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von Gerhard Rinderle am 16.08.2023 - 17:27 Uhr | melden
Während der nationalsozialistischen Diktatur leisteten in Achern katholische Jugendgruppen Widerstand. Kaplan Ferdinand Maurath, der dafür nach Dachau deportiert wurde, war einer ihrer Anführer.
„Wir hatten streitbare Kapläne, die vor und hinter uns jungen Menschen standen“. Das sagte der inzwischen verstorbene Erich Schindler bei einem Treffen des „Maximilian-Fischer-Kreises“ über seine Jugendzeit während der Nazi-Diktatur. In der Runde dabei war damals vor 30 Jahren auch der in Bühl geborene Ferdinand Maurath.
Maurath kam 1936 nach Achern, blieb zwei Jahre und wurde 1941 von der Gestapo verhaftet. Nach zahlreichen Verhören steckte man den beliebten und unerschrockenen Priester in das Konzentrationslager in Dachau, wo er bis zur Befreiung mit Tausenden Anderen eine unvorstellbare Leidenszeit durchstehen musste.
Als Grund für seine Verhaftung nannte Maurath gegenüber sein Auftreten in der katholischen Jugendarbeit, auch in Achern. Dieses beförderte ihn auf die „schwarze Liste“ der Gestapo. „Maurath schreckte nicht davor zurück, die verbotenen Kraus-Predigten zu vervielfältigen, bischöfliche Hirtenbriefe zu verlesen oder der Hitlerjugend den Zugang zu einem Elternabend der katholischen Jugend zu verwehren“, berichtete Schindler.
Zu den streitbaren Kaplänen gehörten auch Maximilian Fischer, Otto Meier und Ägidius Holzapfel, die Kopf und Kragen für die Pfarrjugend riskierten. Holzapfel und Meier wurden im November 1939 verhaftet und wegen „Abhörens feindlicher Sender“ als „Volksfeinde“ zu einem Jahr Zuchthaus in Bruchsal verurteilt. Danach folgten leidvolle und menschenunwürdige Jahre in dem berüchtigten Strafbataillon 999 auf der Insel Rhodos.
Mitreißendes Vorbild
„Christus muss in Deutschland leben, auch wenn wir sterben müssen.“ Diesen Satz schrieb Fischer, Leiter der katholischen Jugend Acherns, in deren Tagebuch. „Das Runde ist jetzt eckig und die katholische Jugend provoziert“ lautete seine Losung. Für die Jugendlichen, unter ihnen damals auch Erich Schindler, war er ein mitreißendes Vorbild in der Treue zur Kirche. Davon ließ er sich durch die nationalsozialistische Diktatur nicht abbringen, obwohl die Jugendarbeit auch in Achern verboten war. Bis zu seinem Tod vor einigen Jahren engagierte sich Schindler als Sprecher des Maximilian-Fischer-Kreises in der Erinnerungsarbeit an diesen Widerstand.
Fischer scharte Jungen und Mädchen um sich, die trotz Verbot an die „Kameraden in der Ferne“ Soldatenpost versandten. Dies hatte für eine der Organisatorinnen, Maria Schmidt sechs Monate Haft zur Folge. Sie gehörte wie Margarete Glaser der Quickborn-Mädchenjugend an, die nach der Lehre des Theologen Romano Guardini lebten.
In der Geschichtswerkstatt der Robert-Schuman-Realschule verfassten Jugendliche eine Facharbeit über die Mädchengruppe und kamen zu der wichtigen Erkenntnis: „Freundschaft ist ein wesentlicher Teil des Lebens und man kann durchaus den Mut haben, sich gegen ungerechte Situationen zu wehren“.
Achern - Diese Kapläne kämpften in Achern gegen die NS-Diktatur. 20. Mai 2020. Roland Spether. Baden Online.
Quelle : https://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/diese-kaplaene-kaempften-in-achern-gegen-die-ns-diktatur
