Walter Niklaus

Walter
Niklaus

08.06.1925
Köln
-
06.11.2021
Söllichau

Stimmungsbild-Walter-Niklaus-3

Gedenkseite für Walter Niklaus

Eine Stimme für die Ewigkeit

Zur Erinnerung an Walter Niklaus (08.06.1925 - 06.11.2021)

Könnte man aus seiner Stimme ein Kleidungsstück anfertigen, ich würde es nie wieder ablegen wollen. Es ist stets ein Hochgenuss, Walter Niklaus zuzuhören.

Ich kann mich noch genau erinnern, wann ich sein unverwechselbar sonores Timbre zum ersten Mal hörte. Das damalige Fernsehen der DDR strahlte 1984 als Premiere den amerikanischen Kriminalfilm "Der Hund von Baskerville" aus dem Jahr 1939 mit Basil Rathbone als Sherlock Holmes aus. Ich hatte bis dahin noch nie einen Film mit dem englischen Meisterdetektiv gesehen und war von Rathbones Darstellung so hingerissen, das ihr eine bis heute andauernde ungebrochene Faszination folgte. In ganz entscheidendem Maße trug dazu ein Mann bei, der nicht zu sehen sondern lediglich zu hören war: Walter Niklaus lieh seinem Kollegen die deutsche Stimme und erfasste dabei von kühler Selbstsicherheit über trockenem Humor bis hin zu tiefempfundenem Pathos alle Facetten. Bereits 1969 hatte Niklaus Rathbone als Sherlock Holmes synchronisiert und wiederholte dies zwischen 1980 und 1987 für einige Filme der Reihe. 1992 folgten die letzten verbliebenen Filme, was 1996 mit "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" abgeschlossen wurde. Also war Walter Niklaus über einen Zeitraum von nahezu 30 Jahren mit seiner berühmtesten Synchronrolle als Sherlock Holmes beschäftigt.

Die beiden bedeutendsten Bereiche seiner künstlerischen Tätigkeit waren Walter Niklaus schon von Kindheit an vertraut: der Rundfunk und das Theater. Der Sohn eines Kölner Opernsängers war aufgrund des Berufes des Vaters bereits als kleines Kind im Theater und war beispielsweise tief bewegt, als der Vater als Kaspar im "Freischütz" von der Kugel getroffen zu Boden sinkt, da er damals natürlich Kunst und Wirklichkeit noch nicht genau von einander zu unterscheiden vermochte. Sein Vater war überdies ein glänzender Erzähler, der seine Schilderungen so plastisch gestaltete, dass der Sohn meinte, er habe sie vor Augen. Jahrzehnte später erinnerte sich Walter Niklaus daran, dass er in dieser Hinsicht seinem Vater einiges zu verdanken habe. Das andere künstlerische Medium war das Radio, das ihn ebenfalls sehr faszinierte. Für Walter Niklaus stand eine künstlerische Laufbahn von vornherein fest, und so absolvierte er von 1949 bis 1951 Ausbildung zum Schauspieler am Konservatorium in Erfurt. Einer seiner Kommilitonen war der fünf Jahre jüngere Rolf Hoppe, mit dem Niklaus eine lebenslange enge Freundschaft verband, und den er später am Funkhaus in Leipzig in das Metier des Hörspiels einführen sollte.

Engagements führten ihn nach Cottbus, Schwerin und Erfurt, bis man ihm 1964 anbot die Leitung des Hörspielstudios in Leipzig zu übernehmen und mit den dort verfügbaren Schauspielern - neben Leipzig auch Dresden, Halle und das damalig Karl-Marx-Stadt - eine eigene Abteilung aufzubauen. Die gestellte Aufgabe gelang ihm glänzend, obgleich es in Leipzig keine eigene Dramaturgie gab und man daher von Berlin abhängig war, aber die künstlerische Qualität der unter seiner Ägide - von 1964 bis 1990 und weit darüber hinaus - entstandenen Hörspielproduktionen ermöglichte ihm die Umsetzung bedeutender Vorlagen mit beeindruckenden Schauspielerinnen und Schauspielern. Neben seiner Tätigkeit als Sprecher und Regisseur verfasste Walter Niklaus auch selbst Hörspiele wie etwa unter dem Pseudonym Peter Kramer die Kriminalstücke "Der stille Teilhaber", in dem er auch als der titelgebende Mr. Colder selbst mitwirkt, und "Zwölf Fotos zu viel" (1999) sowie die Kriminalkomödie “Todsicher” (2015), die er allesamt auch selbst inszenierte.

Als Regisseur war Walter Niklaus unter anderem in Leipzig, Dresden, Weimar und Berlin tätig, wobei vor allem die heitere Muse seine Domäne war. Ein ganz besonderer Erfolg war 1987 die DDR-Erstaufführung von Andrew Lloyd Webbers Musical "Evita". Als Walter Niklaus 1989 die Rockoper "Der König David Bericht" nach Stefan Heym an der Dresdner Staatsoperette inszenierte, bestand er gegen alle Widerstände darauf, den bei den DDR-Oberen in Ungnade stehenden Autor der literarischen Vorlage zur Premiere einzuladen.

Mit der großartigen Fallada-Verfilmung "Wolf unter Wölfen" (die gehetzte Atmosphäre der Metropole Berlin zur Zeit der Weimarer Republik trifft er dabei mit seinem Sprechrhythmus ebenso kongenial wie die zarten Töne am Ende des Filmes, als Wolfang Pagel und Petra Ledig endlich zueinander gefunden haben) begann 1965 Walter Niklaus Tätigkeit als Chronist für mehrere bedeutende mehrteilige Fernsehfilme, was sich 1967 mit "Kleiner Mann - was nun?" und 1971 mit "Jeder stirbt für sich allein" (beide ebenfalls nach Hans Fallada - in letzterem teilt er sich den Erzählerpart mit seinem Kollegen Rolf Ripperger) fortsetzte. 1973 fungiert er als Erzähler in "Die Brüder Lautensack" nach Lion Feuchtwanger und 1979 in "Abschied vom Frieden" nach F.C. Weiskopf. Am populärsten dürfte hierbei sein Part als Chronist in "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" (1985/87) sein. Für den DEFA-Film "Einer trage des anderen Last" (1988) spricht Walter Niklaus den bewegenden Prolog.

Als Akteur vor den Film- und Fernsehkameras war Walter Niklaus bedauerlicherweise weitaus weniger präsent, entfaltete jedoch auch hier ein immenses Charisma. Entsprechend seines robusten äußeren Erscheinungsbildes besetzte man ihn häufig in Negativfiguren etwa als der widerwärtige SS-Scherge in "Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse"(1955), der brutale Kriminalsekretär Schmidt in "Er ging allein" (1967) und der intrigante General Roman in "Der Adjutant" (1972) Eine positive Rolle verkörpert er als der sympathische Kapitän in "Nebel" (1963). Die größte Popularität bescherte ihm zwischen 1973 und 1979 seine Darstellung des raubeinigen CIA-Agentenführers James D. Wilson in der Fernsehserie "Das unsichtbare Visier".

Ich werde Walter Niklaus in bester Erinnerung behalten und gedenke seiner mit tiefer Zuneigung und Dankbarkeit.

© Text: Manuela Hertel

Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenke anzeigen
Geschenk wählen
Wählen Sie ein Geschenk

Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Walter Niklaus. Veredeln Sie jetzt für 2,99 Euro diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.