Hildegard
Koch

von Sonja Reuter am 14.04.2020 - 18:10 Uhr | melden

Liebe Oma,

eine Woche ist es her,
ein bisschen fällt es mir noch schwer,
da hast du dich spontan entschieden
zu den Engeln aufzufliegen.

Viel Zeit haben wir verbracht,
gekocht, gespielt, gelernt, gelacht,
dass mir noch nicht vor Augen schwebt,
wies ohne dich jetzt weitergeht.

Wir haben uns und unsern Lieben
immer gern Gedichte geschrieben.
Aus diesem Grund will ich auf jenem
Wege Abschied von dir nehmen.

Seit nun fast 24 Jahren
bin ich wöchentlich gefahren
zum Spielen in den Kanzerlweg.
Für mich war das ein Privileg.

Dein Mittagessen war das beste,
selten gab es bei uns Reste,
was schließlich auch der selbstbewusste
Familienkoch einsehen musste.

Du hast mir so viel beigebracht,
wie man malt und Sudokus macht.
Selbst Latein, für mich unsäglich,
wurde mit dir (fast) erträglich.

Gern denke ich auch an die vielen
Stunden, die wir zwei mit Spielen
von langen Kanasta-Schlachten
und anderen Spielen verbrachten.

Es sei gesagt, ich geb es zu,
gewonnen hast fast immer du.
Mit dir als Lehrer lernte man ganz
schnell Frustrationstoleranz.

Doch an erster Stelle saß
für uns immer noch der Spaß.
Den hatten wir, wer hätts geglaubt,
mehr als die Polizei erlaubt.

Auch dein Humor wird uns noch fehlen,
mit dir konnte man Pferde stehlen
und sich in sinnlosen Sackgassen
felsenfest auf dich verlassen.

Du hinterlässt als Oma Koch
in der Familie ein Loch,
was sich vom hinterbliebnen Rest
auch so schnell nicht stopfen lässt.

Ich möchte dir mit an-dich-Denken
noch einmal meine Achtung schenken.
Du hast uns vielleicht verlassen,
doch wirst du lang noch nicht verblassen.

Ich werd nicht nur an Oma-Tagen
dich in Kopf und Herzen tragen.
Wer weiß es schon, vielleicht schaust du
mir ja auch gerad beim Dichten zu.

Ich hoffe, du hast deinen gesunden
und wohlverdienten Frieden gefunden.
Ich danke dir und zieh den Hut
Wir sehen uns noch, Oma,
Machs gut.