bestimmte Stimme hört? Wieso wird ihr Blick traurig, wenn sie die alten Fotos betrachtet? Und wieso schreit ihr Herz vor Sehnsucht, weil sie spürt, dass es vorbei ist? Die Traurigkeit, die abgelöst wurde, von der zerstörten Hoffnung und übergangen ist in Sehnsucht, nach diesem einen Menschen, ist nun in Verzweiflung umgeschlagen.Sie ist verzweifelt, weil sie Angst hat, dass genau das eingetreten ist, was sie beide niemals geglaubt hätten, dass es passieren könnte.Sie haben sich verloren und können sich nicht mehr finden.Sie ist hin- und hergerissen.Soll sie selbst die Nummer wählen und die Initiative ergreifen? Oder soll sie es einfach hinnehmen? Es im Herzen als das Besondere zu bewahren, das es einmal gewesen war? Soll sie nach vorne schauen und das neue Leben, ohne diesen Menschen beginnen? Und wenn sie das tat, würde nicht etwas Entscheidendes dabei fehlen? Würde das fehlende Stück in ihrem Herzen, nicht alles andere in den Hintergrund stellen und die wunderbaren Dinge, die passierten, überschatten? Eine zeitlang schrieb sie jeden Tag einen Brief. Briefe, die sie nicht abschicken konnte.Ihr fehlte die Kraft dafür und der Ort. Und doch eines Tages, hatte sie den Mut und hat einen dieser Briefe abgeschickt.Diesen einen Brief, der alles erklärte.Der zeigte, warum sie sich voneinander entfernt hatten.Und genau dieser Brief bleibt unbeantwortet.Als ob es ihn niemals gegeben hätte. Zurück bleibt sie. Allein. Und sie spürt, wie die Tränen über ihr Gesicht laufen.Spürt jede einzelne Träne, die heiß über ihre Wange rollt.Lässt alles raus und glaubt sich dann besser zu fühlen.Und doch weiß sie, dass der nächste Tag, wieder voller Hoffnung auf ein Zeichen sein wird.Wieder wird sie warten, um am Ende des Tages doch wieder verzweifelt sein, weil sich nichts verändert hat.Ein "Wir" gibt es nicht mehr. Nur kann sie dies noch immer nicht akzeptieren. Klammert sich an die Vorstellung, dass es nicht vergebens war, diesen einen Brief verschickt zu haben. Glaubt, dass alles gut werden kann. Dass sich nichts verändert hat.Und hofft aufs Neue, auf den Moment, wo dieser Mensch, vor ihr steht, sie in den Arm nimmt und ihr sagt: „Ich liebe dich, bedingungslos."