Heinz Drache

Heinz
Drache

09.02.1923
Essen
-
03.04.2002
Berlin

Stimmungsbild-Heinz-Drache-3

Gedenkseite für Heinz Drache

"Das was ich gerade gemacht habe, war das wichtigste."

"Ich war Soldat, ich hatte Abitur gemacht, war achtzehn Jahre alt, kam nach Nürnberg, und dort gab es eine Eignungsprüfung für den Bühnenberuf, die ja jeder Schauspieler. der auf eine Schauspielschule gehen will, einmal machen muß.
Und auf dieser Eignungsprüfung habe ich vorgesprochen. Ich hatte schon ein Repertoire wie ein fertiger Schauspieler, weil es mir Spaß gemacht hat, auswendig zu lernen. Ich konnte den “Faust” glaube ich mit vierzehn Jahren fast auswendig.
Und unten im Zuschauerraum saß unter anderem der Generalintendant dieses Theaters in Nürnberg, und er sagte zu mir: “Hätten Sie Lust, bei mir im ‘Weihnachtsmärchen’ den Prinzen zu spielen?” Am nächsten Tag war ich frei für die Proben. Und dann wurde das ein Erfolg.
Und dann machte ich gleich eine Riesenrolle - den Philotas von Lessing. Dann wurde ich ganz freigestellt vom Militär... und spielte jetzt eine große Rolle nach der anderen."

"Im Deutschen Theater habe ich ein Stück gespielt, das hieß ‘Der Schatten’. Das war eine Inszenierung von Gustaf Gründgens. Und über diese Aufführung, über diese Inszenierung hat er später einmal gesagt, er hat einmal in seinem Leben die Sterne berührt. Das war diese Aufführung, da spielte ich die Hauptrolle..."

(Heinz Drache in einem Fernsehinterview am 09.02.1998 anläßlich seines fünfundsiebzigsten Geburtstages)


Heinz Drache wird als Sohn eines Kaufmanns am 09.02.1923 in Essen geboren. Er besucht das Alfred-Krupp-Gymnasium, wo er auch sein Abitur ablegt.
Bereits als Schüler begeistert sich Heinz Drache für die Bretter, die die Welt bedeuten und ist als Statist am Essener Theater tätig.

Während seiner Zeit als Wehrmachtssoldat im Zweiten Weltkrieg ist Heinz Drache in Nürnberg stationiert.
Der Intendant des dortigen Schauspielhauses engagiert ihn nach einem Vorsprechen und kann ihn so dem Militärdienst weitestgehend entziehen.

Nach dem Krieg geht Heinz Drache an das Deutsche Theater in Berlin unter die Intendanz von Wolfgang Langhoff.
Während er in Schillers “Die Räuber” im Berliner Künstlerklub “Die Möwe” spielt, wird Heinz Drache von dem berühmten Schauspieler und Regisseur Gustaf Gründgens entdeckt.
Seine Rolle in Gründgens’ Inszenierung des Stücks “Der Schatten” von Jewgeni Schwarz wird für Heinz Drache sein endgültiger Durchbruch als Theaterschauspieler. Die Aufführung in den Kammerspielen des Deutschen Theaters wird 1947 als sensationeller Erfolg gefeiert.

Heinz Drache wird von Gründgens ans Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert, wo er bis 1954 bleibt. Hier spielt er zum Beispiel den James Tyrone in “Eines langen Tages Reise in die Nacht” von Eugene O’Neill an der Seite so renommierter Darsteller wie Paul Hartmann und Elisabeth Bergner.
Kapazitäten wie Marianne Hoppe, Elisabeth Flickenschildt und Gustav Knuth zählen ebenfalls zu seinen Kollegen.

Nach seinem Engagement in Düsseldorf entscheidet sich, Heinz Drache freiberuflich tätig zu sein. Er tritt unter anderem am Berliner Schillertheater, an der Kleinen Komödie in München, Komödie in Berlin, Bühnen der Stadt Bonn und am Fritz-Remond-Theater in Frankfurt am Main auf.

Schon früh wird der Film auf den attraktiven und talentierten Darsteller aufmerksam.
Doch seine Rolle als jugendlicher Liebhaber Bob in der Familienkomödie “Einmal kehr ich wieder” (“Dalmatinische Hochzeit”) aus dem Jahre 1953 an der Seite von Paul Dahlke, Adelheid Seeck und Elma Karlowa erweist als nicht sonderlich
erfolgreich.
In der Folgezeit besetzt man Heinz Drache in einigen seichten Unterhaltungsfilmen, ehe er mit seiner Rolle als zynischer Spätheimkehrer Herbert von Pohl in Helmut Käutners moderner “Hamlet”-Adaption “Der Rest ist Schweigen” (1959) endlich eine anspruchsvolle Rolle übertragen bekommt, in der er zu überzeugen weiß.

Auch das damals noch junge Medium Fernsehen engagiert Heinz Drache.
Bereits 1954 (und ebenfalls in der Neufassung von 1959) spielt er in der erfolgreichen Unterhaltungsserie “Im sechsten Stock” (Regie: John Olden) über die Bewohner eines Mietshauses im Pariser Künstlerviertel Montmartre an der Seite so bekannter Kolleginnen wie Inge Meysel und Heli Finkenzeller den Studenten Pierre Jonval.

Das Fernsehspiel “Bei Anruf Mord” (1959) in der Regie von Rainer Wolffhardt gibt Heinz Drache als ehemaliger Tennischampion Tony Wendice, der seine Frau umbringen lassen will, Gelegenheit zu einer frühen meisterhaften Kostprobe seiner Kunst.

Berühmt jedoch macht Heinz Drache 1962 seine grandiose Darstellung als Kriminalinspektor Harry Yates in “Das Halstuch” von Francis Durbridge unter der Regie von Hans Quest.
Obwohl die Identität des Mörders bereits vor der letzten Folge preisgegeben wurde, waren die Zuschauer gebannt vom Geschehen, und das öffentliche Leben kam während der Ausstrahlung des Sechsteilers mehr oder weniger zum Erliegen.

Die neu gewonnene Popularität bringt Heinz Drache das Engagement als Inspektor Richard Martin in “Die Tür mit den sieben Schlössern” unter der Regie von Alfred Vohrer.
Heinz Drache spielt damit erstmals in einem regulären Edgar-Wallace-Film der Rialto Filmproduktion, nachdem er bereits 1960 in “Der Rächer”, einem Konkurrenzstreifen der Kurt-Ulrich-Produktion, den Detektiv Michael Brixan verkörpert hatte.

Von nun an spielt Heinz Drache in sieben weiteren Edgar-Wallace-Verfilmungen.
Zwar verkörpert er als Kommissar, Inspektor oder Rechtsanwalt meist den positiven Helden, allerdings in späteren Filmen auch mysteriöse oder zwielichtige Charaktere.
Heinz Drache gibt allen seinen Wallace-Helden lässige Eleganz, dominantes Auftreten, schlagfertigen Witz und Eloquenz.

Neben seinen Rollen in den Wallace-Filmen spielte Heinz Drache auch in anderen Streifen, blieb seinem Genre des Kriminalfilm und Abenteuerfilm jedoch meistens treu.
Eine Ausnahme dürfte der nur in Großbritannien erschiene Familienfilm “Sandy the Seal” sein, der 1969 unter der Regie von Robert Lynn II entstand. Heinz Drache spielt der Seite von Marianne Koch den Leuchtturmwärter Jan van Heerden, ein Familienvater mit zwei Kindern, der eine von Wilderern verletzte Robbe namens Sandy bei sich aufnimmt.

Nach seinem letzten Auftritt in einem Wallace-Film (“Der Hund von Blackwood Castle”) kehrt Heinz Drache zu dem Medium zurück, das ihm wohl zeitlebens das liebste ist - das Theater.
Hier hat er vom strahlenden Helden bis zum bösen Intriganten alles gespielt, zum Beispiel den Riccault in Lessings “Minna von Barnhelm”, der Verteidiger Greenwald in “Die Meuterei auf der Caine” von Hermann Wouk oder die Titelrolle in “Moniseur Ornifle” von Jean Anouilh.
Allein in der Curt-Goetz-Komödie “Hokuspokus” steht Heinz Drache in den Siebziger Jahren mehr als siebenhundertmal auf der Bühne.

Nur selten nimmt Heinz Drache Gastrollen in Fernsehserien an, so spielt er 1977 in “Der Alte” in der Episode “Verena und Annabelle” und 1979 in “Derrick” in der Folge “Das dritte Opfer”.

1985 wird Heinz Drache auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen Intendanten Lothar Loewe neuer "Tatort"-Kommissar des Senders Freies Berlin.
Sein Kriminalhauptkommissar Hans Georg Bülow - die Rolle muß eigens für Heinz Drache kreiert worden sein, denn ein anderer Darsteller ist dafür undenkbar - ist das Idealbild eines Gentleman.
Dieser Herr kleidet sich mit erlesener Eleganz und bewegt sich auch so. Der “Kavalier alter Schule”, wie ihn seine Freundin Sonja Bach nennt, ist ein Charmeur, ein Gourmet und dennoch ein energischer Ermittler. Wenn er die Szene betritt, dann beherrscht er sie.

Heinz Draches Darstellung als Kriminalhauptkommissar Hans Georg Bülow ist von Anfang an heiß umstritten. Während die eher konservativen Zeitungen Lobeshymnen auf ihn verfassen, verreißen ihn eher liberal orientierte Magazine wie “Der Spiegel” regelmäßig.
Nach diversen Streitigkeiten mit dem Drehbuchautor Herbert Lichtenfeld, die ein intensives Rauschen im Blätterwald der deutschen Zeitungen verursachen, gibt Heinz Drache nach sechs Fällen seinen Ausstand beim “Tatort”.
Sicher ist er der Meinung, dass er sich nach seinen bisherigen Erfolgen nicht mehr alles zumuten lassen muß.

Nach einigen Ausflügen in die Welt der Soap Operas kehrt Heinz Drache nur noch einmal in sein angestammtes Genre - den Kriminalfilm - zurück.
In der Episode “Der Mann des Jahres” der Serie “SOKO 5113" spielt er einen Unternehmer, der durch einen Firmenbankrott nahezu sein ganzes Vermögen verloren hat und nur noch den Schein seines früheren Lebens wahren kann.
In einen mysteriösen Todesfall verwickelt macht er einer jungen Kriminalbeamtin den Hof, weil sie ihn an seine verstorbene Frau erinnert.
Menschlich sehr bewegend zeigt Heinz Drache hier noch einmal sein ganzes Charisma und seine immense Distinguiertheit.

Neben seiner Tätigkeit für das Theater, den Film und das Fernsehen hat Heinz Drache seine unverwechselbar sonore Stimme bei der Synchronisation zahlreichen internationalen Filmstars geliehen.

Heinz Drache ist seit 1957 mit Rosemarie Nordmann verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder - Christian und Nicole - und lebt in Berlin. Aus einer früheren Verbindung mit seiner Schauspielkollegin Edith Teichmann entstammt die Tochter Angelika.

Am 03.04.2002 erliegt Heinz Drache einem Lungenkrebsleiden. Er wird auf dem Friedhof in Berlin-Dahlem bestattet.

Doch wann immer wir heute oder in späteren Zeiten seine Filme und Fernseharbeiten genießen dürfen, wissen wir, das Friedrich Schiller niemals so sehr geirrt hat, wie in dem Moment, als er in seinem “Wallenstein” sagen läßt: “Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze...”

(© Text: Manuela Hertel)

Geschenk Am 25.08.2016 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 13.12.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 12.07.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 16.12.2014 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 08.09.2014 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 13.01.2014 angelegt.
Geschenk Am 17.11.2013 angelegt.
Geschenk Am 26.10.2013 von Gedenkseiten.de angelegt.
Geschenk platzieren Klicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenke anzeigen
Geschenk wählen
Wählen Sie ein Geschenk

Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Heinz Drache. Veredeln Sie jetzt für 2,99 Euro diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.