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Erinnerungen
Von Dein erstgeborener Enkel 29.04.2019 um 18:27 Uhr | melden
Letztes Jahr, als ich durch eine Internet Recherche nach 22 Jahren von Opas Tod und dem Ort seiner Grabstätte erfuhr, begab ich mich alsdann zu seiner letzten Ruhestätte.
Zuvor bin ich noch einmal zu den Orten meiner ersten Erinnerungen gefahren. Da waren die Wohnung und der Lebensmittelladen in der Wakendorfer Straße 21 in Preetz, den Du mit Günther und später noch einige Zeit mit Jürgen betriebst. Auch wenn er durch das Ende und die Folgen für Dich, sicher einige schmerzliche Erinnerungen hinterlassen haben mag, so sind es doch die ersten Erinnerungen an meine Mutter.
Ich sehe Dich, wie Du mit mir im Kindersitz am Lenker des Fahrrades zum Postsee, wohl zum Baden fuhrst; auch an den Fahrradunfall bei dem ich einen großen Flug aus dem Kindersitz machte, erinnere ich mich trotz der sehr frühen Jahren noch gut; ich sehe Dich, wie Du einen Karpfen, der in einer Zinkwanne auf der Veranda über Nacht eingefroren war, aus dem Eis befreitest; ich sehe Dich, an meinem ersten Schultag in der Wilheminenschule 1968, ebenda.
Ich mühe mich zu erinnern, ob es glückliche Momente waren.
Ich habe dann nach dem Friedhofbesuch bei Opa Heinrich auch noch den Weg in den Westen von Kiel gewagt, um mich dort an Begebenheiten zu erinnern, die eher speziell waren. Besonders an eine sehr unangenehme Situation mit 12 Jahren im Rahmen einer Operationsodyssee, bei der ich mir eine Mutter an meiner Seite gewünscht hätte.
Ich sah im Laufe der Zeit, mit mehr Verständnis, einen problembehafteten Menschen, der sehr mit sich kämpfte und es sicher nicht leicht hatte. Vieles klappte nicht wie erhofft und ich selbst konnte nicht viel mehr tun, als mich aus reinem Selbstschutz von Dir zu distanzieren.
Ich bedaure sehr, dass kein vertrauensvolles Verhältnis möglich war, konnte dieser Situation damals aber auch gar nicht gerecht werden.
Es wird Gründe gegeben haben, warum alles so gewesen ist, wie es sich nun mal ereignet hat.
Ich bin weit davon entfernt, hier Vorwürfe in großer Menge abzuladen zu wollen, es ist aber, aus aktuellen Anlass, dringend erforderlich.
Ich habe nie verstanden, wie Du Günther mit all den eigentlich erkennbaren Folgen heiraten konntest.
Auch verstehe ich nicht, wieso Du nicht erkennbar zu schätzen wusstest, was Jürgen für diese, ihm eigentlich völlig fremde Familie, alles tat. Wir haben ihm dafür, alle viel zu wenig zurückgegeben.
Ich habe aus der Notwendigkeit in der Zwischenzeit sehr viel über Charaktere und Persönlichkeitsprofile gelernt und denke, heute einiges besser zu verstehen, als es damals in jungen Jahren der Fall und möglich war.
Demzufolge weiß ich heute, dass ein Mensch nicht immer Schuld ist, sondern teilweise einfach nicht anders kann, weil es eben seine Natur ist.
Ich bin mir schon im Klaren, dass der Bruch zu Dir in frühen Jahren sicher nicht zu Deinem weiteren Wohlbefinden beigetragen haben wird. Ich entschuldige mich auch ganz aufrichtig dafür, aber es war wirklich nur reiner Selbstschutz, um irgendwie selbst nur zu überleben.
Ich würde mich zum Ende gerne an etwas Angenehmes erinnern und dieses als versönlichen Abschluss stehen lassen. Da ich nun schon sehr lange überlege, danke ich Dir ganz aufrichtig dafür, dass ich einen so hervorragenden, liebenswerten und einzigartig guten Menschen, wie meinen Großvater Heinrich, kennenlernen durfte.
In Erinnerung an gemeinsame Jahre,
T.
