Hermann
Silbermann

Von Andreas Silbermann 27.11.2020 um 19:29 Uhr | melden

Er bleibt in meinen Gedanken und in meinem Herzen. Wie mein Vater und meine Mutter, wie mein Bruder Gert und meine Schwester Ursula. Sie alle sind von uns gegangen. Allein meine Schwester Heide und ich bleiben zurück. Noch ein bisschen. Eine Familie, die groß und ein starkes Bündnis war, schmilzt in sich zusammen. Allein die Erinnerung bleibt und das, was ich von jedem einzelnen lernen und erfahren durfte. Es ist die physische Verbindung zu den liebsten Menschen, die man verloren hat und die einem immer nah sind. Und fehlen. An jedem einzelnen schrecklichen Tag ohne sie. Ohne Nähe, ohne Zuneigung, ohne Gespräche mit denen die waren. Wie kann ich meinen Eltern heute danken und ihnen sagen, wie sehr ich sie verehre, was ich zu ihren Lebzeiten nie getan habe. Wie kann ich meinem Bruder Hermann, der mein Bruder und würdiger Familienvorstand in meines Vaters Nachfolge war, heute sagen, dass er mein Vorbild ist? Dass ich seine Zielstrebigkeit, seinen Mut und seine Weisheit, seine Fairness und Liebe in mir bewahre, um ihm nachzueifern? Es ist nur wenige Wochen her, da saßen wir in Oberammergau beisammen. Ein letztes Mal, vermutet und doch verdrängt, in der Hoffnung, es könnte anders sein. Ein jedes Mal brachte er mir seine, ihm inzwischen zu groß gewordene Kleidung mit, die mir ein bisschen zu klein war. Und nun wachse ich Stück für Stück in sie hinein. Ich habe ihn damit für mich behalten. Als äußeres Andenken und Hilfe, die mir seine Nähe vorgaukelt, wenn ich sie an mir spüre, ihn spüre, bei ihm bin. Ich höre seine Worte, seine Scherze. Fröhlich und Hintersinnig zugleich. Sein Bild hängt an unserer Wand. Schon immer. Für immer. Martina, Robin und ich haben uns mit Hermann und Nanni immer ganz besonders verbunden gefühlt und jede Begegnung ersehnt und genossen. So halten wir uns aneinander fest. In Gedenken an Hermann.