Evelyn Regina
Westphal

Gedenkseite für Evelyn Regina Westphal

Evelyn Regina Westphal wurde im Sommer am 12. September 1961 in Zwickau geboren und starb am 03. Februar 2025 mit 63 Jahren in Glauchau. Sie wurde im Tierkreiszeichen Jungfrau geboren.




Meine liebe, kleine Schwester Evi,


heute möchte ich einmal auf die “Rede”, die wir in der Kapelle von einem Redner zu hören bekamen, eingehen. Der Redner sprach über Dich, wie Du als Mensch und Mutti warst, über Dein Arbeitsleben,
über Deine Vorlieben bei Musik und Film…
Für mein Empfinden, aber nicht nur meines, war es eine Rede, die Dich absolut nicht beschrieb - den Worten nach, die wir dort hörten, war es schockierend, wie wenig doch Deine drei Kinder doch über Dich . wissen - haben sie sich denn garnicht für Dein Leben jnteressiert ? Es war so, als hätte Dein Leben erst begonnen mit der Geburt Deiner Kinder…das fand ich sehr traurig, Evi.
Als Deine Daten verlesen waren, ging es um Dich - das erste, was benannt wurde war, daß Du damals bei dem Brand geistesgegenwärtig Deinen Sohn, der noch ein Baby war, aus der Wohnung gerettet hast - bis hierher ist es okay. Man nannte Dich “Heldin” und dies war gut und richtig aber von da an wurdest Du laufend “unsere Heldin” genannt und ich muß sagen, das tat sehr weh denn ich kenne Dich so gut, von der ersten Sekunde an - bin mir ganz sicher, Du hättest Dich sehr gefreut, mal “unsre Mutti, Mama, Mam oder wenigstens Mutter” genannt zu werden und es hätte auch gern, nein zwingend gesagt werden dürfen, daß Du die beste Mutti der Welt warst, in jeder Situation für Deine Kinder da warst - immer - und dafür selbst auf eigentlich alles verzichtet hast - nur, um Deinen Kindern bieten zu können, was sie sich wünschten…

Auf das Thema Kapelle und Rede komme ich später nochmal zurück, Evi.
Möchte jetzt erst mal auf Deinen, leider viel zu kurzen Lebensweg eingehen denn es wurde nur erwähnt, daß Du mal bei “Schürer” und dann mit Deinem Mann als Hausmeisterehepaar in der “Europäischen Grundschule” gearbeitet hast,das stimmt alles generell nicht denn damals war diese Schule die “Erweiterte Oberschule Georgius Agricola” - dort wurden die Klassenstufen 11 bis 13 gelehrt zur Vorbereitung auf das Studium an der Universität…An der genannten EOS auch ein Computerkabinett vorhanden - also alles Andere als eine Grundschule. Ob wissentlich oder nicht - das ist eine Degradierung Deiner Lebensleistung, die berichtigt werden muß denn die Fakten sind falsch und wer Dich nicht genau kennt glaubt, Du hattest auch keine Bildung - so darf das nicht bleiben.

Wer auf Dein Geburtsjahr schaut weiß sofort, daß Du lange vor der politischen Wende geboren wurdest, nämlich 28 Jahre vorher und somit sind wir bei der vorhin genannten Zeit, die Du der Rede nach garnicht existiert hast !!!

Du gingst in den Kindergarten, heute Kindertagesstätte genannt und Du warst ein fröhliches, glückliches Kind.
Mit 6 Jahren wurdest Du in der Pestalozzi- Oberschule Glauchau als Schülerin aufgenommen, das Lernen machte Dir Spaß und nach 10 Jahren legtest Du die Prüfung mit Erfolg ab - somit hattest Du, wie es jetzt heißt, die mittlere Reife, also den “Realschulabschluß”.
Dann absolviertest Du eine Berufsausbildung zur Textilfacharbeiterin und hattest den nächsten Abschluß in der Hand,auf den Du sehr stolz sein konntest.Diese Ausbildung hast Du im VEB Sachsenring Glauchau absolviert, in dem Du dann auch jahrelang tätig warst. Wir waren die Textilhochburg unseres Landes und haben fast alle in der Textilbranche gearbeitet, es war eine schöne Arbeit, schwer aber schön und auch darauf kannst Du stolz sein denn unsre Waren wurden in die ganze Welt exportiert.
Einige Zeit warst Du dann später in der hiesigen Fleischsalatfabrik in der Agricolastraße.
Du warst mal beim Fotograf, hast Bilder machen lassen. Die Fotografin Frau Kolbe, die das Atelier leitete, suchte gerade nach einer verläßlichen Mitarbeiterin und Du bist so in diesen Beruf hineingewachsen, Du hast alles gemacht, was dazugehört - da war noch nicht alles digital. Du warst Jahre dort.
Als dann Dein Mann gern die Stelle als Hausmeister in der EOS annehmen wollte, hast Du diese Veränderung angenommen und so habt ihr dort gemeinsam gearbeitet und auch gewohnt - das war auch 1989 noch so und nach der politischen Wende auch - bis dann die Schule an andere Eigentümer überging und somit auch die Wohnung.
Nun sollte jeder erkennen, welch ein Mensch Du warst und daß Du schon 19 Jahre alt warst, als Du das erste Kind zur Welt brachtest - das gehört in die Abschiedsrede denn dieser Abschied besiegelt endgültig alles, nur die Erinnerung bleibt…

Bei dieser Rede wurde nur angesprochen, daß Evi bezüglich Musik auf Rock stand - das stimmt , aber sie mochte auch sehr Klassikrock, Punkrock und auch andere tiefgründige Musik - sie war sehr vielseitig. Alice Cooper war ihr Favorit, weil er die übelsten Seiten und Abgründe des Daseins thematisiert - deshalb auch der Beiname “Schockrocker”.
Es wurde nur erwähnt, daß ihr mit Evi bei Konzerten von Alice wart aber über uns wurde nichts erwähnt - das erste Mal, daß Evi so etwas schönes erlebte, war 1978 im Gründelpark, es lief anläßlich des Weberfestes auf einer riesigen Leinwand der Film nach der Premiere in Australien “ABBA - Der Film”- wir waren beide begeistert vom Film und der Musik. Mit Thommy und mir war Evi bei Dave Dee, den Lords, bei der Münchner Freiheit, bei Geier Sturzflug etc.- zuletzt waren wir vor 2 Jahren nochmal in der Stadthalle Zwickau bei Alice Cooper und Michael Monroe und erlebten auf der Freilichtbühne Zwickau auch noch Suzi Quatro - das war unser Geburtstags-und Weihnachtsgeschenk für Evi und wir sind echt froh, daß Evi und wir das noch erleben durften…Aber nichts davon wurde in der Rede erwähnt - - -
Mit Serien und Filmen war es nicht anders, es stimmt absolut nicht, daß Evi nur Horror angeschaut hat, das habt ihr ja selbst bei den Serien bemerkt und ich bin der Meinung, man sollte den Charakter und den Wert eines Menschen nicht auf Filme und allgemein auf seinen Geschmack festlegen sondern darauf, wie er ist und Evi hat für ihre Kinder und Enkel immer getan, was halbwegs ging und oft auch mehr. Sie war ständig da, half und kümmerte sich in jeder Weise.
Was auch nicht erwähnt wurde, daß Evi auch gern mit ihrem Leichtkraftrad, oft auch Moped genannt, durch die Gegend gebraust ist, genau wie ich und dann auch Auto fuhr, genau wie ich.
Diese tolle “Rede”ging voll am Ziel vorbei. Evi hatte ihr Leben immer im Griff, brachte sogar noch die Zeit und Energie auf, im Garten ihrer Tochter mit Begeisterung zu wirken - obwohl es richtig gewesen wäre, daß dann doch die Kinder mal für ihre Mutti da sind, um ihr etwas zurückzugeben für all die Jahre, die sie für ihre Kinder da war - immer wieder auf so vieles verzichtet hat und so viel an Liebe hatte - ein großes, gutes Herz.

…Evi und ich haben oft geredet darüber, wie schön es war, als wir unsre Eltern noch hatten. Wie oft uns dann die Tränen liefen, kann ich nicht sagen aber es war immer wieder so, man vermißt sie, solange man da ist und das sollte jedem bewußt sein.

Es gibt einen Menschen, den meine kleine Schwester sehr geschätzt hat und gern hatte - meinen Sohn Thomas. Er scheint nicht zu existieren für die Verfasser der Rede denn er wurde nicht einmal erwähnt - er wurde auch nicht angerufen, an diesem furchtbaren Tag, dem 3.Februar 2025 - bis heute nicht. Das läßt tief blicken…
Evi wäre sehr traurig darüber.
Aber immerhin wurden unser Bruder Peter und ich einmal kurz als Randnotiz erwähnt - so sollte es nicht sein denn wir sind auch Deine Familie …

Nun hoffe ich sehr, daß ich einiges richtigstellen konnte, das lag mir am Herzen und ich denke, sowas ist einfach blankes Unrecht und Du selbst kannst ja leider nichts mehr dazu sagen, liebe Evi.


Bis zum nächsten Mal, meine liebe kleine Schwester Evi - in Gedanken und im Herzen bist Du bei uns - immer - jede einzelne Sekunde !!!



In ewiger Liebe, Deine Schwester Monika.