Melina
Mann

Von Simon 01.05.2015 um 01:09 Uhr | melden

"Die Zeit vergeht, sie bleibt nicht stehn.
Sie schreitet unaufhörlich fort.
Es kann sie keiner rückwärts drehn,
doch sie tickt niemals im Akkord.

Sie nimmt sich für das Schöne Zeit,
und jeder wird von ihr geprägt.
Sie ist stets start- und sprungbereit,
und wird zur Hoffnung, die uns trägt.

An ihr kommt keine Sau vorbei,
kein schwarzer Kater und kein Hund.
Mal Hochgenuss, mal Wehgeschrei,
und keiner kennt den Hintergrund.

Man wartet voller Ungeduld,
und fährt aus seiner dünnen Haut.
Der Zeit, der gibt man dann die Schuld,
die bösen Stimmen werden laut.

Das Leben hat nicht endlos Zeit,
und Mutter hat es uns geschenkt,
es dauert keine Ewigkeit,
was man so gut wie nie bedenkt."

Roman Herberth

Es ist ein komischer 1. Mai dieses Jahr. Denn an diesem Datum habe ich dich, Melina, überlebt.
Es ist irgendwie bedrückend zu wissen, dass all das, was ich ab jetzt erlebe, auch dir hätte wiederfahren können, hättest du die Zeit dazu gehabt. Und es drängt sich mal wieder die Frage auf, wieso ausgerechnet dir diese Zeit nicht vergönnt war? Wieso andere, mich eingeschlossen, diese Zeit haben, und das meist nicht einmal zu schätzen wissen. All die Eckpfeiler, das Abitur, die Ausbildung, erste eigene Wohnung, Heirat, Gründung einer Familie etc. All das war dir nicht vergönnt. Und das ist schade. Und das einzige, was ich daraus machen kann, ist eben all diese Momente besonders zu genießen und zu ehren. Trotzdem ist natürlich auch das unbefriedigend. Du warst immer mein Pionier, hast mir deine Erfahrungen mitgegeben und mich immer unterstützt. Es gibt viele Situationen, wo das nun fehlt. Trotzdem sehe ich mich nicht als Einzelkind, du hast mich immer geprägt und tust es selbst mit bzw. nach deinem Tod noch. Und dafür bin ich dankbar, auch wenn an so einem Tag vor allem mir einmal mehr klar wird, was alles verloren geht, wenn man in dieser Zeit aus dem Leben scheidet.

Du wirst immer bei mir sein, und darüber bin ich total froh.