Winfried
Bakalski

Von Roland Bakalski 05.11.2023 um 15:16 Uhr | melden

Mein lieber Winny,

Heute Abend jährt sich die Katastrophe zum vierten Mal. Vier Jahre ist es nun schon her, dass Du einfach so, ohne jede Vorwarnung, ohne jede zweite Chance aus dem Leben gerissen wurdest. Ein Leben voller Arbeit und Mühe, aber ein sehr inspirierendes, und auch eines, in dem Du wahnsinnig viel geschafft hast. Nicht nur für Dich alleine!
Du hast noch immer für jeden Tag so viele Spuren hinterlassen..... Aber ja, nach wie vor drückt täglich die Leere, seit dem Abend, an dem Du ohne jede Vorwarnung von einem Moment auf den anderen nicht mehr da bist. Viele Deiner Baustellen haben Mami, Papi und ich noch immer in täglicher Bearbeitung....Es kostet alles sehr viel Kraft, und noch immer kann man noch immer nicht loslassen. So viele Gegenstände und Bilder, die an Dich erinnern. Wir haben es eigentlich bis zum heutigen Tag nicht verarbeitet. Die Gewissheit, dass sich unsere Wege nie mehr kreuzen werden - zumindest nicht im Rahmen unseres hiesigen Daseins, ist für mich noch immer nicht greifbar. Noch immer können wir nicht glauben, was am 5.11.2019 passiert ist. Man wird nie verstehen, ob es zu verhindern war. Was haben wir, was hast Du übersehen? Am Ende hilft es alles nichts. Du wirst nie wieder zurückkommen. So viel ist klar. Einziger Trost bleibt, dass Du nicht lange leiden musstest. Ich kann auch nicht sagen, dass Du bisher viel Gutes und Schönes verpasst hast. Seit Du weg bist, ist sprichwörtlich auch alles andere, was nichts mit Dir zu tun hat, ziemlich unwirtlich, grau und unfriedlich geworden. Man kann nur hoffen, dass es da wo Du jetzt vielleicht bist, anders zugeht, und wir hier auf Erden auch irgendwann mal zur Vernunft kommen, und uns ums Wesentliche kümmern.....
Sehr fehlt mir Dein Geist, Dein Talent, und ja, Deine Anwesenheit, auch wenn über viele Jahre ja doch aus einiger Distanz. Sehr tröstet mich auch, dass Du durchaus ganz tolle Freunde und Kollegen hattest! Mit einigen stehe ich in unregelmäßigem Kontakt, und wir tauschen uns über Dich, und was Dich ausmachte aus. Auch da hast Du bleibende Spuren hinterlassen. Nur wer vergessen ist, ist wirklich tot!

Mit den Jahren trägt man so manche Katastrophe mit mehr Fassung. Das heutige Datum - der 5. November wird bis ans Ende meiner Tage ein dunkler Tag bleiben. Vielleicht werden noch viele Jahre vergehen, aber es ist auch ein Datum der Dankbarkeit, dass Du da warst, dass es Dich gab. Ich meine auch, dass Du es nicht gewollt hättest, wenn wir aus Trauer alles hinwerfen und aufgeben. Genau das hat Dich ausgemacht: Immer weiter, immer besser, aufstehen, dranbleiben, neugierig bleiben! Somit gedenke ich Dir heute mit Haltung, Dankbarkeit, aber eben auch einer gewissen Wehmut, die ich nicht verdrängen kann, und auch nicht will. Es geht mir nicht gut, und es fällt nach wie vor schwer, nicht in allem Schlimmes zu erwarten, und Schlechtes zu sehen. Viel zu wenig noch achtet man auf kleine und schöne Dinge. Sehr ungesund..... Nun, ich muss aufpassen, dass es auch hier nicht zum Äußersten kommt. Das kann ich Mami und Papi, und auch Moni nicht antun. Die Welt in der wir sind, hat auch viel Schönes zu bieten. Aber man muss es auch schön sein lassen. Hoffentlich finde ich zunehmend und möglichst bald dauerhaft die Kraft, das auch wieder leichter wahrzunehmen. Ich muss es zulassen, ich muss loslassen. Es hat uns wirklich sehr vieles verbunden! Sehr schade, dass unsere Zeit für immer vorbei ist. Sehr sehr schade.... Eine tiefe Wunde, eine Narbe, die für immer bleibt.
Nun hoffe ich, Deine Seele ruht umgeben von Wärme und Liebe. Ich hoffe, Gedanken an Dich unterstützen dies, und Du kannst es wahrnehmen. Du bleibst unvergessen!

Dir zum Gedenken an Deinem und unserem großen Unglückstag zünde ich nun eine Kerze an.

Dein Roland