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Alles Liebe auf die andere Seite
Von Sophia 13.06.2019 um 14:21 Uhr | melden
"Betet, lächelt und denkt an mich.
Der Faden ist nicht durchgeschnitten.
Warum sollte ich außerhalb eurer Gedanken sein,
nur weil ich außerhalb eures Blickfelds bin?
Ich warte auf euch.
Ich bin nicht weit,
nur auf der anderen Seite"
(nach Henry Scott Holland)
Liebe Elena,
schon vier Jahre ist es nun her, dass wir uns für immer von dir verabschieden mussten. Sehr oft habe ich mir seitdem den Text durchgelesen, den deine Eltern damals in der Traueranzeige abgedruckt haben. Es ist eine so tröstliche Vorstellung, weiterhin mit dir verbunden zu sein. Schwierig ist nur, dass niemand sagen kann, wo sie ist, diese andere Seite, und wie es dort aussieht. Jeden Tag frage ich mich, wie es dir dort geht. Bist du dort glücklich? Hast du deine Mitschüler um dich? Kannst du uns von dort aus sehen? Erinnerst du dich noch an die Seite, auf der du vorher warst, und an alles, was du dort erlebt hast? Ach Elena, man kann es sich so schwer vorstellen, und die Ungewissheit zerreißt mir das Herz. Wie es wirklich ist, werden wir erst wissen, wenn wir dich wiedersehen. Aber wie sollen wir so lange warten? Warum können wir nicht einmal kurz zu dir kommen und wenigstens nach dem Rechten sehen?
Es gibt ja den bekannten Trauerspruch: "Wenn Liebe einen Weg zum Himmel fände und Erinnerungen Stufen wären, dann würden wir hinaufsteigen und dich zurückholen." Ja, wenn Liebe das könnte, dann wärst du schon längst wieder hier, liebe Elena. Aber es scheint nicht zu funktionieren. Trotzdem frage ich mich, ob es wirklich nur ein Konjunktiv sein kann in diesem Satz. Wenn Liebe einen Weg zum Himmel fände... vielleicht findet sie das ja sogar. Sie kann dich nicht zurückholen, aber ich hoffe doch trotzdem, dass sie bei dir ankommt und dich wissen lässt, dass du nicht vergessen bist. Dass wir beten, lächeln und an dich denken. Immer wenn ich eine Kerze für dich anzünde, hoffe ich, dass es dadurch auch bei dir ein kleines bisschen heller wird. So wie ich es heute in der Bamberger Erlöserkirche gemacht habe. Dabei habe ich an deine Abschiedsfeier vor vier Jahren gedacht, bei der so viele Menschen gekommen sind, um dich auf dem letzten Weg zu begleiten... es ist unvorstellbar, Elena, wie Familie und Freunde so etwas durchhalten. Wie man dich gehen lassen muss und nichts dagegen machen kann. Ich wünschte mir so sehr, ich könnte auch mehr tun für dich als nur zu gedenken. Aber es ist alles, was uns seit vier Jahren übrig bleibt- und wenn der Faden nicht durchgeschnitten ist, spürst du so hoffentlich, dass du immer noch bei uns bist.
Meine liebe Elena, mein ganzes Herz ist heute bei dir und deiner Familie. Es ist so ungerecht, dass so liebe Menschen wie deine Eltern ihr eigenes Kind begraben und seit vier Jahren so schweres Leid ertragen müssen. Ich hoffe, sie finden Trost und Kraft in der Hoffnung auf eine tiefe Verbundenheit und ein Wiedersehen mit dir.
Alle meine Liebe schicke ich dir auf die andere Seite!
Deine Sophia
