Selina Eibert

Selina
Eibert

26.06.1999
Erlangen
-
22.08.2004
Neuhaus

Stimmungsbild-Selina-Eibert-2
ZurückAus dem Kondolenzbuch: Zeitungsartikel

von Sophie am 17.01.2014 - 22:16 Uhr | melden

Die letzten Geschenke Selinas

Selina
Selinas Grabstein. Fotos: privat
Trauerbegleitung für Familien -­ nicht nur zum "Tag der Kinderhospizarbeit" am 10. Februar

Erlangen. Selina wollte so gerne Ponyreiten. Diesen Wunsch konnte ihr ihre Mutter nicht mehr erfüllen. Zu ihrem fünften Geburtstag im Sommer 2004 wollte sie weder Puppen noch Dreirad. "Als wenn sie es geahnt hätte ...", noch heute versagt beinahe die Stimme ihrer Mutter Christine E. Aber da lag Selina gerade mit erneuten Komplikationen ihres Gehirntumors in der Erlanger Kinderklinik. Ein Pony-Ausflug war schwierig zu organisieren. Und plötzlich war es dafür zu spät.
Wenige Wochen danach, im August, musste Christine E. ihre Tochter zu Grabe tragen. Dabei war der Gehirntumor, den die Erlanger Kinderklinik ein Jahr zuvor festgestellt hatte, doch gutartig gewesen! Natürlich befand er sich gefährlich nahe am Stammhirn, so dass eine Operation nicht möglich war. Aber Bestrahlungen schienen genauso Erfolg versprechend. Doch dann, ein gutes halbes Jahr später, im Mai 2004, klagte das Mädchen wieder über Kopfschmerzen. Es wurde und wurde nicht besser. Bald kam die Diagnose: Der Tumor wächst wieder.
Der Kinderhospizdienst Erlangen half Christine E. dabei, dieses Geschehen zu verarbeiten. In Gesprächsrunden konnte sie diesem Kreislauf von Ängsten, zwischenzeitlicher Hoffnung und langem Warten, das ihr Leben bestimmte, berichten. Gerade für Frauen scheint eine solche intensive Gesprächsarbeit besonders wichtig zu sein. Da gab es andere Mütter, die schon viel länger auf dem Weg der Trauerarbeit unterwegs waren. "Dorthin, wo sie waren, wollte ich auch gerne kommen", berichtet Christine Eibert heute. Und sie hatte vor Augen, dass dies möglich war.
Die Familie E. musste kurz nach Selinas fünften Geburtstag im Juli 2004 einen erneuten Schock ertragen. Ihre Tochter hatte aus heiterem Himmel einen epileptischen Anfall! Wieder eilten die Eltern - diesmal mit einer bewusstlosen Tochter - in die Klinik. Nun schüttelten die Ärzte den Kopf: Selina würde das Wochenende nicht überleben. Verzweifelt riefen die Eltern die Verwandtschaft zusammen, holten auch ihre drei anderen Kinder dazu. Die damals dreijährige Sophie und die zwei großen Brüder mit ihren neun und elf Jahren - alle trafen sich in diesem kahlen Klinikzimmer, um von der bewusstlosen Schwester Abschied zu nehmen.
"Nach fünf oder sechs Tagen ging es einfach nicht mehr", erinnert sich Christine E. weiter. Noch immer lag Selina im Koma. "Da holte ich sie heim", fährt die Mutter fort. Denn das wäre der Wunsch ihres Mädchens gewesen. Schon während der vergangenen Klinikaufenthalte wollte sie schließlich nur noch nach Hause. Zumindest dies konnten die Eltern ihr noch erfüllen.
Knapp 20 Kilometer von Erlangen entfernt wohnte die Familie auf einem großen Hof in einem kleinen Dorf. "Dort war Selina im Zentrum des Geschehens", ergänzt Schwester Ursula Diezel. Die Leiterin des Erlanger Kinderhospizdienstes unterstützte in dieser Phase die Familie intensiv. Die Eltern wichen dem Mädchen, das sie in die Wohnstube gebettet hatten, nicht mehr von der Seite. "Einkaufen, Essen kochen - das war alles so unwichtig", erklärt Christine E. "es war ja noch die einzige Zeit, die wir noch mit unserem Kind hatten."
Der Hospizdienst organisierte die notwendige Versorgung der Familie. In anderen Fällen übernimmt er entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen der Familien für einige Stunden die Pflege der kranken Kinder - um den Eltern eine Verschnaufpause zu geben. Der Dienst trifft organisatorische Absprachen - zum Beispiel mit Sozialstationen oder der Kinder­klinik. Und bei den Eiberts auch mit den Schulen der größeren Kinder - so dass der Unterricht für sie ausfiel.
Sophie turnte manches Mal über das Bett ihrer Schwester, die nach wie vor im Koma lag. Sie erzählte ihr, was sie als nächstes tun wollte. Abwechselnd wachten die Eltern nachts bei ihrer sterbenden Tochter. Etwa vier Wochen nahm sie auf diese Weise noch am Leben ihrer Familie teil. "Eines Nachts, da hatte ich das Glück, bei ihr zu sein", berichtet Christine E. weiter, "merkte ich, wie ihr Atem schwächer wurde. Ich weckte meinen Mann und die beiden großen Brüder. So nahmen wir Abschied."
Drei Tage blieb Selina noch bei ihrer Familie, bevor sie beerdigt wurde. "Da schickte ich allerdings Sophie wieder in den Kindergarten." Sie wollte sich damit entlasten. Zum nächsten Osterfest meinte Sophie allerdings: "Du hast mir gesagt, dass Selina im Himmel ist. Doch ihr habt sie einfach verbuddelt. Ich will sie wieder ausgraben." Doch ein knappes halbes Jahr später, an dem Septembermorgen ein Jahr nach ihrem Tod, als Selina hätte eingeschult werden sollen, tröstete sie auf dem Friedhof die ­verzweifelte Mutter: "Glaubst du denn im Himmel gibt es keine Schulen?"
Die beiden größeren Brüder gingen ganz unterschiedlich mit dem Verlust um. Der Älteste, Manuel, wiederum forderte trauerfreie Räume. Er wollte nicht, dass seine Klassenkameraden von dem Verlust erfuhren. Andererseits zündete er an jedem Silvestertag eine Rakete für seine Schwester an. Sein jüngerer Bruder Julian kopierte seine Mutter: Er begann ebenfalls damit, ein Trauertagebuch zu schreiben.
Und ihr Mann? Mit Herzproblemen musste er kurz darauf zur Reha. Die Eiberts suchten eine kombinierte Kur auf, die auch auf die Situation verwaister Eltern einging. Aber ihr Mann bat danach: "Verlang bitte nicht mehr von mir, dass ich irgendwo über Selina sprechen muss."
"Du hast ja noch deine anderen drei Kinder!" - Dieser tröstend gemeinte Satz war so schrecklich für Christine Eibert. Natürlich musste sie weiter für ihre Familie den Alltag bewältigen, konnte sich nicht gehen lassen. Aber die anderen Kinder wogen ja nicht ihren Verlust auf. Erst langsam konnte sie ihn verarbeiten.
Christine Eibert nahm seit Anfang 2006 an einer Ausbildung als Hospizhelferin teil. Zunächst mit dem Wunsch, selbst mehr darüber zu verstehen. Ihr weiteres Engagement kam dann ganz von alleine. Inzwischen leitet die Mutter die Trauergruppe, in der ihr Leid zuerst aufgefangen wurde. ?Da fand ich einen neuen Weg?, so Christine Eibert. "Es war wie ein letztes Geschenk Selinas an mich."

Sophie
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