Hinnerika Kramer

Hinnerika
Kramer

08.05.1949
Hatzum
-
18.12.2012
Midlum

stimmungsbild37

Gedenkseite für Hinnerika Kramer

Wir vermissen unsere Mutter und Oma sehr. Am 18. Dezember 2012 verstarb Hinnerika - Rika - Kramer an einer der agressivsten Krebsarten, die es gibt. Innerhalb von zwei Monaten wurde aus unserer starken Mutter ein Pflegefall. Es war schwer mitanzusehen, wie diese Krankheit ihre Kraft nahm. So kennen wir Mama nicht. Wir kennen eine ruhige Frau, die still aber stetig ihrer Arbeit nach ging. Immer war sie auf den Beinen und geklagt hat sie nie. Sie war es, die den Motor am Laufen hielt und die dabei keine unnötigen Worte verlor.

Als Mama den Befund erfuhr, hat sie nicht mit uns geweint. Sie wollte nicht über den Krebs reden und wir waren sprachlos. Rika, Mama, Oma - alles in einer Person, welche Bedeutung hatte es, als wir erfuhren, dass es nur noch Wochen sind, die sie bei uns sein konnte? - "Was kommt, kommt, dass müssen wir so hinnehmen. Ändern können wir es nicht." - Das waren ihre Worte, die sie uns immerwieder sagte. Immer die Hoffnung im Hinterkopf, dass alles wieder gut wird und die Angst und die Verzweiflung unbegründet sind. Alltag leben.

Nein, wir sahen es zu Beginn nicht so. Ganz und gar nicht. Auch Mama spührte die Todesnähe noch nicht. Immerwieder sagte sie uns, dass alles gut wird und wir sollten nicht weinen.
Die Vorstellung, dass wir die Mutter verlieren, erschien uns völlig falsch. Es gibt andere Menschen, die älter, kränker und unzufriedener sind, als unsere Mama! - Sie hat doch bis zum Schluß noch gearbeitet, mit den Enkelkindern gelacht und gespielt. Das soll alles vorbei sein? - So von jetzt auf gleich? Ja, so soll es sein. Am 18. Dezember 2012 ist unsere Mama und Oma um 23 Uhr friedlich eingeschlafen und hat zu Gott gefunden. Von diesem Tag an hoffen wir, aus unserem Alptraum aufzuwachen.

Sie war eben doch kränker, als wir glauben wollten. Wir versuchen ohne Tränen in die Zukunft zu sehen und sehen unsere Kinder aufwachsen ohne den zufriedenen Blick ihrer stolzen Oma, die so gerne über die Kinder erzählte.

Betrogen um mindestens zwanzig Jahre, mußten wir sie gehen lassen und uns trösten, dass sie ohne großen Schmerz gestorben ist.

Doch wie heißt es: Wer im Herzen lebt, der ist nicht tot.

Ganz leise hat sie sich auf den Weg gemacht. Ich möchte verstehen, was in den letzten Jahren passiert ist, deshalb möchte ich bitten, dass alle, die Rika gekannt haben, Erlebnisse und Erinnerungen auf die Kondolenz-Seite zu schreiben.

Wenn man das Jahr 2012 revue-passieren läßt, dann war ein sehr eigenartiges Jahr. Zu Beginn des Jahres wirkte sie oft kraftlos und müde. - Aber gesagt hat sie nichts.
Ende Mai mußten alle Mitarbeiter den alten Gartencenter, in dem Mama arbeitete, ausräumen und in dem neuerbauten die Artikel wieder einräumen. Manchmal ging sie um 7 Uhr morgens aus dem Haus und kam erst gegen 21 Uhr wieder. - Nein, ihr machte das nichts aus. Sie belächelte ihre jungen Kolleginnen noch, die manchmal mit den langen Arbeitstagen zu kämpfen hatten.
Am 18. Juni bricht sie jedoch im Gartencenter zusammen. Sie hält sich aufrecht, bis unser Papa sie abholt und mit ihr zum Hausarzt fährt. Sie will nicht ins Krankenhaus, denn Papa feiert in dieser Woche seinen 65. Geburtstag, da kann sie doch nicht fehlen! Als ich sie fragte, was sie gefühlt hat, als sie zusammenbrach, sagte sie nur, dass ihre Beine sie nicht in das Gebäude tragen wollten. Sie wäre am liebsten weggelaufen. Der Arzt schreibt sie insgesamt sieben Wochen krank.
Ende Juli hatten wir ein Ferienhaus in Dänemark gebucht. Oma, Opa, mein Mann, unsere vier Kinder und ich. In diesem Urlaub wirkte sie geschwächt, lustlos und müde. Sie konnte sich nicht aufraffen und wenn sie saß, dann kam sie nicht mehr hoch. Manchmal glaubte ich, dass sie sich in der Rolle gut gefiel, doch andererseits paßte es nicht zu ihr. - Gesagt hat sie nichts.
Im August arbeitete sie vier Stunden am Tag. Im September arbeitete sie wieder ihre volle Zeit.
Ihre ganze Kraft brauchte sie für ihre Arbeit.- Wenn sie bei uns war, dann spielte sie oft mit den Kindern, doch im letzten Jahr wurde es immer weniger. Sie setzte sich, wenn sie kam und sie stand erst dann auf, wenn sie wieder wegfuhren. Aber gesagt hat sie nichts.
Am 23. September entdeckte sie eine Stelle am Hals, die so groß war wie ein Wespenstich. Aber sie meinte es sei eine geschwollene Lymphdrüse. Ein Tag später war diese Beule doppelt so dick.
In den kommenden zwei Wochen wurden die Werte der Schilddrüse untersucht. Selbst dem Hausarzt fiel auf, dass diese Beule sehr schnell wuchs. Am 17. Oktober muß sie zu einem HNO-Arzt, dieser macht sofort einen OP-Termin in Oldenburg für sie und meldet sie für den 19. Oktober zum Vorgespräch und für den 23. Oktober für einen CT im Borromäus-Hospital in Leer an. Am Abend des selben Tages wird sie von unserem Vater in das Borromäus-Hospital gebracht. Der Befund lautet: Herzrythmusstörungen. Das Herz wird geröngt, am nächsten Tag wird ein Ultraschall durch die Magenwand gemacht, eine Magenspiegelung wird unternommen und sie wird von der Wachstation auf die Station des Beleg-HNO-Arztes verlegt. Der CT-Termin wird um einen Tag verschoben, also auf den Mittwoch, 24. Oktober. Bereits dort ist erkennbar, dass sich Metastasen, die sich auf dem Röntenbild vom 17.Oktober zeigten, in dem linken Lungenflügel vervielfacht haben. Am 25.Oktober wird eine Biopsie der "Beule" am Hals gemacht und Mama kann nach Hause.
Am Mittwoch, 30.10. ruft Mamas Hausarzt an und möchte sie nochmals in die Klinik einweisen, da der Befund der Biopsie nicht klar ist. Am 1. November wird sie stationär auf der "Inneren" aufgenommen. Sie ist heiser und sie kann weder essen noch trinken. Sie verschluckt sich an die kleinsten Bissen bzw. an den kleinsten Tropfen Flüssigkeit. Am Tag der Einweisung laufe ich mittags mit ihr über den Flur. Zuerst konnte sie alleine laufen, aber zurück schaffte sie es nicht mehr, ich mußte sie stützen. An diesem Tag hat sie nur einmal etwas zu ihrem Zustand gesagt: "Wir müssen jetzt alle kämpfen - und beten!" - Sonst hat sie nichts gesagt.
Freitags war der Befund der Biopsie da und es riss mir damals schon den Boden weg: Der Tumor ist bösartig und streut seine Metastasen in die Lunge und in den Brustkorb. Mama wurde informiert, jedoch wurde die Wahrheit so verpackt, dass man es sich aussuchen konnte, ob man es versteht oder nicht.
Am 9. November hatte ich ein Gespräch mit dem Oberarzt. - Ok, ein junger, sicherlich pflichtbewußter Arzt, vielleicht ein bischen unsensibel bzw. abgestumpft in seiner Art, aber er hatte auch keinen schönen Job zu tun: Mit der Kraft eines Vorschlaghammers sagte er mir dann, dass es für meine Mutter keine Heilungschancen bestehen würden. Auch würden sie von Lebenserhaltungsmaßnahmen absehen, dass einzige, was machbar wäre, wäre eine Lebensverlängerung durch Bestrahlung und Chemo, um den Wachstum der Tumore am Hals und in der Lunge zu verlangsamen. Allerdings müssten wir damit rechnen, dass sie das Wochenende nicht überstehen würde. Nach dem Wochenende wurde sie täglich für die Bestrahlung des Tumores vom Borro ins Klinikum gefahren. Der Tumor an ihrem Hals war mittlerweile so groß wie ein zweiter Kopf. Sie konnte den Kopf nicht zur Seite drehen. Man legte ihr eine Lungendrainage und zu beginn liefen ihr über zwei Liter Wasser ab. - Das Wasser bildete sich als Reaktion auf die Tumore. Die Drainage blieb in der Lunge. - Alle Untersuchungen, die Bestrahlung, die verbrannte Haut, die Chemo, zu allem sagte Mama nichts.
Am 6. Dezember war für Mama ein ganz toller Tag. Es war Nikolaus und die letzte Bestrahlung stand an. Wir sollten bei dem Befund dabei sein und auch der Oberarzt sprach zu ihr von "Licht am Ende des Tunnels". Hoffnungen über Hoffnungen!!! Hatte sie es doch geschafft? - Hatte sie den Krebs besiegt und würde alles wieder gut sein? - Ich malte mir aus, wie ich sie im Rollstuhl zu den verschiedenen Aktivitäten der Kinder fuhr und wie ich sie pflegen konnte, denn sie war auf Hilfe angewiesen.
Der 7. Dezember war für uns ein schwarzer Tag. Es sollte eine Rippenfellverklebung bei ihr gemacht werden, leider kam sie wieder mit der Lungendrainage aus dem OP. Eine Verklebung war nicht möglich, da der Tumor schon an dem Brustfell wuchs und auch die linke Lunge mittlerweile nur aus Tumoren bestand. Trotz der Enttäuschung, sagte sie nichts.
Am 11. Dezember kam es dann zu einer Situation, mit der ich persönlich nicht umgehen kann. Es mag aus reiner Hilflosigkeit geschehen sein, aber trotzdem darf soetwas einem studierten Menschen nicht passieren: Der Oberarzt redete im Flur so laut, dass wir es in dem Krankenzimmer hören konnten. Er redete über Herzschrittmacher, das ging uns nichts an, aber was dann folgte ging uns sehr wohl etwas an: "Was ist das denn? - Lungendrainage raus, die Lunge sitzt voll Tumore, Schluß, Aus, Ende, sie kann nach Hause gehen." Mama sieht mich an, ich sehe Mama an und bin wie gelähmt. WAS soll ich sagen, ich bin sprachlos. Er schickt sie nach Hause zum Sterben und jetzt weiß es die ganze Station. Ich hatte gesagt, dass ich ihn auf seine Lautstärke ansprechen wollte, aber Mama wollte nicht dabeisein. Der Oberarzt kommt ins Zimmer und fragt meine Mutter, was sie denn über ihre Situation denkt!!! - Sie sagte wieder nichts, kein Wunder!
Am nächsten Morgen rief der Arzt mich an und das Gespräch kam auf meinen Zustand am Tag vorher, da habe ich ihn darauf hingewiesen, was und vor allem wie er es gesagt hat. Entschuldigt hat er sich nicht.
Am Donnerstag, 13. Dezember ist Mama mit dem Krankenwagen nach Hause gebracht worden. Sie baute so rapide ab, dass man mit dem Verstand - und mit dem Herzen - gar nicht nach kommt. "Bleib bei mir!" flüsterte sie an den letzten Tagen und ich war bei Ihr. Ich massierte ihr die Kopfhaut, so wie ich es schon als Kind getan hatte und ich massierte ihre Arme und Beine, ich weinte still vor mich hin und sie verbot es mir, wie schon in der Klinik.
Am Dienstag, 18. Dezember hat sie morgens mit mir gesprochen. Die Worte vergesse ich nie und es sind m e i n e Worte. Am Abend um 23 Uhr ist Mama friedlich und erlöst eingeschlafen. Es fällt mir schwer, die letzten Stunden zu beschreiben. Meine Vorstellung war, dass sie Heilig Abend noch erlebt, dass sie den Kindern die Geschenke gibt und dass an diesm Abend ein Wunder geschehen würde. - Die Realität sagt, dass Sie bereits Anfang Dezember die Kinder nicht sehen wollte und auch an dem letzten Sonntag zu Hause, bat sie mich, die Kinder nicht zu ihr zu bringen. Sie hatte bereits Abschied genommen. -

Geschenk Am 25.08.2016 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 13.12.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 12.07.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 16.12.2014 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 08.09.2014 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 08.05.2014 von Johanne angelegt.
Geschenk Am 27.01.2014 von André Pastoor angelegt.
Geschenk Am 13.01.2014 angelegt.
Geschenk Am 22.12.2013 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 08.12.2013 von Johanne angelegt.
Geschenk Am 17.11.2013 angelegt.
Geschenk Am 26.10.2013 von Gedenkseiten.de angelegt.
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