Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Edgar Bötel. Veredeln Sie jetzt diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.
von Ulrich Bötel am 11.08.2022 - 21:59 Uhr | melden
Hermann Hesse : Stufen
" Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen, der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf um Stufe heben, weiten !
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen! Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewohnheit sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde ! "
Mit diesen Worten beschreibt Hermann Hesse das Leben noch einmal sehr intensiv in seinem Gedicht " Stufen ". Jedes Leben hat Stufen, Phasen und Abschnitte, schweres und Leichtes, Dinge, die wir als schön empfinden und Situationen, die uns belasten. Aber Hermann Hesse empfiehlt uns sie als Stufen und Phasen zu verstehen und dann auch loszulassen.- nicht stehen zu bleiben auf seiner Reise, sogar heiter von Stufe zu Stufe weiter zu gehen. Ankommen und Abschied nehmen gehören dazu und ergänzen sich und nur , wenn man auch etwas loslassen kann, wird es nicht zur lähmenden Gewohnheit, sondern kann etwas Neues entstehen, ein neuer Schritt folgen.
Jeder von Ihnen, liebe Trauergäste, hat eine größere oder kleinere Wegstrecke des Lebens mit Edgar Bötel geteilt. Sie haben dabei vieles mit ihm geteilt:
Schönes und fröhliche Stunden des Glücks, auch belastendes und schmerzhaftes. Sie können nur für sich entscheiden, was sie bewhren wollen, oder vergessen und vergeben, was sie verbindet in Liebe und Gemeinschaft.
Aber über allem soll der Dank stehen für das, was sie im Herzen behalten.
So wünsche ich Ihnen, lieber Ulrich Bötel, dass ihnen das gelingt:
Dass sie dankbar auf das Leben ihres Partners Edgar zurückblicken können und selbst dann nach vorne schauen können, so wie es Hermann Hesse zum Schluss schreibt:
"Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde !"