Ruth Landshoff-Yorck

Ruth
Landshoff-Yorck

07.01.1904
Schöneberg
-
19.01.1966
New York

Stimmungsbild-Ruth-Landshoff-Yorck-2

Gedenkseite für Ruth Landshoff-Yorck

Ruth Landshoff wurde am 07. Januar 1904 in Schöneberg geboren und starb am 19. Januar 1966 mit 62 Jahren in New York.

( Ruth Landshoff-Yorck starb am 19. Januar 1966 während einer Theateraufführung von Marat/Sade von Peter Weiss, einem Emigranten wie sie, in New York. Quelle : KURZBIOGRAFIE ZU RUTH LANDSHOFF-YORCK VON SWANTJE KOCH-KANZ AUS DEM KALENDER "BERÜHMTE FRAUEN 1989")

Ruth Landshoff, auch Ruth Landshoff-Yorck, * 7. Januar 1904 in Schöneberg als Ruth Levy, war eine deutsch-amerikanische Schauspielerin und Schriftstellerin.

Ruth Landshoff entstammte dem jüdischen Bürgertum, Sie war die Tochter des Ingenieurs Edmund Levy und der Opernsängerin Else Landshoff-Levy und die Nichte des Verlegers Samuel Fischer. Ihr Cousin ist der spätere Exil-Verleger Fritz Landshoff. Geboren wurde Sie in der elterlichen Wohnung in der Würzburger Straße 1 in Schöneberg ( heute Würzburger Straße 2–4, zum Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf gehörig ) und wuchs mit zwei Brüdern in Berlin-Karlshorst auf. Früh wurde Sie von Oskar Kokoschka porträtiert. Sie besuchte die Schauspielschule, wirkte in Murnaus " Nosferatu", eine Symphonie des Grauens von 1922 mit und trat am Theater, unter anderem im Ensemble Max Reinhardts, auf. 1924 lernte sie den Schriftsteller Karl Gustav Vollmoeller kennen, mit dem Sie bis 1930 eine Liaison verband. Vollmoeller machte Ruth Landshoff 1948 testamentarisch zu seiner literarischen Nachlassverwalterin. Ein amouröses Verhältnis hatte sie auch zu Francesco von Mendelssohn. Befreundet war sie mit u. a. Doris von Schönthan, Marianne Breslauer, Annemarie Schwarzenbach und Mopsa Sternheim. Im Jahr 1930 heiratete sie David Yorck von Wartenburg, die Ehe wurde 1937 geschieden.

Nach Veröffentlichungen in Zeitschriften wie Die Dame, Querschnitt oder Tempo kam ihr erster Roman " Die Vielen und der Eine " 1930 bei Rowohlt heraus. Ihr zweiter Roman " Leben einer Tänzerin " durfte in Deutschland bereits nicht mehr erscheinen. 1933 emigrierte sie nach Frankreich, dann nach England, in die Schweiz und 1937 in die USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam sie zu Vortragsreisen nach Deutschland und kritisierte die Haltung der Deutschen zur NS-Vergangenheit. Bis zu ihrem überraschenden Tod im Januar 1966 lebte sie als Publizistin, Übersetzerin und Theaterautorin in New York. Der Nachlass befindet sich in der Boston University. Seit 2001 erscheint ihr Werk wieder im AvivA Verlag Berlin.

Quelle und weitere Informationen :
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Landshoff

Sie war eine Frau mit vielen Namen: geboren 1904, hieß sie erst nach ihrem Vater, dem Ingenieur Eduard Levy, nannte sich dann aber, wie ihre beiden älteren Brüder, nach ihrer Mutter, der Opernsängerin Else Landshoff. So war sie während der Weimarer Republik unter dem Namen Rut Landshoff bekannt - Rut ohne das überflüssige h, wie sie es nannte. Durch ihre Heirat wurde sie zur Gräfin Yorck, in den USA war sie unter dem Namen Ruth Yorck bekannt und nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland als Ruth Landshoff-Yorck.

Sie stammte aus einer gutbürgerlichen jüdischen Familie und wuchs in Berlin auf. Ihr Onkel war der bekannte Verleger Samuel Fischer, bei dem sie schon als Kind literarische Größen wie Thomas Mann und Gerhart Hauptmann kennenlernte.

Noch während ihrer Schulzeit wurde sie von Friedrich Wilhelm Murnau für seinen Film Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) entdeckt, in dem sie die Rolle der Ruth spielte. Einen kurzen Auftritt hatte sie auch in dem Stummfilm Die Gezeichneten (1922) von Carl Theodor Dreyer.

Nach dem Lyzeum besuchte sie Reinhardts Schauspielschule; nach dem Abschluss hatte sie verschiedene kleine Auftritte in Berlin, Leipzig und Wien. 1927 stand sie zusammen mit der damals noch kaum bekannten Marlene Dietrich – deren Entdeckung reklamierte Ruth Landshoff-Yorck für sich, da sie die Dietrich für die Besetzung des Blauen Engels vorschlug – in Wien auf der Bühne; es gab Die Schule von Uznach (1926) von Carl Sternheim, mit dessen Tochter Dorothea, genannt Mopsa, sie dort zusammenlebte.

Selbstkritisch bermerkte sie später, dass sie überhaupt kein Talent zum Schauspielern gehabt habe. Sie versuchte sich in verschiedenen Bereichen: Film, Theater, Malen, es waren alles Schritte, ihre Kreativität auzuprobieren, bis sie zum Schreiben gelangte. Ihre frühen Gedichtbände versah sie noch mit eigenen Zeichnungen.

In den 1920er Jahren gehörte sie zur Berliner Boheme. Materiell mangelte es ihr an nichts, und so konnte sie sich in allem ausprobieren, was ihr gefiel. Sie kultivierte das Image der androgynen Garçonne mit Bubikopf, liebte die Verwandlung, das Spiel mit den Geschlechterrollen, spielte Tennis und Hockey, fuhr Motorrad und gehörte zu den ersten autofahrenden Frauen in Berlin.

Reisen durch ganz Europa gehörten zu ihrem Alltag, ebenso wie der jährliche Besuch der Salzburger Festspiele und der Auftritte Toscaninis in Mailand. Zu dieser Zeit war sie mit dem 30 Jahre älteren Dichter und Bühnenautor Karl Gustav Vollmoeller liiert. Über ihn lernte sie zahlreiche Persönlichkeiten des Berliner Kulturlebens kennen, wie z.B. Charlie Chaplin, den sie während seines Aufenthaltes in Berlin 1931 betreute.

Zum Schreiben kam Rut Landshoff durch einen Zufall. Auf einem Fest lernte sie Kurt Korff kennen, der damals einer der maßgebenden Programm-Leiter des Ullstein-Verlag war. Dieser bot ihr an, für den Verlag zu schreiben – und sie schrieb über alles, was ihr in den Sinn kam, und war damit erfolgreich.

Landshoff arbeitete von 1927 bis 1930 als Reporterin und Kolumnistin für den Ullstein-Verlag, vor allem für die illustrierte Mode-Zeitschrift Die Dame, aber auch für die deutsche Ausgabe der Vogue, Sport und Bild, die Berliner Illustrirte Zeitung, den Tempo sowie die Literarische Welt. Es waren vor allem Zeitgeistartikel, die sie schrieb, spritzige schnelle Texte, Reportagen, Berichte, literarische Skizzen, Reiseimpressionen und Kurznovellen. Häufig ging es darin um Befindlichkeiten von jungen Frauen der damaligen Zeit, um die “Neue Frau”. Es waren schnelle Texte eines schnellen Lebens. Derartige Kurztexte waren in der Weimarer Republik überaus beliebt. Sie bediente sich dabei einer Erzählweise, bei der es im Wesentlichen um Authentizität und weniger um Erfindung geht.

Ihr erster Gedichtband erschien 1929 als Privatdruck mit sechs Gedichten und sechs Zeichnungen der Autorin. Als sie bereits im Exil war, erschienen drei weitere Lyrikbände, auch diese als Privatdruck. Bei Rowohlt erschien 1930 ihr erster Roman Die Vielen und der Eine, über die junge Berliner Reporterin Louis Lou, die große Ähnlichkeit mit der Autorin hatte. Er brachte ihr einen Achtungserfolg ein.

Geplant waren sieben Romane, für die sie bereits einen Vertrag hatte, zwei davon waren auch bereits geschrieben. Vom zweiten, Leben einer Tänzerin, lagen bereits die Druckfahnen vor, die ihr nach Paris geschickt worden waren, der Roman erschien jedoch nicht mehr in Deutschland. Diesen und ihren dritten bereits geschriebenen Roman Die Schatzsucher von Venedig nahm sie mit ins US-amerikanische Exil. Es waren drei sehr unterschiedlich angelegte Romane; die Spannweite reichte von einem neusachlich inspirierten über einen biografisch angelegten bis zu einem leichten literarischen Roman. Ihre gerade erst begonnene Karriere als Schriftstellerin wurde durch die Machtübernahme der Nazis jedoch jäh beendet.

Bereits seit Ende 1932 hielt sich Landshoff im Wesentlichen in Südfrankreich auf, wo sie - nach einer kurzen Verlobung mit dem Cellisten Francesco Mendelsohn - Ende 1930 den Bankier Friedrich David Graf Yorck von Wartenburg heiratete, von dem sie 1937 wieder geschieden wurde. In den nächsten Jahren pendelte sie zwischen Frankreich und Italien, kehrte zuweilen aber auch nach Berlin zurück, da ihre Eltern noch dort lebten.

Mit Hilfe der Schauspielerin Helen Hayes gelang es ihr, eine Aufenthaltsgenehmigung für die USA zu bekommen, wo sie ab März 1937 lebte. Sie galt dort als “exiled Countess” und fand innerhalb kurzer Zeit Zugang zum literarischen Leben ihrer neuen Heimat, wovon ihre Porträts z.B. von Carson McCullers und Thornton Wilder in ihren späteren literarischen Impressionen zeugen.

Kontakte zu deutschen EmigrantInnen hatte sie kaum. Schnell gelang es ihr, auf Englisch zu schreiben. Erst waren es noch kleinere Arbeiten, wie Artikel und Gedichte in amerikanischen Zeitschriften – jetzt unter dem Namen Ruth Yorck bzw. Ruth Landshoff-Yorck – in denen sie sich politischen Themen der Emigration zuwandte, die in den USA durchaus auf Interesse stießen. Rückblickend auf die Zeit vor dem Faschismus sah sie sich als “das absurde junge Mädchen, das seine Zeit nicht begreift.” Nun aber begriff sie und wandte sich mit ihrem Schreiben dem literarischen Kampf gegen den Nationalsozialismus zu. Sie verfasste Radiostücke und Erzählungen mit deutlich propagandistischer Tendenz. Außerdem war sie Sprecherin für den Radiosender “Voice of America”, der 1942 vom Büro für Kriegsberichterstattung gegründet wurde und Programme für die Teile Europas, die von Deutschland besetzt waren, produzierte, sowie Mitarbeiterin des “Office of War Information” und anderer Einrichtungen, die gegen den Faschismus kämpften.

Bereits 1939 erschien der erste Roman in den USA, The Man Who Killed Hitler, den sie zusammen mit Dean Southern Jennings und David Malcolmson schrieb. Darin entschließt sich ein Wiener Arzt nach der Ermordung seiner jüdischen Frau, ein Attentat auf Hitler zu verüben. Dieser Roman wurde umgehend ins Französische übersetzt.

Auch ihre nächsten beiden Romane thematisieren den Widerstand gegen den Faschismus. Während es in Sixty to go. A Novel of the Riviera Underground (1944) um Fluchthilfe in Frankreich geht, ist Lili Marlene (1945), der ein Bestseller wurde, ein fiktives Tagebuch einer nationalsozialistischen Mitläuferin, die erst nach der Ermordung ihrer beiden Kinder anfängt zu begreifen, dass sie sich dem Regime widersetzen muss. Von diesem Roman wurden nach Kriegsende im Rahmen des amerikanischen “Umerziehungsprogramms” Auszüge im deutschen Radio gesendet.

Sie erntete zwar beachtliche Erfolge, aber es gelang ihr – anders als Vicki Baum, mit der sie oft verglichen wird – nicht, abseits von der Kategorisierung als politische Exilautorin eine neue Karriere als Autorin aufzubauen. Ihr letzter zu Lebzeit veröffentlichter Roman So Cold the Night. A Novel of Suspense (1948) wurde dann auch kein Erfolg.

Eine dauerhafte Rückkehr nach Deutschland war für sie ausgeschlossen, sie wurde offiziell US-Bürgerin. Mehrfach besuchte sie Europa jedoch für längere Zeit. Dort hielt sie sich vor allem in Frankreich und England auf. Aber auch nach Deutschland reiste sie, was bei ihr jedoch zwiespältige Eindrücke hinterließ. Sie knüpfte dort allerdings Kontakte zu jüngere AutorInnen, die sie in den USA vorstellte. So schrieb sie z.B. im Aufbau über die Gruppe 47, Hans Magnus Enzensberger, Uwe Johnson und Günter Grass.

Andererseits beschäftigte sie sich aber auch intensiv mit der US-amerikanischen Kultur und versuchte, deren junge AutorInnen in Deutschland vorzustellen, wie z.B. die Schriftstellerin Carson McCullers und den Musicaltexter John Latouche. Sie verstand sich als Vermittlerin zwischen den Kulturen.

Durch ihre Kontakte in Deutschland ermutigt, versuchte sie nach dem Zweiten Weltkrieg erneut, auf Deutsch zu schreiben. Gelegentlich erschienen Beiträge von ihr in deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften wie den Frankfurter Heften, der Kunstzeitschrift DU und Texte und Zeichen, 1952 erschien dann der Band das ungeheuer zärtlichkeit. Eine größere Resonanz, ein Anknüpfen an ihre frühen Erfolge in Deutschland gar, blieben jedoch völlig aus.

Ab den 1950er Jahren veröffentlichte sie in zwei Sprachen. Sie sprach von einem “zweisprachigen Zwiespalt”, der sie doppelt entwurzelt und ein Heimischwerden doppelt erschwert habe: In der US-amerikanischen Literatur war sie nicht so verwurzelt wie ein native speaker und in der deutschen war sie es zu dieser Zeit nicht mehr.

Landshoff-Yorck arbeitete in den USA auch als Autorin für Bühnenstücke und das Fernsehen. Sie schrieb mehrere gesellschaftskritische Stücke, von denen einige in kleinen Off-Broadway-Theatern aufgeführt wurden, wie z.B. Lullaby for a Dying Man, das zwei Tabus thematisiert: Homosexualität und die Todesstrafe. In anderen Texten bearbeitet sie aktuelle US-amerikanische Themen, z.B. Rassismus und McCarthys Kommunistenhetze. Sie galt als „Poet Lady“ von Greenwich Village, die sich ganz der Avant-Garde verschrieben hatte.

Das letzte Buch, das von Ruth Landshoff-Yorck zu Lebzeiten erschien, waren ihre biographischen Impressionen, die 1963 unter dem Titel Klatsch, Ruhm und kleine Feuer herauskamen. Der Band ist eine Sammlung von Porträts zahlreicher Personen, die sie persönlich gekannt hat: von Charlie Chaplin über Annemarie Schwarzenbach und Jean-Paul Sartre bis hin zu Arturo Toscanini. Ruth Landshoff-Yorck starb am 19. Januar 1966 während einer Theateraufführung von Marat/Sade von Peter Weiss, einem Emigranten wie sie, in New York. (Text von 2014)

Verfasserin: Doris Hermanns

Quelle : https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/ruth-landshoff-yorck/

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