Andrea Meyer

Andrea
Meyer

27.04.1968
Röbel an der Müritz
-
05.09.2007
Hamburg

stimmungsbild

Gedenkseite für Andrea Meyer

Andrea Meyer, geb. Puls, wurde im Frühling am 27. April 1968 in Röbel an der Müritz geboren und starb am 05. September 2007 mit 39 Jahren in Hamburg.


Letzter Brief an Andrea (von Anne, im September 2007)


Tochter, Töchterchen, ich schreibe Dir, um anderen von Dir zu erzählen – mögen sie diesen wundervollen Menschen kennen lernen.

Zu Jan Moritz hast Du einmal gesagt, als er sich mit ca. 2 Jahren vor seinen ersten Begegnungen mit dem betreuten Spielen im Eppendorfer Park fürchtete – Du musst keine Angst haben, Mama kommt immer wieder – das hat ihm getröstet und mit Vertrauen in die neue Situation gehen lassen – jetzt kannst Du niemals wiederkommen – und das ist für uns so schmerzlich und endgültig, dass Worte so sinnlos erscheinen. Wir schämen uns der Tränen nicht.

Deine Kinder erinnern sich an eine großartige, zärtliche, liebevolle Mutter, an eine mit genauen Forderungen und klaren Vorstellungen in der Erziehung – an Geschichtentage und –abende, denn Filme wurden nicht gesehen – viele Spiele auf der großen Wiese hinter dem Haus, Babyschwimmen, Babyturnen, immer den Bezug aufbauend zu den anderen Kindern, immer das Beste bei jedem Kind heraussuchend und daran orientierend – kameradschaftlich, fair, achtungsvoll – viele Kinder besuchten Deine Kinder, luden sie zu vielen Anlässen ein – sie besuchten Dich und wollten mit Deinen Kindern spielen. Bei allen zeitlichen Problemen fandest Du Zeit, akribisch Tagebuch über die ersten Jahre zu führen und es als Buch binden zu lassen. Du nahmst Dir viel Zeit für das Gespräch mit den Erziehern Deiner Kinder, warst dankbar für ihre Leistung. Du warst nicht wehleidig trotz Deiner schweren Krankheit und besuchtest die sportlichen und anderen Veranstaltungen, zu denen sie gingen.
Es war alles übersichtlich und ordentlich geregelt und Du hast ihnen ein gutes Fundament vermittelt – zielstrebig, ohne Ausnahme möglichst – Du warst streng, aber immer gerecht.
Und Du hattest sehr viele Ideen und Vorstellungen, wie Du kindgerecht die Werte Deines Lebens an sie weitergeben wolltest. Du gingst in die Buchhandlung und fandest immer das besondere Buch, Du hörtest CD`s und Kassetten mit ihnen und Du nahmst sie zu ersten Schritten in den Haushalt mit – sie durften Dir beim Kochen und Backen zusehen. Überhaupt – Deine Kinder durften zu allen wichtigen Dingen mit – unvergessen das Bild, wie Du mit den kleinen Tragekörbchen die beiden Söhnchen zu den Großeltern trugst.
Und die große Aufmerksamkeit, die Du ihren Kindergeburtstagen schenktest. Besonders schön ein großes Gartenfest hinter dem Haus, bei dem sich Eltern und Kinder trafen und mit großer Kreativität ein Nachmittag verlief.

Zu Deinem großen Vergnügen gehörte zuhören zu können. Ratschläge für andere großzügig weiter zugeben, als gut Befundenes weiterzuempfehlen. Du konntest die Bedenken anderer ernst nehmen, mit ihnen gemeinsam überlegen, wie es weitergehen soll. Du konntest sehr gut teilen und warst sehr aufmerksam ihren Sorgen gegenüber.

Großer Freundeskreis, Kollegen der Schule, ehemalige Praktikanten, junge Mütter, Freunde über Jahre in den USA, Großbritannien, Frankreich. Sie waren alle bis zuletzt an Deinem Bett bzw. in Deiner Nähe.
Beeindruckendes Charisma, weil große Lebenslust und Sinnesfreude – Sehnsucht nach der Welt.
Reisen zuerst nach Osteuropa, nach der Wende einige Reisen in die USA – dort Englischunterricht bei Sprachreisen erteilt, Frankreich (Cannes, Nizza), v. a. Italien, London, Barcelona – sehr beeindruckt von der Stadt, der Art des Lebens, von einer Stadt, in der Kunst und Kultur so herrlich zu genießen waren – in vollen Zügen mit ihren Mann genossen – unvergesslich das Bild, als ihr nach wenigen Tagen zurückkamt, Du in dort gekauften Sachen (Stiefel mit Absatz) über die Wiese ranntest, uns allen begeistert erzählt hast, vom Besuch in Miros Atelier und Museum – glücklich. Deine Lust, an die Ost- und Nordsee zu reisen, Warnemünde, Kühlungsborn, Hohwacht – Du wolltest wie Die Mann immer zum Wasser.
Dein größter Traum…. Das Haus in Hamburg – als Ausdruck der Sehnsucht und Lust auf die Stadt am Wasser, auf seine stilvollen Orte, das Louis Jacob gleichermaßen wie der Italiener nebenan mögend – auf Kunst und Kultur, Filmtheater, Theater, Konzerte und Kunstausstellungen – das Englische Theater.
Du fandest mit großer Sicherheit das besondere Restaurant, legtest Wert auf Form und Geschmack – es musste Gutes und Geschmackvolles sein.
Louis Jacob – Besuch anlässlich der Geburtstage der Mütter – vollendete Formen, trotz Krankheit bis zum kühlen Abend auf der Terrasse ausgehalten – uns immer Sicherheit gebend – vor nicht mehr als 4 Wochen – den Abend mit großer Disziplin meisternd.

Du warst jemand, der äußerst geschmackvoll schenken konnte – ein Wochenende nach Hohwacht, in beste Hotels an der Ostsee, nach London, Einladungen zu Theaterabenden.

Geradlinig, tolerant dem anderen gegenüber, ohne Kompromisse, sehr diszipliniert, immer neugierig auf Menschen und auf Dinge, sehr humorvoll, voller Witz, ironisch auch eigenen Fehlern gegenüber.

Dein Traum vom Haus auf der Uhlenhorst – das Haus, das Deine ganze Entdeckerfreude und Kreativität herausforderte, an einem Ort, an dem vorher nichts war und das Du allein einrichten konntest, das Du fantastisch zu Ende geführt hast, mit höchstem Gefühl für Design und Funktionalität, sehr besonders, in äußerster Einfachheit, mit klaren Linien, ohne unnötigen Ballast, in großer Ordnungsliebe, mit Blick auf Terrasse und Innenhof, wo Du Deinen Kindern beim Spielen zusehen konntest – mit dem Umfeld, das Du liebtest – Hebbelstraße, Hofweg, aber auch Barmbeck.
Gastfreundlich hast Du da Haus geführt, von Deinen Gästen wegen Deiner Kochkunst geschätzt und bewundert – Deine Gerichte waren kleine Weltreisen.

Dein größtes Geschenk, so hast Du es Deiner Mutter gesagt, war, dass Du Deinen Mann gefunden hast und mit ihm zwei Söhne hast – Du mochtest seine Großzügigkeit, die Art seiner Aufmerksamkeit, seine Intelligenz und wie Du sein durftest. Ihr teiltet viele ähnliche Interessen, konntet Euch gegenseitig beeinflussen – Ihr habt aufeinander aufgepasst – Eure Ehe war auch eine ungewöhnliche Liebesgeschichte.

Zielstrebigkeit und Ausdauer führten zu Deiner Teilnahme am
Hamburg-Marathon; Du bist ihn bis zum Schluss mit gutem Ergebnis gelaufen.
Deine offene Art, auf Menschen zuzugehen – mit ihnen im Gespräch zu sein – auf die im engsten Kreis, aber auch auf Freunde. Wenn ihnen gelang, wobei Du geholfen hast, warst Du stolz auf sie. Wenn ich manchmal etwas begriffen hatte, sagtest Du: Mamichen, ich bin stolz auf Dich.

Du selbst hast immer die schwerere Variante gewählt – als es darum ging eine Entscheidung für das Studium zu treffen, dachten alle, Du würdest Mathematik oder Naturwissenschaft wählen, aber Du sagtest: Ich studiere Englisch und Deutsch, Mathematik kann ich schon. Und wenig später der Weg nach Hamburg und gleich noch weiter in die USA – Sprachreise.

Du hattest vor nichts und niemand Angst. Als Du krank wurdest, hast Du von Anfang an gekämpft – nicht irgend wie, sondern strategisch, taktisch, Dich immer dem Feind Krebs gestellt – hier bin ich, wir kämpfen – aber Dein Feind war von Anfang an unfair – nach 2 Jahren unendlichen auf und ab`s musstest Du sagen: Jetzt habe ich es verdient aufzuhören.

Das Urteil derer, die Dich kennen lernen durften:
Sie war so klein und zierlich, aber eine so starke Frau. Nie hat jemand geglaubt, dass sie verlieren könnte.

Wir verneigen uns vor Dir, Deinem Kampfesmut. So vieles konntest Du, so vieles war stark in Dir, aber den Krebs konntest Du nicht besiegen.
Auf Deinem Nachttisch lagen Bücher von Hans-Eckhart Wenzel, aber auch Gedichte und Texte der klassischen Literatur – gerade hattest Du begonnen, für einen Feininger den richtigen Platz zu suchen. Du liebtest Miro und Kandinsky, Deine letzte Ausstellung war „Seestücke“ in der Hamburger Kunsthalle.
Das Konzert mit Hans-Eckhart Wenzel konntest Du nicht mehr hören – den Liedermacher, den Du besonders geliebt hast – dessen Gedicht „Antrag auf Verlängerung des August“ Dich einst besonders beeindruckte und der Dich mit seinem gesellschaftskritischen und sehr poetischen Texten besonders geprägt hat, hat auch dieses Gedicht geschrieben:

Ich möchte noch ein großes Stück Leben
Saftig mit Salz und Pfeffer und Wein,
am Eichentisch essen, von Freunden umgeben
und mächtig lebendig sein
Ich möchte noch einen Dschungel voll Atem,
einen Becher mit Flusswasser, eisig und klar,
Schwalben, und Kirschen und reife Tomaten,
jedes neue Jahr
Ich möchte doch unentbehrlich gelten
Den Rücken frei, das Misstrauen klein.
Die Lunge voll Atem aus fremden Welten
Und richtig verstanden sein.

So bleibt uns nur, ein letztes Mal Abschied zu sagen. R.M. Rilke hat es so geschrieben:


Abschied

Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.

Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,
das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,
zurückblieb, so als wärens alle Frauen
und dennoch klein und weiß und nichts als dies:

Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,
ein leise Weiterwinkendes - , schon kaum
erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,
von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.

Rainer Maria Rilke

Geschenk Am 25.08.2016 von Oliver Schmid angelegt.
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