Torben Paul Schiefelbein

Torben Paul
Schiefelbein

22.12.1996
Pößneck
-
20.10.2020
Potsdam

stimmungsbild36
ZurückAus dem Kondolenzbuch: Gedanken, die immer noch tragen

von Claudia Schiefelbein am 09.02.2021 - 20:50 Uhr | melden

Wir haben zahlreiche einfühlsame Worte nach dem Tod von Torben erhalten. Nachfolgender Brief (anonymisiert) eines Arztes gehört zu jenen, der uns sehr bewegt hat und uns immer noch "trägt". Herzlichen Dank dafür!

"Sehr geehrte Frau Schiefelbein, sehr geehrter Herr Schiefelbein,

ich habe Ihren Sohn als Patienten kaum persönlich gekannt. Ich glaube wir haben uns ein- oder zweimal an einem Wochenendvisitendienst gesehen und nun noch einmal in der Ambulanz. Ihr Sohn war aber oft Thema in den nachmittäglichen Abteilungsbesprechungen und so habe ich immer wieder von seinem Kampf und der zunehmenden Vergeblichkeit gehört.

Die Patienten die ich behandele sind vorwiegend als alt zu bezeichnen, was auch immer dies heutzutage bedeuten mag, und eine Krebserkrankung hat bei aller Tragik in einem fortgeschrittenen Alter eine gewisse „Natürlichkeit“. Um so gnadenloser erscheint diese Erkrankung, wenn sie einen so jungen Menschen trifft. Ich muss sagen, wenn dies häufiger der Fall wäre könnte ich diesen Beruf nicht ausüben, denn dies sind die Fälle, die „man mit nach Hause nimmt“ und die an einem nagen, die einen tatsächlich manchmal verzweifeln lassen.

Ich habe immer wieder insbesondere von Prof. M. und Frau S. gehört, mit welch beeindruckender innerer und äußerer Haltung Ihr Sohn Torben den Kampf gegen die Erkrankung geführt hat. Das wird sicherlich nicht immer so gewesen sein und ich nehme an, die dunkelsten Stunden wird er nicht mit uns sondern mit Ihnen geteilt haben.

Meine ältere Schwester verstarb mit xx Jahren sehr plötzlich und völlig unerwartet. Ich kenne also diesen Abgrund, der sich vor einem auftut. In meinem Fall von einem Moment auf den anderen, in Ihrem Fall kamen Sie ihm langsam immer näher. Ich habe oft darüber nachgedacht, welche Version die schlimmere ist, ich habe keine Antwort gefunden. Ich habe aber schon den Unterschied erkannt, ob es eine Schwester ist die stirbt oder eine Tochter. Für mich war es ein schrecklicher Verlust, für meine Eltern war es wie die Aufkündigung eines unausgesprochenen heiligen Vertrages: ein Kind stirbt nicht vor seinen Eltern. Ich glaube, dies führt bei Eltern zu einem Gefühl der Schuld. Mein Vater ist damit nicht zurecht gekommen. Es ging ihm schon vorher nicht besonders gut und er verstarb tatsächlich auch vier Jahre später. Meiner Mutter geht es gut, sie ist ein glücklicher und zufriedener Mensch. Sie hat erzählt, dass Sie sich anfangs gefragt hat ob sie herzlos oder nicht liebend genug ist, als sie angefangen hat sich wieder zu freuen, mal zu lachen und auch einfach zu vergessen. Solche Gedanken sollte man meiner Meinung nach tunlichst wegschieben, denn sie sind Blödsinn. Es liegt nicht in der (gesunden) Natur des Menschen ewig zu trauern und verzagt zu sein. Der Mensch will weitermachen, egal in welcher Lage er sich befindet. Wichtig ist dies zu akzeptieren und zuzulassen. Auch wenn dies momentan noch viel zu früh ist, aber ihr Leben geht mit Höhen und Tiefen weiter und dafür muss man sich nicht schämen sondern man darf sich über die Fortschritte bei der Bewältigung von Trauer freuen.

Es kommt mittlerweile häufiger vor, dass ich Geburts- und Sterbetage meiner Schwester und meines Vaters vergesse, es also am entsprechenden Datum nicht merke. Das fällt mir dann ein paar Tage später auf und ich bin nicht glücklich darüber, aber ich weiß, dass dies nicht ein Mangel an Liebe ist sondern es ist das Leben, mit all seinen merkwürdigen Ereignissen.

Ich wünsche Ihnen die Kraft, die Sie für die ersten Wochen brauchen werden. Ich war erstaunt, wieviel Hunger man in den ersten Tagen und Wochen hatte, weil es einen offensichtlich so viel Energie gekostet hat. Ich wünsche Ihnen das Akzeptieren von allem was da war und kommt, alles andere ist zwecklos. Ich wünsche Ihnen, dass Sie möglichst bald (dafür gibt es keine Frist, die man einhalten muss!) wieder Freude am Leben empfinden und spüren, dass Ihre Leben noch nicht vorbei ist. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie dies gemeinsam schaffen!

In Verbundenheit,
M.K."

Claudia Schiefelbein
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