Von Andreas Steinhardt 27.05.2022 um 23:19 Uhr | melden
Heute jährt sich der 118. Geburtstag meines Großvaters Wilhelm, Gerdas Vater. Zugleich trugen wir heute die Mutter meiner Partnerin zu Grabe. Maria Johanna verstarb am letzten Samstag im Universitätsklinikum Bonn. Die Trauerfeier war die Größte, an der ich jemals teilnahm. Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades der Verstorbenen glich es für mich einem Staatsbegräbnis, aufgrund der Größe der Trauergemeinde, der Dauer der Zeremonien in der Kirche und des Friedhofs wie dem Aufwand der musikalischen Gestaltung, der unglaublich langen Trauerrede des Zelebranten, eine Laudatio an eine überaus kirchlich und sozial engagierten Frau, die unermüdlich Spenden sammelte für ein besonderes soziales Projekt. Als während der Zeremonie das Lied Halleluja von Leonard Cohen gespielt wurde, flossen bei vielen Trauergästen die Tränen. Die Herzen flogen Maria nur so zu. Es erinnerte viel an das Begräbnis meiner Mutter Gerda. Vielleicht war es nicht ganz so pompös wie die heutige Begräbnisfeier, aber es gibt schon Parallelen. Die Mutter meiner Partnerin war eine herzensgute Frau, die immer lächelte, die sich immer in den Hintergrund stellte, sie stellte sich gerne hinten an, in der dritten Reihe, weit im Hintergrund, und wirkte im Stillen für die Ärmsten der Armen - in Südamerika. Was eine außergewöhnliche Frau. Was ein Vorbild. Leider fehlt mir die Berechtigung, für Maria eine Gedenkseite zu gestalten. In diesem Fall respektiere ich auch die Bedenken der leiblichen Verwandten. Ja, für Maria Johanna wäre ein mehr als regional begrenzter Bekanntheitsgrad gar nichts gewesen. Nein, lieber im Schatten stehen. Dort helfen wo etwas Licht nötig ist. Maria, mittlerweile über 80 Jahre alt gewesen, fragte mich öfter, ob sie bereits im Internet zu finden sei. Nein, entgegnete ich. Sie wollte das kleine Schräubchen bleiben, nicht die Maschine. Nicht so groß bekannt, aber im Hintergrund Gutes tun. Was ein Mensch. Diese Gedenkkerze ist damit ihr und natürlich auch Gerda gewidmet. Schade, das sich ihre Wege nie gekreuzt haben. Mein besonderer Dank gilt heute den beiden Zelebranten der Trauerfeier wie den Aktiven der musikalischen Gestaltung. Man kann es nicht schöner, außergewöhnlicher gestalten. Wir werden uns noch persönlich dafür bedanken.





