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von Alexia am 23.09.2021 - 13:32 Uhr | melden
Leuchtende Tage!
Nicht weinen, dass sie vorüber,
lächeln, dass sie gewesen.
- Konfuzius -
Mein lieber Schatz,
heute schaffe ich es endlich, meine Sprachlosigkeit darüber zu überwinden, dass nicht nur Dein Leben in der Blüte Deine Jahre zu Ende ging, sondern auch unsere Beziehung abrupt nach vier wunderbaren, intensiven, sportlichen und innigen Jahren. Partnerschaft war für Dich neben Deiner Tochter und Deinen, unseren Freunden immer das Wichtigste.
Wir lernten uns im Mai 2017 beim Wandern kennen, eine unserer gemeinsamen Leidenschaften, die wir auf ca. 200 Bergtouren zusammen auslebten. Es fing mit Freundschaft an. Ein halbes Jahr später wussten wir alles über den anderen und Du machtest mir kurz nach meinem 50. Geburtstag eine Liebeserklärung, wunderbar. Ich bin so froh, dass ich im Moment des Todes in Deinem Herzen war, Du nicht alleine warst. Du hattest in der Todeswoche einmal vor der Motorradtour durch Italien und einmal vor dieser letzten Bergtour gesagt: "Ich passe auf mich auf, damit Du nicht alleine auf die Hochzeit gehen musst am Samstag." Vor 2 Wochen hast Du mir morgens um 9:32 Uhr das letzte Foto mit letztem Kuss vom Stausee Mooserboden geschickt, umgeben von vereist aussehenden Felsen und viel Schnee. Meine Nachricht "Hui, da ist ja viel Schnee, Euch gutes Gelingen!" hast Du nicht mehr gelesen.
Wir waren gemeinsam dort letzten Sommer, weil Du mir diesen Lieblingsort mit der phantastischen Aussicht unbedingt zeigen wolltest. Ich wartete im August 2020 lieber auf der Hälfte des Weges auf Deine Rückkehr von der Hütte, da ich Angst hatte weiterzugehen. Das Foto unserer Tour ist das August-Kalenderblatt Deines Fotokalenders 2021, den Du mir geschenkt hast, auf dem September-Foto schaue ich alleine auf unseren geliebten Gardasee, was für eine grausame Vorwegnahme der Ereignisse. Letzte Woche wollte wir zum 8. Mal nach Italien und nächstes Jahr gemeinsam nach Vancouver zu meiner Schwester und mit dem Wohnmobil weiter. In die USA wolltest Du auch noch und endlich die Route 66 mit dem Motorrad fahren. Das waren u. a. Deine unerfüllten Reisewünsche - wegen Corona.
Uns verband u. a. eine sehr hohe Sensibilität, der norddeutsche trockene und kreative Humor einer Bielefelderin und eines bei Hannover Aufgewachsenen, finanzielle Unabhängigkeit, eine Beziehung auf Augenhöhe und die beglückende Freude an Bewegung in frischer Luft und daran, sich persönlich weiterzuentwickeln. Wir meditierten beide gerne und Du kamst in den letzten 2 Jahren gerne mit in mein buddhistisches Zentrum. Wir waren für den anderen jeweils der Fels in der Brandung.
Ich tauchte in Deine mir relativ unbekannte Welt der Technik, des Bastelns, der Naturwissenschaft und des Reparierens ein, wollte immer mitmachen, wenn Du z. B. in meiner Wohnung etwas repariert hast. Du hast im Lockdown eine Software programmiert, die Musik grafisch abbildet, ich war begeistert. Und Du hast einen CO2-Messer gebastelt, um mir objektiv zu zeigen, dass mein Lüftungsbedarf nicht immer angemessen war ;-) Deine neue Lamellen-Lampe über den Schlafzimmerbett war Dir zu wuchtig, aber Du hattest Dir diesen Versuch fest vorgenommen und daher hast Du es versucht. Du hast indirektes Licht geliebt, so entstand auch das letzte Ergebnis Deiner Kreativität, ein herrliche runde Bodenlampe.
Und Du bist andererseits -– tolerant wie immer – ("levve und levve losse") eingetaucht in die etwas unbekannte Welt einer extrovertierten Literaturwissenschaftlerin, Marketing Managerin, Buddhistin, Gospel-Chor-Sängerin, Salsatänzerin und Anhängerin von Naturheilverfahren. Oft hast Du geschmunzelt: "...ja, Glucksi, wie es die Welt sieht", aber hast auch Erfolge am eigenen Körper dank Bio-Lebensmittel und Naturheilverfahren mit Erstaunen bemerkt;-)
Du warst ein Macher, kein Mann ausführlicher Reden, aber voller ansteckendem, sehr witzigem jugendlichen Esprit die ganzen Jahre! Und was Du sagtest, brachte es auf den Punkt, mal ernst, mal lustig. Du bist nicht in andere Menschen mit vielen Fragen eingedrungen, deswegen öffneten sie sich Dir um so mehr. Du standest nicht gerne im Mittelpunkt, das warst Du leider nicht gewohnt: Wenn ich für Dich zum Geburtstag eine Liebeserklärung dichtete, war es Dir fast zuviel Aufhebens um Deine Person;-)
Mit Dir fing ich sogar an, Klettersteige zu gehen, was ich mir bis dato nicht zutraute. Für den ersten, den Mittenwalder Höhenweg hast Du mich mit den Worten motiviert: "Das ist ein Sonntagsspaziergang." Sehr clever;-) Und siehe da, es folgten noch vier leichte Klettersteige. Bei C Stellen wurde uns beiden mulmig und wir ließen es.
Du wolltest, dass ich mit Dir Motorrad fahre, vier Tage vor Deinem Tod erfüllte ich Dir den Wunsch und wir fuhren an unserem letzten gemeinsamen Sonntag zu Freunden. Verkrampft, aber im vollen Vertrauen zu Dir saß ich hinter Dir und war so happy, mein Erfahrungsgrenzen bis maximal 90 km/h ausgeweitet zu haben, Du nanntest es zufrieden und schmunzelnd eine "Krankenfahrt";-)
Leider habe ich für Dich nie so einen schönen Spitznamen gefunden wie Du für mich: Da ich beim Lachen gluckse, nanntest Du mich sehr schnell, Dein Glucksi, in Variationen je nach Lebenslage: Nutz-, Berg-, Empathie-, Outdoor- Glucksi...
Wir wussten beide, dass der eine den anderen nicht verletzen wollte, dass wir bei Streits etwas fremdbestimmt waren und versöhnten uns immer wieder sehr schnell. Das Versöhnen war immer besonders schön und innig. Es tat Dir einfach gut, manchmal Luft abzulassen und ich konnte Dir verzeihen, auch weil Du Dich immer schnell entschuldigt hast, danach waren wir uns noch näher. Da half mir auch meine Ausbildung zum systemischen Coach. Aber leider hatte auch ich meine Emotionen nicht immer kühl und sachlich im Griff, was mir auch leid tat: Es ging uns wie vielen anderen Liebespaaren auch.
Deiner wunderbaren Tochter habe ich meine Fotos für diese Gedenkseite zur Verfügung gestellt, auf denen Du mich anlächelst. Sie hat recht: Gesundheit, geistige und körperliche Fitness waren Dir sehr wichtig, Du hast mit mir Billigfleisch vom Lidl durch Bio-Huhn vom Hofladen ersetzt, nur noch selten geraucht und alle drei Tage im Lockdown 90 Liegestütze gemacht. Und gegen leichten Schwindel und Schlappheit eine erfolgreiche Vitamin D 3 Kur mit mir zusammen gemacht;-)
Du wolltest eigentlich schon lange nicht mehr arbeiten, warst einerseits hin und her gerissen zwischen Spaß am Programmieren sowie geistig fit bleiben (Du sagtest: Use it or lose it) und andererseits endlich die Rente nicht-arbeitend zu 100 % genießen. Dein aktueller Chef bei BMW verabschiedete Dich am 2.9. sehr, sehr angetan von Deinem Arbeitsergebnis in den wohlverdienten 5 Wochen-Urlaub: Perfektionismus und höchste Ansprüche an die eigene Leistung waren zwei Deiner vielen Maßstäbe.
Ich fühle mich halbiert, weiß aber, auch als Buddhistin, dass es Dir gut geht, was mich tröstet. Du hast nicht gelitten und musst nicht mehr unter dem älter werden leiden. Im Gegensatz zu mir, reichte es Dir leider nicht, viel fitter zu sein als Deine Altersgenossen.
Mit der Kraft unserer gemeinsamen Erinnerungen und der unglaublichen Dankbarkeit, Dich die letzten vier Jahre geliebt zu haben und von Dir geliebt worden zu sein, trete ich tapfer am 1.10. meinen neuen Traum-Job an. Was für ein Geschenk, dass wir beide, also Du als Frührentner und ich in einer spannenden beruflichen Umbruchphase inklusive vier Ausbildungen die letzten 2 Jahre, so viel gemeinsame Zeit verbringen konnten und Du alles mit mir geteilt hast, was Dich bewegt und belastet hat und vice versa.
Herrmann Hesse und seine "Stufen" werden mir helfen: "...Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen....Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden. Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!"
Als Du tausende von Fotos, Negative und Videos im Winter/Frühjahr 2021 digitalisiert hast, da wir nicht reisen konnten und Du auf den Beginn bei BMW gewartet hast, schauten wir sie uns zusammen an, und Du brachtest es zufrieden auf den Punkt: "Alles richtig gemacht im Leben." Was für ein Trost für Deine Familie, Deine Freunde, unsere gemeinsamen Freunde und mich!
In Liebe - Dein Glucksi, Deine Alexia





