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Gedenkseite für Annemarie Schwede
Meine Mutti wurde im Winter am 09. März 1930 in Ilmenau geboren und starb am 17. November 2018 mit 88 Jahren in Bielefeld im Krankenhaus.
Ihr Leben ist wie ein großes Buch mit sehr vielen Seiten. Viele Wohnorte, Opa war Gutsverwalter und zog von Hof zu Hof: Ilmenau in Thüringen, Singen am Bodensee, Lodz in Polen...So viele Bewegungen und Überlastungen von Kindheit an... als älteste Schwester. Dann Unglück, früher Tod von Mutter und Vater, Hitler und der Krieg, der unbarmherzig immer weiter Lücke auf Lücke riss.
Gott hat es durch den Tod ihres Vaters gelenkt, dass sie nicht ins Uranbergwerk musste, sondern Plätterin werden konnte.
Und dann bei der Flucht in den Westen das Finden der Gleichgesinnten des Glaubens aus Ilmenau
in Wolfenbüttel und dann in Bielefeld, wo sie mich geboren hat.
Ein Besonderes ihrer Lieblingslieder war von Paul Gerhardt: "In wieviel Not, hat nicht der gnädige Gott, über Dir Flügel gebreitet." und "Die Gott lieben werden sein wie die Sonne, die aufgeht in Ihrer Pracht."
Mutti prägte als Herzensmensch Glaube, Liebe, Hoffnung und das Festhalten an ihrem Gott und eine gewisse eigene Offenheit den Begegnungswundern und Antworten, die das Leben selbst nur einmal so unverwechselbar schreiben kann.
Sie war ein warmherziger, im ehrlichen Sinne auch schlauer und beharrlicher Mensch.
Ihr war mehr nach Inhalt als nach Form.
Ein ganz besonders eigenartiger geschlossener Zusammenhalt glaubensgleichgesinnter sogenannter Brüderversammlungschristen, die bis heute ein ...leider...nur durch sie selbst vorbestimmtes aus ihrer eigenen Bibel der sogenannten Elberfelder Übersetzung interpretiertes korsettierendes, auf Unterwerfung und Angstmache basierendes geschlossenes Gottesbild haben, prägte meine Mutter in dieser Versammlung lebenslang. Ihre eigene Liebe und ihr eigener Glaube gab ihr trotzdem ein für mich bis jetzt nicht nachvollziehbares Geheimnis innerer Offenheit und Kraft. God works.
Meine Mutter musste hineingezogener Weise mitkämpfen, mitarbeiten um uns drei "wilde" Brüder zu versorgen und zu erziehen.
Nachts strickte meine Mutter an der Maschine, wir sahen manchmal aus wie die Orgelpfeifen mit optisch gleichen Jacken, die aber gut passten.
Nachts verlas sie auch noch Industrieknöpfe und nähte. Was für eine fleißige Frau!
Ich bin ihr so dankbar. Ja. Als Teil einer kämpfenden Arbeiterfamilie, ich bin voll stolz darauf.
Einen Schrebergarten mit Gartenlaube, Kaninchen und Grabeland für uns, denn wir hatten nur ein Zimmer: Doppelbett, Klappbett, Eckbank, Schrank und Ölofen. Das wars anfangs in der 64-m2-Wohnung in Sennestadt.
Und doch: Weihnachten als Familie, im Sommer mit dem Auto, einem DAF ...nach Österreich. Hoch auf die Alm. Abends im Tal erschossen noch mit ihrer Gutenachtgeschichte einzuschlafen. Glück pur !
Wenn ich überlege, was sie uns alles mit so viel Arbeit ermöglicht hat, sogar später in einem eigenen Haus in Schloß Holte zu wohnen mit eigenem Zimmer. Da bleibt wirklich nur Dankbarkeit.