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Die Wasserflasche
Von Ulrich Hart 16.03.2025 um 23:40 Uhr | melden
Hallo Ben,
heute am späten Nachmittag an Deinem Grab.
Die 86jährige Frau P. grüßte mich mit einem Handzeichen. Wir waren die einzigen auf dem Gelände.Hatte sie nie vorher bewusst wahrgenommen. Nach ein paar Minuten, ich hatte gerade das erste Laub weggeharkt, rief Sie zu mir herüber, ob ich auch etwas Wasser zum Gießen brauche. Sie hätte noch was über. Eigentlich liegt bei Dir immer noch das Gesteck von Totensonntag. Das braucht kein Wasser. Ich ging trotzdem rüber und schon begann wieder einmal ein interessanter Austausch. Sie habe ihren Mann mit 71 verloren. Und Sie? - Unser 4. Kind, unser Sohn liegt dort begraben. - Wie kam es dazu? - Er lag in der Badewanne und sein „Kumpel" hat ihn im Stich gelassen. - Das kann man nie vergeben!!
Es stellte sich dann heraus, dass Sie aus derselben freikirchlichen Gemeinde kommt, in der wir aus den 70er Jahren bis heute Freunde haben.
Nur wenn man vergibt, kann man mit so einem Verlust Verlust fertig werden. - Ja, aus christlicher Sicht haben Sie recht. - Bei mir hat es 15 Jahre gedauert, bevor mir klar wurde, warum Gott es zugelassen hat, dass mein Mann so früh gestorben ist.So Frau P.
Es begann zu dämmern. Und wir mussten beide sehen, dass wir nach Hause kamen.
Für heute war‘s das.
Bis zur nächsten Geschichte-vielleicht wieder bei Dir in der Nähe.
Dein Vater
