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von Björn Ickinger am 19.02.2022 - 12:28 Uhr | melden
Bernd und ich haben uns von 2008 bis 2014, fast 6 Jahre, ein Zimmer bei der Premium Aerotec geteilt. Manchmal nur knapp 20qm, manchmal 10 bis 14Stunden am Tag und manchmal meinte einer schon, dass wir in dieser Lebensphase mehr Zeit zusammen verbracht haben als mit unseren Familien.
Vielleicht war es auch so: wie eine andere Familie, eine Firmenfamilie. Wir hatten das Glück, gemeinsam eine neue Welt, eine Struktur Analyse und Design Entwicklung für eine neue Flugzeuggeneration Airbus A350XWB, aufzubauen. Wir durften unsere jungen, neuen Mitarbeiter einstellen und die Hürden eines Neuanfangs, eines Entdeckens der Anforderungen und notwendigen Tätigkeiten, mit einem neuen Kunden durch alle Höhen und Tiefen meistern. Am Ende mit Erfolg. Niemand sagte uns, wie wir diesen Weg mit diesen Aufgaben für uns und unsere Arbeitsfamilie meistern sollten. So führte die Not dazu, dass wir trotz unterschiedlicher Charaktere, in dieser Zeit als Gemeinschaft sehr eng zusammen rücken und wachsen durften, uns mit unseren Stärken und Schwächen gegenseitig ergänzten.
Mir ist von der ersten Minute an bei Bernd das Herz aufgegangen. Man musste ihn einfach gern haben. In der Sache ehrlich und geduldig in der Durchführung. Manchmal etwas extravagant, chaotisch, vielleicht auch grenzüberschreitend. Jedoch immer mit einem kleinen Schalk und Humor im Hintergrund. Seine Neugierde und sein Wissen, einem Lexikon gleich sowie sein Talent, dieses in einfachen Worten und Beispielen bleibend zu vermitteln. Dadurch ist er für mich immer ein Vorbild und Ansporn gewesen.
Was Bernd für mich als Mensch ausgemacht hat, war sein zwischenmenschlicher Umgang mit mir, seinen Kollegen und den ihm anvertrauten Mitarbeitern. Nichts war ihm zu viel. Auch wenn es ab und zu erst einmal rumpelte und brummelte, so war er dann immer individuell, persönlich, „väterlich“ aufbauend, immer mit einem guten Wort, geduldig zuhörend. Er war lösungsfindend und vor allem beschützend, unerschrocken gegenüber allen widrigen Einflüssen von außen, stetig begleitend durch Witz, Schalk und manches Mal einem kleinem Streich. Er lebte die Werte Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein, sowie Treue und Integrität. So werden viele von uns Kollegen ihn mit manch einer persönlichen Anekdote in Erinnerung behalten.
Am Ende eines langen Tages bei einem Feierabendbier im Büro oder viel zu selten da draußen in der wirklichen Welt, erlebte ich dann auch den nachdenklichen, philosophierenden Bernd, dem seine eigene Familie und vorallem seine Kinder, tief am Herzen lag. Wie es im Leben so ist, durfte man dann auch mit ihm schimpfen und sich um ihn und seine Gesundheit Sorgen machen, wenn er zu lange arbeitete.
Auch nach dieser Zeit, in der wir uns leider infolge anderer Arbeitsaufgaben nicht mehr so oft sehen durften, war ein Wiedersehen beim Essen, beim Besuch von Veranstaltungen oder im jeweiligen Büro, immer mit dem Gefühl verbunden, dass wir gerade erst auseinander gegangen waren. Es war wie eine unsichtbare Verbundenheit.
Für mich ist es schwer, die Gedanken und Emotionen in Worte zu fassen, dass ich Bernd nun nicht mehr sehen und erleben darf. Viele Bilder gemeinsamer Erlebnisse tauchen vor meinem inneren Auge auf und ich wünsche mir, alle erfassen, teilen und festhalten zu können.
Bernd hat einen Lebensabschnitt von mir mitgeprägt und mir viel Schönes und Wertvolles mitgegeben. Ich kann nur hoffen, dass ich ihm dabei auch etwas zurückgeben konnte.
In meinen Erinnerungen und meinem Herzen wird Bernd immer einen Platz einnehmen und meine weiteren Handlungen bewusst und unbewusst weiter begleiten.
ICH DANKE DIR, Dein Björn
