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von Eine Mutter am 17.03.2023 - 10:23 Uhr | melden
Tod der 12-jährigen Luise: Mutmaßliche Täterinnen nicht mehr bei den Eltern
Die beiden Mädchen, die in der Nähe von Freudenberg an der Grenze von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz die zwölfjährige Luise Frisch getötet haben sollen, leben vorerst nicht mehr bei ihren jeweiligen Eltern. Das teilte das Jugendamt der Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein mit.
Blumen und Kerzen sind die öffentlichen Zeichen für die Trauer um Luise. (Foto: Jennifer Patt)
Freudenberg. Immer noch herrscht Fassungslosigkeit über den Tod der 12-jährigen Luise aus Freudenberg, für den ein 12- und ein 13-jähriges Mädchen, beide ebenfalls aus Freudenberg und beide aufgrund ihres Alters noch strafunmündig, verantwortlich sein sollen. Immer noch ermittelt die Polizei. Immer noch wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft Koblenz von Mittwochnachmittag (15. März) die Tatwaffe nicht gefunden, obwohl eine große Gruppe von Polizeibeamten sich erneut auf die Suche gemacht hatte. Mit dem noch nicht lokalisierten Corpus Delikti sollen die beiden mutmaßlichen Täterinnen mehrfach auf Luise eingestochen haben, die dann am Sonntag (12. März) in einem Waldstück tot in der Nähe eines Radweges auf rheinland-pfälzischem Gebiet unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen gefunden worden war. Bei der Obduktion waren zahlreiche Messerstiche im Körper des Mädchens, das seit Samstagabend (11. März) als vermisst galt, festgestellt worden. Luise war nach Angaben der Ermittler verblutet. Beide Mädchen sollen in einer Anhörung am Montag (13. März) im Beisein ihrer Eltern und psychologischer Betreuer die Tat eingeräumt, auch die Beweislage einen anfänglichen Tatverdacht bestätigt haben. Das Internet-Portal „t-online“ zitierte am Mittwochnachmittag (15. März) „Focus Online“: „Bei der Gewalttat soll es sich aber vermutlich um einen Racheakt gehandelt haben. Die drei Schülerinnen hätten sich im Vorfeld der Tat gestritten, nachdem sich das Opfer über eine der beiden vermutlichen Täterinnen lustig gemacht haben soll. Weitere Hintergründe sind bislang noch völlig unklar.“
Blumen und Kerzen
Das Waldstück, in dem Luise sterben musste, ist seit Tagen zu einer Pilgerstätte geworden. Etwa drei Kilometer von Freudenbergs Innenstadt entfernt in Hohenhain und etwas abschüssig liegt ein ausgeschilderter Parkplatz, der Zugang zu dem Weg gibt, der nur Radfahrern und Fußgängern vorbehalten ist. Ungefähr 300 Meter in das Waldstück hinein, sind bereits Trauernde unterwegs. An einer kleinen Freifläche sammeln sie sich, um Blumen niederzulegen und Kerzen anzuzünden. Hier befindet sich der Fundort des toten Mädchens. Der Grundtenor in der Bevölkerung lässt die Verzweiflung über die schreckliche Tat deutlich zum Ausdruck kommen. „Wir sind eine kleine Stadt, man kennt sich hier“, drücken die Menschen ihre Betroffenheit mit gesenkten Blicken aus.
Psychosoziale Versorgung oberste Priorität
Unterdessen steht das Jugendamt des Kreises Siegen-Wittgenstein in intensivem Kontakt zu den tatverdächtigen Kindern und deren Familien. Dabei habe die Sicherstellung der psychosozialen Versorgung, so die Internetpräsenz des Kreises Siegen-Wittgenstein, aller beteiligten Familienmitglieder, sowohl der Familien der Tatverdächtigen als auch des Opfers, oberste Priorität. Aus Sicht der Behörde benötigten die betroffenen Familien der minderjährigen Tatverdächtigen intensive Unterstützung. Dafür sei in Abstimmung mit den Familien ein Rahmen entwickelt und gefunden worden. Dieser beinhalte derzeit auch eine Unterbringung außerhalb des häuslichen Umfelds. „Das ist auch damit verbunden, dass die Kinder nicht ihre bisherigen Schulen besuchen. Der Kontakt zur Familie ist aufgrund des jungen Alters der Mädchen für die Entwicklung einer gelingenden Unterstützung sehr bedeutsam und wird insofern unterstützt“ hieß es weiter. Im nächsten Schritt würden die Geschehnisse mit den Beteiligten aufgearbeitet und die konkreten Unterstützungsleistungen an Hand der konkreten Bedarfe erarbeitet. Bei der Aufarbeitung handele es sich voraussichtlich um einen sehr komplexen Prozess, der zeitlich nicht eingegrenzt werden könne, da die nächsten Schritte immer gemessen an den aktuellen persönlichen Bedarfen individuell geplant werden müssten. Sobald die Familie von Luise dies wünsche, stehe das Kreisjugendamt der Familie jederzeit zur Unterstützung zur Verfügung. Die Mitarbeitenden des Jugendamtes hätten der Familie ein entsprechendes Angebot über den Opferschutz der Polizei übermittelt.
Viel Zeit für Gespräche
An der Schule der getöteten Luise nehmen sich, so beruft sich die GMX-Startseite auf die Deutsche Presseagentur (dpa), Schüler und Lehrer weiterhin viel Zeit für Gespräche. „Normaler Unterricht findet noch nicht wieder statt, sagte Christoph Söbbeler, Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg, „die Schule ist im Moment der Ort, an dem für die Schülerinnen und Schüler Austausch und Trauer möglich sind." Nachdem bekannt wurde, dass Luise wohl von zwei 12- und 13-jährigen Mädchen aus ihrem Bekanntenkreis erstochen wurde, sei der Gesprächsbedarf noch einmal groß. Die Kinder und Jugendlichen seien den ganzen Schultag mit ihren Klassenlehrern zusammen. „Es gibt Halt, in gewohnter Umgebung mit vertrauten Menschen zusammen zu sein - gerade jetzt, wo andere Gewissheiten zusammengebrochen sind", fügte er an. Psychologen und Fachleute der Bezirksregierung seien weiterhin an der Schule - auch um die Lehrer zu unterstützen. Lehrer bekämen etwa Vorschläge, wie sie ein gutes Gespräch mit ihren Klassen anstoßen und auf die Emotionen der Schüler reagieren könnten. Weitere Details nannte er nicht. „Es ist wichtig für alle, dass die Schule jetzt ein geschützter Raum ist." Bei der Frage, wann die Klassen wieder zum normalen Unterricht zurückkehrten, lasse man der Schule große Freiheiten. „Es ist kein Zwang da, ins Stundenplan-Korsett zurückzukehren." Jede Klasse könne erstmal für sich entscheiden, ob normaler Unterricht wieder hilfreich sei oder nicht.
Schmerz der Eltern kaum nachzuempfinden
Siegen-Wittgensteins Landrat Andreas Müller sprach den Eltern der getöteten 12-jährigen Luise auf der Homepage des Kreises sein tief empfundenes Mitgefühl aus: „Die grausame Tat hat uns alle schockiert, und ich kann den Eltern nur meine herzliche Anteilnahme versichern. Ganz Siegen-Wittgenstein trauert mit Ihnen. Es gibt keine Worte, die beschreiben können, wie groß der Verlust ist, den sie erlitten haben. Der Schmerz der Eltern ist kaum nachzuempfinden. Ich hoffe, dass Sie inmitten dieser Dunkelheit Trost und Unterstützung finden, sei es durch Freunde, Angehörige oder professionellen Beistand.“ Als Leiter der Kreispolizeibehörde war Müller seit dem Verschwinden des Mädchens intensiv in die Suche eingebunden, als Freudenberger Mitbürger erschütterte ihn das Verbrechen noch zusätzlich: „Die Grausamkeit der Tat macht uns alle fassungslos. Solche Verbrechen würde man im Zweifelsfall immer eher woanders verorten, aber nicht bei uns. Umso größer ist der Schock, dass ein Kind offenbar durch die Hände anderer Kinder sterben musste.“ Müller weist schon seit längerem auf die zunehmende Verrohung der Gesellschaft hin. „Dass bei uns in Nordrhein-Westfalen offenbar nun auch zunehmend Kinder und Jugendliche zu Tätern werden, lässt mich zutiefst erschaudern. Dem entgegenzuwirken ist eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die wir alle gemeinsam anpacken müssen“, machte er deutlich und dankte auch ganz ausdrücklich allen Einsatzkräften, hinter denen jetzt schwere Stunden lägen, ebenso wie den Mitarbeitenden des Kreisjugendamtes, die von den Untersuchungsbehörden bereits kurz nach Ermittlung der vermutlichen minderjährigen Täterinnen einbezogen worden seien. Auch für diese habe es sich um eine ganz außergewöhnliche Situation, die viel Empathie und umsichtiges Agieren erfordert, gehandelt, betonte Kreis-Jugenddezernent Thomas Wüst.





