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ein Brief an Dich
Von Andreas Müller 23.10.2019 um 08:03 Uhr | melden
Lieber Domi,
Frau Zillmann hält es für eine gute Idee für Dich diesen Brief zu schreiben. Du kennst mich ja, ich habe damit so meine Probleme das niederzuschreiben. Es hat auch ewig gedauert, bis ich mich dazu aufraffen konnte.
Seitdem Du nicht mehr bei uns bist, hat sich viel geändert. Nichts ist mehr so, wie es mal war. Alles was wir beide zusammen gemacht haben, hat seinen Reitz verloren. Bei Hertha zum Beispiel sitze ich relativ an teilnahmslos und lass das Spiel über mich ergehen.
Es gibt Momente, da frage ich mich ernsthaft, warum ich mir das weiterhin antue. Damit meine ich nicht nur Hertha sondern Alles. Ich stecke ja viel weg, der Schmerz aber, der durch deinen Verlust entstanden ist macht mich mürbe und irgendwie fertig.
Auch für Mama und den Rest der Familie hat sich seit dem 02.06. sehr viel geändert. Die Leichtigkeit des Lebens ist verflogen. Niemals hätte ich gedacht, was Depressionen mit einem Menschen anstellen könne und tun. Es tut mir unendlich leid, dass ich das nicht vorher gewusst habe. Damit hätte ich mich wohl viel besser in Dich hineinfühlen können. Wenn es an deinem Verlust nur ein Gutes gibt, dann ist es das Mama und ich super zusammenhalten. An dem Abend, an dem Du von uns gegangen bist haben wir uns geschworen, uns keinerlei Vorwürfe wegen Dir zu machen.
Das müssen wir ja auch nicht. Wir sind davon überzeugt alles Menschenmögliche getan zu haben um Dir und damit auch Uns ein tolles Leben zu ermöglichen.
Allerdings denke ich an einzelne Momente aus deinem Leben zurück und frage mich, ob ich damals richtig gehandelt habe. Mit dem Wissen was ich heute habe würde ich bestimmt einiges nicht mehr so machen. Obwohl ich davon überzeugt bin, Dich immer liebevoll und fair behandelt zu haben. Aber Momente, in denen ich Dich kritisiert habe oder geschimpft habe fühlen sich heute im Nachhinein nicht gut an.
Die Gedanken in unsere schöne gemeinsame Zeit enden in der Regel in Schmerz über den Verlust von Dir.
Was es mir ein wenig erträglich macht, ist die Hoffnung, dass es Dir an dem Ort, an dem Du Dich jetzt befindest besser geht, als bei Uns. Ich hoffe von ganzem herzen, das der Druck und die Schwere des Lebens für Dich kein Problem mehr darstellen.
Ich liebe Dich
Papa
