Peter Lindbergh

Peter
Lindbergh

23.11.1944
Lissa
-
03.09.2019
Paris

stimmungsbild

Gedenkseite für Peter Lindbergh

Peter Lindbergh – deutscher Modefotograf und Filmemacher

Peter Lindbergh wurde als Peter Brodbeck am 23. November 1944 in Lissa, im damals besetzten Polen, geboren und verstarb am 3. September 2019 in Paris. Nach dem Krieg siedelte sich die Familie in die damalige Stadt Rheinhausen in Nordrhein-Westfalen über.

Lindberghs Vater war Süßwarenverkäufer und seine Mutter Hausfrau. Lindbergh wuchs gemeinsam mit zwei Brüdern auf. Nachdem er die Volksschule erfolgreich abgeschlossen hatte, nahm er eine erste Tätigkeit als Schaufenstergestalter bei den Kaufhausketten Horten und Karstadt auf.

In seiner Freizeit war er als Torwart der Handballmannschaften des TuS Rheinhausen (heute OSC Rheinhausen) aktiv.

Im Alter von achtzehn Jahren ging er in die Schweiz, wo er nach einem zehnmonatigen Aufenthalt von Luzern nach Berlin zog. Dort besuchte er Abendkurse an der Akademie der Künste.

Monate später begab er sich auf die Spuren seines Vorbilds, Vincent van Gogh und reiste per Anhalter bis nach Arles in die französische Provence. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Frankreich zog es ihn nach Spanien und Marokko. Hier verweilte er insgesamt zwei Jahre, bevor er nach Deutschland zurückkehrte.

Wieder in Deutschland angekommen, schrieb er sich in die Werkkunstschule Krefeld ein und nahm ein Studium der freien Malerei bei Günther C. Kirchberger auf. Unter seinen damaligen Kommilitonen war auch der Krefelder Künstler Bernd Ewert. Seine erste Ausstellung organisierte Lindbergh im Jahr 1969 in der Galerie Denise René/Hans Mayer.

Ab 1971 wendete er sich der Fotografie zu und kaufte seine erste Kamera. Er arbeitete bis 1973 als Assistent des Düsseldorfer Fotografen Hans Lux. Da es in Düsseldorf bereits einen Fotografen mit dem Namen Peter Brodbeck gab, legte er sich den Künstlernamen Lindbergh zu. Der Nachname Lindbergh wurde von ihm gewählt, da dieser aufgrund des Luftfahrtpioniers Charles Lindbergh eine internationale Aura für ihn hatte.

Im Jahr 1978 zog er nach Paris, um sich auf die Haute Couture zu konzentrieren. Hier arbeitete er zuerst für die Zeitschrift Vogue. Seine Fotos wurde erst in der italienischen Ausgabe veröffentlicht. Hiernach folgten Beiträge für die englische, französische, deutsche und amerikanische Ausgabe. Darauf folgten Engagements in The New Yorker, Vanity Fair, Allure, Wall Street Journal und den Rolling Stone.

Lindberghs frühen Ausflüge in die Werbung begannen ab Beginn der 1980er Jahre.

Internationale Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine schwarzweiß Fotografien und seinen neuen Realismus, die vom frühen deutschen Film und der Berliner Kunstszene der 1920er Jahre inspiriert wurde. Unter anderem fotografierte er Models wie Christy Turlington, Naomi Campbell, Linda Evangelista, Cindy Crawford, Stephanie Seymour, Karen Alexander, Nastassja Kinski und Tatjana Patitz, und gestaltete weitere Projekte mit Karl Lagerfeld, Giorgio Armani, John Galliano und vielen anderen. Seine Fotos wurden in Zeitschriften wie Stern, Harpers Bazaar und Vogue veröffentlicht. Er erhielt viel Lob für seine Modefotografie für die "neue Frau".

1988 konnte Anna Wintour Lindbergh für die amerikanische Vogue gewinnen. Er fotografierte das erste Cover-Bild für die revolutionäre Ausgabe der Vogue unter Wintours Leitung im Jahr 1988.

Neben seiner Aktivitäten als Fotograf war Lindbergh auch für die Inszenierung einiger Filme verantwortlich. Sein erster Film "Models - The Film", welchen er in New York mit einigen der bekanntesten Supermodels drehte, wurde im Jahr 1991 veröffentlicht. Im Jahr 2000 erhielt er für seinen zweiten Dokumentarfilm "Inner Voices" die Auszeichnung „Bester Dokumentarfilm“ beim Internationalen Filmfestival in Toronto.

In seiner aktiven Zeit fotografierte Lindbergh das Who-is-Who der Popkultur. Beispiele hierfür sind seine ikonischen Fotografien von Berühmtheiten, wie Jil Sander, Tina Turner, Pina Bausch oder Giorgio Armani.

Das wohl berühmteste Bild von Lindbergh ist wohl die Inszenierung von fünf Models, am Strand, ungeschminkt, in weißen Hemden. Alle Frauen in den weißen Herrenhemden auf diesem Bild sollten später als erste Supermodels Modegeschichte schrieben. Es waren Linda Evangelista, Naomi Campbell, Cindy Crawford, Tatjana Patitz.

Als erster Modefotograf legte er den Fokus auf die einzigartigen Persönlichkeiten seiner Modelle. Zu Lindberghs Credo zählte, dass die besten Modefotos zuerst gute Aufnahmen von Menschen und dann erst der Mode wären. Seine Fotos von Berühmtheiten, wie von anderen Topmodels, sind teilweise legendär.

In seinen letzten Jahren entwarf er gemeinsam mit Felix Krämer eine Ausstellung über sein Lebenswerk. In der von ihm selbst kuratierten Ausstellung waren viele seiner einzigartigen Werke, wie seine grobkörnigen Aufnahmen von Lindberghs Supermodels zu sehen.

Die Trauerfeier für Lindbergh fand in St. Sulpice, der zweitgrößten Kirche von Paris statt. An der Feier nahmen Carla Bruni, Charlotte Rampling, Anna Wintour, Kate Moss, Naomi Campbell, Julianne Moore, Salma Hayek und Francois-Henri Pinault teil.

Peter Lindbergh hinterlässt eine große Leere! Ruhe in Frieden!