Otto Mellies

Otto
Mellies

19.01.1931
Schlawe
-
26.04.2020
Zeuthen

Stimmungsbild-Otto-Mellies-2

Gedenkseite für Otto Mellies

“Now cracks a noble heart. Good night, sweet prince,
And flights of angels sing thee to thy rest!”
(William Shakespeare: “Hamlet”)

In memoriam Otto Mellies (19.01.1931 - 26.04.2020)

Unser Ferdinand von Walter, unser Dr. Martin Schlüter hat die irdische Bühne verlassen. Viele Jahrzehnte begeisterte uns Otto Mellies mit seiner brillanten Darstellungskunst, seiner charismatischen Ausstrahlung und seiner wundervollen, unverwechselbar sonoren Stimme.

"Du hast den Feuerbrand in mein junges, friedsames Herz geworfen, und er wird nimmer, nimmer gelöscht werden.”
(Friedrich Schiller: “Kabale und Liebe”)

Voll strahlender Jugend und Schönheit, voll Leidenschaft und tiefempfundenem Pathos - so begegnete mir der Schauspieler Otto Mellies Mitte der Achtziger Jahre zum ersten Mal. Ich sah den DEFA-Film “Kabale und Liebe” und erlebte den für mich bis heute idealen Ferdinand von Walter. Der um seine “unstandesgemäße” Liebe zu dem bürgerlichen Mädchen Luise (Karola Ebeling) kämpfende und am Standesdünkel der damaligen Zeit ebenso wie seine Geliebte zerbrechende junge Mann, der seinem widerwärtigen Vater (Wolf Kaiser) auf dem Sterbebett mit langsam verlöschender Stimme seine Anklagen entgegen schleudert, übte sogleich eine immense Faszination auf mich aus.

Damals ahnte ich noch nicht, dass ich einem der bedeutendsten und populärsten Schauspieler der DDR zusah, der am Deutschen Theater Berlin einer der hervorragendsten Protagonisten des Hauses war. Auch dort spielte Otto Mellies natürlich den Ferdinand, jene Rolle mit der er bereits 1947 zum Vorsprechen zu Lucie Höflich an die Schauspielschule in Schwerin ging, den Tellheim in “Minna von Barnhelm” (später auch in der Verfilmung der DEFA), den Tempelherrn in “Nathan der Weise”, den Pylades in “Iphigenie auf Tauris”, Alonso in “Der Sturm”, Peter Stockmann in “Ein Volksfeind”, Graf Rivers in “Richard III.”, der Polizeipräsident in “Zufälliger Tod eines Anarchisten", Theseus in “Ein Sommernachtstraum” bis hin zu “Nathan der Weise” seien aus der Vielzahl seiner Rollen genannt.

Doch die größte Popularität bescherte Otto Mellies das Fernsehen.

“Martin - Wunderkind, Westentaschen-Faust, Wolkengänger ... Für die Möglichkeit, einige Welträtsel aufzudecken, da würde er sich dem Teufel verschreiben."
(Wolfgang Jonkers über Dr. Martin Schlüter)

In dem fünfteiligen Fernsehfilm “Dr. Schlüter” gestaltete Otto Mellies auf zutiefst beeindruckende Weise in seiner wohl populärsten Rolle den widersprüchlichen Lebensweg des Chemikers Dr. Martin Schlüter über einen Zeitraum von mehr als dreißig Jahren. Der charismatische, von seinen Forschungen besessene Wissenschaftler bescherte seinem Darsteller eine immense Popularität.

Dem häufig wankelmütigen Chemiker folgte der aufrechte, couragierte Berliner Kommunist Walter Reinhardt in dem Mehrteiler “Begegnungen”, erneut an der Seite der russischen Schauspielerin Larissa Lushina, die bereits in einer Doppelrolle als Eva und Irene in “Dr. Schlüter” seine Partnerin war.

Doch Otto Mellies lies sich nicht auf positive Charaktere festlegen. In dem Fernsehfilm “Ich - Axel Cäsar Springer” glänzte er als Horst-Herbert Alsen, der die engste Beziehung zu dem von Horst Drinda verkörperten Titelhelden unterhält und diesen als diabolischer Kumpan auf dem Weg zu Macht und Einfluss unterstützt, wobei er seine moralische Verkommenheit mit vordergründigem Charme tarnt.

In dem Fernsehkrimi “Klassenkameraden” wandelte er als skrupelloser Barbesitzer Helmuth Grohmann auf den Spuren von Harry Lime in “Der dritte Mann”. In mehreren Folgen der Serie “Polizeiruf 110" verkörperte Otto Mellies zwielichtige bis verbrecherische Charaktere wie beispielsweise der betrügerische Hypnotiseur François Bormann in “Mit List und Tücke”.

Auch der Provinzlehrer Mattias Spitzbart in “Schulmeister Spitzbart”, der sowohl als Reformpädagoge wie als Familienvater und Ehemann kläglich scheitert, ist fernab von allen strahlenden Heldenfiguren.

Bei so vielen ernsten Rollen sollen die Ausflüge von Otto Mellies in das heitere Fach nicht vergessen werden. Herrlich komödiantisch agierte er als energischer Berliner Möbelreiniger Herr Meier (“Zing Zing - wie’s Gewitter!”), als sächsischer Kosmetiker Kai-Olaf Meier sowie in einer tragikomischen Studie als durch einen Unfall vom Hochseilartisten zum Musicalclown herabgesunkener Artist Alfons Persicke in dem Fernsehschwank “Drei reizende Schwestern: Ein Mann fürs Leben”. Auch der skurrile Fahrlehrer Hempel in dem DEFA-Film “Fahrschule” verdient in dieser Hinsicht Erwähnung.

“Fülle des Wohllauts”
(Thomas Mann)

Das wichtigste Handwerkszeug eines Schauspielers ist seine Stimme. Wenn sie so wunderbar sonor ist wie bei Otto Mellies, dann entfaltet sie einen ganz besonderen Zauber.
Er hat sie in der Synchronisation prominenten Kollegen wie beispielsweise Christoper Lee, Michel Piccoli, Donald Sutherland, Jean Marais, Albert Finney und Marcello Mastroianni geliehen.
Besonders bemerkenswert ist auch seine Mitwirkung in der legendären russischen Fernsehserie “Siebzehn Augenblicke des Frühlings”, in der er nicht nur durch seine kongeniale Synchronisation des Hauptdarstellers Wjatscheslaw Tichonow viel zu dessen charismatischer Erscheinung als Max von Stirlitz / Maxim Isajew beiträgt sondern als beherzter Soldat Helmut Kolder auch persönlich vor der Kamera erscheint.
Seit 2015 begleitet uns die wundervolle Stimme von Otto Mellies bei der stilvollen Erinnerung des MDR an verstorbene Persönlichkeiten in der Sendung “Abschied ist ein leises Wort” als Erzähler.

Was mir noch zu sagen bleibt: wir danken Otto Mellies für seine große Kunst, mit der er uns beschenkt hat und werden ihn in unseren Herzen bewahren.


© Text: Manuela Hertel

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