Wilhelm Remiorz

Wilhelm
Remiorz

27.05.1904
Bottrop
-
25.06.1993
Gladbeck

stimmungsbild

Gedenkkerzen

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Gedicht zum Maifeiertag Von Andreas Steinhardt am 01.05.2024 um 22:33 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am Maifeiertag ein Gedicht von Friedrich von Hagedorn.

Ein ungewöhnlich warmer erster Maitag geht
langsam zu Neige - bis zu 27° am Nachmittag lockten auch die Letzten vor die Türe.

Ich erinnere mich gerne zurück an meine Kindheit, natürlich war mein Großvater Wilhelm beim Maiausflug stets dabei - wie damals ging es
heute auch zum Rhein. Wandeln auf der Rheinpromenade, etwas leckeres essen, vielleicht ein Ausflug zum Drachenfels - natürlich war ein Spielplatzbesuch auch dabei...

Bei schlechtem Wetter am Maifeiertag besuchten wir öfter meine Großtante in Bonn-Dransdorf und bekamen einen leckeren Kuchen serviert...


Der 1. Mai


von Friedrich von Hagedorn


Der erste Tag im Monat Mai
Ist mir der glücklichste von allen.
Dich sah ich und gestand dir frei,
Den ersten Tag im Monat Mai,
Daß dir mein Herz ergeben sei.
Wenn mein Geständnis dir gefallen,
So ist der erste Tag im Mai
Für mich der glücklichste von allen.

Friedrich von Hagedorn, dt. Dichter des Rokoko, *23.08.1708 in Hamburg, +28.10.1754 ebenda.

Kerze hellgrün lang
Für Wilhelm Remiorz von Andreas Steinhardt Von Andreas Steinhardt am 22.04.2024 um 13:07 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Rainer Maria Rilke.

Der April ist schon ziemlich turbulent -
nach ersten warmen, sonnigen Wochenenden hierzulande folgten stürmische, verregnete Tage mit Tagestemperaturen teilweise unter 10° C.
und nun soll es heute Nacht sogar gen Gefrierpunkt gehen...

"Der April macht eh was er will", hätte mein Großvater Wilhelm sicherlich angemerkt, "da
können wir nichts dran ändern!"


Aus einem April

von Rainer Maria Rilke


Wieder duftet der Wald.

Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren
Schultern schwer war;

zwar sah man noch durch die Äste den Tag,
wie er leer war, –
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.

Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.



Rainer Maria Rilke, *04.12.1875 in Prag, +29.12.1926 in Glion, Kanton Waadt ,
Schweiz, seit 1953 Glion sur Montreux.

Kerze lila klein
Gedicht von Wilhelm Busch Von Andreas Steinhardt am 15.04.2024 um 19:24 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Wilhelm Busch.

Aus einem kleinen Gedichtband trug mir mein
Opa Wilhelm in meiner Kindheit die teilweise sehr heiteren Verse von Wilhelm Busch vor. Dabei hatte er eine unnachahmliche Art diese zu rezitieren, laut, lächelnd, gestikulierend - als seien es seine eigenen Werke - unvergesslich schön!


Vertraut

von Wilhelm Busch

Wie liegt die Welt so frisch und tauig
Vor mir im Morgensonnenschein.
Entzückt vom hohen Hügel schau ich
Ins frühlingsgrüne Tal hinein.

Mit allen Kreaturen bin ich
In schönster Seelenharmonie.
Wir sind verwandt, ich fühl es innig,
Und eben darum lieb ich sie.

Und wird auch mal der Himmel grauer;
Wer voll Vertraun die Welt besieht,
Den freut es, wenn ein Regenschauer
Mit Sturm und Blitz vorüberzieht.


Heinrich Christian Wilhelm Busch,
*14. April 1832 in Wiedensahl, Schaumburger Land, Niedersachsen, +9. Januar 1908 in Mechtshausen, seit 1974 zur Stadt Seesen, Niedersachsen. Busch war einer der einflussreichsten humoristischen Dichter
und auch Zeichner Deutschlands.

Kerze rot geschwungen
Frühlingsgedicht von Ludwig Uhland Von Andreas Steinhardt am 07.04.2024 um 22:28 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Ludwig Uhland.

Ein warmer Apriltag geht zuneige, ich hoffe Sie haben diesen auskosten können.


Wilhelm hätte heute zum ersten Mal die Gartenstühle aus dem Stall geholt und wäre sicherlich bis kurz vor der Tagesschau und
des Sonntagskrimis dort verharrt.
Eins steht fest: Kühlere Regentage kommen
mit Sicherheit in Kürze - so wird es nicht bleiben...
schon gleich sind die ersten Tropfen in unserer Region angekündigt...


Lob des Frühlings

von Ludwig Uhland

Saatengrün, Veilchenduft, 
Lerchenwirbel, Amselschlag, 
Sonnenregen, linde Luft!

Wenn ich solche Worte singe, 
braucht es dann noch großer Dinge, 
Dich zu preisen, Frühlingstag? 

Johann Ludwig „Louis“ Uhland, * 26. April 1787
in Tübingen, damaliges Königreich Württemberg, +13. November 1862 ebenda. Uhland war ein deutscher Dichter, Literaturwissenschaftler,
Jurist und Politiker.

Kerze orange rund
Ostersonntag Von Andreas Steinhardt am 31.03.2024 um 17:26 | melden

Wie gerne erinnere ich mich an die vielen
schönen Osterfeste mit meinem Opa Willi
und Oma Theresia!

Ich konnte es kaum erwarten, bis sie zum Osteressen erschienen - und natürlich gab
es für den kleinen Enkel ein oder auch mehrere Geschenke - Naschereien, ein kleines Stofftier oder ein Spielzeugauto...

Den Lesern von Wilhelms Gedenkseite wünsche ich ein friedvolles Osterfest!

Kerze dunkelgrün klein
Winters Flucht Von Andreas Steinhardt am 25.03.2024 um 16:01 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Hoffmann von Fallersleben.

Der Winter ist nun tatsächlich "geflüchtet", um Bezug auf die Verse zu nehmen. Vieles blüht, wenn auch viel zu früh, die Temperaturen sind gemäßigt, es herrscht zumindest in meiner
Region momentan keine Frostgefahr mehr.
Die Karwoche hat begonnen, auch sie ist in diesem Jahr viel früher...

Wilhelm würde jetzt, bei solch mildem Sonnenschein, lange Wanderungen durch
Wald und Feld unternehmen - ich erinnere
mich auch an viele schöne, gemeinsame Spaziergänge mit meinem Opa...


Winters Flucht


von Hoffmann von Fallersleben


Dem Winter ward der Tag zu lang,
ihn schreckt der Vogel Lustgesang;
Er horcht und hört´s mit Gram und Neid,
Und was er sieht, das macht ihm Leid.

Er sieht der Sonne milden Schein,
Sein eigner Schatten macht ihn Pein.
Er wandelt über grüne Saat
Und Gras und Keime früh und sprach:
“Wo ist mein silberweißes Kleid,
Mein Hut, mit Demantstaub bestreut?”

Er schämt sich wie ein Bettelmann
Und läuft, was er nun laufen kann.
Und hinterdrein scherzt Jung und Alt
In Luft und Wasser, Feld und Wald;
Der Kiebitz schreit, die Biene summt,
Der Kuckuck ruft, der Käfer brummt;
Doch weil´s  noch fehlt an Spott und Hohn,
So quakt der Frosch vor Ostern schon.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben war ein dt. Hochschullehrer, Dichter und Übersetzer wie Herausgeber von alten Schriften.
*02. April 1798 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, seit 1972 zu Wolfsburg
+19. Januar 1874 im Kloster Corvey, heute zur Stadt Höxter, OWL.

Kerze orange lang
Todestag von Wilhelms Schwiegersohn Von Andreas Steinhardt am 15.03.2024 um 15:21 | melden

Auferstehung ist unser Glaube,
Wiedersehen unsere Hoffnung,
Gedenken unsere Liebe.

Aurelius Augustinus (Heiliger Augustinus, Augustinus von Hippo) war ein römischer Bischof und Kirchenlehrer.

Für Wilhelm. Für Franz.

Heute jährt sich der Todestag von Wilhelms Schwiegersohn, meinem Vater Franz Steinhardt (eigene Gedenkseite), der vor 38 Jahren, am 15. März 1986, von uns ging. Franz starb plötzlich
und unerwartet, kurz vor seinem 60. Geburtstag.

Mein Vater nahm Wilhelm an wie seinen eigenen Vater - und mein Großvater ihn wie einen Sohn. Franz leiblicher Vater verstarb ebenfalls sehr früh, im Alter von 56 Jahren. Ich lernte ihn nie kennen.

Die Schwiegermutter, meine Großmutter Theresia nahm er auch an wie eine zweite Mutter, und meine Oma ihn wie ein eigenen Sohn.

Franz besuchte seine Schwiegereltern auch häufig alleine, fand dort etwas, was er nie oder lange nicht mehr fand.

Kerze lila geschwungen
Gedicht Vorfrühling von Rilke Von Andreas Steinhardt am 07.03.2024 um 13:35 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Rilke, passend zum aktuellen Vorfrühling.

Ich erinnere mich gerne zurück an meine Kindheit, als mein Großvater mit mir im Frühjahr durch die hiesigen Felder ging, durch den alten Kirchweg, durch das dortige Wäldchen.

Wilhelm erklärte mir alle frühblühenden Pflanzen und Bäume, das die Osterglocke eine Narzisse ist, aber nicht jede Narzisse damit eine Osterglocke sei. Diese ist eine Unterart der Narzisse, welche voll gelb ist und kleiner als andere Narzissenarten, welche größer und zum Beispiel gelb-weiße Blüten besitzt. Hat sich der kleine Enkel gemerkt...

Wilhelm äußerte auch gerne "Riechst Du auch den Frühling? Die gute Luft?" ...und nahm erst einmal einige ein paar kräftige Atemzüge...


Vorfrühling


von Rainer Maria Rilke


Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
an der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau,
greifen nach der Erde aus dem Raum.
Wege gehen weit uns Land und Zeigens.
Unvermutet siehst du seines Steigens
Ausdruck in dem leeren Baum.

Rainer Maria Rilke, *04. Dezember 1875 in Prag,
+29. Dezember 1926 in Valmont bei Montreux, Schweiz.

Kerze gelb klein
Älterwerden Von Andreas Steinhardt am 02.03.2024 um 23:31 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Hermann Hesse über das Älterwerden.

Hesse war einer der Lieblings-Buchautoren Wilhelms, ich las auch mehrfach begeistert seine Werke.

Die Verse passen retrospektiv gesehen ganz gut zu meinem Großvater, eine Interpretation im Bezug zu Wilhelm würde jetzt allerdings jeglichen Rahmen sprengen.

Folgende Interpretation stammt nicht von mir selbst:

Das Greisenalter ist für den Schriftsteller Hermann Hesse
eine Stufe des menschlichen Lebens und hat wie alle anderen Lebensphasen ein eigenes Gesicht, eine eigene Atmosphäre und Temperatur sowie eigenen Freuden und Nöten. Ein Alter, der sein Altsein und die Todesnähe hasst oder fürchtet, ist seiner Meinung
nach kein würdiger Vertreter seiner Lebensstufe.



Älterwerden


von Hermann Hesse


Sterne der Jugend, wohin
Seid ihr hinabgefallen?
Keinen mehr von euch allen
Seh im Gewölk ich ziehn.

Ihr meiner Jugend Genossen,
Ach wie früh mit der Welt
Habt ihr Frieden geschlossen!
Keiner, der zu mir hält!

Junge, die ihr uns Alten
Hohnlacht, wie habt ihr recht!
Denn auch ich selber – wie schlecht
Hab ich mir Treue gehalten!

Dennoch kämpfe ich weiter,
Steh entgegen der Welt.
Kann ich nicht siegen als Held,
Will ich doch fallen als Streiter.

Hermann Karl Hesse, Pseudonym Emil Sinclair,
* 2. Juli 1877 in Calw, ehem. Königreich Württemberg,
+ 9. August 1962 in Montagnola, Schweiz.

Hesse war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller,
Dichter und Maler.

Kerze hellgrün geschwungen
Gedicht von Fontane Von Andreas Steinhardt am 22.02.2024 um 11:21 | melden

Zur heutigen Gedenkerze ein Gedicht von Theodor Fontane, welches
er an seine jüngste Schwester Elisabeth schickte. Ich erinnere mich genau, wie mein Großvater Wilhelm mir dies in meiner frühen Jugend aus einem kleinen, vergilbten Gedichtband von Fontane vortrug. Über den Verbleib des Büchleins kann ich nur spekulieren.

Analytisch gesehen möchte das lyrische Ich seine große Zuneigung zu seiner Schwester Elisabeth "Lischen" ausdrücken und sie ermutigen, ihr Leben zu genießen und glücklich zu sein.

Es passt schon zu Wilhelm, im Prinzip hatte mein Opa stets ein "heitres, fröhliches Herz" und konnte jeden Moment seines Lebens genießen - welch Talent!

An Lischen

von Theodor Fontane

Habe ein heitres, fröhliches Herz
Januar, Februar und März,
Sei immer mit dabei
In April und Mai,
Kreische vor Lust
In Juni, Juli und August,
Habe Verehrer, Freunde und Lober
In September und Oktober,
Und bleibe meine gute Schwester
Bis zum Dezember und nächsten Silvester.

Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember 1819 in Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin. Fontane war ein dt. Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus.

Kerze rot lang
Aschermittwoch Von Andreas Steinhardt am 14.02.2024 um 17:46 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Friedrich Rückert.

Der Karneval ist vorbei, der Aschermittwoch beendet nun die "tollen Tage". Vielleicht sind Sie froh darum, dass der ganze Spuk nun endlich vorüber ist oder haben eine Träne im Knopfloch, das nun alles wieder etwas trister ist - wie das Regenwetter heute in meiner Region.

Wilhelm liebte gar den Karneval, ich berichtete zur letzten Gedenkkerze über die jecken Tage zusammen mit meinem Opa...



Weil ich nicht am Fastnachtdienstag...

von Friedrich Rückert

Weil ich nicht am Fastnachtdienstag
Hatte mit zu schwärmen,
Hab ich auch am Aschermittwoch
Mich nicht mit zu härmen.

Wie ich durft am Fastnachtdienstag
Mich im Stillen härmen,
Darf ich auch am Aschermittwoch
In der Stille schwärmen.

Friedrich Rückert, Pseudonym Freimund Raimar, Reimar oder Reimer, *16.05. 1788 in Schweinfurt,
+ 31.01.1866 in Neuses bei Coburg. Rückert war Dichter, Lyriker, Übersetzer, Sprachgelehrter und sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik.

Kerze lila klein
Gedicht von Kästner zum Karneval Von Andreas Steinhardt am 10.02.2024 um 15:32 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Erich Kästner, passend zum Karneval, zum Fasching.

Sind Sie jeck? Lieben Sie die "tollen Tage?" Oder ist es Ihnen ein Greuel? Darf man bei der derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Situation überhaupt fröhlich sein? Feiern? Lassen wir nun auch unsere Geburtstage, Weihnachten, Ostern ausfallen oder gönnen wir uns ein paar Tage, ein paar Stunden Freude, Erholung vom trüben Alltag?

Wilhelm mochte den Fasching, feierte ihn in dem Wirtshaus um die Ecke und daheim. Ich erinnere mich auch daran, mit meinem Opa hiesige Karnevalszüge besucht zu haben. Er trug einen ganz kleinen roten Hut wie ein knallbuntes Hemd und ein auffällig gestreiftes Sacko. Es erinnert (e) sehr an Hans Süper aus Kölle, die Jecken unter uns wissen wer das war...ich kenne seinen Neffen sogar persönlich.


Der Februar (Karneval)

von Erich Kästner


Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht
bleibt ja doch nur eins: die Zeit.

Pünktlich holt sie aus der Truhe
falschen Bart und goldnen Kram.
Pünktlich sperrt sie in die Truhe
Sorgenkleid und falsche Scham.

In Brokat und seidnen Resten,
eine Maske vorm Gesicht,
kommt sie dann zu unsren Festen.
Wir erkennen sie nur nicht.

Bei Trompeten und Gitarren
drehn wir uns im Labyrinth
und sind aufgeputzte Narren
um zu scheinen, was wir sind.

Unsre Orden sind Attrappe.
Bunter Schnee ist aus Papier.
Unsre Nasen sind aus Pappe.
Und aus welchem Stoff sind wir?

Bleich, als sähe er Gespenster,
mustert uns Prinz Karneval.
Aschermittwoch starrt durchs Fenster.
Und die Zeit verläßt den Saal.

Pünktlich legt sie in die Truhe
das Vorüber und Vorbei.
Pünktlich holt sie aus der Truhe
Sorgenkleid und Einerlei.

Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt uns doch nur eins: die Zeit.

Erich Kästner, * 23.02.1899 in Dresden,
+ 29.07.1974 in München

Kerze türkis hell lang
Februar Von Andreas Steinhardt am 03.02.2024 um 12:23 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Friedrich Wilhelm Wagner - passend zum Februarbeginn, auch passend zu meinem doch sehr humorvollen und stets lachenden Großvater!


Februar


Es wird allmählich Frühling werden.
Zwar merkt man wenig noch davon
Und duldet vielerlei Beschwerden,
Indes – man denkt: es macht sich schon.

Und watet man in Schnee und Kot
Auch knöcheltief – die Hoffnung blüht
In jedem menschlichen Gemüt,
Stets rosenrot, stets rosenrot.

Friedrich Wilhelm Wagner, *16.08.1892 in Hennweiler/Hunsrück, +22.06.1931 in Schönberg/Schwarzwald.

Kerze gelb geschwungen
Januargedicht Von Andreas Steinhardt am 23.01.2024 um 13:21 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Robert Reinick, welches meinem sehr humorvollen Großvater Wilhelm sicherlich gefallen hätte.

Für Wilhelm. Für Axel.



Januar

Wohin man schaut, nur Schnee und Eis,
Der Himmel grau, die Erde weiß;
Hei, wie der Wind so lustig pfeift,
Hei, wie er in die Backen kneift!
Doch meint er’s mit den Leuten gut,
Erfrischt und stärkt, macht frohen Mut.
Ihr Stubenhocker, schämet euch.
Kommt nur heraus, tut es uns gleich.
Bei Wind und Schnee auf glatter Bahn,
Da hebt erst recht der Jubel an!

Robert Reinick, * 22.02.1805 in Danzig, + 07.02.1852 in Dresden.
Reinick war ein dt. Maler und Dichter.

Kerze flieder klein
Wilhelms Tochter verstarb vor 30 Jahren Von Andreas Steinhardt am 11.01.2024 um 20:37 | melden

Heute möchte ich mit dieser Kerze nicht nur meinem Großvater Wilhelm gedenken, sondern auch seiner ältesten Tochter und meiner Mutter Gerda, die heute vor 30 Jahren viel zu früh an schwerer Herzkrankheit verstarb. (Gedenkseite Gerda Sophia Steinhardt)

Wilhelm starb etwa ein halbes Jahr vor seiner Tochter, an kurzer Schwäche, wenn man dies so formulieren kann. Die beginnende Herzerkrankung Gerdas erlebte er damit noch, zu dem Zeitpunkt rechnete man aber wirklich nicht mit ihrem Ableben in kurzer Folge.

Meine Großmutter, Wilhelms Gattin Theresia befand sich zum Zeitpunkt des Todes ihres Mannes wie Tochter im Anfangsstadium ihrer Demenz, aber der Tod von Wilhelm und auch Gerda war ihr noch voll bewusst. Gar nicht in so ferner Zukunft vergaß Theresia sogar,
das ihre ältere Tochter nicht mehr lebt, vielmehr erkannte sie auch nicht mehr ihre jüngere Tochter Dorothea.

Im ewigen Gedenken an Wilhelm. Theresia. Gerda.

Trennung ist unser Los, Wiedersehen ist unsere Hoffnung.
So bitter der Tod ist, die Liebe vermag er nicht zu scheiden.
Aus dem Leben ist er zwar geschieden,
aber nicht aus unserem Leben;
denn wie vermöchten wir ihn tot zu wähnen,
der so lebendig unserem Herzen innewohnt!

Aurelius Augustinus (Heiliger Augustinus, Augustinus von Hippo)
war ein römischer Bischof und Kirchenlehrer.

Kerze grau-blau Grabkerze
Januargedicht Von Andreas Steinhardt am 07.01.2024 um 15:18 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Emil Besser.

Nach den unglaublichen Wochen des Regens hat es nun (auch) heute Nacht in unserer Region den ersten kleinen Schneefall des Jahres gegeben, viele Tage mit Minusgraden sind vorhergesagt - und sämtliche Menschen die ich kenne sind erfreut - man kann den vielen Regen nicht mehr sehen...

Wilhelm machte sich nicht viel aus dem Wetter, schimpfte nie über Regen oder Sturm. Dann machte man es sich halt sehr gemütlich im Haus, schaute sich das wilde Wetterspiel vom Fenster aus an - oder mein Großvater ging trotzdessen spazieren - einem Mann "aus schlesischem Holz" macht so etwas doch nichts aus...


Januar

Das weite todesmüde Schweigen;
Die kalte Klarheit in der Luft;
Die Bäume mit den kahlen Zweigen;
Auf frischem Schnee ein blauer Duft;

Und drunter all das junge Leben,
Um dessen still verborgnes Sein
Schon ahnungsvolle Träume schweben
Von einer Welt im Sonnenschein.


Emil Besser, *09. September 1894 in Dresden, +29. Juni 1916 gefallen bei Avocourt, FR.

Kerze rot geschwungen
Gedicht zu Neujahr von Wilhelm Busch Von Andreas Steinhardt am 01.01.2024 um 23:28 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am Neujahrstag ein kleines Gedicht von Wilhelm Busch.

Ich hoffe Sie hatten einen recht guten Start ins neue Jahr 2024.
Gesundheit, Glück und Zuversicht - das wünsche ich Ihnen. Obwohl
es sicherlich nicht immer einfach ist, in dieser Zeit zuversichtlich zu bleiben...



Zu Neujahr

Will das Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes schenken,
Sage Dank und nimm es hin
Ohne viel Bedenken.

Jede Gabe sei begrüßt,
Doch vor allen Dingen:
Das, worum du dich bemühst,
Möge dir gelingen.

Heinrich Christian Wilhelm Busch, * 14. April 1832 in Wiedensahl,
heute zum Kreis Nienburg, Niedersachsen, +09.Januar 1908 in Mechtshausen, heute zur Stadt Seesen am Harz. Busch war einer der einflussreichsten humoristischen Dichter und auch Zeichner Deutschlands.

Kerze hellgrün geschwungen
Weihnachtsgedicht von Adele Schopenhauer Von Andreas Steinhardt am 24.12.2023 um 17:35 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am Heiligen Abend ein Weihnachtsgedicht von Adele Schopenhauer.

Ich werde am heutigen Abend, während ich mit meinen Lieben das Christfest begehe, sicherlich viel an die Weihnachten der Kindheit mit meinen Eltern und Großeltern denken, wie inbrünstig mein Opa Willi "Oh Du Fröhliche" schmettete...

Erinnerungen werden wieder besonders präsent, während des Singens am Christbaum, bei der Bescherung...
...gut, diese wundervollen Momente in der ewigen Erinnerung immer wieder aufs Neue abrufen zu können!

Ich wünsche Ihnen und ihren Angehörigen eine besinnliche Christnacht und friedvolle Weihnachten! Sollten Sie an diesen Tagen einen lieben Menschen besonders vermissen, vielleicht sogar durch einen Sterbefall in diesem Jahr, wünsche ich Ihnen viel Kraft! Ist ein lieber Mensch in ihrem Umfeld erkrankt, oder gar Sie selbst, wünsche ich Ihnen oder der entsprechenden Person Zuversicht und Hoffnung!



Weihnachten wird es für die Welt!

von Adele Schopenhauer

Weihnachten wird es für die Welt!
Mir aber - ist mein Lenz bestellt,
Mir ging in solcher Jahresnacht
Einst leuchtend auf der Liebe Pracht!
Und an der Kindheit Weihnachtsbaum
Stand Englein gleich der erste Traum!
Und aus dem eiskristallnen Schoß
Rang sich die erste Blüte los -
Seitdem schau ich nun jedes Jahr
Nicht was noch ist - nur was einst war!

Luise Adelaide Lavinia Schopenhauer, bekannt als Adele Schopenhauer (Pseudonyme Henriette Sommer und Adrian Van der Venne, *12. Juli 1797 in Hamburg, † 25. August 1849 in Bonn. Schopenhauer war eine deutsche Schriftstellerin und Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer wie Tochter der Schriftstellerin Johanna Schopenhauer. 

Kerze rosa lang
Wir sehen schon den Stern Von Andreas Steinhardt am 21.12.2023 um 20:58 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze für meinen Großvater ein kurzes vorweihnachtliches Gedicht von Theodor Fontane. Nun, in
Strophe 2 ist der Weihnachtstag "noch fern", am heutigen 21. Dezember sind wir aber hingegen schin sehr nah davor...

Sehen Sie schon den Stern? Oder ist dieser vor lauter vorweihnachtlichem Stress noch ziemlich "vernebelt?"



Wir sehen schon den Stern

von Theodor Fontane


Wir sehen schon den Stern
Tag der Geburt, heute bist du uns noch fern,
aber Tannen, Engel, Fahnen,
lassen und den Tag schon ahnen,
und wir sehen schon den Stern.

Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember 1819 in Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin. Fontane war ein dt. Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus.

Kerze blau geschwungen
Lied im Advent von Matthias Claudius Von Andreas Steinhardt am 15.12.2023 um 11:12 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Adventsgedicht von Matthias Claudius.
Der dritte Advent steht schon vor der Tür - noch 9 Tage bis zur Heiligen Nacht.

Haben Sie schon viele Vorbereitungen für das Fest getroffen? Ihre Geschenke gekauft? Sind Sie schon im "Weihnachtsstress" oder bleiben Sie ganz entspannt...kann Ihnen der Trubel gar nichts anhaben?

Einen vorweihnachtlichen Stress hatte mein Opa Willi sicher nicht. Er ließ Gott einen guten Mann sein...seine Gattin, meine Oma Theresia übernahm die ganze Planung, das Geschenke kaufen und verpacken, das Backen und sonstiges rundherum.

Wilhelm hatte derweil die "Bespaßung" seiner Enkel und später auch Urenkel zur Hauptaufgabe, welches er bravourös meisterte. Mein Opa trug mir (uns) Adventsgedichte und Geschichten vor, erzählte heitere Dinge aus seinem Leben, spielte mit uns "Mensch! ärgere dich nicht" - Stress war ein Fremdwort für meinen Großvater - er machte sich keinen, ließ sich nicht davon anstecken.
Na, ob Sie, wir uns in dieser Zeit ein Stück davon annehmen können?
Lassen wir uns nicht stressen...

Lied im Advent


Immer ein Lichtlein mehr

im Kranz, den wir gewunden,

dass er leuchte uns so sehr

durch die dunklen Stunden.

 

Zwei und drei und dann vier!

Rund um den Kranz welch ein Schimmer,

und so leuchten auch wir,

und so leuchtet das Zimmer.

 

Und so leuchtet die Welt

langsam der Weihnacht entgegen.

Und der in Händen sie hält,

weiß um den Segen!

Matthias Claudius (Pseudonym Asmus), *15. August 1740 in Reinfeld, Holstein, +21. Januar 2815 in Hamburg. Claudius war ein dt. Dichter, Lyriker und Journalist.

Kerze hellgrün klein
Gedicht von Rilke Von Andreas Steinhardt am 09.12.2023 um 14:51 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Rainer Maria Rilke.
Der 2. Advent steht vor der Tür, es herrscht ein buntes Treiben
auf den Christkindlesmärkten, auch wir werden heute einen dieser besuchen.

Mit meinem Opa Willi war ich als Kind auch öfter auf mehreren Weihnachtsmärkten, mein Großvater zeigte sich immer äußerst großzügig, wenn der kleine Enkel (zuviele...) Wünsche hatte...
"Hier! Ich habe 100 Mark mitgenommen! Die können wir
ausgeben" - sehr spendabel!


Die hohen Tannen atmen

Die hohen Tannen atmen heiser
im Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weißen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.

Da singt die Uhr, die Kinder zittern:
Im grünen Ofen kracht ein Scheit
und stürzt in lichten Lohgewittern, –
und draußen wächst im Flockenflittern
der weiße Tag zur Ewigkeit.

Rainer Maria Rilke, *04. Dezember 1875 in Prag,
+29. Dezember 1926 in Valmont bei Montreux,
Schweiz.

Kerze rot lang
Es ist Advent Von Andreas Steinhardt am 03.12.2023 um 15:23 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am ersten Advent ein Gedicht von Friedrich Wilhelm Kritzinger.

Machen Sie es sich heute schön gemütlich und zünden die erste
Kerze an? Ich erinnere mich gern an meinen Opa Willi zurück, der
mir immer als Kind im Scheine der Adventskerzen schöne Adventsgedichte vortrug...


Es ist Advent

Die Blumen sind verblüht im Tal, die Vöglein heimgezogen;
Der Himmel schwebt so grau und fahl, es brausen kalte Wogen.
Und doch nicht Leid im Herzen brennt: Es ist Advent!

Es zieht ein Hoffen durch die Welt, ein starkes, frohes Hoffen;
Das schließet auf der Armen Zelt und macht Paläste offen;
Das kleinste Kind die Ursach kennt: Es ist Advent!

Advent, Advent, du Lerchensang von Weihnachts Frühlingstunde!
Advent, Advent, du Glockenklang vom neuen Gnadenbunde!
Du Morgenstrahl von Gott gesendt! Es ist Advent!

Friedrich Wilhelm Kritzinger, * 24. Januar 1816 in Lehnin, Provinz Brandenburg,
damaliges KR Preußen, +12. Juli 1890 in Naumburg (Saale), Provinz Sachsen,
KR Preußen.

Kritzinger war evangelischer Theologe und Pädagoge. Er ging als Autor des
Weihnachtsliedes "Süßer die Glocken nie klingen" in die Literaturgeschichte ein.

Kerze lila geschwungen
Zum Totensonntag Von Andreas Steinhardt am 26.11.2023 um 19:16 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am Totensonntag ein paar Worte.

Mit dem heutigen Totensonntag (Ewigkeitssonntag, kath. Christkönigsfest) geht die Reihe der vielen Gedenktage des
Novembers zuende. Allerheiligen/Allerseelen mit Gräbergängen,
der Volkstrauertag am letzten Sonntag wie dem Totensonntag
heute mit erneutem Gang zusammen mit der ganzen Familie
zu den Ruhestätten unserer Lieben.

Das erste Adventswochenende steht uns bevor, vielleicht ein
doch trostreicher Gedanke an eine heimelichere Zeit als der
Trauermonat November, der mit den vielen düsteren und
regnerischen Tagen sich alle Ehre machte...


"Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heißt.“
(Romano Guardini)*1

"Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart.“
(Stefan Zweig)*2


*1) Romano Guardini, kath. Priester und Religionsphilosoph,
*17. Feb. 1895 in Verona, +01.Okt.1968 in München.

*2) Stefan Zweig, österr.-britischer Schriftsteller und Übersetzer,
*28. Nov. 1881 in Wien, +23. Nov. 1942 in Petrópolis, Brasilien.

Kerze grau-blau Grabkerze
Spaziergang mit Opa Von Andreas Steinhardt am 24.11.2023 um 14:58 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Gustav Renner.
Was empfinden wir bei einem Spaziergang im November?
Einen immer noch währenden Abschiedsschmerz vom Sommer?
Gar eine Vorfreude auf den Winter, wenn man ihn denn mag?
Hegen wir trübe Gedanken oder genießen wir das Herbstbild
welches sich uns bietet? Träumen wir schon jetzt vom kommenden Frühjahr, welches, mit Verlaub, noch lange auf sich warten lässt?

Allein wenn ich das Wort Spaziergang höre oder lese, fällt mir immer mein Großvater Wilhelm ein. Er ging fast jeden Tag ausgedehnt spazieren, es musste schon Hund und Katz regnen, das er auf seine geliebten Rundgänge durchs Feld, an den Bauernhöfen vorbei, verzichtete.

Gerne erinnere mich zurück, wie ich mit meinem Opa gemeinsam
diese Spaziergänge tätigte, durch das Feld, genannt der alte Kirchweg, oder quer durch den hiesigen Stadtwald mit Gelegenheit zum Besuch eines Spielplatzes. Wilhelm hatte immer viel zu erzählen - und ich als Kind selbstredend auch...langweilig wurde es mit meinem Großvater nie!



Spaziergang

Im Winde knarren
Die alten Föhren
Und schütteln des Regens letzte Tropfen
Auf unser Haupt;
Kein Laut zu hören,
Nur unserer Herzen leises Klopfen.

Noch einmal bricht
Aus schweren Wolken
Die Sonne hervor mit stillem Leuchten,
Im Abendlicht
Aufblüht der See
Und Stämme und Gräser, die regenfeuchten.

Dein Antlitz glüht
In Jugendröte,
In Jugendglück wie in alten Tagen.
Mir ists, als müsste
Wie damals wieder
Ich heisse, tiefe Worte dir sagen.

Gedicht gekürzt

Gustav Renner, *17.10.1866 in Freiburg/Schlesien
(heutiges Świebodzice, poln. Woiwod. Niederschlesien),
+29.05.1945 ebenda.

Renner war deutscher Lyriker, Erzähler, Dramatiker und
Bbliothekar in Berlin.

Kerze grau-braun kreuz
Sonntagsgedicht am Donnerstag Von Andreas Steinhardt am 16.11.2023 um 18:55 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Gedicht von Adolf Schults.

Um direkt Bezug zum Gedicht zu nehmen - Wilhelm war zwar
nicht ungläubig, aber er war auch nicht der Kirchgänger vor dem Herrn.
Meinen Großvater lockte es dann doch mehr in Wald und Feld zum Spaziergang am Sonntagvormittag, als zur Predigt in der hiesigen Josefskirche. "Geht ihr mal! Der Poppek (Name eines Pfarrers) läutet schon! Und betet für mich und meine Sünden" - ja, einen unschlagbaren Humor hatte mein Opa ja...


Sonntag

Sonntag, Sonntag! Horch, der Glocken
lieblich lockender Ton erschallt!
Wie sie dich zur Kirche locken,
locken sie mich zum grünen Wald,

wie verschieden die Wege scheinen,
einem Ziel doch streben sie zu;
denn den Ewigen, Einzig-Einen
suchen wir beide, ich und du.

Gar verschiedene Wege sind es,
doch sie führen zu einem Ziel:
Mir erscheint es im Säuseln des Windes,
dir im wogenden Orgelspiel.

Adolf Schults, dt. Dichter, *05. Juni 1820 in Elberfeld (seit 1930 Teil der neugegründeten Stadt Wuppertal), +02. April 1858 ebenda.

Kerze lila rund
Martinstag Von Andreas Steinhardt am 11.11.2023 um 16:21 | melden

Zum heutigen Martinstag passend, ein schönes Gedicht von Hoffmann Fallersleben.

Auch mit meinem Großvater Wilhelm ging ich öfter zu einem Martinszug in seinem Ortsteil - ich konnte als Kind ja nicht genug
Züge erleben....

Ich erinnere mich aber auch, das Wilhelm mit seinen kleinen Urenkeln
den Martinszug der Kirche mitmachte, mit weit über 80 Jahren, ich selbst wohnte diesen Zügen als Jugendlicher mit meinen kleinen Neffen bei. Einmal wurde ich angesprochen, ob ich nicht eine der Fackeln zur Begleitung des St. Martin hoch zu Ross tragen möchte,
da eine Person ausfiel. Mit Stolz ging ich dem Pferd voraus. Schöne Erinnerungen!

Auch gleich werde ich zu einem Zug gehen, mit vielen erwachsenen Fackelträgern, ganzer Kapelle und anschließendem Martinsspiel mit Umtrunk und Brezeln. Die Kinder brechen dann auf zum Martinssingen, ziehen von Haus zu Haus, ein sehr schöner, traditioneller Akt in einem traditionalistischem Ortsteil, welcher keine Feier, keine folkloristische Aktivität auslässt.


Kinderfest im Herbst

Doch ehe der Herbst uns ganz verläßt,
So bringt er uns noch ein Kinderfest:
Sobald es Abend, zieh’n wir aus
Und wandern singend von Haus zu Haus,

Und bitten dem heiligen Martin zu Ehren
Uns kleinen Kindern was zu bescheeren.
Da reicht man uns Aepfel und Nüsse dar,
Zuweilen auch Honigkuchen sogar.

Wir sprechen unsern Dank dafür aus
Und wandern dann in ein anderes Haus.
Nun laßt uns heute singen auch
Wie’s ist am Martinstag der Brauch!


August Heinrich Hoffmann von Fallersleben,
*02. April 1798 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, seit 1972 zu Wolfsburg,
+19. Januar 1874 in Corvey, heute zur Stadt Höxter, OWL.

Kerze rot lang
Novembergedicht Von Andreas Steinhardt am 06.11.2023 um 14:10 | melden

Zur Gedenkkerze ein nettes, kleines Gedicht von Heinrich Hoffmann.
Stürmische, regnerische Tage liegen hinter uns - und vermutlich noch viele vor uns... vielleicht können die meisten Menschen dieses turbulente Wetter besser im Glanze der kommenden Adventslichter ertragen...

Mein Großvater Wilhelm trotzte jedem Wetter, es schien ihm schier nichts anhaben zu können. Über den Regen oder Sturm mäkeln oder murren? Nein - Wilhelm ging spazieren. "Wofür gibt es denn wohl Schirme, Regenjacken, Handwärmer und festes Schuhwerk?" - wo
er recht hatte, hatte er recht...


November

von Heinrich Hoffmann ("Struwwelpeter")

Trüber Himmel, raue Tage
Kommen sicher jedes Jahr;
Schwere Sorgen, harte Plage,
Jedes Leben bringt sie dar.
Doch bedenkt, die heitern Stunden
Hätten nie euch so beglückt,
Hättet ihr nicht überwunden,
Was in trüben euch bedrückt.

Heinrich Hoffmann, auch "Peter Struwwel" od. "Reimerich Kinderlieb", war ein dt. Lyriker, Kinderbuchautor und Psychiater. Wie man es bei seinem Pseudonym schon beinahe rät, war Hoffmann Verfasser des Struwwelpeter (1844, als Weihnachtsgeschenk für seinen Sohn, Neufassung mit Bebilderung 1858)

Heinrich Hoffmann wurde am 13. Juni 1809 in Frankfurt geboren,
starb am 20. September 1894 ebenda.

Kerze flieder klein
Gedenktage Von Andreas Steinhardt am 01.11.2023 um 19:50 | melden

Am heutigen Hochfest Allerheiligen und zum morgigen Gedenktag Allerseelen zur Gedenkkerze ein Gedicht von Franz Reinhold Fuchs.

Unsere Kirch- und Gräbergänge sind für heute beendet, Wilhelms
Grab wird - wie das Grabmal seiner Tochter Gerda - in Kürze eingeebnet. Mein Großvater starb etwa ein halbes Jahr vor meiner Mutter, die 30 Jahre "Ruhefrist" sind auf dem hiesigen Friedhof nun schon fünf Monate überschritten, was Wilhelms Ruhestätte betrifft.
Ein eigenartiges Gefühl, in Kürze die beiden Gräber nicht mehr zu sehen. Meines Vaters Grab wurde schon eingeebnet, es ist aber dort eine Rasenfläche entstanden, man erkennt die Konturen seiner Ruhestätte immer noch.

Ich Gedenke mit dieser Kerze besonders den Vorfahren meines Großvaters, seinen Eltern Johann und Maria Elisabeth, seinen Großeltern Josef und Maria wie Jakob und Sophia, seinen und
meinen weiteren Ahnen, dessen Namen vermutlich niemand
mehr kennt, seinem Bruder Theodor und seiner Schwester Maria.


Allerseelen

Welch traumhaft stilles Schreiten
Den fahlen Hain entlang!
Rings müder Blätter Gleiten,
Und über Stoppelbreiten
Verlorner Glockenklang.

Was je dein Herz besessen
An Hoffnung, Glück und Leid,
Was unter Gruftzypressen
Geschlummert, halbvergessen,
Gibt klagend dir Geleit.

Gestalten, längst entschwunden,
Brechen des Grabes Bann:
Neu bluten alte Wunden,
Und tote Wonnestunden
Lächeln dich schmerzlich an.

Herz, heiß die Sehnsucht schweigen,
Die um Vergangnes wirbt! –
Die ew’gen Sterne steigen,
Die Heimat dir zu zeigen,
Wo jede Klage stirbt!

Franz Reinhold Fuchs, dt. Pädagoge und Dichter, * 08. Juni 1858 in Leipzig, +12. Mai 1938 in Dresden.

Kerze rot Grabkerze
Wilhelm und der Wörthersee Von Andreas Steinhardt am 24.10.2023 um 15:43 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Hugo von Hofmannsthal. Wilhelm verreise nicht viel - ehrlich gesagt erinnere ich mich nur an einen Reisebericht. Mein Großvater wollte im Prinzip nie fort von seinem Haus, seinem Garten, seinem gemütlichen Platz unter dem alten Kirsch- und auch Apfelbaum.

"Ich war einmal am Wörthersee" oder: " Mensch, was war es schön am Wörthersee" - ich kann gar nicht sagen, wie oft mir Wilhelm von seiner
(vermeintlich einzigen) größeren Reise nach Kärnten erzählte. Es muß meinen Opa schwer beeindruckt haben. Dieses eine Mal reichte ihm
offenbar für das ganze Leben. Ihm fiel immer etwas anderes ein, was er denn unten in Österreich in jenen zwei Wochen seines Lebens alles sah und erlebte. Er war ganz kein junger Mann mehr, schon Rentner, und wurde von seiner jüngeren Tochter, meiner Tante, in diesen Urlaub mitgenommen.

Wie schön bodenständig dieser Mann doch war! Einmal zum Wörthersee und zurück - und Wilhelm hatte ein Leben lang etwas
zu erzählen...

Bei Interesse lesen Sie doch einmal im Netz die Legende der Entstehung des Wörthersees - vielleicht kann man dann folgende,
etwas irritierenden Verse des österreichischen Dichters auch
besser einordnen...


Reiselied

Wasser stürzt, uns zu verschlingen,
Rollt der Fels, uns zu erschlagen,
Kommen schon auf starken Schwingen
Vögel her, uns fortzutragen.

Aber unten liegt ein Land,
Früchte spiegelnd ohne Ende
In den alterslosen Seen.

Marmorstirn und Brunnenrand
Steigt aus blumigem Gelände,
Und die leichten Winde wehn.

Hugo Laurenz August Hofmann, Edler von Hofmannsthal,
*01. Feb. 1874 in Wien, +15. Juli 1929 in Rodaun, seit 1938
zu Wien. Hofmannsthal war österr. Schriftsteller, Dramatiker,
Lyriker und Mitbegründer der Salzburger Festspiele.

Kerze orange lang
Lied im Herbst Von Andreas Steinhardt am 13.10.2023 um 17:33 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von "Klabund" *)

Der Herbst kündigt sich machtvoll an, falls man ihn bisher noch nicht so ganz bemerkt haben sollte - nun steht er direkt vor der Tür. Ein Wetterwechsel kündigt sich an, von windigem, wolkenverhangenen und schwülen 23°C am heutigen Tag zu kühlen 10°C am morgigen Samstag.

Wilhelm mochte den Herbst, machte auch bei starkem Wind und bei Regenwetter ausgedehnte Spaziergänge, lobte die gute Luft und beobachtete stets das wechselnde Wolkenspiel am Himmel...ich tue es meinem Großvater gleich...


Lied im Herbst

Wie Krieger in Zinnober
Stehn Bäume auf der Wacht.
Ich taumle durch Oktober
Und Nacht.

Blut klebt an meinem Rocke.
Mein Weg ist weit und lang.
Des Tales dunkle Glocke
Verklang.

Auf einem schwarzen Pferde
Reit ich von Stern zu Stern.
Die Sonne und die Erde
Sind fern.

Ich bin von vielen Winden
Zu Gott emporgereicht.
Werd ich den Frühling finden?
Vielleicht ...

*) "Klabund", eigentlich Alfred Georg Hermann Henschke, das Pseudonym ist eine Zusammensetzung aus "Klabautermann
und Vagabund"

*04.11.1890 in Crossen/Oder, Brandenburg,
+14.08.1928 in Davos, Graubünden, CH

Kerze lila geschwungen
Ein Herbstgedicht Von Andreas Steinhardt am 09.10.2023 um 23:17 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Herbstgedicht von Stephan von Millenkovich (Pseudonym Stephan Milow).

Nun, dieser Oktober ist bisher ziemlich mild und trocken - ich erinnere mich an ganz andere Oktober, mit Regen und Sturm.

im folgenden Gedicht sieht Milow den Oktober nicht als "das Ende, das Sterben" an, beleuchtet den Sinn des Herbstes, mit einem weitem Blick,
früh vorausschauend und hoffend auf ein noch fernes Frühjahr...

Für Wilhelm. Für Axel.


Ist das ein Sterben? ...

Ist das ein Sterben? Menschen regen
Sich munter auf dem Ackerland;
Hier führt der eine heim den Segen,
Dort streut das Korn des andern Hand.

Mich dünkt, ich seh’ erst jetzt das Leben
So voll gestillt wie hoffnungsreich:
Was kann es Schöneres denn geben,
Als ernten und auch sä’n zugleich?

Stephan von Millenkovich, Pseudonym Stephan Milow,
* 09. März 1836 in Orschowa, österr. Kaiserreich (heute wieder
Oršova, Rumänien), + 12. März 1915 in Mödling, Niederösterreich.

Millenkovich war österr.-rumänischer Lyriker, Erzähler und Kartograph.

Kerze rost rund
Oktobersommer Von Andreas Steinhardt am 02.10.2023 um 22:06 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Herbstgedicht von Friedrich Hebbel.

Haben Sie diesen sehr warmen Oktobertag in vollen Zügen genossen? Schon ungewöhnlich, ich erinnere mich an recht kühle und stürmische erste Oktobertage, und auch nicht wenige verregnete Feiertage der Deutschen Einheit. Nun, morgen soll es tatsächlich etwas unbeständig werden, aber die Wetterprognose für die darauffolgenden Tage sieht durchweg sonnig und mild aus.

Wilhelm säße bei diesen ungewöhnlich warmen Oktobertagen sicherlich unter seinem alten Apfelbaum oder dem Birnbaum, bis
die Sonne sich neigen würde...

"Dies ist ein Herbsttag wie ich keinen sah", so beginnt das Gedicht von Friedrich Hebbel, wir könnten dem heute durchweg zustimmen...


Herbstbild

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält;
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.

Friedrich Hebbel, früheres Pseudonym Dr. J. F. Franz,
*18. März 1813 in Wesselburen/Dithmarschen, heutiges
Schleswig-Holstein, +13. Dezember 1863 in Wien.

Hebbel war deutscher Dramatiker, Lyriker und Erzähler "Maria Magdalena", sehenswert das Hebbel-Museum in Wesselburen
mit 550 Exponaten.

Kerze rot viereckig
Gedicht zum Herbstbeginn Von Andreas Steinhardt am 24.09.2023 um 14:23 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Georg Heym, passend zum gestrigen meteorologischen Herbstanfang. Wilhelm mochte den Herbst, er war retativ Wetter- und Jahreszeiten unabhängig, ein Murren über das zu stürmische oder regnerische Wetter hab es bei ihm nicht. Staunend und neugierig beobachte mein Opa Willi die Wetterentwicklung im Herbst, machte ausgedehnte Spaziergänge durch das umhertreibende Laub. "Endlich kann man wieder richtig durchatmen" hörte ich öfter
von meinem Großvater bei gemeinsamen Spaziergängen.in meiner Kindheit. Ich stimme dem voll zu...

Für Wilhelm. Für Axel.


Der Herbst

Viele Drachen stehen in dem Winde,
Tanzend in der weiten Lüfte Reich.
Kinder stehn im Feld in dünnen Kleidern,
Sommersprossig und mit Stirnen bleich.

In dem Meer der goldnen Stoppeln segeln
Kleine Schiffe, weiß und leicht erbaut;
Und in Träumen seiner leichten Weite
Sinkt der Himmel wolkenüberblaut.

Weit gerückt in unbewegter Ruhe
Steht der Wald wie eine rote Stadt.
Und des Herbstes goldne Flaggen hängen
Von den höchsten Türmen schwer und matt.

Georg Friedrich Franz Artur Heym, *30. Oktober 1887 in
Hirschberg, Schlesien (heute Jelenia Góra, poln. Niederschlesien)
+16. Januar 1912 in Gatow, Osthavelland, seit 1920 eingemeindet
zum Berliner Stadtbezirk Spandau.

Heym gilt als einer der wichtigsten Lyriker des früheren literarischen
Expressionismus.

Kerze orange lang
Septembertag Von Andreas Steinhardt am 17.09.2023 um 18:17 | melden

Zur Gedenkkerze ein kleines Gedicht passend zur Jahreszeit von Christian Morgenstern. Nach dem warmen, sonnigen Wochenende stehen uns nun durchwachsenere Tage bevor, die Ausläufer des Hurrikan ziehen auch durch unser Land, mit Wind und Gewitter.
Bleiben Sie standhaft!

Für Wilhelm. Für Axel.

Septembertag

Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit,
die dich befreit, zugleich sie dich bedrängt;
wenn das kristallene Gewand der Wahrheit
sein kühler Geist um Wald und Berge hängt.
Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit.

Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern,
*06. Mai 1871 in München, +31. März 1914 in
Untermais, Tirol

Kerze blau klein
Geburtstag von Wilhelms erstem Urenkel Von Andreas Steinhardt am 09.09.2023 um 20:40 | melden

Zur Gedenkkerze für meinen Großvater eine Erinnerung an den 09.09.1983, dem Geburtstag seines ersten Urenkels Lars, dem
ältesten Sohn meines im Dezember 2021 verstorbenen Bruders
Axel.

Mein Neffe ist heute 40. Jahre alt geworden, verzichtete allerdings
auf eine Feier. Ich kann dies durchaus nachvollziehen, zu meinem
40. Geburtstag "flüchtete" ich ein paar Tage auf Sylt. Ich gehöre zu denjenigen, die den Hype um Geburtstage nicht nachvollziehen können.

Zurück zu Wilhelms erstem Urenkel Lars: Als mein Neffe heute vor 40 Jahren geboren wurde, ich war gerade erst mal 13 Jahre alt und bis dato der jüngste in der gesamten Familie, war ich unglaublich stolz Onkel zu werden, es war für mich wir die Geburt eines kleinen Bruders.
Mein Großvater Willi war zu diesem Zeitpunkt 79 Jahre alt - er konnte seinen ersten Urenkel noch fast 10 Jahre erleben. Knapp drei Jahre später wurde Wilhelm zum zweiten Male Urgroßvater.

Nachts um etwa 3 Uhr bekamen wir den Anruf, das Lars das Licht der Welt erblickte. Mit Schlafen war nun nichts mehr...in der Schule hang ich ziemlich durch, schon am Nachmittag konnte ich im hiesigen Hospital einen ersten Blick auf meinen kleinen Neffen werfen. Und Wilhelm war sehr stolz, zum ersten Mal Urgroßvater zu sein! Es begann eine unglaublich aufregende und wunderschöne Zeit, Lars aufwachsen zu sehen. Eine Lebensbereicherung für uns alle!

Aber auch an diesem Tag denke ich an meinen verstorbenen Bruder Axel, der den runden Geburtstag seines Sohnes nicht mehr miterleben kann.

Diese Gedenkkerze widme ich heute Wihelm und Axel.

Kerze gelb lang
Septembermorgen Von Andreas Steinhardt am 04.09.2023 um 19:30 | melden

Zur Gedenkkerze ein schönes, kleines Gedicht von Eduard Morike.

Freuen Sie sich über diese warmen Septembertage? Das der Frühherbst uns mit viel Sonnenschein verwöhnt?

Mein Großvater Willi würde in diesen Tagen unter seinem Apfelbaum sitzen, an ganz heißen Tagen auf dem Gartenstuhl im Schatten des mächtigen, alten Kirschbaums...

Für Wilhelm. Für Axel.


Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

Eduard Morike, *18. Sept. 1804 in Ludwigsburg, Kurfürstentum Württemberg, +04. Juni 1875 in Stuttgart, Königreich Württemberg
(ab 1806)

Kerze orange rund
Gedicht zur Erntezeit Von Andreas Steinhardt am 26.08.2023 um 18:52 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum Augustende und zur Erntezeit von Julius Sturm. Passend vielleicht nicht zur derzeitig weniger üppig ausfallenden Ernte, wie beim Gedanken an Kornkrisen mit Blick auf ukrainisches Getreide. Trotz diesem grotesken Widerspruchs möchte ich dieses Gedicht doch verwenden, rückblickend auf bessere Tage, vorausschauend und zart hoffnungsvoll auf wieder bessere Zeiten.

Dieses Gedicht habe ich auch heute auf die Gedenkseite meiner Mutter, Wilhelms Tochter Gerda Sophia Steinhardt, gestellt.

Für Wilhelm. Für Axel.

Erntefestlied

Wagen auf Wagen schwankte herein,
Scheune und Böden wurden zu klein:
Danket dem Herrn und preist seine Macht,
glücklich ist wieder die Ernte vollbracht.

Hoch auf der Fichte flattert der Kranz,
Geigen und Brummbass laden zum Tanz;
leicht wird das Leben trotz Mühe und Plag’,
krönet die Arbeit ein festlicher Tag.

Seht ihr der Kinder fröhliche Schar,
blühende Wangen, goldlockiges Haar?
Hört ihr sie jubeln? O liebliches Los,
fällt ihnen reif doch die Frucht in den Schoß!

Wir aber furchen, den Pflug in der Hand,
morgen geschäftig aufs neue das Land;
ewig da reiht, nach des Ewigen Rat,
Saat sich an Ernte und Ernte an Saat.

Pfarrer Julius Carl Reinhold Sturm, auch "Julius Stern",
*31. Juli 1816 in Köstritz, +02. Mai 1896 in Leipzig.
Sein ältester Sohn August war ebenfalls Verfasser von
Gedichten und anderen Werken, sein jüngerer Sohn Heinrich
war bis 1917 Oberbürgermeister von Chemnitz.

Kerze hellgrün geschwungen
Schwebende Zukunft Von Andreas Steinhardt am 19.08.2023 um 19:14 | melden

Zur Gedenkkerze ein schönes Sommergedicht von Joachim Ringelnatz. Mein sehr humorvoller Opa Willi trug mir einst einige heutere Gedichte von Ringelnatz vor, teilweise auswendig, andere las er aus einem kleinen Sammelband vor.

Einige dieser Verse von Ringelnatz sind schon von sehr deftigem Humor, welche man nur schwer für die Gedenkseiten verwenden kann.

Ich glaube dieses, auch passend zum August, läd zumindest zum Schmunzeln ein...

Für meinen heiteren Opa.


Schwebende Zukunft

Habt ihr einen Kummer in der Brust
Anfang August,
Seht euch einmal bewußt an,
Was wir als Kinder übersahn.

Da schickt der Löwenzahn
Seinen Samen fort in die Luft.
Der ist so leicht wie Duft
Und sinnreich rund umgeben
Von Faserstrahlen, zart wie Spinneweben.

Und er reist hoch über euer Dach,
Von Winden, schon vom Hauch gepustet.
Wenn einer von euch hustet,
Wirkt das auf ihn wie Krach,
Und er entweicht.

Luftglücklich leicht.
Wird sich sanft wo in Erde betten.
Und im Nächstjahr stehnen dort,
die fetten, goldigen Rosetten,
Kuhblumen, die wir als Kind übersehn.

Zartheit und Freimut lenken
Wieder später deren Samen Fahrt.
Flöge doch unser aller Zukunftsdenken
So frei aus und so zart.


Joachim Ringelnatz (eigentl. Hans-Gustav Bötticher),
*06. August 1883 in Wurzen, heute Große Kreisstadt im
Landkreis Leipzig), +17. Nov. 1934 in Berlin.

Ringelnatz war dt. Dichter und Lyriker, Schriftsteller, Erzähler, Kabarettist und auch Maler.

Kerze rot lang
Atemloser August Von Andreas Steinhardt am 09.08.2023 um 18:33 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Max Dauthendey, welches ganz gut zum Monat der Meteoritenschauer passt.

Diese Gedenkkerze widme ich meinem Großvater Wilhelm und meinem Bruder Axel.

Atemloser August

Sommermonde machen Stroh aus Erde,
Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde,
Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden,
Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen.
Blumen nahen sich mit großen Köpfen, und scharlachen,
Blau und grün und gelb ist das Gartenbeet, hell zum Greifen,
Als ob grell mit Pfauenschweifen ein Komet vorüberweht.
Und mein Blut, das atemlos bei den sieben Farbenstreifen
stille steht...Fragt sich: wenn die Blum, Baum und Felder sich verschieben, ob zwei Menschen, wenn die Welt vergeht.
Zweie, die sich lieben, nicht von allen Wundern übrig blieben.

Max Dauthendey, * 25.07. 1860 in Würzburg, + 29.08.1918 in Malang, Indonesien

Kerze orange klein
Neue Bilder im Album Von Andreas Steinhardt am 22.07.2023 um 20:05 | melden

Zur Gedenkkerze der Hinweis - ich habe 7 neue Bilder dem Album hinzugefügt, Aufnahme 7 - 13 der Album-Reihenfolge.

Vor 2 Tagen bekam ich von Wilhelms Tochter Dorothea einige alte Bilder an die Hand, welche ich nun digitalisiert habe.

Bild 7 und 8 des Albums zeigt meinen Großvater Wilhelm als noch recht jungen Mann.

Foto 9 zeigt Wilhelm mit seiner Ehefrau Theresia (auch eigene Gedenkseite, Theresia Remiorz) und ihren beiden Töchtern Gerda (meiner Mutter, eigene Gedenkseite Gerda Steinhardt) wie meiner Tante Dorothea.

Auf Bild 10 sehen Sie beide Töchter in jungen Jahren, Aufnahme 11
als Kinder anlässlich der Erstkommunion von Gerda.

Aufnahme Nr. 12 des Albums zeigt Wilhelms Ehefrau Theresia.

Das letzte Foto im Album zeigt Wilhelm und Theresia bei einer großen Familienfeier zwischen 1987-1990.

Kerze gelb geschwungen
Das ist seltsam mit dem Alter Von Andreas Steinhardt am 16.07.2023 um 17:24 | melden

Zur Gedenkkerze ein heiteres Gedicht über das Alter(n) von Fritz Kukuk. Es gibt von Seiten meiner Partnerin ein Verwandtschafts- verhältnis zum Dichter, ihre Mutter war eine geborene Kukuk aus demselben Ort, Himmighausen in Ostwestfalen.

Meinem humorvollen Opa Willi hätte dieses Gedicht sicherlich auch sehr gefallen.


Das ist Seltsam mit dem Alter!

von Fritz Kukuk


Wenn man zehn ist und noch Kind,
weiß man glasklar, dass das Alter um die zwanzig rum beginnt.

Ist man aber selber zwanzig,
denkt man nicht mehr ganz so steif,
glaubt jedoch, genau mit vierzig ist man für den Sperrmüll reif.

Vierziger; schon etwas weiser
und vom Lebenskampf geprägt,
haben den Beginn des Alters auf Punkt sechzig festgelegt.

Sechziger, mit Hang zum Grübeln,
sagen dumpf wie ein Fagott,
achtzig ist die Altersgrenze und von da an sei man Schrott.

Doch die Achtziger, die Klugen,
denken überhaupt nicht dran,
leben, lieben, lachen weiter, Alter fängt mit hundert an.


Fritz Kukuk, *09.06.1905 in Himmighausen (heute zur Stadt Nieheim, Ostwestfalen gehörend), +24.12.1987 ebenda.

Seit 1934 schrieb Fritz Kukuk hauptsächlich Gedichte und erlangte mit seinen Werken überregionale Bekanntheit. Er bekam 1980 das Bundesverdienstkreuz für die Heimatdichtung wie die Erforschung von literarischen Werken verliehen, Darüber hinaus fand sein Werk aber auch internationale Anerkennung: So wurde Fritz Kukuk u. a. die Ehre zuteil, auch im Jahre 1980 vom Nestor der schwedischen Germanistik für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen zu werden. Ehrenamtlich war Fritz Kukuk als Consul de Mexico für Westfalen tätig.

Kerze hellgrün lang
Hab Sonne im Herzen Von Andreas Steinhardt am 05.07.2023 um 15:34 | melden

Zur Gedenkkerze ein meiner Meinung nach schönes, weises Gedicht von Cäsar Flaischlen.

Die Verse passen sehr gut zu meinem Großvater Wilhelm - er hatte auch stets Sonne im Herzen und ein Lied auf den Lippen - er konnte Menschen motivieren, zum Lachen bringen, aufbauen, trösten...


Hab Sonne im Herzen


von Cäsar Flaischlen


Hab Sonne im Herzen,
ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit ...
hab Sonne im Herzen,
dann komme was mag:
Das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!

Hab ein Lied auf den Lippen
mit fröhlichem Klang,
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang ...
hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme was mag:
Das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!

Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!

Cäsar Otto Hugo Flaischlen, *12. Mai 1864 in Stuttgart,
+16. Oktober 1920 im Sanatorium Horreck in Gundelsheim.

Kerze orange klein
Wilhelms Todestag und John Wayne Von Andreas Steinhardt am 24.06.2023 um 23:36 | melden

Vor 30 Jahren starb Wilhelm im Alter von 89 Jahren nach kurzer Krankheit im Hospital. Er war ein äußerst humorvoller Großvater, der immer einen Scherz auf den Lippen hatte, immer sehr heitere Anekdoten erzählte. Als 1979 der amerik. Schauspieler John Wayne starb, titelte ein großes deutsches Boulevardblatt die Schlagzeile:
"Er starb wie ein Held" - Wilhelm sagte zu mir: "...das werden sie über mich nicht schreiben, wenn ich einmal sterbe!" - ...doch, Opa, Du bist wie ein Held gestorben, mit einem Lächeln im Gesicht, einem letzten Scherz auf den Lippen und ohne Furcht. Und ich schreibe es DOCH über Dich: "Wilhelm Remiorz starb wie ein Held"

-

Inschrift auf John Waynes Grabstein:

„Der morgige Tag ist das Wichtigste im Leben. Er kommt zu uns um Mitternacht – ganz rein. Er ist makellos, wenn er ankommt, und gibt sich in unsere Hände. Er hofft, dass wir vom Gestern etwas gelernt haben.“

John Wayne, 26.05.1907 in Winterset, Iowa, +11.06.1979 in L.A. *)

*) vergleiche John Waynes und Wilhelms Geburts- und Todesdaten

Kerze grau-blau Grabkerze
Zitate vom Mark Twain Von Andreas Steinhardt am 09.06.2023 um 19:56 | melden

Zur Gedenkkerze ein paar Zitate von Mark Twain. Ich merkte erst jetzt, wieviele bekannte Zitate seiner wir so täglich um uns werfen. Mein Opa Wilhelm hatte so einige in petto.

Genießen sie die sehr warmen Junitage gerade in vollen Zügen? Oder ist es Ihnen ein Greuel? Wilhelm säße jetzt im Schatten seines alten Kirschbaums und würde zitieren, Andekdoten erzählen - und vielleicht ein wenig über die Hitze stöhnen...aber nur ein wenig!

Für Wilhelm. Für Axel.


Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war.

Ehe man anfängt seine Feinde zu lieben, sollte man seine Freunde besser behandeln.

Die Wahrheit ist das kostbarste, was wir haben - gehen wir sparsam damit um!

Als ich 14 war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Als ich 21 war, war ich verblüfft, wieviel er in 7 Jahren dazu gelernt hatte...

Mark Twain, eigentl. Samuel Langhorne Clemens, *30.11.1835 in Florida (Ort in Missouri), +21.04.1910 in Redding, Connecticut.

Kerze dunkelgrün geschwungen
Schöne Junitage Von Andreas Steinhardt am 05.06.2023 um 17:56 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Detlev von Liliencron. Lieben Sie den Juni? Denken Sie "endlich der erste Sommermonat?" Viele sagen "bloß keinen Regen" - allerdings wäre es schön, wenn es doch mal öfter regnen würde - denken Sie an die Natur. Die Wiesen sind bei uns schon gelb, die Bäume verlieren nicht wenige grüne Blätter...

Für Wilhelm. Für Axel.

Schöne Junitage

Mitternacht, die Gärten lauschen,
Flüsterwort und Liebeskuss,
Bis der letzte Klang verklungen,
Weil nun alles schlafen muss –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Sonnengrüner Rosengarten,
Sonnenweiße Stromesflut,
Sonnenstiller Morgenfriede,
Der auf Baum und Beeten ruht –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Straßentreiben, fern, verworren,
Reicher Mann und Bettelkind,
Myrtenkränze, Leichenzüge,
Tausendfältig Leben rinnt –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Langsam graut der Abend nieder,
Milde wird die harte Welt,
Und das Herz macht seinen Frieden,
Und zum Kinde wird der Held –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Detlev von Liliencron, *1844 in Kiel, +1909 in Alt-Rahlstedt (ab1937
zu Hamburg, Stadtbezirk Wandsbek)

Liliencron war dt. Lyriker, Prosa- und Bühnenautor.

Kerze gelb lang
Zum Geburtstag Von Andreas Steinhardt am 27.05.2023 um 00:51 | melden

Heute vor 119 Jahren wurde mein Großvater Wilhelm, vom Familienstamm Schlesier, in Bottrop geboren. Ein Original erblickte
das Licht der Welt, eine Frohnatur, ein unglaublich humorvoller
Mensch - er sollte viele Menschen fröhlich und glücklich machen.

In 4 Wochen jährt sich Wilhelms Todestag - 30 Jahre ist es jetzt schon her.

Wilhelms Geburtsjahr 1904 - was war das für eine Zeit? Vor fast 120 Jahren? Können wir es uns vorstellen, in dieser Zeit zu leben?

Kaiser Wilhelm ll. war Staatsoberhaupt, Bernhard von Bülow Reichskanzler.

Das Kinderschutzgesetz trat in Kraft, die Arbeit von Kindern unter 12 wurde in allen Betrieben verboten.

Wilhelm musste aber auch bereits mit 14 Jahren eine Bergmannslehre beginnen.

Sein Lieblingsclub FC.Schalke 04 wurde gegründet, noch unter dem Namen Westfalia Schalke.

Die FIFA wurde ebenfalls gegründet.

Die beliebtesten Vornamen 1904 waren u. a. Maria, Helene und Erna, Hans, Paul, Otto und Walter.

Ich werde am heutigen Tag viel an meinem Opa denken - an seine tollen Geburtstagsfeiern mit vielen Gästen, und ich werde viel lächeln, wenn mir einige seiner Späße einfallen...

Kerze türkis dunkel rund
Humor und Lachen Von Andreas Steinhardt am 16.05.2023 um 12:47 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Emil Rittershaus.
Wilhelm hatte einen exorbitanten Humor, lachte sehr viel. Ähnlich wie in den Versen von Rittershaus " Komm! Laß uns einen Scherz erzählen" sagte mein Großvater so oft: "Ich muß Dir mal einen Spaß erzählen" - es handelte sich dabei fast ausschließlich über selbst erlebte Anekdoten - Wilhelm hatte die Gabe, viel aufs Korn zu nehmen, das Leben von der heiteren Seite zu betrachten. Und darum ging es ihm im Prinzip immer gut. Manchmal gelingt mir dies auch - meines Erachtens viel häufiger als meinen Mitmenschen - aber es ist nicht so einfach, immer alles von der humorvollen Seite zu betrachten. Ich habe einen Freund, der scheinbar alles humoristisch betrachtet kann - derweil ist dies aber auch sehr anstrengend. Ich bin zufrieden mit meiner Mischung aus objektiver Betrachtungsweise, einer großen Portion Melancholie - und manchmal bin ich auch "Wilhelm" - Gott sei Dank!



Ihr, die ihr allen Scherz vernehmet,
Laßt dem Humor das Spiel beim Krug!
Wer nie zum Denken sich bequemet,
Hat doch zum Lästern Witz genug!
Da trifft der Pfeil den Armen, Schwachen,
Da will nicht die Verleumdung ruhn! –
Viel besser ists beim Scherz zu lachen,
Als seinem Nächsten weh zu tun!

Bevor die bösen Reden fallen,
Bring heitrer Sinn das Blut in Fluß. –
Ach, auch der Klügste unter Allen
Liebt ja nicht immer Spiritus!
Warum sich stets zum Ernste quälen?
Ein jedes Ding zu seiner Stund! –
Komm! Laß uns einen Scherz erzählen!
Man lacht – und Lachen ist gesund!

Emil Rittershaus, *03. April 1834 in Barmen (heute zu Wuppertal),
+03.. März 1897 ebenda. Rittershaus war ein westfälischer Lyriker
und Rezitator, sehr bekannt sein "Westfalenlied"

Kerze hellgrün geschwungen
Frühlingsglaube Von Andreas Steinhardt am 05.05.2023 um 14:37 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Uhland.

Für Wilhelm. Für Axel.


Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal;
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Johannes Ludwig "Louis" Uhland, *26.04.1787 in Tübingen,
+ 13.11.1862 ebenda.

Kerze gelb klein
Im April Von Andreas Steinhardt am 28.04.2023 um 00:00 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Emanuel Geibel. Der kälteste und nasseste April seit vielen Jahrzehnten geht bald zuneige. Sind Sie dem launischen Wetter bereits überdrüssig? Ich mag es so, ich bin ein Freund des kühleren, wechselhafteren Wetters. Wilhelm kam prächtig mit jeder Jahreszeit zurecht, er war aber auch sicherlich kein überzeugter Sonnenanbeter...was habe ich derweil schon für Anfeindungen erfahren, wenn man sich als Herbst- und Winterfan outet? Man sei verrückt! Gott sei Dank kenne ich auch einige andere Menschen, die doch mehr "Isländer*in" als "Australier*in" sind... besonders, wenn man Hitze nicht verträgt, unter Pollinosis und Sonnenallergie leidet. Der nächste Herbst kommt bestimmt...ich gönne aber auch jedem seine Freude auf einen sonnigen, warmen Sommer...

Im April

Du feuchter Frühlingsabend,
Wie hab’ ich dich so gern!
Der Himmel wolkenverhangen,
Nur hie und da ein Stern.

Wie leiser Liebesodem
Hauchet so lau die Luft,
Es steigt aus allen Talen
Ein warmer Veilchenduft.

Ich möcht’ ein Lied ersinnen,
Das diesem Abend gleich,
Und kann den Klang nicht finden,
So dunkel, mild und weich.

Emanuel Geibel, * 17.10.1815 in Lübeck, + 06.04. 1884 ebenda.

Kerze rot lang
Gedicht von Storm Von Andreas Steinhardt am 20.04.2023 um 19:07 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Theodor Storm.

Warten Sie auf mehr Sonne, weniger Regen, wärmere Temperaturen? In unseren Breitengraden, wahrscheinlich in den meisten Gebieten unseres Landes ist dieser April ja sehr durchwachsen, recht kühl. Mir gefällt es, ich mag dieses Wetter. Mein Opa Willi kam im Prinzip mit jeder Jahreszeit zurecht, zu warm mochte er es allerdings nicht.

Für Wilhelm. Für Axel.

April

Das ist die Drossel, die da schlägt,
Der Frühling, der mein Herz bewegt;
Ich fühle, die sich hold bezeigen,
Die Geister aus der Erde steigen.
Das Leben fließet wie ein Traum -
Mir ist wie Blume, Blatt und Baum.

Theodor Storm, *14.09.1817 in Husum, + 04.1888 in Hanerau-Hademarschen, heute Kreis Rendsburg-Eckernförde

Kerze dunkelgrün geschwungen
April Von Andreas Steinhardt am 11.04.2023 um 17:09 | melden

Zur Gedenkkerze ein schönes, nettes Gedicht von Julius Rodenberg über den April.

Für Wilhelm. Für Axel.

April

Bald ein raues kaltes Rauschen,
Dass der dunkle Forst erkracht;
Bald ein Flüstern, Kosen, Lauschen,
Wie die stillste Frühlingsnacht.

Bald der Himmel, bald die Sonne,
Bald die Wolken, bald der Schnee –
Wie der Liebe erste Wonne,
Wie der Liebe erstes Weh.

Bald das Jauchzen, bald die Trauer
In der aufgeregten Brust –
Und noch halb in Winterschauer,
Und schon halb in Frühlingslust.

Bald ein ungestümes Ringen,
Bald ein Frieden sonntagsstill –
O, was wirst du mir noch bringen
Schöner, stürmischer April?

Julius Rodenberg (eigentl. Julius Levy), dt. Journalist und Schriftsteller, * 26. Juni 1831 in Rodenberg, heute Kreis Schaumburg, NI, + 11. Juli 1924 in Berlin.

Kerze gelb klein
Gedicht von Theodor Storm Von Andreas Steinhardt am 23.03.2023 um 20:32 | melden

Zur Gedenkkerze ein kurzes Gedicht von Theodor Storm.

Wilhelm mochte Gedichte sehr gerne, er las mir aus einem kleinen vergilbten Büchlein meist kurze und heitere Verse vor.
Einige konnte er auswendig, und trug sie gerne, passend zur Jahreszeit, vor. So fand ich schon als Kind Zugang zu Gedichten, und versuchte mich daran - nun, ich lese sie lieber - und lasse besser das Reimen...

Für Wilhelm. Für Axel.

März

Und aus der Erde schauet nur
Alleine noch Schneeglöckchen;
So kalt, so kalt ist noch die Flur,
Es friert im weißen Röckchen.

Hans Theodor Woldsen Storm
*14.09.1817 in Husum
+04.07.1888 in Hanerau-Hademarschen, heute Kreis Rendsburg-Eckernförde

Kerze lila rund
Märztag Von Andreas Steinhardt am 20.03.2023 um 18:37 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Detlev von Liliencron.

Für Wilhelm. Für Axel.


Märztag

von Detlev von Liliencron

Wolkenschatten fliehen über Felder,
Blau umdunstet stehen ferne Wälder.

Kraniche, die hoch die Luft durchpflügen,
Kommen schreiend an in Wanderzügen.

Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen,
Überall ein erstes Frühlingslärmen.

Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder;
Kurzes Glück träumt durch die weiten Länder.

Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen;
Wollt es halten, musst es schwimmen lassen.

Detlev von Liliencron, eigentl. Friedrich Adolf Axel Freiherr von Liliencron, dt. Lyriker, Prosa- und Bühnenautor, * 03. Juni 1844 in Kiel,
+ 22. Juli 1909 in Alt-Rahlstedt, seit 1937 zur Stadt Hamburg gehörend.

Kerze hellgrün geschwungen
Humor Von Andreas Steinhardt am 08.03.2023 um 21:42 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Fred Endrikat über den Humor.
Wilhelm war einer der humorvollsten Menschen, die ich jemals kannte. Ein Typ vom Schlage eines Heinz Erhardt, ohne damit zu übertreiben.
Sicherlich passend dazu folgende Verse:

Für Wilhelm. Für Axel.

Der Humor

Humor ist sozusagen unser Senf des Lebens.
Er macht ein Stücklein trocken Brot zum Leibgericht.
Wer ihn nicht selbst besitzt, der hamstert ihn vergebens,
so hat man ihn entweder - oder hat ihn nicht.

Humor ist schwierig oder gar nicht zu ergründen.
Er ist stets taktvoll, niemals vorlaut und nicht spitz.
Humor ist zu erleben und nicht zu erfinden,
im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder Witz.

Humor ist unser Freund in allen Lebenslagen,
weil er dem Herz entspringt und nicht dem Intellekt.
Man kann zum Beispiel mit Humor die Wahrheit sagen,
so dass sie uns bekommt und halb so bitter schmeckt.

Humor blüht auch an kühlen Dauerregentagen
und stimmt uns fröhlich, wenn es noch so schaurig ist.
Ja, mit Humor lässt sich sogar ein Humorist ertragen,
und wenn er wirklich noch so traurig ist.

Fred Endrikat, Schriftsteller, Dichter und Kabarettist, * 07. Juni 1890 in Nakel an der Netze, Pommern, aufgewachsen im Ruhrgebiet, + 12. August 1942 in München. Seinerzeit galt Endrikat als äußerst populär.

Kerze gelb geschwungen
Willi und Theo Von Andreas Steinhardt am 26.02.2023 um 20:07 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Fred Endrikat.

Diese Kerze widme ich Wilhelm und seinem Bruder Theodor, meinem Großonkel.

Mein Großvater Willi war ein sehr bodenständiger Mann, fuhr nie in den Urlaub, hatte Angst etwas daheim zu verpassen, sein Bruder Theo hingegen reiste sehr gerne umher. Auch im hohen Alter flog Theo noch häufiger alleine nach Mallorca. Beide hatten einen unglaublichen Humor, mein Großvater Willi vom Schlage eines Heinz Erhardt, Theos Humor war gezielt, konnte auch leicht derb ausfallen. Beide verstanden sich sehr gut, fuhren häufig an Wochenenden gemeinsam in ihre Bottroper Heimat, um Erinnerungen aufzufrischen.

Ich glaube, die Beiden haben sich dort droben eine Menge zu erzählen...

Ich denke an Euch, drücke Euch imaginär, wir sehen uns einst wieder.


Früher Frühling

von Fred Endrikat

Zwischen Februar und März
liegt die große Zeitenwende,
und, man spürt es allerwärts,
mit dem Winter geht’s zu Ende.
Schon beim ersten Sonnenschimmer
steigt der Lenz ins Wartezimmer.
Keiner weiß, wie es geschah,
und auf einmal ist der da.

Manche Knospe wird verschneit
zwar im frühen Lenz auf Erden.
Alles dauert seine Zeit,
nur Geduld, es wird schon werden.
Folgt auch noch ein rauer Schauer,
lacht der Himmel um so blauer.
Leichter schlägt das Menschenherz
zwischen Februar und März.

Fred Endrikat, Schriftsteller, Dichter und Kabarettist, *07.06. 1890 in Nakel an der Netze, Pommern, + 12.08.1942 in München. Seinerzeit galt Endrikat als äußerst populär.

Kerze rot lang
Aschermittwoch Von Andreas Steinhardt am 22.02.2023 um 21:59 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Alfred Lichtenstein.

Die Masken sind gefallen, die Fastenzeit hat begonnen. Sind Sie froh, das der ganze Spuk des Faschings nun ein Ende hat? Oder trauern Sie der närrischen Zeit nach? Mein Opa Wilhelm, die reinste Frohnatur vom Schlage eines Heinz Erhardt, mochte den Karneval überaus gern, wie auch ich. Wilhelm ließ keine Karnevalsveranstaltung aus, ich sehe ihn noch mit buntem Clownshut und Pappnase vor mir. Er erzählte mir gerne, das es eine Gaststätte in seiner Nähe gab, an dem man den Veilchendienstag gen Mitternacht ausklingen ließ, die Masken fielen, ein letztes Glas Bier und einen Korn, die Musik wechselte vom stimmungsvollen Faschingslied zum melancholischen Chanson -

Nun ist er da, der Aschermittwoch, da hilft kein Weh und kein Ach...eine karge Zeit beginnt, je nach dem wie Sie diese annehmen, mit christlichem Hintergrund oder purem Ignorieren. Das ist jedem selbst überlassen. Wilhelm war zwar gläubig, aber nicht der Kirchgänger vor dem Herrn. Läuteten die Glocken, sagte mein Großvater immer gerne: "Der Poppek ruft! (Name des damaligen Pfarrers), rennt nur alle hin, und betet auch für mich. Einer muss ja auf das Haus aufpassen"...so war er, dieser immerzu gut gelaunte Wilhelm.

Die gute Nachricht: In 40 Tagen ist Ostersonntag. Ein überschaubarer Zeitraum, wie auch immer Sie diese kommenden Wochen gestalten, möge es Ihnen gut gelingen!

Aschermittwoch

von Alfred Lichtenstein

Gestern noch ging ich gepudert und süchtig
In der vielbunten tönenden Welt.
Heute ist alles schon lange ersoffen.

Hier ist ein Ding.
Dort ist ein Ding.
Etwas sieht so aus.
Etwas sieht anders aus.
Wie leicht pustet einer die ganze
Blühende Erde aus.

Der Himmel ist kalt und blau.
Oder der Mond ist gelb und platt.
Ein Wald hat viele einzelne Bäume.

Ist nichts mehr zum Weinen.
Ist nichts mehr zum Schreien.
Wo bin ich?

Alfred Lichtenstein, expressionistischer Dichter, * 23.08.1889 in Wilmersdorf (seit 1920 zu Berlin), + 25.09.1914 in Vermandovillers, Nordfrankreich.

Kerze rosa klein
Winternacht Von Andreas Steinhardt am 09.02.2023 um 13:10 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Nikolaus Lenau. Sind Sie dem Winter überdrüssig? Sehnen Sie sich nach dem Frühling? Ich sehe meinen Opa Willi noch vor Augen, wie er im Schatten seines alten Kirschbaumes im Gartenstuhl saß, Stunden. Gern erzählte er mir dort die vielen heiteren Anekdoten aus seinem Leben. Wilhelm murrte aber auch nie über den Herbst, den Winter. Ausgedehnte Spaziergänge, selbst bei Regen und stürmischem Wetter machten ihm nichts aus.

Ich selbst bin ein passioniertes Winterkind, habe aber nichts gegen ein solches Frühlingsbild, nach einem langen und kalten Winter...

Winternacht

von Nikolaus Lenau

Vor Kälte ist die Luft erstarrt,
Es kracht der Schnee von meinen Tritten,
Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart;
Nur fort, nur immer fortgeschritten!

Wie feierlich die Gegend schweigt!
Der Mond bescheint die alten Fichten,
Die, sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,
Den Zweig zurück zur Erde richten.

Frost! friere mir ins Herz hinein,
Tief in das heißbewegte, wilde!
Dass einmal Ruh’ mag drinnen sein,
Wie hier im nächtlichen Gefilde!

Nikolaus Lenau, eigentl. Nikolaus Franz Niembach, Edler von Strehlenau, * 13.08.1802 in Lenauheim (heutiges Rumänien), + 22.08. 1850 in Oberdöbling, heute zur Stadt Wien gehörend.

Eine längere Interpretation des Gedichtes finden Sie auf der Internetseite von Lyrikmond, Wintergedichte, Winternacht.

Kerze türkis hell geschwungen
Januar Von Andreas Steinhardt am 12.01.2023 um 13:10 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Robert Reinick, das meinem sehr humorvollen Großvater Wilhelm sicherlich gefallen hätte:

Januar

Wohin man schaut, nur Schnee und Eis,
Der Himmel grau, die Erde weiß;
Hei, wie der Wind so lustig pfeift,
Hei, wie er in die Backen kneift!
Doch meint er’s mit den Leuten gut,
Erfrischt und stärkt, macht frohen Mut.
Ihr Stubenhocker, schämet euch.
Kommt nur heraus, tut es uns gleich.
Bei Wind und Schnee auf glatter Bahn,
Da hebt erst recht der Jubel an!

Robert Reinick, * 22.02.1805 in Danzig, + 07.02.1852 in Dresden

Kerze rot lang
Herz aus Stein Von Andreas Steinhardt am 07.01.2023 um 12:43 | melden

Diese Gedenkerze ist nicht nur Wilhelm gewidmet, sondern auch seinem erstgeborenem Enkel Axel, meinem Bruder, den wir heute vor einem Jahr zu Grabe trugen.

Es war ein sehr trüber Tag, noch lange standen wir alle nach der Trauerzeremonie auf dem Friedhof, unterhielten uns mit lange Zeit nicht mehr gesehenen Verwandten. Es wurde zur Überraschung kein Trauercafé organisiert. Alle Gespräche fanden vor der Trauerhalle statt, auf Abstand im großen Kreis, mit FFP2 Masken. Ein surrealer Tag, an dem viele Wunden der Vergangenheit, einer schon ewig entzweiten Familie, versucht wurden, aufzuarbeiten. Dies gelang nur zum Teil. Bisher haben wir uns nicht wiedergesehen. Meine mehrfachen, späteren Versuche diesbezüglich verliefen im Sande und Nachrichen blieben unbeantwortet. Es lag gewiss nicht an mir, ich bin immer zur Aussöhnung bereit, kann mich undrehen, und wir fangen neu an.
Diese Gabe ist nicht jedem gegeben, wenn man ein Herz aus Stein besitzt.

Wilhelm, der so fröhliche, heitere Mann wäre auch vor den Kopf gestoßen gewesenen bei soviel Gefühlskälte.

Ein enger Verwandter sagte nach der Trauerfeier, so wurde es mir übermittelt: "es kommt alles zu spät" - für mich ist es nie zu spät,
neu anzufangen.



"Die Toten sind nicht tot, sie sind nur nicht mehr sichtbar. Sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer"

Aurelius Augustinus (auch Augustinus von Hippo, Hl. Augustinus, Bischof von Rom)

Kerze lila geschwungen
Gedanken zum Jahreswechsel Von Andreas Steinhardt am 31.12.2022 um 23:06 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht zum Jahreswechsel von Hoffmann von Fallersleben.

Wie feiern Sie diesen Jahreswechsel? Was das Zeug hält? Oder eher besinnlich, was alles in 2022 war und im nächsten Jahr da kommen wird? Denken wir daran, wenn wir eine Rakete zünden an die Menschen in der Ukraine, denen die Raketen auch heute Nacht um die Ohren fliegen? Ist Ihnen nach Feiern zumute? Nein, oder gerade erst recht?
Den Besuchern von Wilhelms Gedenkseite wünsche ich ein friedvolles, gesundes Jahr 2023. Bleiben wir trotz allem zuversichtlich!

Er ist der letzte von zwölf Brüdern,
Des Jahres Pforte schließt er zu.
Was du gewonnen hast an Gütern
Und was verloren, zähle du!
Doch wäge strenger und besonnen,
Und schließ genaue Rechnung ab,
Was du an Weisheit hast gewonnen,
Und was an Torheit sich ergab.

Kerze hellgrün geschwungen
Weihnachten mit den Großeltern Von Andreas Steinhardt am 25.12.2022 um 16:43 | melden

Was wäre ein Heiliger Abend, ein Weihnachten ohne unseren so humorvollen Opa Wilhelm gewesen! Und meine liebe, gute Oma!

Wir sehr freute ich mich als Kind auf die Großeltern, wenn ich am Nachmittag des 24. Dezembers am Wohnzimmerfenster saß
um Ausschau zu halten, ob nicht schon die Großeltern, aus dem benachbarten Stadtteil Rentfort laufend, zu sehen waren. "Oma! Opa!" Ich stürmte ihnen entgegen, riss an beiden rum und neugierig lukte ich in die Taschen der Großmutter, um einen Blick auf die bunt verpackten Geschenke zur erhaschen.

"Noch 2 Stunden bis zur Bescherung! Nicht auszuhalten!" dachte ich mir als Kind...was hätte ich dafür gegeben, wenigstens zu erahnen, welche Geschenke denn die Großeltern da für mich so schön verpackt hatten...auch wenn es dann keine Überraschung mehr gewesen wäre, das ist dem vor Neugier platzenden Kind aber wirklich völlig egal...

Noch immer sitzt bei mir auf der Couch der kleine braune Stoffhund, welchen mir Oma & Opa zur Weihnacht 1978 (ich war 8 Jahre alt) schenkten. Ein ganz wertvolles Andenken!

Weihnachten ohne die Großeltern? Unvorstellbar. Und doch war es eines Tages so weit, das der Opa nicht mehr dabei war, später auch
die Oma...

Ich danke Euch für so viele unvergesslich schöne Heilige Abende, Weihnachten mit Euch! Ich denke auch dieser Weihnacht ganz fest an Euch.

Allen Lesern von Theresias Gedenkseite wünsche ich eine friedvolle Weihnacht. Feiern Sie noch mit Ihren Eltern? Gar Ihren Großeltern? Sehen sie dies als ganz wertvolles Geschenk an. Genießen sie es, auch wenn es manchmal, auch an Tagen wie diesem, mehr als nur eine Meinung gab. Irgendwann bleibt uns nur noch die Eri

Kerze rot lang
Geburtstag und Todestag von Wilhelms ältestem Enkel Von Andreas Steinhardt am 13.12.2022 um 14:33 | melden

Diese Gedenkerze ist Wilhelm und seinem ältesten Enkel, meinem Bruder Axel gewidmet, der vor nunmehr einem Jahr, einen Tag nach seinem 70. Geburtstag verstarb.

Mehr über Axels Leben finden Sie zur aktuellen Gedenkkerze von Wilhelms Tochter Gerda Steinhardt. Aus familiären Gründen habe ich noch keine Gedenkseite für Axel erstellen können.

Dort oben, im Land des Lichtes und der Sonne werden sich mein sehr heiterer Großvater und mein lieber, humorvoller Bruder viel zu erzählen haben...einst freue ich mich, mit ihnen wieder zu lachen, wenn alle Tränen getrocknet sind, im ewigen Glück.

Kerze rosa geschwungen
Erneuter Trauerfall Von Andreas Steinhardt am 19.11.2022 um 00:04 | melden

Erneut haben wir einen Todesfall zu beklagen. Der sechste seit letztem Dezember.

Diese Gedenkerze ist Wilhelm und auch Werner gewidmet.

Gute Reise, Werner! Du bist jetzt bei Deiner Ruth.

Sein Humor erinnerte mich schon stark an meinen Großvater Wilhelm.

Sein irdisches Licht ist erloschen, sein ewiges Licht leuchtet hell. Es strahlt in unsere Herzen hinein.




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Kerze grau-blau Grabkerze
Allerseelen Von Andreas Steinhardt am 01.11.2022 um 21:24 | melden

Zu den beiden Gedenktagen Allerheiligen und Allerseelen ein Gedicht von Hermann von Gilm zu Rosenegg*)

Allerseelen

Stell’ auf den Tisch die duftenden Reseden,
Die letzten roten Astern trag’ herbei
Und laß uns wieder von der Liebe reden,
Wie einst im Mai.

Gieb mir die Hand, daß ich sie heimlich drücke,
Und wenn man’s sieht, mir ist es einerlei;
Gieb mir nur einen deiner süßen Blicke,
Wie einst im Mai.

Es blüht und funkelt heut auf jedem Grabe,
Ein Tag im Jahre ist den Toten frei;
Komm’ an mein Herz, daß ich dich wieder habe,
Wie einst im Mai.

*) Hermann von Gilm zu Rosenegg, * 01. Nov 1812 Innsbruck, + 31. Mai 1864 in Linz

Kerze rot lang
Lied im Herbst Von Andreas Steinhardt am 23.10.2022 um 16:46 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von "Klabund" *)

Für den humorvollsten Menschen, den ich persönlich kannte.

Lied im Herbst

Wie Krieger in Zinnober
Stehn Bäume auf der Wacht.
Ich taumle durch Oktober
Und Nacht.

Blut klebt an meinem Rocke.
Mein Weg ist weit und lang.
Des Tales dunkle Glocke
Verklang.

Auf einem schwarzen Pferde
Reit ich von Stern zu Stern.
Die Sonne und die Erde
Sind fern.

Ich bin von vielen Winden
Zu Gott emporgereicht.
Werd ich den Frühling finden?
Vielleicht ...

*) "Klabund", eigentlich Alfred Georg Hermann Henschke, das Pseudonym ist eine Zusammensetzung aus "Klabautermann und Vagabund", geb. 04.11.1890 in Crossen/Oder, BRB, verst. 14.08.1928
in Davos, Graubünden, CH

Kerze hellgrün geschwungen
Lied im Oktober Von Andreas Steinhardt am 02.10.2022 um 23:50 | melden

Zur Gedenkerze ein Gedicht von Guido Zernatto, österr. Schriftsteller, 1903-1943

Lied im Oktober

Wenn ich jetzt in meinem Garten
Bei den blassen Astern stehe,
Oder zugeknöpft und fröstelnd
Durch die leeren Felder gehe,

Wenn ich irgendwo am Wegrand
Einen toten Maulwurf sehe,
Spüre ich und fühl’s gewaltig:
Ja, der Herbst ist in der Nähe!

Ja, der Herbst ist in der Nähe
Und der Winter und die Ruh!
Und jetzt fließen alle Zeiten
Sänftlich ihrer Mündung zu.

Kerze lila geschwungen
Gedicht Atemloser August Von Andreas Steinhardt am 13.08.2022 um 00:12 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Dauthendey, welches ganz gut zum Vollmond und dem derzeitigen Meteoritenschauer passt.

Diese Gedenkkerze widme ich meinem Großvater Wilhelm und meinem Bruder Axel.

Atemloser August

von

Max Dauthendey

Sommermonde machen Stroh aus Erde,
Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde,
Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden,
Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen.
Blumen nahen sich mit großen Köpfen, und scharlachen,
Blau und grün und gelb ist das Gartenbeet, hell zum Greifen,
Als ob grell mit Pfauenschweifen ein Komet vorüberweht.
Und mein Blut, das atemlos bei den sieben Farbenstreifen stille steht,
Fragt sich: wenn die Blum, Baum und Felder sich verschieben,
Ob zwei Menschen, wenn die Welt vergeht,
Zweie, die sich lieben, nicht von allen Wundern übrig blieben.

Max Dauthendey, * 25.07. 1860 in Würzburg, + 29.08.1918 in Malang, Indonesien

Kerze rot lang
Sommer Von Andreas Steinhardt am 25.07.2022 um 23:05 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Goethe, welches ich in meines Großvaters altem Goethe-Büchlein fand.

Sommer
von
Johann Wolfgang von Goethe

Der Sommer folgt. Es wachsen Tag und Hitze, und von den Auen dränget uns die Glut
doch dort am Wasserfall, am Felsensitze erquickt ein Trunk, erfrischt ein Wort das Blut.
Der Donner rollt, schon kreuzen sich die Blitze, die Höhle wölbt sich auf zur sichern Hut, dem Tosen nach kracht schnell ein knatternd Schmettern
doch Liebe lächelt unter Sturm und Wettern.

Kerze hellgrün geschwungen
Wilhelm starb wie ein Held Von Andreas Steinhardt am 27.06.2022 um 23:20 | melden

Vor 29 Jahren starb Wilhelm im Alter von 89 Jahren nach kurzer Krankheit im Hospital. Er war ein äußerst humorvoller Großvater, der immer einen Scherz auf den Lippen hatte, immer sehr heitere Anekdoten erzählte. Als 1979 der amerik. Schauspieler John Wayne starb, titelte eine große deutsche Gazette die Schlagzeile: "Er starb wie ein Held" - Wilhelm sagte zu mir: "Das werden sie über mich nicht schreiben, wenn ich einmal sterbe!" - doch, Opa, Du bist wie ein Held gestorben, mit einem Lächeln im Gesicht, einem letzten Scherz auf den Lippen und ohne Furcht...

...und es wurde doch über Dich geschrieben:
"Wilhelm Remiorz starb wie ein Held"

Kerze rosa geschwungen
Trauerfeier an Wilhelms Geburtstag Von Andreas Steinhardt am 27.05.2022 um 22:04 | melden

Heute jährt sich der 118. Geburtstag meines Opa Willi" Gleichzeitig trugen wir heute die Mutter meiner Partnerin zu Grabe, die am letzten Samstag im Universitätsklinikum Bonn verstorben ist. Die Eindrücke wirken nach, aufgrund ihres hohen Bekanntheitsgrades war es schon eine Art von Staatsbegräbnis. Einer größeren Trauereier wohnte ich noch nicht bei. Die Gedenkkerze ist heute nicht nur meinem Großvater, auch Maria Johanna gewidmet.

Kerze grau-blau Grabkerze