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von Rainer Schwede am 23.03.2013 - 01:38 Uhr | melden
Brücke der Trauer
Jahrelang stand ich vor ihr,
dieser schmalen Stegbrücke aus Holz
einem Holz, das
einmal lebte an
einem festen Ort in
einem Baum mit Jahresringen der Zeit.
Menschen machten Holz zum Trägerstoff
auch zum Träger des Schlimmsten
der Zeitgeschichte,
wenn ich an Ostern denke.
Meine Brücke spiegelt sich noch
im Trauerwasser jener inneren Tränen,
die nicht abfließen können.
Es ist eine Brücke zum Hin- und Hergehen,
hinüber und herüber. Einfach so. Wegen
der Bewegungen
der Gewichte
der Spiegelungen
der Raumfindung
der Schmerzen
der Leere
der Entleerung
des Ungeweinten
des Ungesagten
des Fehlenden.
Die Trauer ist ein Gang -
hinüber und herüber.
Hinüber ist dorthin, wo man mit ihm war:
Die Zeit des gemeinsamen Lebens.
Herüber ist die dadurch veränderte Gegenwart.
Und dieses Hin- und Hergehen ist wichtig.
Denn da ist etwas abgerissen.
Die Erinnerung fügt es zusammen, immer wieder.
Da ist Verlorenes!:
Die Erinnerung sucht es auf und findet es.
Da ist etwas von einem selbst weggegangen.
Man braucht es. Man geht ihm nach.
Man muss es zum Leben wiedergewinnen.
Man muss das Land der Vergangenheit erwandern,
mit diesen eigenen Meilensteinen der Erinnerung
hin und her
Stück um Stück
dem Ungesagten Worte finden, die erst dann
die gefundene Identität wiederspiegeln können.
Bis der Gang über diese Brücke
überraschend natürlich und unwillkürlich
auf einen neuen Weg führt.
Und eine vorherige Konservierung nicht mehr
alles sein muss für jetzt.
Und aus diesem "Muss"
wird dann im hin und her und danach
ein "Kann".
( Eigene Ausarbeitung aus einem Text von Jörg Zink)