Theresia Remiorz

Theresia
Remiorz

16.06.1907
Wuttrienen
-
16.04.1997
Gladbeck

stimmungsbild
ZurückEine brennende Kerze: Kerze gelb geschwungen
Junigedicht

Von Andreas Steinhardt 05.06.2023 um 18:20 Uhr | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Erich Kästner. Lieben Sie den Juni? Sind sie froh, bloß keinen Regen zu sehen?.Denken Sie bitte auch an die Natur. Die Wiesen sind hier schon wieder gelb, die Bäume verlieren nicht wenige grüne Blätter.

In 11 Tagen jährt sich Theresias 116. Geburtstag - die Geburtstagsfeiern meiner Oma waren immer ein Highlight
für die ganze Familie. Ich komme am 16. Juni darauf zurück.

Für Theresia. Für Axel.


Der Juni

Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.
Kaum schrieb man sechs Gedichte,
ist schon ein halbes Jahr herum
und fühlt sich als Geschichte.

Die Kirschen werden reif und rot,
die süßen wie die sauern.
Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub,
so sehr wir es bedauern.

Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.
Aus Herrlichkeit wird Nahrung.
Aus manchem, was das Herz erfuhr,
wird, bestenfalls, Erfahrung.

Es wird und war. Es war und wird.
Aus Kälbern werden Rinder
Und weils zur Jahreszeit gehört,
aus Küssen kleine Kinder.

Die Vögel füttern ihre Brut
und singen nur noch selten.
So ists bestellt in unsrer Welt,
der besten aller Welten.

Spät tritt der Abend in den Park,
mit Sternen auf der Weste.
Glühwürmchen ziehn mit Lampions
zu einem Gartenfeste.

Dort wird getrunken und gelacht.
In vorgerückter Stunde
tanzt dann der Abend mit der Nacht
die kurze Ehrenrunde.

Am letzten Tische streiten sich
ein Heide und ein Frommer,
obs Wunder oder keine gibt.
Und nächstens wird es Sommer.

Emil Erich Kästner, * 23.02.1899 in Dresden, + 29.07.1974 in München