Axel Stoll

Axel
Stoll

30.10.1948
Berlin
-
28.07.2014
Berlin

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ZurückAus dem Kondolenzbuch: Wie es wirklich war

von Der treue Heinrich am 30.07.2014 - 11:49 Uhr | melden

Als sich Dr. Stoll spätnachts vom dreihunderfünfundvierzigsten Neuschwabenlandtreffen nach Hause chauffieren ließ, fiel ihm ein offenbar neues Gebäude in dem kleinen Park am Wartburgplatz auf, aus dem ein seltsam flackerndes Licht drang. Dr. Stoll fühlte sich nicht ganz auf der Höhe, er hatte zu viel von Peters Sliwowitz getrunken und außerdem spielte das Wetter seit einigen Tagen mal wieder verrückt - trotzdem beschloss er, sich die Sache anzusehen, ein Wahrheitssuchender darf sich nicht drücken, wenn ihm die Vorsehung einen Auftrag erteilt. “Halten Sie mal hier an, ja?” “Meinetwegen,” antwortete der fette (Disziplinlosigkeit) Taxifahrer mit starker Brauenpartie (Brutalität) und Fliehstirn (Dummheit). “Aber die Uhr läuft weiter.”

Die Gestalt nahm den Helm vom Kopf. Eine wunderschöne junge Frau blickte Dr. Stoll mit großen (zu großen) blauen Augen an. “Herr Doktor Axel Stoll?”, fragte sie mit einem Akzent, den Stoll nicht recht einordnen konnte. Er nahm halb unbewusst Haltung an. “Jawohl! Und mit wem habe ich die Ehre?” “Oberstleutnant von Grün, Flottenkurier dritter Rang.” Das Lächeln der Frau passte nicht recht zu ihrem militärischen Ton. Sie blinzelte, langsam (zu langsam) ihre blauen Augen glänzten feucht als hätte sie eben geniest. “Sie sind sehr pünktlich.” “Ich... hatten wir einen Termin?” Haltung,Haltung, dachte Stoll. Nur nicht die Fassung verlieren! “Natürlich”, Oberstleutnant von Grün fuhr mit der Hand durch ihr blondes (zu blondes) Haar, das in dem unnatürlichen Licht abwechselnd wie Gold und Silber aussah. “Leider konnten wir sie nicht vorab informieren, Sie verstehen...” “N-Natürlich”, Dr. Stolls an unorthodoxe Gedankensprünge gewohnter Geist arbeitete fieberhaft. “Feind hört mit, nicht wahr?” “Immer.” Wieder dieses Lächeln. Stoll fühlte sich nun auf einigermaßen sicherem Gelände - seine Unwissenheit war also nicht ehrenrührig, sondern den Umständen geschuldet und sogar erforderlich! “Darf ich fragen, weshalb...?” “Sebstverständlich! Bitte entschuldigen Sie”, sie löste eine zylinderförmige Rolle vom Gürtel ihres enganliegenden Anzuges.

“Herr Doktor Axel Stoll”, sagte sie mit plötzlich sehr förmlicher Stimme und nahm ebenfalls Haltung an. “Ich habe die Ehre, Sie von Ihrer Berufung zum promovierten Reichsneophysiker und Interstellarier mit Eichenlaub in Gold h.c. in Kenntnis zu setzen. Hier ist der Marschbefehl zu Ihrem ersten Auftrag.” Sie übergab ihm den schwarzen Zylinder und der förmliche Ausdruck ihrer Stimme und ihres schönen (ach, allzu schönen) Gesichtes wich wieder der seltsamen und, wie Dr. Stoll fand, eigentlich unmöglichen Mischung aus Warmherzigkeit und Ironie¹. “Der Metaführer hat Sie persönlich ausgewählt, Wahrheitssuchender. Alle gönnen es Ihnen und ich bin persönlich sehr froh, dass die Wahl auf sie gefallen ist.” “Ich danke Ihnen”, antwortete Dr. Stoll, ohne zu verstehen, aber zu allem bereit. Von Grün machte eine einladende Geste in Ricthung des flackernden Lichtes, aus dem sie vor einigen Minuten getreten war. “Wollen wir gleich aufbrechen?” “Warum nicht?” antwortet Dr. Stoll leichthin. Ja, warum eigentlich nicht. Sein Blick fiel auf die goldene Schrift auf dem Zylinder ‘Supergauleitung Aldebaran’ stand da in Schwabacher Judenlettern, wie Stoll nicht umhin konnte zu bemerken.² Was würde er hier schon zurücklassen? Die einzigen Menschen, mit denen er regelmäßigen Umgang hatte waren die Kameraden vom Neuschwabenlandforum, und die waren, Ehrlichkeit ist eine Tugend, größtenteils Menschenmüll. Natürlich, da war auch noch Peter, aber der war in letzter Zeit unglaublich fett geworden. Ein fetter Mann kann im Grunde kein Wahrheitssuchender sein. Es fehlt ihm nicht nur an Disziplin, er kennt auch das zehrende Feuer nicht, das Feuer, dass dich langsam von innen verbrennt, es brennt und brennt, unmöglich noch ein normales Leben zu führen, halbwegs normal, Freunde zu haben (Templerbruder mein Arsch), [i] einen gemütlichen Abend [/i] zu verbringen. Einmal mehr als drei Stunden am Stück schlafen. Ach, scheiß drauf und immer ran an den Feind wie Blücher an der Katzbach! “Frau Oberstleutnant, ich stehe zu Ihrer Verfügung” sagte er mit beinahe ganz fester Stimme und fast gar nicht zitternden Lippen. “Das Reich braucht Sie”, sagte von Grün und hakte sich bei Dr. Stoll ein, als wäre es selbstverständlich. Arm in Arm gingen sie zu dem hinter den kahlen Bäumen des Wartburgparkes [s]versteckten[/s] geparkten Raumschiffes, um den Strafplaneten Erde für immer zu verlassen.

¹) Bald sollte Dr. Stoll feststellen, dass diese warmherzige Ironie in subtilen Abstufungen alle Interstellarier des neuen Ordens auszeichnete.
²) interessantes Detail. Die Abschaffung der Frakturschrift war also von der Führung als Fehler erkannt und korrigiert worden. Eine scheinbare Kleinigkeit, die aber viel zu versprechen scheint.

Der treue Heinrich
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