Julian Schneider

Julian
Schneider

14.05.1991
Schwabmünchen
-
09.09.2012
Bobingen

stimmungsbild
ZurückEine brennende Kerze: Kerze dunkelgrün viereckig
Eine Kerze für Julian Schneider

Von Helma mit Eva 13.05.2017 um 19:44 Uhr | melden

Als Herr Wohllieb Dienstagmorgen erwachte, hatte sich ein großes Loch aufgetan. Unten rauschten die Lastwagen. Gegenüber schüttelte eine Frau im dritten Stock ihren Teppich über den Köpfen der Fußgänger aus. Der Himmel war mittelgrau und die Leuchtreklame des Tabakladens blinkte unverdrossen. Es war Dezember. Alles war wie immer, nur dass plötzlich diese Frage vor ihm stand: „Was mache ich mit dem Rest meines Lebens?“ Sie war aufgetaucht, als Herr Wohllieb gründlich seine Zähne putzte und sich dabei routinemäßig im Spiegel betrachtete. Sein Haar hatte sich für einen angenehmen Silberton entschieden, der mit dem Eisblau des Pyjamas korrespondierte, den er in allen geraden Wochen trug. Für die ungeraden hatte er einen Mintgrünen, eine, wie er fand, etwas gewagte Farbe. Aber nachts sah ihn ja niemand.

Die Frage verschwand auch beim Frühstück nicht. Gegen Mittag machte er sich daran, die Badezimmerfugen zu reinigen, um sich zu zerstreuen, aber die Frage blieb. Groß und unüberhörbar stand sie im Raum und ließ sich nicht ignorieren. Herr Wohllieb wunderte sich, denn normalerweise neigte er keinesfalls zu Grübeleien. Im Gegenteil, er schätzte sich als ausgesprochen nüchternen und unkomplizierten Zeitgenossen, dessen einzige Exzentrik darin bestand, sonntags ein weiches Frühstücksei mit 0rangenmarmelade zu essen. Über das Leben im Allgemeinen hatte er sich noch nie Gedanken gemacht.
Nach reiflicher Überlegung beschloss er, sich an Gott, den Allmächtigen, zu wenden. Auch wenn sie bisher noch nicht viel Kontakt miteinander hatten, nahm er an, dass er der richtige Ansprechpartner für derlei Dinge wäre.
„Herr Gott“, begann er, strich über sein Haar und straffte den Rücken, denn dies war ein ernster Moment. Er räusperte sich noch einmal und sprach in Richtung Zimmerdecke: „Was soll ich tun mit meinem Leben? Bitte sei so gut und gib mir ein Zeichen. Danke.“ Er zögerte kurz und fügte noch hinzu: „Dein Bernd“ Dann wartete er.
Aber Gott schwieg. „Merkwürdig“, murmelte Herr Wohllieb, denn er hatte mit einer raschen Reaktion gerechnet. Sein Fall lag ja nicht so kompliziert. „Ob er meine Nachricht nicht erhalten hat? so kompliziert. „Vielleicht ist er überlastet…“ Er verwarf den Gedanken schnell. „Wie albern“, schalt er sich, „überlastet. Der Allmächtige!“

Nach eingehender Betrachtung entschied er, dass es nur einen einzigen Grund für Gottes Schweigen geben konnte: Er dachte nach. Er, Gott, der Allmächtige, wollte für ihn, Bernd Wohllieb, eine perfekte, eine wahrhaft vollkommene Antwort finden. Der Gedanke liess ihn erröten. Sein Herz pochte schneller. Sollte er, Bernd Wohllieb, denn so wichtig sein? Das war doch nicht möglich! Er fuhr sich ein weiteres Mal durchs Haar und beschloss, eine Krawatte umzubinden.
Dann machte er einen Spaziergang, bei dem er jedem Passanten freundlich zunickte, denn auf keinen Fall wollte er, der offenkundig ein so bedeutender Mensch war, für hochnäsig gehalten werden. Auch die folgenden Tage blieben Tage des Schweigens. Gott dachte nach und Herr Wohllieb wollte ihn nicht stören.

Sorgsam ging er mit sich um, hielt sich höflich die Tür auf und achtete darauf, nicht mit sich selbst zu schimpfen, wie er es häufig tat, wenn er »Ich Dussel« murmelte oder »Jetzt reiß dich aber zusammen!“.
Wenn Gott, der Herr, ihn für so wichtig hielt, dass er bereits drei volle Tage über ihn nachdachte, dann sollte er es ihm nachtun und sich nicht für weniger wichtig halten.
Je länger Gottes schweigen dauerte, desto mehr Ehrfurcht bewirkte es in Herrn Wohllieb. Er bemerkte kaum, wie die Jahre vergingen. Seine Haare wurden weiß und er verlor drei Zähne, die Lastwagen auf der Straße wurden größer und eines Morgens war die alte Leuchtreklame gegen eine moderne Schrift ausgetauscht.

Manchmal fiel ihm seine Frage dieses fernen Dienstagmorgens wieder ein. Dann sagte sich Herr Wohllieb: „Gott denkt über mich nach“ Und das beruhigte ihn so ungemein und es erfüllte ihn mit einer solchen Wärme, weil er wusste, zwischen Gott, dem Herrn, und ihm, dem alten Herrn Wohllieb, gab es so etwas wie ein stilles Einvernehmen. Und das war möglicherweise Antwort genug.

Ein helles Abendlicht für dich lieber Julian
Liebe Conny ,ganz liebe herzliche Abendgrüße schick ich zu dir.
Helma mit Eva

Geschenk Am 09.09.2020 von Mama angelegt.
Geschenk Am 09.09.2020 angelegt.
Geschenk Am 24.08.2020 von einer Mutter angelegt.
Geschenk Am 09.09.2019 von Mama angelegt.
Geschenk Am 14.05.2019 von Mama angelegt.
Geschenk Am 09.09.2018 von Mama angelegt.
Geschenk Am 30.08.2018 von Mama angelegt.
Geschenk Am 14.05.2018 angelegt.
Geschenk Am 14.05.2018 von deiner Mama angelegt.
Geschenk Am 21.04.2018 von Deiner Mama angelegt.
Geschenk Am 13.02.2018 von Mama angelegt.
Geschenk Am 13.01.2018 von Mama angelegt.
Geschenk Am 24.10.2017 von Mama angelegt.
Geschenk Am 26.09.2017 angelegt.
Geschenk Am 26.09.2017 von Mama angelegt.
Geschenk Am 25.08.2016 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 13.12.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 12.07.2015 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 16.12.2014 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 08.09.2014 von Oliver Schmid angelegt.
Geschenk Am 13.01.2014 angelegt.
Geschenk Am 17.11.2013 angelegt.
Geschenk Am 09.11.2013 von Manu's Mum angelegt.
Geschenk Am 26.10.2013 von Gedenkseiten.de angelegt.
Geschenk platzieren Klicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenke anzeigen
Geschenk wählen
Wählen Sie ein Geschenk

Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Julian Schneider. Veredeln Sie jetzt für 2,99 Euro diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.