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von Kurt Schall am 03.12.2013 - 08:30 Uhr | melden
Chris Howland, Sohn eines Redakteurs der BBC, wuchs in Südengland auf und lernte den Beruf des Imkers. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er am 12. März 1948 Mitarbeiter des Radiosenders der Britischen Armee BFN (British Forces Network, heute BFBS). Noch im Jahre 1948 wurde er Chefsprecher und Chef der Musikabteilung beim BFN. Im neuen Soldatensender mussten alle Sprecher vielseitig verwendbar sein, sodass Howland auch in einer Sprecherrolle der Serie Adventures of Robin Hood zu hören war. Hauptamtlich moderierte er insbesondere die Sendungen Family Favourites und Breakfast Club.
Howland sprach 1952 beim NWDR vor und wurde dort als Diskjockey eingestellt. Man hoffte, mit ihm an BFN und AFN verlorene jugendliche Hörer zurückzugewinnen. Am 1. September 1952 moderierte er die Sendung Rhythmus der Welt, in der er als „Schallplattenjockey“ („Disc-Jockey“ wollte man den deutschen Zuhörern nicht zumuten) zwanglos über Trends und Neuheiten der internationalen Musikszene berichtete.[2] Sein britischer Akzent und seine knarrende Stimme machten ihn schnell bei den Radiohörern beliebt. Wenig später moderierte er die Radiosendung Spielereien mit Schallplatten. In einer dieser vielen Sendungen gab er sich selbst den Spitznamen „Heinrich Pumpernickel“, später auch „Mr. Pumpernickel“. Anfang 1954 zog er mit dem BFN von Hamburg nach Köln, dem neuen Hauptsitz des BFN. Im selben Jahr begann er beim NWDR Köln, der sich ab Januar 1956 nach der Regionalteilung nur noch WDR nannte.
Am 6. September 1953 hatte der Fernsehfilm Schlager-Expreß Premiere, in dem Howland als Sänger auftrat. Der Film war der Start für eine Vielzahl von Kinofilmen, an denen Howland mitwirkte. In der Musikromanze Ball der Nationen (25. Dezember 1954) spielte er den Dr. Johnson, in Der Major und die Stiere (28. Oktober 1955) tauchte er in der Rolle des Sergeant Bobby auf, die Rolle als ein junger Engländer übernahm er im Film Verlobung am Wolfgangsee (25. Oktober 1956). Die Heinz Erhard-Komödie Witwer mit 5 Töchtern (6. September 1957) präsentierte Howland in der Rolle des Mr. Printice, und in Haus Vaterland (13. August 1959) erschien er als Freddy.
1959 kehrte Howland vorübergehend nach Großbritannien zurück, um dort die Fernseh-Talkshow Peoples and Places zu leiten. 1961 kehrte er wieder nach Deutschland zurück, wo er zuerst beim WDR die Hörfunksendung Musik aus Studio B ab 22. Oktober 1961 moderierte, die dann ebenfalls vom Fernsehen übernommen wurde und bis 1970 61-mal gesendet wurde. Ab dem 18. Juli 1961 wurde er Moderator der Sendung Vorsicht Kamera, der deutschen Version der britischen Fernsehsendung Candid Camera.
Parallel dazu verlief Howlands Plattenkarriere. Nach einem eher erfolglosen Debüt um das Jahr 1953 hatte er seinen ersten kommerziellen Erfolg mit der deutschen Version des Liedes Japanese Farewell von Kay Cee Jones, Japanisches Abschiedslied. Größte Erfolge waren im Mai 1958 Fraulein und im Mai 1959 Das hab ich in Paris gelernt, beide produziert in Köln von Hans Bertram. Beide Titel erreichten jeweils den dritten Platz in der deutschen Hitparade.
Einen weiteren Höhepunkt erfuhr Howlands Karriere durch den Einsatz in fünf Karl-May-Filmen der 1960er-Jahre. War sein Einsatz in Winnetou 1. Teil (als Lord Tuff-Tuff; Premiere am 11. Dezember 1963) noch nur ein Füllsel, um den Film lustiger zu machen, erhielt er schon in seinem zweiten May-Film Der Schut (20. August 1964) als Butler Archie nach Hauptdarsteller Lex Barker die zweithöchste Gage. Diese Rolle spielte er auch noch in Durchs wilde Kurdistan (28. September 1965) und in dessen Fortsetzung Im Reiche des silbernen Löwen (31. Dezember 1965). Im selben Jahr stand er dann noch ein letztes Mal in einem May-Film vor der Kamera in Das Vermächtnis des Inka (9. April 1966), der ihm allerdings keine großen schauspielerischen Leistungen abforderte, konnte er doch als verlauster Indio „Don Parmesan“ die meiste Zeit seines Einsatzes unter einer Decke Siesta halten.
1970 verließ Howland Deutschland erneut, um sich um sein Hotel auf Mallorca zu kümmern, wo er auch am Aufbau des ersten deutschsprachigen Radiosenders beteiligt war. 1975 kehrte er wieder nach Deutschland zurück und moderierte erneut Radio- und Fernsehsendungen.
Im Jahr 2002 wurde Howland mit dem Scharlih ausgezeichnet, dem ältesten Preis, der mit dem Namen Karl May verbunden ist. Damit wurden seine Auftritte in den Karl-May-Filmen geehrt. Im Juli 2009 erschienen mit Yes, Sir! – Aus dem Leben eines englischen Gastarbeiters seine Lebenserinnerungen. Im Herbst 2012 stiftete er sein „Ein-Mann-Tonstudio“ aus dem Jahre 1986, das seit etwa 20 Jahren nicht mehr benutzt worden war, dem Phono- und Radiomuseum in Dormagen, wo es in Präsentationen und Workshops auch wieder in Gebrauch genommen werden soll.
Howland lebte in Rösrath bei Köln und trat in Musiksendungen mit seinen alten Erfolgsplatten auf. Außerdem hatte er Auftritte in Talkshows. Bis zu seinem Tod moderierte er im Radiosender WDR 4 jeden Dienstagabend seine Musiksendung Spielereien mit Schallplatten. Er starb am 29. November 2013 im Alter von 85 Jahren in seinem Wohnort.




