Claas-Thilo Schipke

Claas-Thilo
Schipke

21.04.1975
Hamburg
-
02.10.2012
Hamburg

stimmungsbild
ZurückAus dem Kondolenzbuch: Lieber Thilo

von Christian am 07.04.2014 - 23:39 Uhr | melden

erst so spät habe ich von Deinem tragischen Schicksal erfahren, du bist einfach gegangen. Wie Du siehst, reißt es mir das Herz entzwei. Ich werde nun für immer einen sehr großen Schmerz in mir tragen und eine große Leere wird mich zeitlebens begleiten. Der beste Freund, den ich je in meinem Leben hatte, ist nun für immer fort gegangen von mir. Ob ich Dich je Wiedersehen darf, bleibt trotz aller Hoffnung eine Ungewissheit. Etwa die Hälfte unseres Lebens sind wir gemeinsam durch dick und dünn gegangen, und haben uns so ziemlich alles anvertraut. Wir kannten uns ebenso gut wie uns selbst. Durch zeitweise großen Lebensdruck und örtliche Distanz, haben wir uns phasenweise leider immer mal wieder aus den Augen verloren. Doch immer haben wir wieder zueinander gefunden, weil wir im Geiste wie im Schicksal Brüder waren.
Warum ich oder Deine Familie, in der schwersten Zeit deines Lebens nicht bei Dir sein durften und dir helfen durften, weißt nur Du alleine. Aber ich weiß, Du wolltest einfach nicht mehr, sonst hättest Du dich bei mir, oder jemandem anders gemeldet, wie sonst auch wenn Dir danach war. Du warst wahrscheinlich müde von den vielen Schicksalsschlägen, den ewigen großen und kleinen Lebenskämpfen und sahst letztlich nur noch Dunkelheit, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit und Einsamkeit.
Ich weiß Du hast jetzt ewigen Frieden, Licht und Wärme- wenn nicht Du, wer sonst auf dieser Welt.
Ich mache mir jedoch große Vorwürfe, wäre doch vielleicht alles anders gekommen, wenn wir in deiner letzten irdischen Zeit wieder Kontakt gehabt hätten, wie all die Jahre zuvor, seit Du mich in Lübeck während meines Studiums wieder ausfindig gemacht hattest. Damals überglücklich haben wir uns wieder in die Arme geschlossen und vor Freude geweint, und noch vieles danach erleben dürfen.
Es frisst mich auf, dass ich bei unserem letzten Telefonat nicht nachsichtiger reagiert habe, wie Du weißt hatte mich darüber geärgert, dass ich meinen Umzug aus Bremen mit der kleinen zierlichen Anna und Axel (...kaputte op pflichtige Bandscheiben) alleine bewältigen musste, und mein bester Freund - Du - damals nicht mal nachgefragt hattest, ob ich bzw. wir das schaffen. Feiern war oft möglich, ab diesmal brauchte ich Dich wirklich in Tat, im Rat standen wir uns ja immer treu zur Seite.
Oft hatten wir bis April 2012 Stunden telefoniert, hatten uns gegenüber jedem Scheiß gegenseitig Mut, Kraft und Rat geschenkt, haben uns unterstützt und wieder aufgebaut. Du fragtest mich am Ende unseres letzten ruhigen Gespräches im April 2012, ob es wirklich meine Meinung sei, dass ich dächte, dass Du mich zuwenig unterstützt, ich sagte auf die Situation bezogen ja, weil ich mich damals wirklich im Stich gelassen fühlte und es mir allgemein schlecht ging und ich gestresst und am Anschlag war. Du beendetest das Gespräch mit einem kurzen ,na gut. Heute erahne ich, wie schlecht es Dir damals schon gehen musste.
Bereits wenig später fehltest Du mir wieder, vielleicht erging es Dir ähnlich. Ich dachte jedoch, Du wärest durch Deine Familie (Melanie und ihre Familie, Carmen und ihre Familie, Julia, deine restlichen Kumpels) wie schon so oft zuvor ausreichend gestützt, um den Widrigkeiten des Lebens zu Widerstehen. Ich dachte alles zwischen uns liefe wie immer, mit mehr oder weniger kurzen Unterbrechungen würden wir uns wieder finden, wie sonst auch. Aber im Leben kommt es immer anders als man denkt.
Leider waren wir schon immer zwei Dickköpfe, die kaum über ihre Schatten springen konnten, verstärkt dadurch, dass wir , biographisch bedingt, in unserem Selbstbewusstsein beschädigt und zudem äußerst sensible bzw. sensibilisierte Menschen waren; auch wollte mal wieder keiner von uns nachgeben, und so sollte mal wieder längere Zeit Funkstille sein.
Im Nachhinein dachtest Du fatalerweise bestimmt, der Horn hat jetzt seine Liebe und Karriere gefunden, und nun bin ich bin ich ihm nicht mehr wichtig; ich bin ja eh nichts wert und war nur für den Zweck gut (20 Jahre?) … . Wie falsch Du damit lagst, siehst Du nun, wenn Du mir von da oben in mein blutendes Herz siehst.
Leider konntest Du die Dinge im Leben letztlich wahrscheinlich nur noch verzerrt aus einem großen Schatten heraus betrachten. Auch deshalb hast Du alles wertvolle in deinem Leben (deine Dich liebende Familie, deine Frau, dein ungeborenes Kind, deine relative finanzielle Unabhängigkeit, dein Aussehen, dein Talent, deine Intelligenz, deine Wärme, deinen Humor, deine potentielle Freizeit, deinen Freigeist, deine gemütliche Wohnung, deine Chancen und Perspektiven,deine große Lebenserfahrung..) nicht mehr sehen können.
Ich hoffe, dass ich über das, was Dir in den Monaten meiner Abwesenheit passiert ist, noch einmal eine Antwort bekommen werde (von Melanie, von Carmen, von Julia, von Dietmar oder unbekannterweise von Marco) auch wenn sich dadurch nichts mehr ändern lässt.
Seit unserem letzten Kontakt musste ich mich mal wieder beruflich beweisen, an der Uniklinik in Essen 70 h/ Wo, mir ging es hier ebenfalls in den Monaten echt Scheiße und ich wurde maximal von Psychopathen ausgenutzt. Ich hatte vor lauter Überstunden kaum Zeit und war einfach nur selbst fertig. Dann war da noch Anna, um die ich mich nun kümmern mußte. Dadurch habe ich die schnell vergehende Zeit kaum wahrgenommen. Am 4. September 2012 ist dann mein Stiefvater Reto Steiner in der Schweiz, während eines Urlaubes bei meiner Mutter, von einer 90 m Hohen Brücke in den Freitod gesprungen. Ich war wirklich kaputt. Ich durfte Reto grob zusammengeflickt auf dem Blechtisch identifizieren.
Genau wie bei Dir, war es bei Reto verrückterweise eine tückische Kombination aus großen Minderwertigkeitsgefühlen, (aufgrund einer fehlenden Ausbildung und kindlicher Unterdrückung), großen familiären Verlusten, Existenzangst durch Selbständigkeit (u.a.) sowie weiteren kleinen und größeren Schicksalsschlägen, wodurch es schließlich zu einer reaktiven Depression mit schließlich phasenweisem Übergang in anlagebedingte paranoide Phasen kam. Durch beschissene Pharmaka (Benzodiazepine, Neuroleptika, Antidepressiva, u.a.) wurde alles kurz gebändigt, aber letztlich umso mehr verschlimmert. Ich weiß heute, dass auch diese Substanzen dich in deiner Emotionalität letztlich nicht gestützt sondern zerstört und von deinem selbst, deinem Licht und deiner inneren Stärke weiter weggeführt haben. Hierüber gibt es viele Daten, das konnte ich auch an Reto und in meinem Beruf hautnah miterleben. Es kamen bei Dir noch weitere , kleine Stress- Faktoren hinzu (…), was Dir aber zuletzt passiert ist lieber Thilo weiß ich nicht, aber es spielt auch keine Rolle mehr mehr, das Ergebnis ist die Hölle.
Auch Reto ist ohne erkennbare Vorzeichen nachts aufgestanden und einfach von der höchsten erreichbaren Brücke in der Umgebung gesprungen, auch er hat seinen Nächsten keine Chance gelassen. Und Geld hat bei Ihm keinen positiven Effekt gehabt, denn davon hatte er genug. Auch dass wäre also keine Lösung gewesen.
Nach Deiner tragischen Entscheidung im Oktober 2012, ist meine Frau Anna im November schwanger geworden. Mein kleiner Daniel hat am schließlich am 17.7.2013 das Licht der Welt erblickt, unsere Frauen sind also fast gleichzeitig, unabhängig voneinander schwanger geworden, obwohl wir beide nie Kinder in diese scheiß Welt setzen wollten.
Mal wieder so eine merkwürdige Parallele. Wie schön wäre es gewesen, wenn wir nun zusammen mit unseren Kleinen etwas hätten unternehmen können, wo wir doch beide endlich eine gute Perspektive bzw. Land in Sicht hatten. Aber hierzu sollte es nicht mehr kommen, an höherer Stelle hatte wohl jemand etwa dagegen.
Gibt es auch nur einen Weg in diesem Universum geliebte Seelen wieder zu treffen, so werden wir uns wieder sehen, da bin ich mir sicher. Ich werde Dich bis zu meinem Tod bei mir tragen.
Für deinen Kleine/n werde ich aus der Nähe oder Ferne (wie Julia es wünscht) immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, es unter meine Fittiche nehmen, das verspreche ich Dir.

Christian
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Geschenk Am 20.11.2013 von Carmen angelegt.
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