Norbert Schultze

Norbert
Schultze

26.01.1911
Braunschweig
-
14.10.2002
Bad Tölz

stimmungsbild

Gedenkseite für Norbert Schultze

Mit dieser Gedenkseite möchte ich mich bei Norbert Schultze bedanken, "posthum", aber es ist mir einfach ein Bedürfnis. Dieser bedeutende Komponist und Dirigent hat mir in meinen Anfängen einige tolle Möglichkeiten geboten, die vielen Facetten meines Berufes als Sängerin und Schauspielerin kennenzulernen, und auszuprobieren!

D A N KE, VON HERZEN!

Norbert Schultze (* 26. Januar 1911 in Braunschweig; † 14. Oktober 2002 in Bad Tölz), mit bürgerlichen Namen Norbert Arnold Wilhelm Richard, war ein deutscher Komponist und Dirigent. Er verwendete bei seinen Kompositionen auch die Pseudonyme Frank Norbert, Peter Kornfeld und Henri Iversen.

Seine bekannteste Melodie war die des Liedes Lili Marleen. Weitere Werke waren z.B. die Opern "Schwarzer Peter" und "Das kalte Herz", das Musical "Käpt’n Bye-Bye"- aus dem der Evergreen "Nimm mich (uns) mit, Kapitän, auf die Reise" stammt - sowie zahlreiche Filmmusiken, wie zum Beispiel zu "Die Mädels vom Immenhof" (1955).

LEBEN

Der Sohn des Mediziners Walter Hans Schultze legte das Abitur in Braunschweig ab, und studierte in Köln und München Klavier, Dirigieren, Komponieren, und die Fächer Musikwissenschaft und Theaterwissenschaft. In München trat er Anfang der 1930er Jahre als Komponist in Erscheinung. Unter dem Pseudonym Frank Norbert war er eine Zeit lang Komponist für das Studentenkabarett "Die vier Nachrichter".
Es folgten von 1932 bis 1934 Engagements in Heidelberg, und als Kapellmeister in Darmstadt, München und Leipzig. 1932 heiratete er seine erste Frau, die Schauspielerin Vera Spohr.

IN DER ZEIT DES NATIONALSOZIALISMUS

Nach mehrmonatiger Tätigkeit als Aufnahmeleiter der Telefunken GmbH, entschloss sich Schultze 1936, als freier Komponist für Bühne und Film sein Glück zu versuchen. In der Zeit des Nationalsozialismus lieferte Schultze eine Reihe von Kompositionen zu Soldaten- und Propagandaliedern. 1940 wurde Schultze auf Anraten NSDAP-Mitglied, um nicht eingezogen zu werden. 1943 ehelichte er seine zweite Frau, die bulgarische Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin IWA WANJA (1905–1991), die ihrem Mann Libretti zu mehreren seiner Bühnenwerke schrieb. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor, NORBERT, Schauspieler und Regisseur, geboren 1942, und KRISTIAN, Komponist, Arrangeur, Keyborder und Musikproduzent, geboren 1945; er ist leider bereits im Jahre 2011 verstorben.

Im Auftrag von Propagandaminister Joseph Goebbels vertonte er Stücke wie "Von Finnland bis zum Schwarzen Meer" (in dessen Refrain die Textzeile „Führer, befiehl, wir folgen dir“), das "Lied der Panzergruppe Kleist", "Panzer rollen in Afrika vor" oder "Bomben auf Engeland".

Wegen seiner Kampf- und Soldatenlieder wurde Norbert Schultze immer wieder als Nazi-Propagandist angeprangert. Die Kritik galt auch der Musik für Veit Harlans Durchhaltefilm "Kolberg", von der wesentliche Stücke, darunter das Hauptthema, aus dem Kriegsdokumentarfilm "Feuertaufe" stammten, für den Schultze ebenfalls die Musik komponiert hatte.

Später äußerte er: „Wissen Sie, ich war damals im besten Soldatenalter. So um die 30. Für mich war die Alternative: komponieren oder krepieren. Da habe ich mich für das Erstere entschieden.“ (Aus: Die 100 größten Braunschweiger, Braunschweiger Zeitung Spezial, Ausgabe 1, 2005).

Im August 1944 wurde Schultze in die "Gottbegnadeten-Liste" aufgenommen, was ihn vor dem Kriegsdienst bewahrte, aber zur Kulturpropaganda verpflichtete.

Schultze wurde im Rahmen der Entnazifizierung als Mitläufer eingestuft; nach Zahlung einer Verfahrensgebühr von 3000 D-Mark, bekam er sofortige Arbeitserlaubnis. Die genannten Lieder unterliegen bis zum heutigen Tag der GEMA-Gebührenordnung. Schultze hat testamentarisch verfügt, dass sämtliche Tantiemen seiner von 1933 bis 1945 entstandenen Werke (also auch die seiner Märchenoper Schwarzer Peter) dem Deutschen Roten Kreuz zufließen. Dies geschieht bis in die Gegenwart.

LILI MARLEEN

Im Jahr 1938 schrieb Schultze eine Melodie zu dem Gedicht "Lili Marleen" aus dem Bändchen "Die kleine Hafenorgel" von Hans Leip. Schallplattenaufnahmen, zunächst mit einem männlichen Sänger, 1939 mit Lale Andersen, wurden zunächst wenig verkauft. Als aber der deutsche Soldatensender Belgrad 1941 die Aufnahme mit der Sängerin einige Male zum Programmschluss aufgelegt hatte, zeigten Hörerzuschriften lebhafte Nachfrage. Der vom Militärsignal Zapfenstreich eingeleitete, im Marschtakt vorgetragene, Text, über Befehlszwang, Abschied, und Grab, traf die innere Stimmung von Millionen Soldaten aller damals kämpfenden Armeen, auf beiden Seiten der Fronten,und wurde in etwa fünfzig Sprachen zu einem weltweiten kulturellen „Leitmotiv“ des Zweiten Weltkrieges.

NACHKRIEGSZEIT

Schultze stand zunächst auf einer schwarzen Liste der Information Control Division (Propaganda- und Zensurabteilung der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland). Er leitete von 1953 bis 1968 seinen eigenen Musikverlag und Bühnenvertrieb. Schultze blieb seinem Metier treu? und schrieb weiterhin zahlreiche Opern, Operetten (z. B. Regen in Paris), Musicals, Ballette (darunter Struwwelpeter und Max und Moritz [Verfilmung 1956]), Filmmusiken und Lieder.

Schultze wurde 1961 zum Präsidenten des Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller und -komponisten gewählt; von 1973 bis 1991 war er Vorstandsmitglied im Deutschen Komponistenverband. Bis 1996 bekleidete er Ämter im GEMA-Aufsichtsrat, im Kuratorium der GEMA-Sozialkasse, und bei der Versorgungsstiftung der deutschen Komponisten. Seinen Lebensabend verbrachte Schultze mit seiner dritten Frau Brigitt Salvatori vor allem auf Mallorca und pendelte oft nach Bayern.

ÜBERBLICK ÜBER SEINE SCHAFFEN

TITEL DES KOMPONISTEN (Auswahl)

Ich möchte so sein wie du mich willst
Bomben auf England
Panzer rollen in Afrika vor
Von Finnland bis zum Schwarzen Meer
Lied der Panzergruppe Kleist
Lili Marleen
Nimm mich (uns) mit, Kapitän, auf die Reise (hier stammt auch der Text von Norbert Schultze)
Kleine weiße Möwe
Ach ich hab in meinem Herzen da drinnen
Oh signorina-rina-rina
Trippel-trappel Pony

BÜHNENWERKE (Auswahl)

Schwarzer Peter, Märchenoper, 1936 in Hamburg uraufgeführt
Das kalte Herz, Märchenoper, 1943
Struwwelpeter, Ballett, 1937
Max und Moritz, Ballett, 1938, an der Hamburger Staatsoper gespielt
Maria im Walde, Oper, 1940
Peter der Dritte, Oper, 1964 (Fernseh-Oper)
Prinzessin auf der Erbse, Märchen mit Musik
Das tapfere Schneiderlein, Oper, 1980
Schneekönigin, Märchen mit Musik
Schneewittchen, Oper, 1981
Regen in Paris, Operette, 1957
Käpt’n Bye-Bye, Musical, 1950

FILMMUSIK (Auswahl)

1939: Feuertaufe
1939: Gold in New Frisco
1939: Renate im Quartett
1940: Aus erster Ehe
1940: Frau nach Maß
1940: Bismarck
1941: Ich klage an
1941: Kampfgeschwader Lützow
1943: Symphonie eines Lebens
1944: Die Affäre Rödern
1945: Das Leben geht weiter
1945: Kolberg
1949: Die Nacht der Zwölf
1950: Es kommt ein Tag
1952: Der Tag vor der Hochzeit
1953: Käpt’n Bay-Bay
1953: Zwerg Nase
1953: Das tanzende Herz
1953: Geliebtes Leben
1954: Rittmeister Wronski
1955: Die Mädels vom Immenhof
1955: Der fröhliche Wanderer
1955: Oberarzt Dr. Solm
1955: Mamitschka
1955: Roman einer Siebzehnjährigen
1956: Max und Moritz
1956: Was die Schwalbe sang
1957: Aufruhr im Schlaraffenland
1957: Jede Nacht in einem anderen Bett
1958: Das Mädchen Rosemarie
1958: U 47 – Kapitänleutnant Prien
1958: Ist Mama nicht fabelhaft?
1960: Der Gauner und der liebe Gott
1960: Soldatensender Calais
1960: Stefanie in Rio
1963: Moral 63
1976: Rosemaries Tochter

BUCH

Mit dir, Lili Marleen. Atlantis-Musikbuch-Verlag, Mainz 1995, ISBN 3-254-00206-7.


EHRUNGEN UND AUSZEICHNUNGEN

1975 – Paul-Lincke-Ring
1980 – Goldene Europa
1981 – Goldene Nadel der Dramatiker Union
1996 – GEMA-Ehrenring

BESTANDSÜBERSICHT

Der künstlerische Nachlass Schultzes wurde bereits zu Lebzeiten des Komponisten von einem Freund, dem Berliner Arzt Dieter Harmuth, betreut, der diesen dem Deutschen Komponistenarchiv zur Archivierung im Jahre 2005 übergab.
Er umfasst 28 Kästen mit autographen Partituren zahlreicher seiner Lieder, Bühnenwerke und Filmmusiken, die erhaltene Korrespondenz ab 1950, Libretti, autobiographische Skizzen, Fotos, sowie Ton- und Filmaufnahmen mit seinen Werken.
Der Bestand ist archivarisch erschlossen.

QUELLE: WIKIPEDIA