Von Andreas Steinhardt 08.07.2025 um 12:26 Uhr | melden
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Hermann Hesse über das Älterwerden.
Hesse war einer der Lieblings-Buchautoren Wilhelms, ich las auch mehrfach begeistert dessen Werke.
Die Verse passen retrospektiv gesehen ganz gut zu meinem Großvater, eine Interpretation im Bezug zu Wilhelm würde jetzt allerdings jeglichen Rahmen sprengen - man kann aber aufgrund der Verse und der anschließenden Interpretation die ähnliche Einstellung Wilhelms zum "Älter werden" herauslesen.
Älterwerden
von Hermann Hesse
Sterne der Jugend, wohin
Seid ihr hinabgefallen?
Keinen mehr von euch allen
Seh im Gewölk ich ziehn.
Ihr meiner Jugend Genossen,
Ach wie früh mit der Welt
Habt ihr Frieden geschlossen!
Keiner, der zu mir hält!
Junge, die ihr uns Alten
Hohnlacht, wie habt ihr recht!
Denn auch ich selber – wie schlecht
Hab ich mir Treue gehalten!
Dennoch kämpfe ich weiter,
Steh entgegen der Welt.
Kann ich nicht siegen als Held,
Will ich doch fallen als Streiter.
Interpretation aus dem Netz:
Das Greisenalter ist für den Schriftsteller eine Stufe des menschlichen Lebens und hat wie alle anderen Lebensphasen ein eigenes Gesicht, eine eigene Atmosphäre und Temperatur sowie eigenen Freuden und Nöten. Ein "Alter", der sein Altsein und die Todesnähe hasst oder fürchtet, ist seiner Meinung nach kein würdiger Vertreter seiner Lebensstufe.
Hermann Karl Hesse, Pseudonym Emil Sinclair,
*2. Juli 1877 in Calw, ehem. Königreich Württemberg, +9. August 1962 in Montagnola, Schweiz.
Hesse war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler.





