Theresia Remiorz

Theresia
Remiorz

16.06.1907
Wuttrienen
-
16.04.1997
Gladbeck

stimmungsbild
ZurückEine brennende Kerze: Kerze grau-blau kreuz
Typisch Ostpreußin

Von Andreas Steinhardt 08.05.2023 um 23:23 Uhr | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Adolph Glaser.

Mairegen bringt Segen - gönnen wir es der Natur, wahrscheinlich wird Prognosen nach der kommende Sonner wieder viel zu trocken. Nehmen wir uns ein bisschen zurück, sonnen können wir uns noch genug. Ich verstehe nicht ganz, warum auch die meisten Menschen die ich kenne, jeden Tag Sonnenschein wünschen - " bloß keinen Regen"
Allerdings waren die Sommer einst auch nicht zu trocken, es gibt in meiner Erinnerung Sommer in den 70ern und 80ern, die fast völlig verregnet waren...

Theresia war es tatsächlich relativ egal, ob die Sonne schien oder es regnete. Im Prinzip nahm meine Großmutter das Wetter, wie es kam, es gab nie mürrische Töne ihrerseits. Sie war allgemein "hart im Nehmen", scheute keine Arbeit, mühte sich von früh bis spät ab. Bei heißester Sonne könnte Theresia noch im Alter von weit über 70 Jahren Stunden unsere vielen Erdbeeren oder Zucchini in gebückter Haltung ernten - typisch Ostpreußin! Großes Vorbild.


König Mai


Als Bote eilt der März herbei
Und bringt der Erde frohe Kunde,
Dass sie erwählt vom Bräutgam sei
Als Braut zu süssem Liebesbunde
Und laut erklärt er in der Runde:
Der Bräutigam, das ist der Mai,
Der schöne Mai.

Da er die Kunde ihr gebracht,
Der Erde Freudentränen rinnen
Auf ihre ernste Jungfrautracht
Von glattgelegtem weissem Linnen;
Sie weiss nicht, was sie soll beginnen,
Denn wohlbekannt ist ihr der Mai,
Der schöne Mai.

Bald ist sie tiefbewegt, bald still,
Weiss nicht, was sie soll tun und lassen,
So wechselnd endet der April.
Nun muss sie in Geduld sich fassen,
Denn zwischen Lieb und zwischen Hassen
Träumt ahnend doch sie nur vom Mai,
Vom schönen Mai.

Der aber kommt mit einem Mal
Ganz unerwartet angezogen
Und übern Berg und durch das Tal
Ist sein Gefolge mitgeflogen:
Ein Zirpen, Girren, Schwirren, Wogen,
Ein Jauchzen kündigt an den Mai,
Den schönen Mai.

Wie wird der Braut so wohl und bang,
Sie fühlt ihr Herz an seinem Hangen,
Sein Hauch ist Duft, sein Wort Gesang,
Es glühn von Rosen seine Wangen,
Sie ruht von seinem Arm umfangen
Und jauchzt: O lieber, lieber Mai,
O schöner Mai!

Adolph Glaser (Pseudonym Reinhard Reimar), *15.12.1829 in Wiesbaden, +31.03.1915 in Freiburg.
Glaser war dt. Schriftsteller, Schriftleiter und Journalist.