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von Michaela Schuster am 05.04.2016 - 08:24 Uhr | melden
Was ich wünschte ? Dass mehr Menschen über den Verlust eines Kindes verstehen würden
Vier ein halb Jahre nach dem Tod meines ältesten Sohnes bin ich endlich zu einer Trauergruppe für Eltern gegangen. Eigentlich bin ich hingegangen, um eine Freundin, die kürzlich ihren Sohn verloren hatte, zu unterstützen. Ich bin nicht sicher, ob ich alleine gegangen wäre, aber ich dachte mir, dass ich vier Jahre zuvor froh gewesen wäre, wenn ich eine Freundin gehabt hätte, die mit mir hingegangen wäre. Ein Kind zu verlieren ist die einsamste und trostloseste Erfahrung, die ein Mensch machen kann, und nur jemand, der die gleiche Erfahrung mit dir teilt, kann sie wirklich nachvollziehen.
Die Trauergruppe wurde von “The Compassionate Friends” geleitet, eine Organisation, die sich ausschließlich der Unterstützung von Menschen widmet, die Kinder, Enkelkinder oder Geschwister verloren haben. Der Leiter war ein hochgewachsener Mann, der acht Jahre zuvor seinem 17-jährigen Sohn verloren hatte. Bei der Eröffnung des Treffens sagte er, dass der Beitrag, den man zahlen muss, um der Gruppe beizutreten, höher ist als alles was jemand jemals zu zahlen bereit wäre. Er hatte vollkommen recht. Niemand möchte zu dieser Gruppe gehören.
Die Gruppe setzte sich aus Eltern zusammen, deren Kinder von betrunkenen Autofahrern, Mördern, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Selbstmord und Unfällen aus dem Leben gerissen wurden. Das Alter der verstorbenen Kinder reichte von 6 bis 38 Jahre. Die Geschichten zu hören und teil dieses “Clubs” zu sein, schlug mir auf den Magen, aber ich war gleichzeitig auch zutiefst von der Stärke dieser Mütter und Väter beeindruckt.
Das meiste, was ich in diesem Artikel mit euch teile, habe ich in diesen Treffen gelernt, aber auch durch meine eigene Erfahrung ein Kind zu verlieren und nun bereits seit vier Jahren mit der lebenslangen Trauer zu kämpfen. Die folgenden fünf Tipps, sollen anderen als Kompass dienen, um trauernde Eltern zu unterstützen, die diesen furchtbaren Weg niemals begehen wollten.
1.Erinnert euch an unsere Kinder
Der Verlust eines Kindes ist ein Schmerz, den alle verwaisten Eltern teilen und es ist ein Leid, dass unmöglich nachzuvollziehen ist, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Häufig ist das Unbehagen, dass andere in der Gegenwart trauernder Eltern verspüren so groß, dass sie die direkte Konfrontation vermeiden. Aber wir wollen uns an unsere Kinder erinnern, egal wie jung oder alt sie waren.
Wenn du etwas siehst, dass dich an mein Kind erinnert, dann erzähle mir davon. Wenn du an Feiertagen oder an seinem Geburtstag an meinen Sohn denkst und wie sehr ich ihn wahrscheinlich vermisse, dann erzähle mir, dass du dich auch an ihn erinnerst. Und wenn ich seinen Name sage und von Erinnerungen an ihn erzähle, dann erzähle auch welche und versuche nicht der Situation zu entkommen. Und wenn du meinen Sohn niemals kennen gelernt hast, dann frage nach ihm. Es ist eine meiner größten Freunden von ihm zu erzählen.
2. Akzeptiere, dass du uns nicht “reparieren” kannst
Ein Kind zu verlieren zerbricht eine Person, insbesondere die Eltern, auf eine Weise, die nicht reparabel ist – niemals! Wir werden lernen, damit zu leben, aber unser Leben wird nie wieder so sein wie zuvor.
Jede Mutter und jeder Vater muss einen Weg finden, mit dem Verlust zu leben, aber es ist ein sehr einsamer Weg. Wir sind dankbar für jede Unterstützung und hoffen, dass du geduldig mit uns bist während wir langsam unseren Weg in unser neues Leben finden.
Bitte sage uns nicht, dass es Zeit ist wieder zurück ins normale Leben zu finden, dass es nun lange genug war und dass die Zeit alle Wunden heilt. Wir begrüßen deine Unterstützung und deine Liebe und wir wissen, dass es manchmal schwer ist, einfach nur zuzuschauen, aber unser gebrochenes Herz wird nicht einfach heilen. Es muss gesehen, erkannt und akzeptiert werden.
3. Es gibt mindestens zwei Tage im Jahr, an denen wir Zeit für uns brauchen
Wir zählen immer noch die Geburtstage und stellen uns vor, wie unser Kind wohl wäre, wenn es noch am Leben wäre. Geburtstage sind für uns besonders hart. Unsere Herzen sehnen sich danach den Tag, an dem unser Kind das Licht der Welt erblickte, zu feiern, aber stattdessen werden wir uns immer wieder des schmerzhaften großen Loches in unserem Herzen bewusst. Einige Eltern beginnen Rituale oder Feiern dennoch den Geburtstag, während andere lieber allein sind. So oder so, werden wir wahrscheinlich Zeit brauchen, um den Gedanken an ein weiteres Jahr ohne unser geliebtes Kind zu verarbeiten.
Und dann ist da der Jahrestag, an dem unser Kind ein Engel wurde. Es ist ein Prozess, ähnlich dem von Eltern eines Neugeborenen, die die Tage und Monate und dann das erste Jahr zählen, die ihr Kind nun auf der anderen Seite ist.
Egal wie viele Jahre es nun zurück liegt. Der Todestag unseres Kindes wird immer tiefe emotionale Erinnerungen und Schmerz hervorrufen, insbesondere wenn es ein traumatischer Tod war. Die Tage zuvor können bereits schwer unter der Last des nahenden Unheils leiden und selbst atmen fällt uns schwer. Vielleicht wollen wir unsere Gefühle teilen, vielleicht aber auch nicht.
Hier helfen uns Erinnerungen an unser Kind. Falls du zuvor einmal gehört hast, wie ich von mein Kind erzählt habe oder selbst Erinnerungen mit mir geteilt hast, dann wirst du es vielleicht erkennen, wenn diese Tage nahe sind.
4. Verstehe, dass wir jeden Tag damit kämpfen glücklich zu sein
Es ist ein endloser Kampf die Balance zu finden zwischen dem Schmerz und dem Schuldgefühl unsere Kinder überlebt zu haben und dem Verlangen sie und ihre Zeit auf unserer Erde zu ehren.
Ich erinnere mich an eine Kreuzfahrt mit meiner Familie achtzehn Monate nachdem mein ältester Sohn gestorben war. Am ersten Tag stand ich ganz hinten auf dem Schiff und weinte, weil ich dieses Erlebnis nicht mit ihm teilen konnte. Aber dann realisierte ich, dass ich mich zusammenreißen muss, da ich dabei war Erinnerungen mit meinen anderen Söhnen zu teilen und die Zeit mit ihnen im Hier und Jetzt genießen sollte.
Als trauernde Eltern versuchen wir ständig die Balance zwischen unserer Trauer und einem glücklichen Leben nach dem schweren Verlust zu finden. Du wirst es vielleicht beobachten, wenn du uns bei einer Hochzeit, einer Abschlussfeier oder anderen denkwürdigen Ereignissen siehst. Kehre uns nicht den Rücken zu – erlebe den Moment mit uns und sei Teil unseres Fortschritts.
5. Akzeptiere, dass unser Verlust dich vielleicht unbehaglich fühlen lässt
Unser Verlust ist unnatürlich, aus der Reihe und es fordert dein Gefühl der Geborgenheit heraus. Eventuell weißt du nicht was du tun oder sagen sollst und vielleicht hast du Angst, dass wir vor dir zusammen brechen, wenn du etwas falsches sagst. Wir haben all dies als Teil dessen gelernt, was wir über Trauer gelernt haben.
Wir werden unser Kind niemals vergessen. Um genau zu sein, unser Verlust ist immer direkt unter der Oberfläche jeglicher anderer Emotionen, selbst Freude. Wir lassen auch lieber unseren Emotionen freien Lauf, weil du seinen oder ihren Namen gesagt hast und an unser Kind gedacht hast, als zu versuchen uns davor zu bewahren und unsere Gefühle zu verdrängen.
Trauer ist das schwingende Pendel der Liebe. Je stärker und tiefer die Liebe, desto größer ist das Leid und die Trauer, die am anderen Ende entsteht. Sieh es als eine Ehre Schulter an Schulter mit jemanden zu stehen, der eines der furchteinflößendsten Ereignisse im Leben durchstanden hat. Stehe gemeinsam mit uns wieder auf.